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Start 2016 November

Monatsarchive: November 2016

UPDATE — Ärger um Nestlé-Schließung: Gewerkschaft droht mit Protesten – Ebling schreibt an Nestlé

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Ärger bei Nestlé: Belegschaft und Gewerkschaften sind stinksauer auf die Geschäftsführung. Der Grund: Die Werksleitung halte sich nicht an ihre Zusagen, der Belegschaft im Zusammenhang mit der Werksschließung Ende 2017 tatsächlich zu helfen. Nun schaltete sich Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ein und mahnte die Unternehmensführung, sich an ihre Zusage sozialverträglicher Regelungen zu halten. Die Linke begrüßte das, fürchtete aber auch, „das politische Gewicht des Oberbürgermeisters werde hier keine entscheidende Rolle spielen.“ Die Gewerkschaften drohen unterdessen mit Produktionsstillegungen noch in diesem Jahr.

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Der Produzent des Schokogetränks Nesquik will sein Werk in Mainz bis Ende 2017 schließen

„Nestlé hat viel versprochen, hält aber nichts“, sagte Guido Noll, bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten für Nestlé zuständig, im Gespräch mit Mainz&: Fünf Verhandlungsrunden habe es bereits über den Sozialplan gegeben, auf dem Tisch liege praktisch nichts. Die Gewerkschaft droht nun mit Störungen der Produktion: Schon vor der nächsten Verhandlungsrunde am 19. Dezember werde es Proteste und Produktionsausfälle geben, sagte Noll.

Nestlé will Ende 2017 Werk nach fast 60 Jahren schließen

Der Kaffeeproduzent Nestlé hatte im März völlig überraschend angekündigt, sein Traditionswerk in Mainz-Mombach Ende 2017 schließen zu wollen. Das 1958 gebaute Mainzer Werk entspreche nicht mehr den heutigen Erfordernissen einer modernen, effizienten Kaffeeproduktion, teilte der Konzern mit, eine Modernisierung erscheine Gutachten zufolge unwirtschaftlich. Die Gewerkschaft wirft dem Konzern vor, die Modernisierung des Gebäudes jahrelang vernachlässigt zu haben. „Man hat jahrelang nur Gewinne rausgezogen“, sagte Noll, deshalb sei das Werk nun „in so einem Zustand, dass die Verkehrssicherheit praktisch nicht mehr gewährleistet ist.“

Nestlé sei zudem nicht bereit, Alternativen zur Werksschließung zu diskutieren, sagte Noll weiter: „Wir haben diverse Vorschläge gemacht, wie es gehen könnte.“ Stattdessen wolle der Konzern offenbar die Produktion der in Mainz hergestellten Produkte nach Spanien und Frankreich verlagern. In seiner ersten Mitteilung hatte Nestlé selbst das neu eröffnete Werk in Schwerin erwähnt, das ausgebaut werden solle. In Mainz war die Ankündigung von der Schließung des Mainzer Werks mit Entsetzen und Überraschung aufgenommen worden, rund 380 Menschen droht ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Gewerkschaft: Keine Einigung über Abfindungen, Teilzeit, Sozialplan

Nestlé hatte danach eigentlich angekündigt, den Mitarbeitern helfen und ihnen neue, gleichwertige Arbeitsplätze im Konzern anbieten zu wollen. „Nestlé macht aber von seinen Versprechungen nicht wirklich etwas wahr“, sagte Noll nun. So seien Bewerbungen Mainzer Mitarbeiter an anderen Produktionsorten behandelt worden wie die von Werksfremden, das sei „seltsam“. Auch habe Nestlé in den bislang fünf Verhandlungsrunden über einen Sozialplan sowie über Abfindungen keine konkreten Angebote gemacht.

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Nestlé-Werbung: Für 380 Angestellte in Mainz inzwischen ein Hohn

„Wir haben weder eine Einigung, wie hoch die Ausgestaltung der Transfergesellschaft ist, noch wer in Altersteilzeit gehen kann“, klagte Noll. Nicht einmal ein Angebot gebe es da. Die Mitarbeiter wüssten nicht, ob sie Gehaltseinbußen hätten, wenn sie intern den Arbeitsplatz wechselten. „Sie sagen etwas über die Höhe des Sozialplans, das ist aber zu wenig“, kritisiert Noll. Auch gebe es keine Informationen über den geordneten Rückzug nach dem 31.12.2017, auch das sei „seltsam.“ Stattdessen zahle Nestlé Prämien und Anreize, damit die Mitarbeiter auch ja bis zum letzten Tag blieben. „Sie haben eine Art Halteprämie geboten, die soll aber auf den Sozialplan angerechnet werden“, sagt Noll: „Nestlé will die Menschen zwingen, bis zum 31.12. zu bleiben.“

Grund sei, so vermutet der Gewerkschafter, dass die Kapazitäten in den Werken im Ausland nicht frühzeitig genug fertig würden, dem Konzern daher Einbußen drohten, wenn die Produktion in Mainz schon vor Werksende reduziert werde. Das aber gehe doch nicht, sagte Noll: Wer wisse, dass er ab Januar arbeitslos sei, müsse doch Jobs auch vor Jahresschluss annehmen können. „Wenn ich eine Perspektive schon für Juni habe, bleibe ich doch nicht“, sagte Noll. Das aber solle sich dann negativ auf die Abfindung auswirken. „Die Leute sind stinksauer“, betonte Noll.

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Das Nestlé-Werk in Mainz von der Schiersteiner Brücke aus gesehen – Foto: gik

Aufruf zur Solidarität mit Nestlé

Offenbar gilt das auch für andere Gewerkschafter: In der Szene kursiert ein Aufruf zur Unterstützung der Nestlé-Beschäftigten, der Mainz& vorliegt. Nestlé habe „bei der Verkündung der Schließungsentscheidung noch allen Mitarbeitern eine gleichwertige Anschlussbeschäftigung im Nestlé-Konzern an nahen Standorten und großzügige Lösungen bei den Sozialplanbedingungen versprochen“, heißt es darin. Davon sei aber nichts mehr übrig. Statt der Zukunft der Beschäftigten und fairen Sozialplanlösungen gehe es nur noch darum, dass „die Beschäftigten bis auf den letzten ‚Drücker‘ zur Gewinnmaximierung beitragen“ sollten.

„Wir wollen eine anständige Abfindung, weil die Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren“, sagte Noll. Die Gewerkschaft werde nun mit Aktionen die Produktion stören, damit der Druck bis zur Konzernzentrale in der Schweiz reiche. „Die müssen merken, dass sie sich verkalkuliert haben“, sagte Noll, „man kriegt sie nur am Geldbeutel.“

Auch der Grünen-Stadtrat Daniel Köbler mahnte am Montag, Nestlé müsse Wort halten. „Jahrelang hat Nestlé in Mainz gute Gewinne erzielt“, sagte Köbler. Es könne nicht sein, dass der Weltkonzern erst das Mainzer Werk herunterwirtschafte, die Angestellten „auf den letzten Metern noch zur Gewinnmaximierung voll herangezogen werden, aber ein echter Sozialplan nicht umgesetzt wird.“ Einem der größten Unternehmen der Welt mit Milliardengewinnen „steht das schlecht zu Gesicht“, fügte Köbler hinzu.

Ebling: Nestlé fährt entgegen seiner Zusagen „harten Kurs“

Und auch OB Ebling zeigte sich deutlich irritiert aus die Nachrichten von den Verhandlungen. Die Beschäftigten und ihre Arbeitnehmervertretung hätten offensichtlich nicht den Eindruck gewonnen, „dass die laufenden Gespräche zu Interessensausgleich und Sozialplan den Willen zur ,konstruktiven Lösung‘ arbeitgeberseitig zum Ziel“ hätten. Die Vorstandsvorsitzende der Nestlé Deutschland AG, Béatrice Guillaume-Grabisch, habe ihm aber persönlich in einem Schreiben im März 2016 mitgeteilt, man habe dem Betriebsrat „fest zugesagt, gemeinsam mit ihm an einer konstruktiven Lösung für unsere Mitarbeiter zu arbeiten.“ Das stelle sich derzeit aber anders da, so der OB.

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Das Werk von Nestlé in Mainz aus der Luft – Foto: Nestlé

So habe Guillaume-Grabisch im damaligen Brief selbst die Aufforderung an alle Nestlé-Werke kommuniziert, „frei werdende Stellen für Mitarbeiter aus Mainz freizuhalten.“ Es sei für Außenstehende deshalb „nur schwer nachvollziehbar“, dass von einer Kündigung betroffene Mitarbeiter bei Bewerbungen im Nestlé-Konzern ein reguläres Bewerbungsverfahren durchlaufen müssten, kritisierte Ebling: „Interne Bewerbungsverfahren unter den genannten Vorzeichen stelle ich mir etwas anders vor.“ Auch in der Höhe der Abfindungen oder bei zugesagten „großzügigen Regelungen zu einer Altersteilzeit“ sei der Eindruck entstanden, es werde „auf Zeit gespielt, um gegebenenfalls Abfindungen zu vermeiden“, schrieb Ebling weiter, das stehe aber „ganz im Gegensatz zu Ihrer damaligen Einschätzung“, dass zwei Jahre bis zur Schließung den nötigen Spielraum gäben.

