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Start 2016 November

Monatsarchive: November 2016

Fluglärm dröhnt über Mainz – Infoveranstaltung über Lärmobergrenzen mit Deutschem Fluglärmdienst

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Kaum war das Wetter mal wieder gut, der Himmel klar – dröhnten über Mainz die Flugzeuge. Speziell an diesem Wochenende wurde Mainz mal wieder von einem Lärmteppich dröhnenden Ausmaßes überzogen. Speziell in Lerchenberg, Marienborn, Hechtsheim, Laubenheim und der Oberstadt war kaum ein Entkommen. „Lärmterror in Mainz und das am Sonntag schon seit 5.00 Uhr heute morgen, das ist gesundheitsgefährdend“, schimpfte der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel via Facebook: „unglaublicher Lärm über der Uniklinik, unfassbar……..“ Da trifft es sich gut, dass die Mainzer Initiative gegen Fluglärm just für diesen Donnerstag, den 17. November, zu einer Informationsveranstaltung einlädt. Themen: Lärmpausen, Ryanair und Ultrafeinstaub.

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Ununterbrochenes Dröhnen: Flugzeuge am Himmel über Mainz – Foto: gik

„Lärmobergrenze – Beruhigungspille für die Region?“, lautet der Titel der Veranstaltung, die um 19.30 Uhr im INNdependence Hotel in der Oberstadt startet. Die Lärmobergrenzen sind ein Lieblingsprojekt des hessischen Verkehrsministers Tarek Al-Wazir (Grüne), mit denen der Grüne den Lärm vom Frankfurter Flughafen deckeln will. Al-Wazir will eine Grenze einziehen, die nicht überschritten werden darf, das Problem: Der Wert liegt noch leicht über dem heute bereits real stattfindenden Lärm, leiser wird es deshalb nicht. Dennoch liegt in der Lärmobergrenze eine Chance: weil die Fluglinien eine Steigerung ihres Verkehrsaufkommens dann nur noch über leisere Flugzeuge erreichen können, könnte es langfristig dennoch leiser werden – alles dazu findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

Besonders interessant an der Veranstaltung am Donnerstag: Vortragender ist Horst Weise vom Deutschen Fluglärmdienst (DFLD). Der DFLD hat das Hessische Verkehrsministerium bei der Entwicklung der Obergrenzen beraten, seine 2015 entwickelten Fluglärmkarten bildeten die Grundlage für die Errechnung und die Kontrolle der neuen Lärmgrenze. Der DFLD ermittelt schon seit Jahren höchst genau Werte von Flugspuren und real existierendem Fluglärm, Mainz&-Leser kennen den Link zur Homepage www.dfld.de unter den Fluglärmtexten. ? Hier könnt Ihr nach Regionen sortiert beeindruckende Flugspurenkarten ansehen, und das sogar live, sowie die verschiedensten Mess- und Lärmwerte anzeigen lassen.

DFLD Vergleichskarte Fluglärm 2008 - 2012
DFLD Vergleichskarte Fluglärm 2008 – 2012

Weise, Vorsitzender, Gründer und Mastermind hinter dem DFLD, tat aber noch mehr: Im Auftrag der Zukunftsinitiative Rhein-Main (ZRM), dem Zusammenschluss Fluglärm-geplagter Kommunen, sammelte er fünf Jahre lang bis dahin streng geheime Daten, legte den Karten die realen Flugwege zugrunde und errechnete erstmals den Lärm ab 40 Dezibel statt bis dahin 55 Dezibel. Das Ergebnis: Präzise Lärmkarten, die erstmals den wahren Radius des Fluglärms aufzeigten. Von Bad Kreuznach im Westen bis Bad Orb im Osten, von Lorsch im Süden bis Usingen im Norden zeigen die neuen  Karten, dass die Belastung durch Fluglärm vom Frankfurter Flughafen viel, viel weiter reicht, als offizielle Karten das bislang zeigten. Und Weise verknüpfte die Flugdaten erstmals mit der Anzahl der darunter liegenden Einwohner – das ergab eine korrekte Anzahl der Fluglärm-Betroffenen.

Es dürfte also ausgesprochen spannend werden zu hören, was Weise live zu berichten hat. Aber auch die weiteren Themen sind von hoher Relevanz: Die neuen Ryanair-Verbindungen vom Frankfurter Flughafen sollen zur Sprache kommen, Kritiker befürchten wachsenden Lärm durch den Billigflieger. Auch das Thema Ultrafeinstaub durch Flugzeuge rund um den Flughafen soll Thema sein wie der Stand der Klageverfahren gegen den Planfeststellungbeschluss der Stadt Flörsheim, teilte die BI mit.

Info& auf Mainz&: „Lärmobergrenze – Beruhigungspille für die Region?“ – Informationsveranstaltung der Mainzer Initiative gegen Fluglärm am Donnerstag, 17.11.2016, um 19.30 Uhr im Hotel INNdependence in der Oberstadt in Mainz. Mehr zur Mainzer Initiative gegen Fluglärm findet Ihr hier im Internet. Und natürlich darf auch unter diesem Fluglärm-Artikel der Hinweis auf den Deutschen Fluglärmdienst unter www.dfld.de nicht fehlen. 😉

 

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GCV feiert 125 Jahre und entführt mit genialen Kammerspielen höchstnärrisch in Kneipe zum Xaver

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Hans-Peter Betz als blasierter Wissbadener Baron mit Kutscher Helmut Grimm - Foto: gik

Man kann ja eine Sitzung auch einfach mal in 4.11 Minuten machen. So richtig komplett mit Komittee, Protokoller, Ballett, Margittche, Guddi Gutenberg und natürlich den Hofsängern. Kann man nicht? Die Schnorreswackler können: Bei den Närrischen Kammerspielen des Gonsenheimer Carneval-Vereins (GCV) zauberte die junge Gesangstruppe eine Turbo-Sitzung auf die Bühne, dass das Zwerchfell Überstunden machen musste. Zum Start des 125. Jubiläumsjahrs legen die Gonsenheimer auf ihr ohnehin schon übliches Niveau noch mal einen drauf: In der Gründungskneipe Zum Xaver gab es großes närrisches Theater feinster Machart.

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Liebevolle Kulisse, neuer Präsident: Martin Krawietz wacht im Sessel über die Gründung seines GCV anno 1891 im Wirtshaus Zum Xaver – Foto: gik

Es war im Jahr 1892, als sich in einer Kneipe mitten im alten Gunsenum (Gonsenheim für Nicht-Meenzer) ein Lehrer, der reichste Bauer des Ortes, der Pfarrer und der Bäcker trafen. „Die Kneipe hatte einen Ofen, und der war warm – wer weiß, wie wir sonst geheißen hätten“, sagte der frisch gebackene Präsident Martin Krawietz zur Eröffnung. Im schicken Frack schwang Krawietz nun nicht mehr die Protokoller-Seiten, sondern dirigierte mit seiner Glocke vom Rande aus die Spielerschar auf der Bühne – ganz gemäß der neuen Rolle als Chef des Vereins. Und natürlich ehrte der zu Beginn erst einmal seinen Vorgänger. Horst Ernerth wurde für seine 17 Jahre währende Präsidentschaft flugs zum Ehrenpräsidenten ernannt. „Wir haben gar nicht anders können „, entschuldigte sich Krawietz.

Die Gonsenheimer zeichnen sich einfach dadurch aus, dass sie die Fastnacht zwar mit tiefstem närrischen Herzblut feiern, sich selbst dabei aber überhaupt nicht ernst nehmen. Und so strotzte die Anstatt-Komittee-Crew aus Sebastian Grom (Lehrer, für gewöhnlich Sitzungspräsident), Peter Büttner (Pfarrer), Rudi Hube (Bauer) und Thomas Becker (Bäcker) nur so von Frotzeleien über Gunsenumer, Bäcker („Mein Schwiegersohn, der Ditsch, der ist so faul, für den müsste man ’ne Maschine erfinden, wo der fertige Teig oben reinkommt und die fertige Brezel unten raus…“)  und Gunsenumer Becker („Der hat schon 11 Kinder, der will wohl ganz Gunsenum bevölkern…“).

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„Lehrer“ Sebastian Grom, „Pfarrer“ Peter Büttner, „Bauer“ Rudi Hube und „Bäcker“ Thomas Becker gründen den Verein – Foto: gik

Wunderbar dabei die Neuentdeckung Peter Büttner als „Parrer“ mit Riesen-Piffche (Riesen-Weinglas), der gegen Ende seinen Rausch so überzeugend spielte, dass Grom ihn völlig verdutzt fragte: „Spielst Du das noch, oder bist Du echt so voll?“ Was ist schon das vorbereitete Skript, wenn man in Gunsenum ist? Wenig ert, war die Antwort am Samstagabend: Ob die Technik streikte, die Schnurrbärte rutschten oder der Text einfach ausblieb – die Akteure auf der Bühne rissen mit spontaner Situationskomik („Die E-Mail mit dem Text von 1892 hat sich wohl verspätet“) alles raus, was da kam und die Zuschauer so erst recht zu Lachsalven hin.