„Bei allem Verständnis für harte Verhandlungen um einen ausgeglichenen Sozialplan scheint mir der Eindruck zu entstehen, die Konzernspitze halte es mit ihrer Wertschätzung für die betroffenen Beschäftigten nicht ganz so wie öffentlich dargestellt“, kritisierte Ebling weiter, der Konzern scheine vielmehr „einen harten Kurs“ zu fahren. Er erwarte aber, „dass ein Unternehmen in dieser Größenordnung – in enger Absprache mit der Arbeitnehmervertretung – angemessene Lösungen für alle Beschäftigten sowie die Auszubildenden entwickelt und anbietet, um die von den Betroffenen nicht zu vertretende Schließung sozial angemessen abzufedern.“

Linke: Politisches Gewicht des OB eher begrenzt

Die Linke begrüßte es, dass sich Ebling in den Konflikt einschalte, die Angestellten bräuchten nun die Solidarität der Stadt. Es sei „schlimm genug“, dass Nestlé das Mainzer Werk nach jahrelanger Vernachlässigung jetzt einfach aufgebe, sagte Linken-Kreischef Tupac Orellana: „Dass der Konzern jetzt aber noch die Arbeiter mit Blockade verhöhnt, und sie über die Zukunft im Dunkel lässt, ist eine Unverschämtheit.“ Da sich Nestlé aber offenbar von der Schließung  nicht abbringen lasse sei zu befürchten, „dass das politische Gewicht des Oberbürgermeisters hier keine entscheidende Rolle spielt“. fügte er hinzu. Der „unverantwortliche Abgang auf dem Rücken der Angestellten“ müsse von Ebling in den Städtetag getragen werden, forderte Orellana weiter. Die Kommunen müssen ihre Kräfte bündeln, um dem „Gutdünken von Konzernen“ entgegentreten zu können.

Info& auf Mainz&: Unseren Bericht über die Ankündigung der Werksschließung von Nestlé findet Ihr hier bei Mainz&.

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Schiersteiner Brücke: Neue Brückenhälfte erst im Spätsommer 2017 fertig – Teilstück eingeschwommen

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Es ist ein permanentes Ärgernis: Die Engstelle auf der Schiersteiner Brücke von Mainz Richtung Wiesbaden ist zum dauerhaften Staupropfen für das ganze westliche Rhein-Main-Gebiet geworden. Nun verzögert sich auch der Bau der Schiersteiner Brücke noch um mehr als ein halbes Jahr: Erst im Spätsommer 2017 wird die neue Brückenhälfte neben der alten Schiersteiner Brücke fertig, räumte der Straßenbaubetrieb Hessen Mobil nun ein. Grund dafür ist auch ein neues, 120 Meter langes Brückenteilstück, das nun über den Rhein an Ort und Stelle geschoben wurde. Die Engstelle auf Mainzer Seite soll allerdings „schon“ im Frühjahr 2017 entschärft werden.

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Warten aufs Anheben: Das neue Brückenteilstück über dem Rhein an der Schiersteiner Brücke – Foto: gik

Es war eine wahrhaft spektakuläre Aktion: Ein 2.000 Tonnen schweres, komplett fertiges Brückenstück schwebte am Montag quer über den Rhein und den Mombacher Rheinarm stromauf in Richtung Schiersteiner Brücke. Es war ein 120 Meter langes Teilstück des neuen Brückenbauwerks, das vom Schiersteiner Ufer an seinen Bestimmungsort gebracht wurde. Fotos davon haben wir leider nicht – Hessen Mobil informierte die Presse leider erst am Montagvormittag, als die Brücke schon fast den Rhein überquert hatte.

„Wir mussten schnell reagieren und wussten selbst erst am Montagfrüh, dass der Transport klappt“, sagte Alexander Pilz von Hessen Mobil am Dienstag Mainz&: „Wir lagen zwei Monate mit der fertigen Brücke in Wartestellung.“ Der Grund: Wasser gefüllte Pontons trugen das Brückenteilstück über den Rhein, die Schwimmkörper ragen aber bis zu 2,50 Meter tief ins Wasser hinab, um das Gewicht der Brücke tragen zu können. Um die Pontons einsetzen zu können, brauchte es einen Mindestwasserstand von drei Metern im Rhein – und der war die vergangenen Wochen nicht gegeben. So lag die fertige Brücke zwei Monate lang in Wartestellung am Ufer, am Montag dann  passte alles – und Hessen Mobil startete die dreitägige Aktion.

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Brückenteil auf Ponton, in Position zum Einbau in die neue Schiersteiner Brücke – Foto: gik

„Wir mussten um die Rettbergsaue in den Mombacher Rheinarm fahren“, erklärte Pilz. Am Montag schwamm das komplette Brückenstück gegen die Strömung langsam in seine Position zwischen Mombacher Ufer und Rettbergsaue. „Es ging alles sehr schnell“, sagte Pilz zufrieden – bereits Dienstagfrüh lag das neue Brückenstück richtig in Position auf dem Rheinarm. Die letzten Meter wurde der Koloss von Seilen gezogen, damit könne man ihn bessern steuern, erklärte Pilz.

Auf die richtige Höhe wurde das Brückenteil auf den Pontons dann erst einmal durch Stahlelemente gebracht, die einzeln unter die Brücke geschoben wurden. „Das war wie Bierkisten unterschieben“, sagte Pilz schmunzelnd. Am Dienstagmittag übernahmen Litzenheber, riesige Stahlseilzüge, das Anheben der Brücke um weitere sechs Meter auf die Fahrbahnhöhe. Dabei hakte es zunächst – es hatten sich wohl Stahlseile an einem Punkt irgendwie verklemmt. Sobald die Litzenheber greifen, sollte das Brückenteil in 50-Zentimeter-Schritten angehoben werden, das werde einige Stunden dauern, sagte Pilz.

Danach werden beide Enden der Hohlkörper verschweißt, damit sich die Brücke selbst trägt. Dann folgt die Ausstattung der Brücke mit Fahrbahnbelag und Straßenausstattung wie Geländer, Fuß- und Radweg. Am Ende wird die neue Brücke über den Rhein drei Fahrspuren tragen, auch wenn das derzeit noch gar nicht so aussieht. Die zweimonatige Wartezeit aufs Einschwimmen habe aber maßgeblich zu der Verzögerung der Fertigstellung beigetragen, sagte Pilz. Dazu kam das Wetter: Weil es zuerst zu nass und dann zu heiß war, konnte der Korrosionsschutz nicht aufgetragen werden. Dazu hätten weitere kleinere Sachen sich in der Summe zu dem neuen Abschlussdatum summiert.

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So soll die neue Zwischenlösung aussehen: Über das Teilstück West des Herzstücks soll ab Frühjahr 2017 wieder Verkehr rollen. Das wird derzeit aber noch geprüft. Derzeit rollt der Verkehr nur über Ost. – Grafik: LBM

Die Engstelle auf rheinland-pfälzischer Seite soll aber nach Möglichkeit bereits im Frühjahr 2017 entschärft werden: Derzeit werde die Statik des mittleren „Herzstücks“ geprüft, sagte Pilz. Das war genau der Teil, der bei dem Brückenunfall im Februar 2015 abgesackt und beschädigt worden war. Seither hat der Landesbetrieb in Rheinland-Pfalz das alte marode Herzstück unterfüttert, der Verkehr rollte derzeit nur über die südliche Mainzer Hälfte. Wenn auch über den mittleren Teil des Übergangsstücks zwischen Brücke und Vorlandbrücke Verkehr rollen könnte, würde Raum gewonnen – dann könnten wieder zwei volle Fahrspuren von Gonsenheim aus Richtung Wiesbaden führen.

Info& auf Mainz&: Auf Mainz& findet Ihr eine umfangreiche Berichterstattung zur Schiersteiner Brücke und dem Bauunfall im Februar 2015, der eine ganze Region lahm legte – einfach in der Suchmaske mal „Schiersteiner“ eingeben. Einen Artikel über die Fahrspurregelung in Mombach findet Ihr hier. Den Bericht zum Gutachten über die Ursache des Bauunfalls im Februar gibt es übrigens hier, einen zu Verzögerungen auf hessischer Seite hier.  Zu den Informationen des Landesbetriebs Verkehr geht’s hier entlang.

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Historischer Grenzstein in Zahlbach erinnert an Franzosen in Mainz – Einweihung Dienstag

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Es ist ein kleiner, auf den ersten Blick unscheinbarer Stein, der da am Rande von Zahlbach direkt am Aufgang zur Oberstadt steht. Doch der kleine Sandstein erinnert an große Geschichte, an Napoleon, die Franzosen, den Hauptfriedhof und eine Zeit, in der Mainz grundlegend neu geordnet wurde: Der historische Grenzstein markierte die Eingemeindung von Zahlbach nach Mainz im Jahr 1805. Für 125 Jahre gehörten Zahlbach und Bretzenheim, zwei eng verbundene Mainzer Stadtteile, zu getrennten Gemeinden. Nun wird die alte Wegmarke dem Vergessen entrissen und mit einer Stele gewürdigt.

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Kleiner Grenzstein, große Bedeutung: Die mehr als 200 Jahre alte Wegmarke markierte einst die Stadtgrenze von Mainz – Foto: gik

Es begann alles im Jahr 2012 mit einer Email an die Stadt Mainz an. „Es war Freitag, der 13. April“, erinnerte sich die Ortsvorsteherin der Oberstadt, Ursula Beyer (SPD), „eigentlich ja kein gutes Omen…“ Doch auch wenn es geschlagene viereinhalb Jahre dauerte: Es gab ein gutes Ende. Am Dienstag wurde in Mainz-Zahlbach am Aufgang zum Milchpfad eine neue Stele des „Historischen Mainz“ eingeweiht. Sie markiert nun einen mehr als 200 jahre alten Stein am Wegesrand: einen alten Grenzstein aus der Zeit der Franzosen.

Kaum kniehoch, ist der rötliche Sandstein doch ein Dokument für die Folgen einer europäischen Epochenwende: Die Französische Revolution. Die begann 1789 in Paris mit dem Sturm auf die Bastille und hatte auch für Mainz erhebliche Konsequenzen. Denn die Franzosen zogen an den Rhein und eroberten die linksrheinischen Gebiete – zunächst kurzzeitig mit der Mainzer Republik 1792-1793. Die Preußen vertrieben die Franzosen 1793 wieder, doch die blieben hartnäckig: ab 1797 verleibten sie sich die linksrheinischen Gebiete um Mainz für 17 Jahre in die Französische Republik ein.