Nein, es war keine übliche Sitzung mit Protokoller und Guddi Gutenberg – und das bekam den Kammerspielen ausgesprochen gut. Die Nachrichten Anno 1892 verkündete stilecht der Leierkastenmann, und Peter Beckhaus verkörperte wieder einmal mit viel leisem Feinsinn eine nostalgische Figur. Den Kurbelkasten mit Strippe, genannt Telefon, verkündete er als neueste Erfindung, ebenso die Rolltreppe und das Weckglas mit dem Gummiring. Nur eines, das war doch immer gleich in Mainz: Anno 1892 bauten sie die Gleise für die Ludwigsbahn durch Mainz, und „durch die Bauarbeiten liegt der Stadverkehr ganz lahm…“

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Ein Schauspieler, drei Souffleure – oder vielmehr: Vier Vollblutfastnachter! Michael Emrich (Muschel), Christian Schier (Koch), Martin Heininger (Schauspieler) und Benno Hellmold (Baum) – Foto: gik

Nun, in jener Schänke zum Xaver jedenfalls, da suchten die vier Herren nach einem neuen Zeitvertreib – ihr Sparverein war gerade jämmerlich am Durst gescheitert. „Was mit Zukunft! Was Modernes!“ will der Lehrer. „Ein Theater“, schlägt einer vor. „Mitten in der Stadt? Du bist doch nicht ganz dicht“, sagt der Becker. Der will aus der Bäckerblume vorlesen, der Lehrer will lieber Shakespeare – Auftritt der vier Souffleure. Und die demonstrieren, was man aus „Sein oder nicht…“ alles machen kann: Souffleur 1 war beim Zahnarzt und ist deshalb nicht zu verstehen („Dein oder nicht Dein!“), Souffleur 2 ist ein Baum, der mehr mit den Blättern raschelt, und Souffleur 3 ist Koch („Wein oder nicht Wein!“) – alles zusammen ergibt Kokolores und solch hochwertigen Klamauk, dass das Publikum nicht mehr weiter weiß vor Lachen.

Kein Wunder, stehen da doch Michael Emrich, Benno Hellmold, Christian Schier und Martin Heininger gemeinsam auf der Bühne, und die vier Urfastnachter sind als Team eine wahre Fastnachts-Gewalt. Ganz nebenbei wird noch die halbe abendländische Theaterkultur durch den Kakao gezogen – ganz großes Kino. Noch zwei Mal kommen die vier am Abend wieder – aber dazu später mehr.

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Spritziger Running Gag: Mario Vohmann hier als chinesischer Rose/Lose-Verkäufer – Foto: gik

„Nein, Theater geht nicht“, sagt Lehrer Grom nach dem wahrhaft närrischen Ausflug auf die Bretter Kopf schüttelnd, „Wir brauchen etwas ganz Neues, was der Vorort noch nie gesehen hat.“ – „E Eishäusche auf dem Juxplatz?“, fragt einer. Nein, der Lehrer weiß Rat: Da gibt es doch den MCV, den Mainzer Carneval-Verein, der macht so Sitzungen, „des ist lustisch, des mache mer aach!“ Sitzungspräsident will der Lehrer auch gleich werden. „Nix da“, bescheiden ihn seine Kollegen: Erstens sei er viel zu dünn, zweitens kein Messdiener (namens Andreas Schmitt, Anmerkung der Verfasserin) – „bevor du das wirst, wird erst bei uns eine Frau Reichskanzlerin, und ein Meerschweinchen amerikanischer Präsident!“ Die Geschichte hat das bekanntlich schon entschieden…

Die vier Herren begeben sich derweil auf die Suche nach Programmpunkten: „Wir brauchen politische Reden mit Witz und Schärfe“, sagt Grom, „Kokolores, Unsinn, Dummzeug.“ Witze brauche man, findet der Bäcker: „Gemüse-Witze, Kartoffel-Witze, Bo(h)ne-Witze…“ Bekanntlich hat auch diesen Wunsch die Geschichte weise erfüllt – mit Herbert Bonewitz brachte der GCV einen der größten Fastnachter aller Zeiten hervor.

Grom Senior, Erhard mit Vornamen, schreitet derweil ein, stänkert über die Idee mit dem Fastnachtsverein, grantelt, schimpft: „Heute gegründet, morgen bankrott“, prophezeit er, ein Vorortverein habe doch kein Niveau und dann noch in so einer alten Turnhalle, „da kommt doch keiner!“ Das alles verpackt der Grom wie immer in perfekte fastnachtliche Reimkultur – na, das ist doch der erste Vortrag! Wirt Xaver entpuppt sich danach als Gesangstalent: Uli Brüggen legt als Sänger eine geniale Nummer zwischen Stimmungslied und gerocktem Jazz hin und reißt den Saal zur Standing Ovation von den Sitzen – wo war der Mann die letzten Jahre nur?