Die Franzosen brachten nicht nur die Ideale von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“, sondern auch ein umfassendes Modernisierungsprogramm mit an den Rhein: Die Franzosen bauten und gestalteten die Ludwigsstraße zum Boulevard, ordneten Mainz städtebaulich grundlegend neu. Auch ein leistungsfähiges Vermessungswesen kam zum Einsatz mit einer Kartographie, deren Genauigkeit alles Bisherige weit übertraf.

Auch das Gesundheitswesen nahmen die Franzosen in den Fokus, sowohl im Bereich der Krankenversorgung als auch im Bestattungswesen. Vor allem die winzigen und völlig überfüllten Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern, auf den Kirchhöfen, waren den neuen Herrschern ein Dorn im Auge: Von ihnen drohte die Ausbreitung von Seuchen. Um 1782 herrschte ein heftiger  Expertenstreit über die Gefährdung der Lebenden durch die Ausdünstungen der Toten.

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Kleiner Grenzstein, große Stele: Die Markierung weist auf die historische Bedeutung der Wegmarke in Zahlbach hin – Foto: gik

Die Franzosen folgten den modernen hygienischen Anforderungen – und legten die Jahrhunderte alten Kirchhöfe der Innenstadt still. Grund dafür war jedoch auch die Säkularisierung: Weil Napoleon Kirchen und Klöster enteignet hatte, war nun der Staat für die Bestattungen zuständig. Die Lösung war ein neuer Zentralfriedhof außerhalb der Stadtmauern, ein geeignetes Gelände dafür wurde im Tal der Römersteine gefunden: in der eigentlich selbständigen Gemeinde Zahlbach. Der französische Präfekt Jeanbon de St. André gründete dort 1803 den Mainzer Hauptfriedhof. Ein Zufall war das nicht: Bereits die Römer hatten im „Heiligen Tal“ von Mainz ihre Legionäre bestattet, der Legende nach starb hier auch um das Jahr 451 der erste Mainzer Bischof, der heilige Aureus, den Märtyrertod und wurde hier begraben.

Nun aber lag der neue Friedhof auf Zahlbacher Gemarkung, die Franzosen lösten das auf ihre Weise: Per kaiserlichem Dekret von 1805 hob Paris die Selbständigkeit Zahlbachs auf und schlug die Gemarkung der Stadt Mainz zu. Der Verlauf der neuen Stadtgrenze wurde durch Grenzsteine aus rotem Sandstein markiert – und genau ein solcher steht noch heute an der Ecke Bretzenheimer Straße und Milchpfad. Die Seite mit dem eingemeißelten „B“ wies dabei auf die Gemarkung der Gemeinde Bretzenheim, die Seite mit dem Rad auf die Gemarkung Mainz. Erst am 1. Januar 1930 wurde der Grenzstein bedeutungslos: An jenem Tag wurde Bretzenheim in die Stadt Mainz eingemeindet.

Auf der Stele neben dem Stein wird nun die Geschichte der mehr als 200 Jahre alten Wegmarke erzählt, sie gehört zur Reihe „Historisches Mainz“, deren Ziel es ist, Baudenkmäler, Orte und Plätze mit Hilfe von einheitlich gestalteten Hinweistafeln wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. 200 Stück stehen bereits im ganzen Stadtgebiet, für die Realisierung und Finanzierung der neuen Stele in Zahlbach setzte sich der „Verein für Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahlbach“ ein. Geld wurde gesammelt, auch die Ortsbeiräte von Bretzenheim und der Oberstadt gaben Geld dazu – rund 2.200 Euro kamen so am Ende für die Gedenktafel zusammen.

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Fröhliche Einweihung der Stele für den kleinen Grenzstein, der sich hier hinter OB Ebling (2.v.l.) versteckt. Ganz links: Initiator Alfons Lauzi. – Foto: gik

Zu verdanken war das alles vor allem einem Mann: Alfons Lauzi hatte in jenem April vor vier Jahren die entscheidende Email geschrieben. Dem Oberstädter war beim Spazierengehen einer der roten Grenzsteine aufgefallen, gemeinsam mit seinen Töchtern machte er sich auf die Suche. „Der Stein hier war überhaupt nicht mehr zu sehen und völlig von der Erde des Hangs überdeckt“, erzählte er nun Mainz&. Lauzi besorgte sich alte Karten, spürte dem Verkauf der Grenze nach – und grub schließlich einfach nach. „Ich hab‘ gesagt: Steck‘ mal hier den Spaten rein, hier müsste der Stein stehen“, erzählt Lauzi: „Und beim ersten Stich haben wir gleich den Stein getroffen.“

Nun wurde das Gelände um den kleinen Stein geebnet, der Hang befestigt, der Boden gepflastert. Eine kleine Nische ist entstanden, mit einer großen Stele für einen kleinen Stein. „Zahlbach ist ein Ort, der immer schon große Geschichte geschrieben hat“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Einweihung, „nun wird das durch die Hinweisstele sichtbar.“

Info& auf Mainz&: Dienstag, 22. November 2016, 16.30 Uhr Einweihung der Stele am ehemaligen Grenzstein zwischen Bretzenheim und Mainz in Zahlbach, Ecke Bretzenheimer Straße/Milchpfad. Mehr über die Franzosen in Mainz und die Mainzer Republik erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel „Wohlan die Wahl ist leicht, nur Freiheit oder Tod“. Das Offene Wohnzimmer in Mainz-Kostheim hat zudem gerade eine Veranstaltungsreihe über Adam Lux, einen Mainzer Freiheitskämpfer, der in Paris unter der Guillotine starb – mehr dazu hier. In demselben Artikel findet Ihr auch ein Video zur „Mainzer Marseillaise“.

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Trigon am Binger Schlag: Neuer Komplex mit Büros, Wohnen und modernem „Me and All“-Hotel

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Die Abbrucharbeiten am Binger Schlag sind in vollem Gange, an der ehemaligen Automeile entsteht ja ein völlig neuer Komplex mit Wohnungen, Büros und einem Hotel. Wegen der Bauarbeiten verläuft der Fuß- und Radweg entlang der früheren Aral-Tankstelle ja schon seit Juni auf der rechten Fahrspur der Straße, der Autoverkehr musste eine Schleife fahren. Platz geschaffen wird hier für ein völlig neues Stadt-Entrée: Das Trigon, ein großer Komplex aus Wohnen und Büros. Flaggschiff wird das neue „me and all“-Boutique Hotel des Lindner Konzerns. Dazu noch einmal unser Artikel vom Juni 2016:

Es tut sich was am Binger Schlag, der Verlängerung vom Hauptbahnhof zur Saarstraße – endlich. Viele Jahre war hier ja die Automeile von Mainz, doch seit vielen Jahren dümpelten die uncharmanten Flachbauten hier nur noch dem Verfall entgegen. Das ist nun vorbei: in wenigen Tagen rollen hier die Bagger an und machen Platz für einen großen Neubau: „Trigon“ heißt, was hier entstehen soll – ein Dreieck aus Wohnen, Büros und einem weiteren neuen Hotel. Das „me and all“-Boutique Hotel des Lindner-Konzerns wird 160 Zimmer haben und zwei Besonderheiten: Eine Saunalandschaft auf dem Dach und in der Lounge im Erdgeschoss soll Platz sein für regelmäßige Lesungen, Wohnzimmerkonzerte und andere Events mit regionalen Künstlern – dann hätte das einst hier untergeschlüpfte Peng ja doch eine Fortsetzung…

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Neuer Bürokomplex Trigon am Binger Schlag – Visualisierung: Infra Architekten

Trigon GmbH heißt die Projektrealisierungsgesellschaft, zu der sich die Mainzer Aufbaugesellschaft MAG sowie die J. Molitor Immobilien GmbH zusammengeschlossen habe. Gemeinsam will man bis Ende 2018 das Gelände am Binger Schlag entwickeln und bebauen. Auf dem 6.700 Quadratmeter großen Filetstück am Eingang zur Mainzer Innenstadt sollen ein Hotel, ein Bürokomplex sowie urbanes Wohnen entstehen. Der Abriss der jetzigen Bauten soll noch diesen Monat starten, ab August wird der Rohbau für die neuen Projekte errichtet.

An der Seite der Aral-Tankstelle soll ab 2017 ein sechsgeschossiges Bürogebäude mit rund 6.200 Quadratmetern Nutzfläche entstehen, hier soll dann auch die neue Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes untergebracht werden, mit mehr Platz und deutlich verkehrsgünstiger als bisher. Das ist der dritte Bauabschnitt.

Bauabschnitt zwei von „Trigon“ ist eine Wohnanlage mit rund 150 Einheiten, die zwischen Römerwall und Linsenberg liegen wird, also vom Binger Schlag abgewandt. Ein Innenhof und die Blockrandbebauung sollen die Wohnungen weitgehend vor dem Verkehrslärm schützen – urbanes Wohnen, in der Tat. Wie die Trigon GmbH mitteilt, sieht das Konzept urbanes Wohnen mit 1- bis 2-Zimmer-Appartements vor, auch „einige“ 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen soll es geben. Die Wohnflächen sollen zwischen 30 und 100 Quadratmetern liegen, über die Preise sagt die Mitteilung leider nichts.

Trigon Wohnbebauung - Foto mann+schneberger Infra
Geplante Wohnbebauung des Trigon-Komplexes – Visualisierung: mann+schneberger/ Infra Architekten

„Mit dem Projekt Trigon leisten wir gerade in der Achse zwischen Universität und Hauptbahnhof einen wichtigen Beitrag zur Entspannung des innerstädtischen Wohnungsmarktes“, findet MAG-Geschäftsführer Martin Dörnemann, der Eingangsbereich in die Innenstadt werde völlig neu gestaltet. Die Architektur ist dabei allerdings eher funktional-gesichtslos, moderne Architektur halt. 😉 Am wirklich nicht schönen Binger Schlag wird der neue Komplex aber in jedem Fall eine deutliche Verbesserung zum Status Quo, dazu sorgt eine exponierte Lounge des Hotels für einen besonderen Hingucker. Die Gestaltung stammt von den Mainzer Architekturbüros Infra System GmbH sowie mann+schneberger Architekten.

Das neue Hotel wird denn auch als erster Teil des Trigon-Komplexes realisiert. „me and all“ ist eine neue Boutique-Hotel-Linie des Hotelkonzerns Lindner. Boutique Hotels sind übrigens „persönlich geführte, individuelle, kleine und nicht selten luxuriöse Hotels“ (Danke Wikipedia), der Begriff und das Marketingkonzept kommen natürlich aus den USA. „me and all“ heißt nun die Linie von Lindner, es sollen „keine Hotels von der Stange, sondern authentische Teile ihrer Stadt“ sein, wie Lindner auf seiner Homepage schreibt.

„Check in and chill out“, lautet die Maxime von Lindner, der Konzern verspricht „spannendes Design, charmantes Understatement und edle Materialien“ bei gleichzeitig gemütlicher Atmosphäre in allen Bereichen und den Zimmern. „Feinste multimediale Technik“ soll für die Vernetzung sorgen, Lobby, Lounge, Working-Areas und Bar „zum lässig-eleganten Living-Room Downtown“ verschmelzen – das Ziel sind hochmoderne urban-hippe Häuser.

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Hingucker und Bauphase 1: Das neue „me and all“-Hotel am Binger Schlag – Visualisierung:Infra Architekten

Die sollen aber nicht gesichtslos, sondern auch individuell gestaltet sein: Das Mainzer Hotel werde „eine Hommage an den nah gelegenen Mainzer Hauptbahnhof“, dem so wichtigen Knotenpunkt im Rhein-Main-Gebiet und seiner historischen Empfangshalle im Stil der Neorenaissance, verspricht Lindner. Antike Elemente wie historische Etagenanzeiger über den Aufzügen, opulente Kristallleuchter, Chesterfield Sofas und verschnörkelte Holzregale sollen das Hotel prägen, ein Stilbruch zum Äußeren, würden wir sagen… Für eine Anspielung auf das Thema Bahnhof sollen Kofferablagen aus Zügen früherer Zeiten sorgen sowie Eisenbahnschienen als Tisch- und Stuhlbeine und antike große Bahnhofsuhren.

Eine weitere Besonderheit für Mainz: Die Lounge im Erdgeschoss soll eben auch Location für lokale Kultur sein, man wolle „Urban Locals“ ins Hotel einladen und Mainzer Lebensgefühl ins Hotel bringen. Es wäre sozusagen indirekt die Fortsetzung jener Zeit, als das Peng, die Mainzer Kulturinitiative, aus dem Verkaufsraum des ehemaligen Autohauses eine urbane Kulturlounge machte – wäre toll, wenn das gelänge.

Weiteres Highlight des Mainzer Hotels: Ein über zwei Stockwerke reichender Fitness- und Wellnessbereich mit Saunagarten auf dem Hoteldach samt großartigem Ausblick über Mainz. Deutet sich da eine Nachfolge des Taubertsberg-Bades an, das Medienberichten zufolge angeblich kurz vor einer Insolvenz steht? Wir sind gespannt, ob die Wellnesslandschaft des Hotels dann auch für „Urban Locals“ offen ist. Fertig soll all das Ende 2018 sein – wir sind gespannt.

 

 

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Weihnachtsmarkt: Schausteller schlagen Gleitzeit für Öffnungszeiten vor – Streit um Verlängerung bis Silvester

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Die schönste Kulisse für einen Weihnachtsmarkt ist noch immer der Dom- Foto: gik

Sechs Mal werden wir noch wach – heißa, dann ist endlich wieder Weihnachtsmarkt! Es wird aber auch Zeit: Bei diesem schrecklichen, ungemütlichen Bäh-Wetter sehnt man den Beginn der Adventszeit geradezu herbei. Am Donnerstag, dem 24. November, wird nun der 42. Mainzer Weihnachtsmarkt eröffnet, hurra! Die 98 Stände sind in diesem Jahr weitgehend unverändert geblieben, leider gilt das aber auch für die Öffnungszeiten: Noch immer schließt der Markt um 20.30 Uhr. Nun schlägt Schausteller-Vorsitzender Marco Sottile eine Gleitzeit am Abend vor. Streit gibt es unterdessen um die Verlängerung der Teil-Weihnachtsmärkte auf den Plätzen in der Innenstadt nach Weihnachten und bis Silvester.

Das war er, der Mainzer Weihnachtsmarkt 2014! - Foto: gik
Bald geht’s wieder loooos: Der Mainzer Weihnachtsmarkt 2016 steht vor der Tür – Foto: gik

Der Mainzer Weihnachtsmarkt geht in sein nunmehr 42. Jahr und gilt als einer der schönsten der Republik. Völlig zu Recht: Zu Füßen des ehrwürdigen Mainzer Doms verbreitet der Budenzauber unterm Lichterhimmel einfach eine unschlagbar schöne Atmosphäre. Und nach den Turbulenzen um die neue Ausschreibung 2014 läuft es auf dem Weihnachtsmarkt inzwischen rund: 94 Prozent der Beschicker gaben in einer Umfrage der Stadtverwaltung an, mit der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ausstellern zufrieden oder sehr zufrieden zu sein, 89 Prozent sagten, auch zwischen den Beschickern untereinander herrsche ein „harmonisches Verhältnis“. Geht doch. 😉

Neue Stände mit Schmuck und Schutzengeln aus Holz

Das liegt natürlich auch daran, dass die Stände 2015 für drei Jahre fest vergeben wurden. Entsprechend wenig Neuerungen gibt es auf den ersten Blick in diesem Jahr: Praktisch alle 98 Stände sind noch am selben Ort und haben dieselbe Ausrichtung – allerdings nur vom Prinzip her. 2016 werde es „wieder ein hochwertiges und modernes Angebot geben“, versicherte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), allerdings nur schriftlich per Pressemitteilung – der Vorstellungsrunde im Rathaus am Freitag musste der Dezernent krankheitsbedingt fern bleiben.

Dazu gibt es einige neue Stände: Krankheitsbedingt wird nämlich leider unser Lieblingsstand mit Papierwaren aus Berlin fehlen, und noch ein weiterer Anbieter fiel aus. So gibt es einen neuen Schmuckstand sowie einen Stand mit Schutzengeln und anderen Engelsfiguren aus Holz der Firma „Heaven and Angels“. Dazu hat Schausteller Georg Spreuer seinen Imbiss- und seinen Fischstand rundum erneuert, und auch andere Gastrostände werden sicher neue Leckereien im Gepäck haben. Durch die Debatten um die Neuordnung wurde zudem viel Kreativität bei den Marktbeschickern freigesetzt, viele haben ihr Sortiment modernisiert, neue Waren aufgenommen. Wir sind gespannt.

Weihnachtsbaum vor dem Gutenberg Museum kleiner
Neu waren 2015 der Weihnachtsbaum vor dem Gutenberg-Museum und die festliche Beleuchtung, links neben dem Römischen Kaiser soll ab 2018 ein Bücherturm als Erweiterung gebaut werden – Foto: gik

So gibt es weiter 18 Essenssstände von der Suppenküche bis zu Bratwurst und den legendären Reibekuchen, dazu kommen 22 Süßigkeitenstände – damit steht es 50 Essenstände zu 44 Geschenkeständen. Auch beim Glühwein sind wieder alle mit dabei: Der große Kult-Glühweinstand an den Markthäusern, der Winzer-Glühwein an der Pyramide und all die anderen tollen Glühweinanbieter, die Ihr im großen Mainz&-Glühweintest von 2015 genau nachlesen könnt. Auch die beiden Kinderkarussels sind wieder dabei, das große Weihnachtsdorf lockt mit Hütten und Lagerfeuern, und ein reichhaltiges Musikprogramm wird auf der Bühne am Liebfrauenplatz hinter dem Dom angeboten.

Weihnachtsmarkt durch Baustelle Gutenberg-Museum beschnitten?

„Genießen Sie den Markt noch mal, nächstes Jahr ist da Baustelle am Gutenberg-Museum“, schreckte jedoch bei der Pressekonferenz im Rathaus der Sprecher der Marktbeschicker, Rolf Weiß, die Anwesenden auf. Wenn die Baustelle für den Bücherturm komme, „dann verlieren wir deutlich an Platz“, dann werde der deutlich kleiner, unkte er – und stieß auf heftigen Widerspruch: „Der Markt bleibt auf jeden Fall, wie er ist“, versicherte Marktleiter Dieter Krebs.

„Die Besucher sollen sich bitte keine Sorgen machen“, sagte am Abend auch Marco Sottile gegenüber Mainz&. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller versicherte, Stadt und Schausteller arbeiteten bereits jetzt mit Hochdruck daran, dass der Markt von der kommenden Baustelle nicht beeinträchtigt werde. „2017 startet die ohnehin nicht“, verriet Sottile, „es wird frühestens 2018 werden.“ Und auch dann werde man Mittel und Wege finden, den Markt „genauso attraktiv zu gestalten“, betonte Sottile: „Das ist doch unser Job als Profis.“

Überhaupt wurmte es den Vorsitzenden der Schausteller-Vereinigung, dass das Engagement der langjährigen Traditionsunternehmen von der Stadt noch immer nur halbherzig gewürdigt werde. „Wir haben einen offiziellen Beratervertrag mit der Stadt“, sagt Sottile, „warum lädt man uns dann zu solchen Veranstaltungen nicht ein?“ Der Markt laufe gut, die Neuordnung sei gelungen, nun aber „müssen wir noch am Feinschliff anfangen“, sagte er. Dazu zählten etwa die Abdeckung von knallorange-farbenen Stromkästen oder auch die Verbesserung der Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer mit besseren Kabelbrücken.