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Grandiose Stimme, super Sound: „Wirt“ Uli Brüggen rockt den Saal – Foto: gik

Singen können auch die Fleischworschtathlete, gute Stimmung verbreiten auch – „einstimmig angenommen“, ruft der Lehrer begeistert. Das gilt natürlich auch für Ercan Demirel und die Brüder Andy und Matthias Bockius: Die Blues Brothers von Mainz besingen den ausgefallenen Rosenmontagszug, rappen die Halle und werden mit „Komm mit nach Meenz“ und ihrer Hymne „Das heeßt Meenzer“ gerade zu den neuen heimlichen Stars der Fastnacht. Und wie gut, dass den Hausfrauen für ihr Turnen gerade der Raum abhanden gekommen ist – so kommt der neue Fastnachtsverein auch zu seinem Ballett, in diesem Fall der Füsiliergarde.

Ein zweites Mal schwingen dann später die Mädels vom GCV-Ballett mit Dirndln, Lederhosen und einer heißen Techno-Nummer die Beine – auch in diesem Jahr steppt wieder Christoph Seib als Mann in der Mitte mit. Klasse! Seib hatte zuvor schon den „Zimmermann auf Wanderschaft“ gegeben. Der kalauert sich erst mal durch die italienischen Nudelsorten und dreht dann so richtig mit einem „Gouda-to si“-Lied samt Fortsetzung hin zum Schimmelkäse auf… zum Kugeln.

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Vier Alte und vier Junge auf der Parkbank – geniale Eulenspiegelei! – Foto: gik

So geht es rasant weiter durch Gesellschaft, Politik und Vereinsgeschichte im bunten Mix. Der Rosenverkäufer ist Chinese und verkauft deshalb Lose statt Rosen – oder Postkarten, wobei er auf einmal verteufelte Ähnlichkeiten mit einem gewissen Herrn Hitler hat. Mario Vohmann gibt einen herrlich verdreht-närrischen Running Gag, für den er völlig verdient vom Publikum gefeiert wird. Überhaupt schaffen es die Gonsenheimer wieder einmal, eine ganze Riege neuer Gesichter auf die Bühne zu zaubern – ein Haufen neuer Talente! Wie etwa Jens Ohler, Johannes Emrich, Andi Müller und Achim Hube (naja, nicht alle davon sind neu ;-)), die als junge Gegenstücke zum Quartett Emrich, Hellmold, Heininger und Schier agieren: In einer wahrhaft närrischen Eulen-Spiegelei mimen die Acht „Die 4 Alte und die 4 Junge“ auf der Parkbahn – was so aus den Leuten nach 125 Jahren wird…

Die sinnieren über den Brexit – und bekommen gleich eine Idee: „Da könnten dann doch auch die Kasteler abstimmen, dann wär’s ein Wixit“, sagt einer. „Nein, ein Kaxit“, sagt ein anderer. Nur bei einem ist man sich einig: „Mainzelbahn? Scheißdreck“, grantelt einer, „was will ich denn uff de Lerchenberg? Wenn ich ZDF gucke will, mach‘ ich den Fernseher an.“ Auch die Veganer kriegen ihr Fett weg, ebenso Mainz 05-Präsident Harald Strutz, der wegen seiner Jahresbezüge von 300.000 Euro einstecken muss: „Bei 05 haben sie noch einen ehrenamtlichen Helfer im Verein – den Präsidenten…“ – „Mer strutze net, mer hunn“, ergänzt ein Alter, für die Hochdeutschen unter Euch: „Wir prahlen nicht, wir haben…“

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Hans-Peter Betz als schnöseliger Wissbadener Baron mit Kutscher Helmut Grimm – Foto: gik

Apropos prahlen: Natürlich strandet in der Kneipe zum Xaver auch ein Wiesbadener – Hans-Peter Betz gibt mit großer Geste einen herrlich überkandidelten Wissbadener Baron. Köstlich! Der „Guddi Gutenberg“ genießt es sichtlich, mal in eine andere Rolle zu fallen und gibt natürlich eine wunderbare Zielscheibe für alle Bosheiten über die Nachbarn jenseits des Rheins ab. Vielleicht sollte man doch, sinniert der Herr Baron, eine Brücke von Schierstein über den Rhein bauen… „Gott bewahre“, sagt der Pfarrer: „Was Gott geschieden hat, soll der Mensch nicht verbinden!“

Nun ja, beruhigt der Baron: „Gut Brück‘ will Weile haben“, und man könne ja einfach mal von beiden Seiten anfangen zu bauen, dann entscheide sich in der Mitte schon, ob es zwei oder vier Spuren würden… Das Chaos um die Schiersteiner Brücke und die verkorksten Planungen auf Mainzer Seite waren natürlich gemeint. Im Xaver ist derweil das Amt für Vereinsgründungen aufmarschiert, und die Herren vom Amt sind höchst skeptisch: Carneval Verein, was soll das sein? „Ein Verein für die, die keiner woanders braucht“, mutmaßt einer der Herren, „das ist dann Brauchtumspflege…“ Thorsten Schäfer und Torsten Spengler (oder waren die „h“s anders verteilt? Sorry, die Herren!) legen zwei feine Amts-Herren hin.

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Elvis lebt! Zumindest beim GCV… Michael Emrich, Christian Schier, Martin Heininger und Benno Hellmold (v.l.n.r.) – Foto: gik

„Es läuft, die Sitzung ist fast komplett“, seufzt Lehrer Grom glücklich – und dann kommen doch noch die Elvis Brothers. Noch einmal legen Emrich, Hellmold, Heininger und Schier närrische Situationskomik pur aufs Parkett, kämpfen mit sich auflösenden Perücken und rocken mit Rucki Zucki nach Elvis-Manier den Saal. Für atemlose Gänsehaut aber sorgt eine ganz besondere Ballade: Wenn das Heile Gänsje „In the Ghetto“ erklingt, dann hält der Saal die Luft an, scheint die Welt einen Moment lang still zu stehen – ein Geniestreich von, natürlich, Christian Schier.

Am Ende ist der Wein geleert, der vielversprechende neue Carneval-Verein gegründet – nur der Name fehlt noch. Also wird erst einmal ein Foto der stolzen Runde gemacht, zu sehen sind darauf aber nur verwackelte Schnauzbärte… Die Geburt der Schnorreswackler! Und die legen gleich darauf ihre furiose Turbo-Sitzung in 4.11 Minuten aufs Parkett – die Fastnacht in Gunsenum ist geboren! Wir gratulieren und freuen uns schon mal auf die nächsten 125 Jahre. 😉

Info& auf Mainz&: Vorher wird natürlich erst einmal das 125. Jubiläum des Jahres 2017 gefeiert – der GCV tut das unter anderem mit einer großen Jubiläumssitzung am Samstag, den 3. Februar 2017 in der Mainzer Rheingoldhalle. Infos und Karten gibt’s hier im Internet.

Und hier noch unsere Fotogalerie – bitte schön:

 

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Mainz liest bunt – Vorlesetag mit Geschichten über Heimat in der ganzen Stadt

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Jetzt ist es so weit: Es wird wieder vorgelesen! Am Freitag, dem 18. November ist bundesweiter Vorlesetag, und Mainz wird als „Vorlesehauptstadt“ ihrem Titel wieder einmal alle Ehre machen: In der Heimatstadt Gutenbergs wird ja sowieso schon viel gelesen, geschmökert und vorgelesen. Am Freitag aber könnt Ihr dem Vergnügen schlicht nicht entkommen: In Dutzenden von Veranstaltungen, in Schulen, Läden, Kitas, Cafés, beim Juwelier, in der Kunsthandlung, im Schuhladen und beim Brezelbäcker – überall wird in Mainz am Freitag vorgelesen. Thema in Mainz sind dieses Jahr Geschichten aus der Heimat: „Mainz liest bunt“, lautet das Motto. Los geht’s schon heute Abend mit den ersten Vor-lesungen, die letzten finden am Sonntag statt – Mainz macht aus dem Vorlesetag ein ganzes Vorlese-Wochenende.

programm-vorlesetag-2016-mainz-liest-buntSeit 2004 findet der bundesweite Vorlesetag am dritten Freitag im November statt. Die gemeinsame Initiative der Zeitung Die Zeit, der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung will ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens setzen, denn das hat rundum positive Auswirkungen auf Kinder und Erwachsene. Die Gutenberg-Stadt Mainz beteiligte sich natürlich von Anfang an – und darf sich seit 2014 sogar stolz „Öffentlichkeitswirksamste Vorlesehauptstadt“ nennen: Mainz gewann nämlich den Wettbewerb des Vorlesetags. Die Stadt habe „mehr als 130 zum Teil ausgefallene Vorlese-Aktionen“ organisiert und „das Vorlesen weit in die Stadt und die Öffentlichkeit getragen, zum Beispiel durch einen Vorlese-Flashmob in der Innenstadt oder öffentliche Lesungen im Kino und im Theater“, urteilte die Jury beeindruckt.