Und 2015 habe er binnen Stunden Rindenmulch zum Abdecken der Beete organisiert, die Schausteller am Sonntagmorgen mal eben für Sauberkeit und geleerte Papierkörbe gesorgt, berichtete Sottile. „Das kann kein Beamter der Stadt leisten, völlig klar“, sagt er, schön wäre es aber dann auch, wenn solche Verbesserungsvorschläge nicht als Kritik angesehen würden. „Die Wahrheit hilft oft dabei, es besser zu machen“, sagte Sottile, Ziel sei doch, „eine geile Veranstaltung zu machen.“

Weihnachtsmarkt Schillerplatz mit grünem Fastnachtsbrunnen
Der Weihnachtsmarkt auf dem Schillerplatz öffnet erstmals auch nach Weihnachten seine Tore – Foto: gik

Ärger um Verlängerung der Nebenmärkte bis Silvester

Ärger gibt es allerdings um eine Neuerung der Mainzplus Citymarketing: Die Wintermärkte am Bahnhof, am Schillerplatz und am Neubrunnenplatz sollen in diesem Jahr erstmals auch nach Weihnachten bis zum 30. Dezember geöffnet haben. Wir finden die Idee, auch nach Weihnachten noch einen Glühwein in der Stadt trinken und Waffeln essen zu können, super, hatten sich das doch viele Mainzer gewünscht. Doch damit sollen auch die im vergangenen Jahr vermehrt installierten Verkaufsbuden „zwischen den Jahren“ weiter machen dürfen, die Schausteller des großen Weihnachtsmarktes sehen das als Wettbewerbsverzerrung.

„Wir sind absolut dagegen“, sagte Weiß am Freitag, Weihnachtsmarktartikel würden vor Silvester „sicher nicht mehr“ verkauft. Die Verlängerung der Märkte auf den anderen Plätzen sei „ein Test“, der auf Wunsch der anliegenden Geschäfte und Quartiere zustande gekommen sei, verteidigte Sittes Referentin Andres die neue Regelung. „Wir werden sehen, ob sich das bewährt“, sagte Andres, „man muss auch mal was Neues ausprobieren dürfen.“

„Ich weiß nicht, wer nach Weihnachten noch Kerzen, Gestecke und Strohkugeln kauft, ich jedenfalls nicht“, zeigte sich aber auch Sottile skeptisch. Essens- und Glühweinstände könnten von der Verlängerung sicher profitieren, doch die machten nur 25 Prozent der Märkte aus. „75 Prozent gucken in die Röhre“, sagte Sottile, Ziel müsse aber doch „eine Win-Win-Situation für alle“ sein. Auch könnten die Nebenmärkte Kunden vom großen Weihnachtsmarkt abziehen und so die Kundenbindung schwächen, befürchten die Schausteller.

Gleichzeitig würden längere Öffnungszeiten für den Weihnachtsmarkt am Dom aber mit Verweis auf die Marktsatzung nicht genehmigt: „Das ist wie wenn ich zwei Kinder habe, und der 8-Jährige muss nach dem Sandmännchen ins Bett und der 7-Jährige darf noch Tatort gucken“, kritisiert Sottile, „das ist einfach ungerecht.“ Dezernent Sitte sei aber auch im Vorstand der Mainzplus Citymarketing, „er ist der Vater beider Söhne“, betont Sottile.

Ende um 20.30 Uhr: Sottile schlägt Gleitzeit mit späterem Schluss am Abend vor

Glühweintest - Rolf Peter Barth
Länger Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken, das wär doch was! – Foto: gik

Dazu kommt: Die Öffnungszeiten des großen Mainzer Weihnachtsmarktes sind immer noch gleich geblieben – der Markt schließt weiter um 20.30 Uhr unter der Woche und um 21.00 Uhr am Wochenende. Vielen Besuchern ist das zu früh, gerade Arbeitnehmer mit längeren Arbeitszeiten oder Pendler aus Frankfurt kritisierten in der Vergangenheit den im Vergleich zu anderen Märkten frühen Feierabend, der zudem ja auch ziemlich strikt durchgesetzt wird. In Wiesbaden etwa hält der Sternschnuppenmarkt seine Tore jeweils eine halbe Stunde länger offen, das Ergebnis ist eine deutlich entspanntere Atmosphäre im Gegensatz zu Mainz. Hier bricht um kurz vor Schluss regelmäßig Hektik an den Glühweinständen aus, wir finden: Das ist in Zeiten flexibler Arbeitszeiten einfach nicht mehr zeitgemäß.

„Wir sind überhaupt nicht für die Verlängerung“, wehrte jedoch Marktbeschicker-Sprecher Weiß eine Debatte darüber kategorisch ab: „Wir Warenverkäufer verkaufen abends ab 19.00 Uhr gar nichts mehr.“ Dann sei nur noch „die ganze Uni“ zum Glühweintrinken auf dem Markt, dann komme niemand mehr durch, und der Frust bei den Verkaufsgeschäften sei groß. Und man könne ja auch „mal eine halbe Stunde früher“ losgehen, sagte Weiß.

Einen deutlich interessanteren Vorschlag machte da Schausteller-Vorsitzender Sottile im Mainz&-Gespräch: „Ich hätte den Vorschlag einer Gleitzeit am Abend“, sagte er Mainz&, „dass die Händler schon zumachen dürfen und die Glühwein- und Essensstände machen noch eine halbe Stunde länger.“ Es könne doch eine „Muss-Pflicht“ zum Öffnen bis 20.30 Uhr geben, und wer dann wolle, dürfe noch eine halbe Stunde länger aufhaben, schlägt Sottile vor. Das komme allen Seiten entgegen.

Info& auf Mainz&: Der 42. Mainzer Weihnachtsmarkt wird am Donnerstag, dem 24. November 2016, um 17 Uhr offiziell eröffnet, die Buden öffnen aber schon morgens um 11.00 Uhr. Bis zum 23. Dezember öffnen die 98 Stände täglich von 11.00 Uhr bis 20.30 Uhr, von Freitag bis Sonntag von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr. Am 23. Dezember ist bereits um 19.00 Uhr Schluss. Die feierliche Eröffnung am 24.11. um 17.00 Uhr findet vor  dem Haus am Dom auf der neuen Weihnachtsmarktbühne auf dem Liebfrauenplatz statt und wird von den Mainzer Dombläsern, dem Bass-Bariton Derrick Ballard vom Staatstheater Mainz sowie der Kantorei St. Alban umrahmt. Das gesamte Programm mit Musik und Nikolaus sowie Ausstellungen und Sonderaktionen auf dem Weihnachtsmarkt findet Ihr hier bei der Stadt Mainz zum Download. Ebenso viele weiterführende Infos.

 

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Deutsche Umwelthilfe will Fahrverbote für Diesel in Mainz ab 2018 durchsetzen – Klage aktiviert

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Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik

Jetzt wird es ernst für Diesel-Fahrzeuge in Mainz: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will nun endgültig auf gerichtlichem Weg Fahrverbote für Diesel in Mainz ab 2018 durchsetzen. Man habe nun die Klage gegen die Stadt Mainz wegen der hohen Abgasbelastung wieder aufgenommen, teilte die DUH am Mittwoch mit. Man akzeptiere nicht länger, „dass Mainz auf Zeit spielt und die freie Fahrt für Dieselstinker höher bewertet als die Gesundheit seiner Bürger.“ Die Stadt Mainz reagierte gekränkt: Die DUH würdige die „großen Anstrengungen“ von Mainz in Sachen Verringerung der Schadstoffbelastung nicht, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) schaltete sich ein – und kritisierte den Bund. Dort wird derzeit über eine „Blaue Plakette“ für Diesel gestritten.

Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik
Dichter Verkehr auf der Rheinallee bedeutet auch hohe Stickstoffdioxid-Gase – Foto: gik

„Wir sind zuversichtlich, dass in der Landeshauptstadt Mainz ab 2018 Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zur Einhaltung der geltenden Grenzwerte gelten werden“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Mainzer Stadtregierung „verweigert nun seit sechs Jahren ihren Bürgern das Recht auf ‚Saubere Luft‘ und verstößt damit gegen Artikel 2 des Grundgesetzes, dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“

Der Versuch der DUH, außergerichtlich wirksame Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu erreichen, „müssen wir nach knapp drei Jahren als endgültig gescheitert erklären“, betonte Resch. Man hoffe nun auf eine schnelle Entscheidung des Mainzer Verwaltungsgerichts – und gehe davon aus, dass es spätestens 2018  ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in Mainz geben werde.

Klage aus 2011 ruhte – Mainz nicht genug getan

Bereits im November 2011 hatte der Umweltverband Klage gegen das Land Rheinland-Pfalz wegen Überschreitung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid in Mainz eingereicht. Hintergrund: Der seit 2010 verbindlich geltende Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt. Der nämlich wird in Mainz erheblich überschritten, und zwar seit Jahren. „Die Herkunft dieses gefährlichen Atemgiftes ist zu 87 Prozent dem Straßenverkehr und insbesondere den dieselbetriebenen Fahrzeugen zuzuschreiben“, betont die DUH.

CO2-Austritt Walpodenstraße Autos - Foto Linda
Dicke Luft in Mainz: Die DUH verklagt die Stadt Mainz wegen zu hoher Schadstoffe durch Diesel – Foto: Linda

Im Dezember 2013 hatte sich die DUH dann bereit erklärt, ihre Klage ruhen zu lassen, um mit der Stadt außergerichtlich zu einer Lösung zu kommen. „Die Stadt Mainz sollte unter anderem Messungen in Auftrag geben, die verkehrsbezogenen Hauptemittenten identifizieren und geeignete Maßnahmen zur kurzfristigen Einhaltung der Grenzwerte ergreifen“, heißt es weiter.

Knapp drei Jahre später aber würden die NO2-Grenzwerte in Mainz weiterhin überschritten. Man bedaure das Scheitern der außergerichtlichen Verhandlungen, aber nun müsse man wirksame Maßnahmen gegen die anhaltend hohe Luftbelastung in Mainz gerichtlich erwirken. Die Stadt habe einfach „keine Maßnahmen ergriffen, welche die Schadstoffbelastung kurzfristig senken werden“, kritisiert die DUH.