Lesungen im Weinhaus, Türkischen Zentrum, Dom, Türmerwohnung

Auch in diesem Jahr wird Mainz seinem Titel wieder alle Ehre machen, übergreifendes Thema ist „Mainz liest bunt – Geschichten über Heimat.“ Wer Mainz kennt weiß, das wird keine dumpfe Deutschtümelei: „Heimat, an diesem Begriff scheiden sich die Geister: Manche halten ihn für völlig überflüssig, andere legen ihn sehr weit aus, wieder anderen gibt er Halt“, sagt dazu Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): „Wir möchten mit diesem Thema zum Dialog und zu Diskussionen anregen. Denn wenn wir von ,Heimat‘ sprechen, hat das immer etwas mit Menschen zu tun – auf ganz unterschiedliche Art und Weise.“

Und so geht es am Vorlesetag um Literatur über neue Heimaten, humoristische Texte über typische Merkmale eines jeweiligen Landstrichs aber eben auch um Heimatverlust und Flucht. Da drehen sich Lesungen im Weinhaus Michel um Mundart und im Türkischen Kulturzentrum um die Frage „Heimat – woher Du kommst“, im Landesmuseum werden Krimis aus Rheinhessen gelesen, und in der Kunsthalle Mainz gibt es unter dem Titel „Herr Mroué, was ist Heimat?“ eine performative Lesung eigener Texte von Schülern des Otto-Schott-Gymnasiums zur Ausstellung „Between Two Battles“ des libanesischen Künstlers Rabih Mroué.

Das aber ist wahrlich nur ein sehr kleiner Ausschnitt des Programms: Anne Seghers, Krimis der Drei ???, Comic-Lesungen oder Romeo und Julia in Gonsenheim und Finthen – die Bandbreite ist groß. Gelesen wird in der Türmerwohnung von St. Stephan, auf dem Eventschiff Cassian Carl, in der Staatskanzlei, den Ortsverwaltungen, dem Dom, der Synagoge, im Stadtwerke-Hochhaus und im Obsthof Appel Happel – unglaublich. Und natürlich sind auch wieder Politiker aller Couleur dabei, Minister, Ex-OBs und viele, viele Autoren. Chansonnette Ulrike Neradt liest in der Opel-Arena für die 05-er Classics.

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Vorlesetag 2016 mit Postkartenaktion „Heimat ist“ auch am Mainzer Dom – Foto: Stadt Mainz

Postkarten-Installation „Heimat ist…“ mit zwei Führungen dazu

Flankierend dazu gibt es in den Geschäften in der Innenstadt die Installation „Heimat ist …“: An Fotoleinen baumeln hier Postkarten und Bierdeckel, auf denen viele Mainzer sowie Besucher der Stadt in den vergangenen Wochen ihre Gedanken und Ideen zum Thema Heimat festgehalten haben. Die farbenfrohen Installationen – etwa mit Zeichnungen und Malereien von Schülern der Leibnizschule und der Eisgrubschule – laden dazu ein, stehen zu bleiben, vorzulesen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und natürlich könnt Ihr auch selbst eine der ausliegenden Postkarten nehmen und ergänzen, was Euch zu dem Satz einfällt: „Heimat ist…“

Zu ausgewählten Orten der Installation gibt es am 18. November zwei Rundgänge: Um 11.00 Uhr lesen Bürgermeister Günter Beck (Grüne) und Schauspieler Armin Dillenberger Texte über Heimat, unter anderem von Herbert Bonewitz und Joke van Leeuwen. Die beiden lesen auch die Gedanken der Mainzer zum Heimatbegriff vor – und greifen diese szenisch auf. Das dürfte ein besonderes Erlebnis werden…. Treffpunkt ist um 11.00 Uhr im Rathaus, Anmeldung für Oberstufenschüler und/oder Erwachsene unter mainz.online@stadt.mainz.de.

Um 14.30 Uhr startet ein zweiter Rundgang, Ausgangspunkt ist Musik Alexander in der Bahnhofstraße 9.  Schüler des Oberstufenkurses Darstellendes Spiel des Gymnasiums Mainz-Oberstadt haben sich im Unterricht mit dem Thema Heimat beschäftigt und nehmen die  Teilnehmer mit auf eine szenische und spielerische Reise – von Musik Alexander über die Öffentliche Bücherei – Anna Seghers bis ins Nelly’s. Zielgruppe dieses Rundgangs sind vor allem Kinder zwischen 6 und 13 Jahren, Anmeldung ist auch hier noch an mainz.online@stadt.mainz.de möglich.

Mainz, 25.04.2015, Portraits des Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling , Foto: Alexander Heimann /Vollformat Fotografie Dziemballa Heimann UG, Schäfergasse 5, 65428 Rüsselsheim, Fon 0177-5626350, Bankverbindung Kreissparkasse Gross Gerau BLZ. 50852553 , KTO. 16003352. Alle Honorare zzgl. 7% MwSt. Steuer NR: 02137830174
Oberbürgermeister Michael Ebling mit Dom, dem Inbegriff von Heimat für Mainzer – Foto: Alexander Heimann

Auftakt mit Ebling und Sektprobe am Donnerstagabend im Cuvée

Den Auftakt zum Vorlesetag macht OB Ebling persönlich am Donnerstagabend: Um 18.00 Uhr wird im Cuvée das verlängerte Vorlesewochenende in Mainz eröffnet, Ebling liest dabei Passagen aus der Reportage „Im gelobten Land“ aus Henning Sußebachs „Die große Welt gleich nebenan. Expeditionen in den deutschen Alltag“. Dazu gibt es passend zum Thema „Heimat“ eine Sektprobe mit den Erfindern des Winzersekts aus Rheinhessen: Die Erzeugergemeinschaft Winzersekt aus Sprendlingen hat drei edle Winzersekte zur Verkostung im Gepäck, einen Chardonnay extra trocken, einen Spätburgunder Weißherbst halbtrocken und natürlich den Jubiläumssekt 200 Jahre Rheinhessen, den Riesling 1816, brut. Preis für die 3er-Sektprobe: 7,50 Euro, um telefonische Anmeldung unter 06131 und dann 2401007 wird gebeten.

Nach dem offiziellen Vorlesetag am Freitag hört Mainz aber noch lange nicht auf: Am Samstag, dem 19. November, und am Sonntag, dem 20. November, gibt es auf der Mainzer Büchermesse im Rathaus ein großes Vorlese-Programm für Groß und Klein von 11.00 bis 18.00 Uhr. Am Samstag, dem 19. November, gibt es außerdem um 14.00 Uhr eine Führung zum Thema „Anna Seghers, ein Mainzer Mädchen“, die durch Kindheit und Jugend in Mainz einer der bedeutendsten deutschen Autorinnen des 20. Jahrhunderts führt. Dabei gibt es Textlesungen aus dem „7. Kreuz“ und dem „Ausflug der toten Mädchen“, Treffpunkt Dominformation.

Info& auf Mainz&: Bundesweiter Vorlesetag am Freitag, dem 18. November 2016, in Mainz unter dem Motto „Mainz liest bunt – Geschichten aus der Heimat“. Alle Infos und wirklich das komplette Programm findet Ihr hier im Internet.

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Sockelalarm #9 am Rathaus: „You Press the Button“ hinterfragt, warum Menschen Fotos machen

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Jeden Tag stehen sie auf dem Rathausplatz, vor dem Dom, vor anderen Sehenswürdigkeiten: Touristen, die die Mainzer Sehenswürdigkeiten fotografieren. Und manchmal sollen die Fotografen ja auch Mainzer sein – nur: wozu fotografieren Menschen? Was soll dadurch erhalten bleiben? Sind die Bilder ein Beweis, dass der Fotograf an jenem Ort gewesen ist? Oder will dieser nur die verflossene Zeit festhalten? Genau diese Fragen stellte sich der koreanische Künstler Eunhyung Michael Lee bei einem Besuch auf dem Rathausplateau – und machte daraus eine Skulptur. „You Press the Button“ wird nun ab dem 16. November just auf diesem Platz zu sehen sein: Als Sockelalarm #9.

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Entwurf der Skulptur „You Press the Button“ des koreanischen Künstlers Eunhyung Michael Lee für den Sockelalarm vor dem Rathaus – Foto: Lee

Der Sockel auf dem Rathausplateau ist seit Sommer 2014 verwaist, weil die Stadt Mainz das eigentlich dort beheimatete Kunstwerk – den „Schlüssel des Stundenschlägers“ von Hans Arp – an das Arp-Museum in Rolandseck verliehen hat. Die Leihgabe dauert so lange, bis die Sanierung des Rathauses abgeschlossen ist, das kann also noch dauern… 😉 Als Ersatz haben das Kulturamt der Stadt und die Kunsthochschule Mainz den „Sockelalarm“ ins Leben gerufen: In wechselnder Folge werden hier neue Kunstwerke ausgestellt.

Mit dem Kunstwerk von Eunhyung Michael Lee geht der „Sockelalarm“ nun also in eine neue Runde. „Nach den vorhergehenden Installationen bringt #9 You Press the Button einen neuen ästhetischen Impuls auf den Jockel-Fuchs-Platz und hinterfragt ein weit verbreitetes Phänomen“, heißt es in der Ankündigung der Stadt: das Phänomen, das Menschen mit Fotoapparaten unterschiedlicher Art die besondere Architektur und Atmosphäre des Ortes einfangen. „Dabei unterscheiden sich nicht nur die Personen und technischen Geräte, sondern auch die Blickwinkel und Perspektiven in den entstandenen Bildern“ heißt es weiter. Weitere Informationen über den jungen Künstler haben wir leider nicht.