Stadt Mainz: Maßnahmen werden nicht gewürdigt

In Mainz sieht man das aber anders: Die Stadt sei „überaus enttäuscht“, dass die DUH „die Kraftanstrengungen“ der Stadt zur Verringerung der Schadstoffbelastungen nicht würdige, sagte Umweltdezernentin Eder. Man habe in den vergangenen Jahren „zahlreiche Maßnahmen ergriffen und große Anstrengungen unternommen“, um die Luftreinhaltung in Mainz zu verbessern, soweit die Kommune das überhaupt könne. Als Maßnahmen zählte Eder dazu auf: die Einführung der von der DUH geforderten Umweltzone, eine „nennenswerte Steigerung“ des Radverkehrsanteils von 12 auf 20 Prozent – und insbesondere die Realisierung der Mainzelbahn.

Allerdings ist das Straßenbahnprojekt noch immer im Bau, erst ab Dezember soll die Bahn rollen – die Auswirkungen können frühestens im kommenden Jahr greifen. Ob die Mainzelbahn dann tatsächlich etwas dazu beiträgt, dass weniger Diesel durch Mainz rollen, darf bezweifelt werden – eine kurzfristige Reduzierung der Schadstoffe, wie ja von der DUH gefordert, war die Mainzelbahn sicher nicht. Und offenbar hat auch die tatsächliche Steigerung des Radanteils ebenso wenig den Stickstoffdioxidausstoß positiv beeinflusst wie die Umweltzone – auch Diesel-Fahrzeuge erhalten schließlich die grüne Plakette, die zur Einfahrt berechtigt.

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Tabelle zu den Jahresmittelwerten von Stickstoffdioxid in Mainz, gelb markiert sind die Überschreitungen – Grafik: LUF

Stickstoffdioxidwerte weiter über Grenzwert

Tatsächlich musste die Stadt Mainz am Mittwoch im Stadtrat einräumen: Die Stickstoffdioxid-Jahreswerte haben sich in Mainz kaum oder gar nicht verbessert. Insbesondere an drei neuralgischen Punkten wird der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm weiter erreicht oder deutlich überschritten: Spitzenreiter ist die Parcusstraße mit einem Jahresmittelwert von 57 Mikrogramm, an zweiter Stelle steht die Große Langgasse mit 45 Mikrogramm. Vor fünf Jahren aber war die Luft in der Großen Langgasse mit 46 Mikrogramm genau so dreckig, in der Parcusstraße wurden 2011 56 Mikrogramm gemessen.

Eine leichte Verbesserung gab es allein in der Rheinallee: Hier wurden 2011 noch 45 Mikrogramm gemessen, 2015 waren es aber immer noch 40 Mikrogramm. Und die Zitadelle lag mit 39 Mikrogramm auch nur hauchdünn unter dem Schwellenwert, vor fünf Jahren wurde der hier noch mit genau 40 Mikrogramm erreicht. Tatsache ist: Mainz hat in den vergangenen fünf Jahren keine Verbesserung der Luftverschmutzung in Sachen Stickstoffdioxid erreicht.

Zurückgegangen seien aber die Werte bei Feinstaub und Ruß, betont die Stadt: Der Jahresmittelwert beim Feinstaub sei in der Parcusstraße von 34 Mikrogramm im Jahr 2005 auf nur noch 24 Mikrogramm in 2015 gesunken – auch hier liegt der Grenzwert bei 40 Mikrogramm, jeweils auf Kubikmeter gerechnet. Der Tagesmittelgrenzwert von 40 sei in den vergangenen Jahren zwischen 9 und 19 Mal pro Jahr überschritten worden, erlaubt sind 35 Tage pro Jahr. Zudem sei seit Einführung der Umweltzone die Rußbelastung zurückgegangen: Betrug der Jahresmittelwert in der Parcusstraße 2011 noch 3,7 Mikrogramm pro Kubikmeter, so seien es 2015 nur noch 2,6 Mikrogramm gewesen. Dies könne als ein Erfolg der am 01.02.2013 eingeführten Umweltzone betrachtet werden, betonte die Stadt.

MVG Bus am Höfchen
Auch Diesel betriebene Busse sind Dreckschleudern par Excellence – Foto: Grimminger

Fast 35 Prozent aller Autos in Mainz sind Diesel

Der DUH aber reichen diese Verbesserungen nicht, vor allem auch, weil die Stickstoffdioxidbelastung hausgemacht ist: Rund 60 Prozent der Verursacher an der Messstation Parcusstraße sind „als lokaler Anteil zu bewerten“ – im Klartext: Autos aus Mainz. In der Großen Langgasse beträgt der lokale Anteil 49 Prozent, in der Rheinallee und an der Zitadelle 41 bis 43 Prozent. Grund sei, wie überall in Deutschland, die Zunahme der Dieselfahrzeuge, teilte die Stadt weiter mit:  Mittlerweile sind 34,8 Prozent aller Pkw in Mainz Diesel, allein in den vergangenen zwei Jahren sei ihre Zahl um 3.028 gestiegen, das entspricht einem Plus von 9,5 Prozent.

Die DUH will deshalb nun sofort schnelle Maßnahmen und fordert Fahrverbote für Diesel. Die Stadt spiele zu Lasten ihrer Bürger auf Zeit und verweigere wirksame Maßnahmen, kritisiert sie – und verweist auch darauf, dass allein rund ein Viertel der NO2-Belastung von Bussen des öffentlichen Nahverkehrs verursacht wird, 15 Prozent durch Transporter und Lkw. Und die Stadt habe die eigentlich für 2014 vereinbarten abschließenden Stickstoffdioxid-Messungen durch die Universität Heidelberg erst im Juni 2016 vorgelegt.

Höfken fordert Änderung der Abgasverordnung – vom Bund

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) verteidigte unterdessen die Stadt, die viel getan habe, und sieht den Bund in der Pflicht: „Die DUH müsste eigentlich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verklagen“, sagte Höfken Mainz& am Mittwoch in Mainz. Der nämlich müsse die Abgasverordnung ändern, damit endlich die Grenzwerte für Diesel-Fahrzeuge gesenkt würden. „Dann hätten wir 80 Prozent weniger Emissionen aus Diesel“, sagte Höfken, „dann kämen die Städte auch auf ihre Werte.“ Den Städten fällt nun auch auf die Füße, dass die Autobauer jahrelang bei den Abgaswerten tricksten – und die Autos viel mehr Schadstoffe ausstoßen, als eigentlich vom Gesetzgeber vorgesehen. Eine schnelle Reduzierung der Schadstoffe wäre durch eine Änderung der Abgasordnung zudem nicht zu erreichen – unwahrscheinlich, dass eine Änderung noch vor der Bundestagswahl 2017 kommt.

Und just seit heute diskutieren die Verkehrsminister von Bund und Ländern über eine weitere Maßnahme: Die Einführung einer „Blauen Plakette“, wie sie der BUND seit Jahren fordert. Die würde die Diesel-Fahrzeuge in schädlichere und weniger schädlichere Fahrzeuge unterteilen – allerdings werden weitgehend „saubere“Diesel nach der Euro-Norm 6 erst seit vergangenem Jahr überhaupt verkauft, berichtet der SWR, der das Thema Blaue Plakette sehr schön zusammenfasst. Der ADAC ist deshalb – natürlich – gegen die Blaue Plakette und fordert schon jetzt umfangreiche Ausnahmen. Die wiederum würden aber die Wirkung gleich wieder untergraben. SWR-Umweltexperte Werner Eckert kommt deshalb zur Einschätzung: „Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme wäre ein pauschales Fahrverbot für Diesel in den Innenstädten.“

Erste Variobahn für Mainzelbahn - Foto MVG
Hilft die Mainzelbahn bei der Vermeidung der Luftverschmutzung? – Foto: MVG

Klage gegen Düsseldorf schon gewonnen

DUH-Anwalt Remo Klinger sieht denn auch für die Klage gegen die Stadt Mainz gute Chancen – gerade erst gewann die DUH am 13. September ein Verfahren gegen die Stadt Düsseldorf in genau derselben Sache. Auch dort lagen die Messwerte trotz zahlreicher Maßnahmen und trotz Umweltzone 2015 noch immer weit über dem Grenzwert und mit 59 Mikrogramm ähnlich hoch wie in Mainz.

Die Kammer des Verwaltungsgerichts urteilte deshalb, die Stadt müsse aus staatlicher Pflicht zum Schutz der Gesundheit den Grenzwert „schnellstmöglich“ einhalten und dafür sofort seine Luftreinhaltepläne fortschreiben. In diesem Rahmen müssten „insbesondere auch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ernstlich geprüft und abgewogen werden“, forderte das Gericht. Das geltende Immissionsschutz- und Straßenverkehrsrecht enthalte dafür schon jetzt entsprechende Grundlagen.

Das Urteil zeige, dass die rechtlichen Grundlagen für Beschränkungen des Fahrens mit Dieselautos längst bestünden, betonte Klinger, und fügte hinzu: „Wenn der Stadt keine anderen Maßnahmen einfallen, mit denen der Grenzwert endlich eingehalten werden kann, werden wir auf Zufahrtsbeschränkungen für Dieselautos auch im Verfahren gegen Mainz bestehen.“

Info& auf Mainz&: Mehr Hintergrundinformationen zur Klage der Deutschen Umwelthilfe DUH gegen die Stadt Mainz findet Ihr hier im Internet, das Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 13.9.2016 könnt Ihr hier nachlesen.

 

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Sternschnuppen: Vom 17. auf 18. November regnet es Sterne – Leoniden bis 21. November zu sehen

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Der November war einmal als „der Sternschnuppenmonat“ bekannt, wusstet Ihr das? Grund sind die Leoniden, ein Sternschnuppenregen, der scheinbar aus dem Sternbild Löwe kommt. Bei den Leoniden handelt es sich um winzige Fragmente aus dem Schweif des Kometen Tempel-Tuttle, die er auf seiner Bahn hinterlassen hat. In den vergangenen Jahren habe sich Phänomen zwar etwas abgeschwächt, „aber die Leoniden werden auch 2016 ein beeindruckendes Schauspiel an den Himmel zaubern“, sagt Jan-David Förster von der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz. Hauptnacht ist die Nacht vom 17. auf den 18. November, insgesamt sind die Leoniden aber vom 9. bis zum 21. November zu sehen.

Sternenhimmel - Foto AAG
Faszinierend ist der Blick in unseren Nachthimmel eigentlich immer – Foto: AAG

Natürlich ist der November keine so schöne Jahreszeit zum Sternschnuppen-Gucken wie die lauen Sommernächte, dazu spielt momentan das Wetter so gar nicht mit… Regen und dicke Wolken werden wohl morgen den Blick zum Himmel verstellen. Wenn Ihr aber Glück habt, könnt Ihr ein kosmisches Schauspiel erleben: In der Highlightnacht auf Freitag fallen etwa zehn bis zwanzig Sternschnuppen pro Stunde vom Himmel. Grund sind Überreste des Kometen Tempel-Tuttle, die er auf seiner Bahn hinterlassen hat, winzige, wenige Millimeter bis ein paar Zentimeter große Fragmente aus dem Schweif des Kometen. Temple-Tuttle umkreist in einer Umlaufbahn von 33 Jahren Dauer die Erde auf einer elliptischen Bahn.

„Immer im November taucht die Erde während ihrer Reise um die Sonne in diese Wolke aus kosmischen Staubteilchen ein und einige verglühen dann in unserer Atmosphäre“, erklärt Förster. Die Leuchterscheinung, die wir als Sternschnuppe kennen, sei dabei aber gar nicht das Verglühen des Teilchens selbst sondern eigentlich das Nachleuchten von heißen Gasen (Plasmen). Diese entstehen durch die große Hitze im Zuge starker Reibung, wenn die Kometenpartikel mit mehr als 250 Stundenkilometern auf unsere Atmosphäre prallen.

Scheinbarer Ursprungsort ist das namensgebende Sternbild Löwe (Leo) etwa 10 Grad nordöstlich des Sterns Regulus. Die Leoniden werden wohl in diesem Jahr nicht so spektakulär, bedauern Experten. „In diesem Jahr stört der noch zu drei Viertel volle Mond das Spektakel, sodass die lichtschwachen Sternschnuppen wohl überstrahlt werden“, sagte Förster bedauernd. Nach dem „Supermond“, der sich auch in Mainz eigentlich als gar nicht so spektakulär entpuppte, dürften nun also auch die Leoniden wenig aufregend ausfallen. Aber gucken schadet ja nix 😉

Info& auf Mainz&: Mehr zur Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz  findet Ihr unter www.astronomie-mainz.de oder hier auf Facebook. Mehr über die Pläne der AAG zu einer Sternwarte in Rheinhessen findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

 

 

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Sozialdezernent Kurt Merkator geht 2017 in Ruhestand – SPD beruft Findungskommission

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Er war einer der erfahrensten Dezernenten im Mainzer Stadtvorstand, hoch geschätzter Fachmann und granteliger Klartext-Redner: Kurt Merkator, Dezernent für Soziales, Kinder, Jugend, Schule und Gesundheit. Schon länger hatte der 64-Jährige angekündigt, mit 65 Jahren sein Amt abgeben zu wollen, jetzt macht der Sozialdemokrat es wahr: Im Sommer 2017 hört Merkator auf. Das Bedauern ist groß, hatte Merkator doch gerade bei Schulen und Kindergärten ganz unspektakulär Großes geleistet: Ausbau der Kitas, Schulfrieden, neue IGS, Merkator löste Probleme, leise, mit den Leuten, zielgerichtet. Dass Mainz die Flüchtlingskrise 2015 meisterte wie nur wenige Städte im Land ist auch ihm zu verdanken. Nun soll eine Findungskommission einen Nachfolger suchen.

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Kurt Merkator, Sozial- und Schulderzernent in Mainz, hört zum Juni 2017 auf – Foto: Stadt Mainz

„Ich möchte Sie darüber informieren, dass mit Schreiben vom 14.11.2016 Herr Beigeordneter Kurt Merkator mich gebeten hat, mit Ablauf des 30.06.2017 in den Ruhestand treten zu können“, informiert Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Montag die Fraktionen im Mainzer Rathaus. “ Ich werde diesem Wunsch natürlich entsprechen“, schrieb Ebling weiter, auch wenn das Ansinnen „ein schmerzvoller Moment“ sei. Merkator genieße „als Mensch wie als Politiker wie kaum ein anderer hohe öffentliche Wertschätzung über alle Parteigrenzen hinaus, die für sein hohes Engagement, die große Fachkenntnis und ein kaum übertreffbares Maß an Integrität stehen.“ Merkator sei in seinem Wirken in allen Bereichen in allerhöchstem Grade anerkannt und geschätzt.

Dass der Dezernent die eigene Nachfolge frühzeitig und mit einer Einarbeitungszeit für die Neubesetzung regeln wolle, spreche für seinen Weitblick, lobte Ebling zudem und fügte hinzu: „Wir kennen uns seit Ewigkeiten, Kurt Merkator hinterlässt ein top bestelltes Feld.“ Auch die Mainzer SPD reagierte mit Bedauern: „Er ist ein Politiker, der sich in seinen Ämtern durch Kompetenz, Durchsetzungskraft und Zuverlässigkeit ebenso auszeichnet wie durch Loyalität, Standfestigkeit und Weitsicht“, sagte für den SPD-Vorstand Klaus Euteneuer. Merkator habe „Orientierung auch in schwierigen Zeiten“ geboten und gerade mit seinem effizienten und geräuschlosen Handeln in der Flüchtlingskrise entscheidend zur Lösung beigetragen.

Merkator wurde 1952 in Mainz geboren und trat 1979 in die SPD ein, der gelernte Berufsschullehrer für Wirtschaft und Englisch lebt mit seiner Familie in Finthen. 1989 bis 1994 war Merkator dort zunächst Ortsvorsteher, bevor er 1995 in den Mainzer Stadtrat einzog und dort zwei Jahre später Fraktionschef wurde. 2003 wurde er Dezernent für Finanzen, Steuern und Kfz-Zulassung, nach der Umbildung des Stadtvorstandes 2007 dann Dezernent für Soziales, Jugend und Finanzen. Letzteren Bereich gab er später an Bürgermeister Günter Beck (Grüne) ab. Vor allem aber war Merkator ein Sozialdemokrat alten Schlages: Zupackend, unprätentiös und sein Amt ganz in den Dienst der Menschen stellend.

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Kurt Merkator in Action: Bei der Vorstellung der Flüchtlingsunterkunft in der Wormser Straße – Foto: gik

Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin tritt in große Schuhe – wer es wird, das soll nun eine Findungskommission erarbeiten. Eine ebensolche Findungskommission setzte die Mainzer SPD am Montagabend ein, die Sozialdemokraten haben laut Koalitionsvertrag mit Grünen und FDP den Zugriff auf den Posten. „Die Nachfolgerin oder der Nachfolger soll eine Persönlichkeit sein, die die politische Autorität mitbringt, die ein solches Amt erfordert“, sagte Ebling. Derjenige müsse gegenüber den Bürgern seine Positionen vertreten, vermitteln und verantworten können, gleichzeitig aber auch die Mehrheit in den Gremien, vor allem dem Stadtrat, von ihrem Tun überzeugen. Und sie müsse eine Behörde mit zahlreichen Mitarbeitern leiten, führen und motivieren können.

Als heißer Kandidat wird allerdings bereits einer gehandelt: Eckart Lensch, Fraktionschef der SPD im Mainzer Stadtrat. Der 56 Jahre alte Neurologe arbeitet allerdings als Oberarzt bei den Helios-Kliniken in Wiesbaden, bleibt die Frage, ob er tatsächlich auf den Dezernentenstuhl wechseln würde. Immerhin: Lensch ist nicht Mitglied der Findungskommission, was stark darauf hindeutet, dass er zu den Kandidaten gehört. Die sechsköpfige Findungskommission soll nun einen Vorschlag erarbeiten und im kommenden Jahr vorlegen, über die Kandidatur soll dann ein Parteitag entscheiden. Die Bürger könnten sich aber darauf verlassen,. dass der bestgeeignetste Bewerber für das Amt gefunden werde, versicherte Ebling.

Die SPD hatte in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen mit ihren Sozialdezernenten: Merkators Vorgängerin, die hoch gelobte Birgit Collisi (SPD), machte sich einst quasi bei Nacht und Nebel davon – sie wechselte ohne Wissen von Partei und Stadtvorstand nach kürzester Zeit im Amt nach Bochum. Nach den schlechten Erfahrungen damals dürften die Mainzer nun erneut auf einen Nachfolger aus Mainz setzen.

 

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„Adam Lux – Enthusiast der Freiheit“ – Offenes Wohnzimmer setzt Reihe fort – Video Mainzer Marseillaise

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An diesem Samstag setzt das „Offene Wohnzimmer“, der Nachbarschaftsladen in Mainz-Kostheim, seine Reihe über den Revolutionär und Freiheitskämpfer Adam Lux fort. In „Adam Lux – Enthusiast der Freiheit“ geht es um die Frage, was den „philosphischen Bauern“ aus Kostheim motivierte, so sehr für die Rechte von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit einzutreten, dass er dafür sogar auf der Guillotine in Paris sein Leben gab. Darum geht es im Gespräch mit Michael C. Recker, dem Lux-Kenner und Mitinitiator des damaligen Kulturklärwerks auf der Maaraue bei Kostheim. Am Freitag macht das „Offene Wohnzimmer“ zudem beim Vorlesetag mit und veranstaltet einen Schmuck-Flohmarkt.

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Der Mainzer Revolutionär und Freiheitskämpfer Adam Lux

Wir mögen so Initiativen, wo Menschen selbst aktiv werden, um Lebensbedingungen zu verbessern. Im März gründete eine Initiative einen neuen Stadtteiltreff für den rechtsrheinischen Alt-Mainzer Stadtteil. In einem ehemaligen Ladengeschäft in Ortsmitte wird seither diskutiert und gefeiert, werden Sprachkurse abgehalten, Konzerte und Lesungen veranstaltet. Auch ganz einfache offene Nachmittag gibt es, jeder kann vorbeikommen, reden, Kaffee oder Wein trinken. „Es wird wirklich toll angenommen“, sagte eine der Initiatorinnen, die Journalistin und Ortspolitikerin Marion Mück-Raab (AUF) nun Mainz&: „Wir machen das, weil wir nicht wollen, dass in Kostheim die Bürgersteige hoch geklappt werden, dass das kein Stadtteil wird, wo man nur noch  schläft, aber woanders hingeht, sich nicht kennt.“

Im November widmet sich das Offene Wohnzimmer nun dem Revolutionär Adam Lux, der die Mainzer Republik 1792 mit gründete und den Idealen der Französischen Revolution völlig verfiel. „Als Untertan eines deutschen Fürsten wurde ich geboren, heute habe ich kein anderes Vaterland mehr als die Freiheit“, lässt Stefan Zweig den Revolutionär sagen, der am 4. November 1793 desillusioniert in Paris unter der Guillotine starb – entsetzt von den Schrecken und dem Terror, den die Kinder der Revolution entfesselt hatten. Es waren die Werte einer gerechten Welt, der Gleichheit aller Menschen und der Freiheit von Tyrannei, denen Lux rettungslos verfiel – und ohne die er nicht mehr leben wollte: „Ich liebe die Republik, auch wenn sie mich tötet“, lautet der Schlusssatz von Zweigs Drama „Adam Lux“. Die ganze Geschichte über Adam Lux haben wir hier aufgeschrieben.

In Mainz war damals die Begeisterung für die französischen Werte groß, Befreiung von absoluten Herrschern, Begeisterung für Presse- und Meinungsfreiheit – all das traf damals den Lebensnerv der Menschen und macht die Geschichte von Adam Lux deshalb heute so aktuell.

Wohlan! Die Wahl ist leicht!

Nur Freiheit oder Tod!

Weh dem! Fluch dem!

Der je es wagt,

Und unsrer Freiheit droht.

So sangen sie damals bei der „Mainzer Marseillaise“, dem Lied der freien Mainzer von Friedrich Lehne. Wie das klingt, demonstrierte eindrucksvoll Anfang November die Sängerin Britta Niklaus: Bei der Lesung aus Stefan Zweigs Drama „Adam Lux“ sang sie im Offenen Wohnzimmer live die Marseillaise. Wir haben Euch davon ein kleines Video mitgebracht – entschuldigt bitte die schlecht optische Qualität, es war einfach sehr dunkel in dem Raum…

Nun folgt Teil zwei der kleinen Reihe zum Gedenken an Adam Lux, Teil drei gibt es am Donnerstag, den 24. November: Ab 15.00 Uhr wird unter dem Motto „Feiernd umwindet, Menschen, das Freiheitsmal!“ ein Freiheitsbaum zur Erinnerung an Adam Lux gesetzt, es ist eine Kunst-Installation der Künstlerinnen Martina Hammel und Annette Gut. Die Arbeiten an der Installation beginnen um 15.00 Uhr, das Kunstobjekt ist auch in den Tagen danach noch im Offenen Wohnzimmer zu bewundern. Mehr zur Mainzer Republik von 1793 lest Ihr hier auf Mainz&: „Wohlan, die Wahl ist leicht – nur Freiheit oder Tod!“

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Lesung aus Adam Lux im Offenen Wohnzimmer mit Marion Mück-Raab und Andreas Toschka – Foto: gik

Das Offene Wohnzimmer bietet aber natürlich auch noch andere Veranstaltungen als Adam Lux: Am Freitag, den 18. November 2016, beteiligt sich der Stadtteiltreff an der Kostheimer BuchLese. Antje Spyra liest um 16.00 Uhr im Offenen Wohnzimmer aus dem Buch „Eierlikörtage – Das geheimer Tagebuch des Hendrik Groen, 83 ¼ Jahre.“ Der Eintritt ist frei. Und um 18.00 Uhr geht es gleich weiter mit „Schmuck und Schnittchen“, einem kleinen Schmuckflohmarkt im Offenen Wohnzimmer. In gemütlicher Atmosphäre können die verschiedensten Schmuckstücke zu Flohmarktpreisen erworben werden.

Passend zu Lux gibt es am Donnerstag, den 24. November, um 19.30 Uhr einen französischen Konversationsabend. Der Kurs wird von der Französischlehrerin Nadine Fez geleitet, es geht um lockere Konversation, hier könnt Ihr Euer Französisch trainieren. Für Vereinsmitglieder beträgt die Kursgebühr 5,- Euro, Nicht-Mitglieder zahlen 10,- Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich, bitte an mueck-raab(at)gmx.de oder telefonisch unter 0159 (und dann) 01036057.

Info& auf Mainz&: Samstag, den 19. November 2016, 18.00 Uhr, zweite Veranstaltung der Adam-Lux-Reihe: „Adam Lux – Enthusiast der Freiheit“, Gespräch mit Michael Cäsar Recker, der sich seit langem mit Adam Lux beschäftigt. Dazu gibt es Rotwein aus der Donnermühle und Jambon de Mayence von der Metzgerei Walz aus Mombach. Ort: Offenes Wohnzimmer, Winterstraße 13 in Mainz-Kostheim, der Eintritt ist frei. Mehr zum Offenen Wohnzimmer findet Ihr hier im Internet.

 

 

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Geld vom Auto aus am Automaten ziehen – Mainzer Volksbank eröffnet ersten GeldAUTOmat Nähe Messe

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Wer viel mit dem Auto unterwegs ist (sein muss), kennt das Problem: Man bräuchte ja schnell noch Geld vom Geldautomaten, aber vor der Filiale ist mal wieder weit und breit kein Parkplatz zu finden. Schnell mal ranfahren und zack, Geld abheben – bisher war das ein schöner Traum. Bis jetzt: Seit Montagabend leuchtet den Autofahrern an der Messe hinter Mainz-Hechtsheim eine blaue Geld-Tankstelle entgegen: Unter einem großen blauen Dach kann man hier an zwei Geldautomaten direkt vom Auto aus Geld abheben. Der Geldautomat der Mainzer Volksbank (MVB) nimmt damit seinen Namen wörtlich, es ist die erste befahrbare Geld-Tankstelle in Mainz und der sehr weiteren Umgebung.

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Anfahrt zum Geld tanken: GeldAUTOmat der Mainzer Volksbank in Hechtsheim – Foto: gik

„Für unsere Kunden bedeutet das ab heute: Kein Aussteigen bei schlechtem Wetter und keine aufwendige Parkplatzsuche bei einer städtischen Filiale mehr“, sagte MVB-Vorstandschef Uwe Abel bei der Eröffnung, was wir der Pressemitteilung entnommen haben. Die MVB habe schon lange den Plan gehabt sich im neu entstehenden Gewerbepark geeignet zu platzieren, mit der neuen Geldtankstelle sei das „außergewöhnlich gelungen.“ Der GeldAUTOmat sei „ein Gewinn für die Kunden“, sei eine innovative Neuerung und mit seinem Standort gerade auch für Besucher der Messe praktisch, sagte Abel weiter.

Zu finden ist der GeldAUTOmat an der Kreuzung der Ludwig-Erhard-Straße mit Barcelona-Allee und Athener-Allee, oder einfacher: Genau gegenüber der Jet-Tankstelle und in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zu Möbel Martin und Hechtsheimer Messe-Gelände. Schon von Weitem leuchtet das hohe Dach mit dem intensiven Blau den Autofahrern entgegen, gerade nachts ist es nicht zu übersehen. Mainz& hat gleich mal den Test gemacht und ist vorbei gefahren.

Und es ist wirklich so einfach, wie es klingt: zweimal rechts abgebogen, und schon steht man unter dem weiten Dach, das fraglos an eine Tankstelle erinnert. Auf jeder Seite der Säule steht dann ein ganz normaler, wenn auch besonders schicker Bankautomat zur Verfügung, und das auch in unterschiedlichen Höhen – ein Service für die SUVs. Wer lange Arme hat, kann direkt aus dem Autofenster die Karte in den Schlitz stecken, alle Eingaben tätigen und das Geld entnehmen. Kleinere Menschen öffnen einfach die Autotür oder steigen kurz aus. Das Auto bleibt „bei Fuß“, es gibt kein Parkplatzsuchen, kein Einparken – binnen Sekunden ist die Transaktion erledigt.

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Geld abheben direkt aus dem Auto beim MVB GeldAUTOmat – Foto: MVB

Nur die Ausfahrt aus der hell beleuchteten und natürlich noch sehr sauberen Anlage ist irritierend: Ich kam doch von links, soll jetzt aber nach rechts fahren – und lande in einer stockdunklen Straßenschleife, deren Verlauf bei Nacht überhaupt nicht zu erkennen ist. Dann muss ich sogar noch einmal rechts abbiegen, um auf der richtigen Straßenseite an der Ausfahrtampel zu landen – uff. Auf einen Blick ist das alles zumindest bei Nacht nicht zu erkennen, hier wären mehr Schilder oder schlicht mehr Licht sehr hilfreich.

Nach Angaben der MVG erweitert die Mainzer Bank mit den beiden neuen Geldautomaten ihr eigenes Automatennetz von bisher 110 auf nun 112 Automaten. Damit habe man „weiterhin eines der dichtesten Geldautomatennetze in ganz Rheinhessen.“

Info& auf Mainz&: Den neuen GeldAUTOmat findet Ihr an der Kreuzung der Ludwig-Erhard-Straße mit Barcelona-Allee und Athener-Allee, oder einfacher: Genau gegenüber der Jet-Tankstelle und in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zu Möbel Martin und Hechtsheimer Messe-Gelände. Mehr zur MVB auf dieser Homepage.

 

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