Die im Jahre 1962 entstandene Plastik „Schlüssel des Stundenschlägers“ war übrigens ein Geschenk der Landesregierung Rheinland-Pfalz an die Landeshauptstadt Mainz. Am 18. Dezember 1974 wurde sie im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl (CDU) auf dem Platz vor dem Rathaus aufgestellt, Anlass war der Bezug des neuen Mainzer Rathauses. Die Plastik hat eine Höhe von 4,16 Metern und ist eine achtfache Vergrößerung der Originalplastik „Clef de Jaquemart“. Der Maler und Bildhauer Hans Arp war einer der bedeutendsten Dadaisten, er starb vor 50 Jahren im Jahr 1966. Ihm ist seit September 2007 das Arp-Museum in Rolandseck im alten Bahnhof am Rhein gewidmet.

Info& auf Mainz&: Eröffnung des „Sockelalarms #9“ mit „You Press the Button“ des koreanischen Künstlers Eunhyung Michael Lee am Dienstag, 15. November 2016 um 17.30 Uhr auf dem Rathausplateau in Mainz. Mit Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) und Professor Martin Schwenk von der Kunsthochschule Mainz. Lees Kunstwerk wird bis zum 8. Januar 2017 zu sehen sein.

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Digitaler Nachlass – Vortrag Verbraucherzentrale über Umgang mit Onlinedaten beim Tod

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Was passiert eigentlich mit den Daten, wenn man stirbt? Verträge werden online abgeschlossen und digital hinterlegt, Konten online geführt und Zugangsdaten online verwaltet. Viele Verbraucher sind zudem in sozialen Netzwerken aktiv, posten eifrig bei Facebook. Nur: Was passiert mit diesen Daten, wenn man stirbt? Dann steht das Gepostete noch immer im Internet… Barbara Steinhöfel, Expertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, beantwortet Interessierten mit dem Vortrag „Menschen gehen – Daten bleiben“ am Mittwoch, den 16. November 2016, die wichtigsten Fragen zur Thematik. Denn Vieles kann man selbst regeln – Hinterbliebene stehen vor vielen Herausforderungen, wenn sie an Vertragsinformationen gelangen müssen und Online-Konten von Verstorbenen verwalten sollen. Der Vortrag findet um 16.00 Uhr in der Verbraucherzentrale in Mainz, Seppel-Glückert-Passage 10, statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Verbraucherzentrale bittet um Anmeldung unter der Telefonnummer 06131 – 28 48 0 oder per E-Mail an info@vz-rlp.de.

 

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Weltfrühgeborenentag: Unimedizin setzt Zeichen mit lila Beleuchtung des Eingangsgebäudes

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Frühgeborene sind ein Geschenk unserer Zivilisation: Starben diese Kinder in früheren Zeiten, haben die kleinen Würmchen heute eine Chance zu leben – dank moderner Medizin. Ein Zentrum dafür ist die Mainzer Uniklinik: jedes Jahr werden hier rund 400 bis 500 Frühgeborene und kranke Neugeborene behandelt. Deutschlandweit sind es rund 60.000 Kinder, die zu früh zur Welt kommen. Doch die Hilfe hat einen Preis: Frühgeborene, genannt „Frühchen“, haben eine erhöhte Sterblichkeitsrate und leiden deutlich häufiger unter Entwicklungsstörungen als Reifgeborene. Am kommenden Donnerstag, dem Weltfrühgeborenentag, setzt die Mainzer Uniklinik ein Zeichen: Das Eingangsgebäude an der Langenbeckstraße wird von 17.00 bis 23.00 Uhr lila angestrahlt.

Eingang Universitätsmedizin - Foto_Thomas Boehm
Am Donnerstag erstrahlt der Eingang zur Universitätsmedizin in Mainz lila im Gedenken an den Weltfrühgeborenentag – Foto: Thomas Boehm

Rund um den Globus werden an diesem Tag Gebäude und Denkmäler lila angestrahlt, um Frühgeburt und ihre Folgen zu thematisieren. „Ein sichtbares Zeichen für Frühgeborene zu setzen“, das ist laut André Kidszun vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin das Ziel der gemeinsamen Aktion des Vereins Frühstart e.V. Mainz und der Universitätsmedizin Mainz am Weltfrühgeborenentag, der 2008 ins Leben gerufen wurde. Kidszun ist neben seiner Tätigkeit als Neonatologe an der Universitätsmedizin Vorsitzender von Frühstart e.V. Mainz.

Tatsächlich seien Eltern eines frühgeborenen Kindes einer enormen emotionalen Belastung und psychischem Stress ausgesetzt, heißt es in der Ankündigung weiter, deren Text wir Euch hier gerne wiedergeben: Oft geht der Frühgeburt ein längerer Aufenthalt in der Frauenklinik voran. „Die Eltern haben lange und immer wieder Angst um ihr Kind“, weiß Kidszun. Viele Frühgeborene müssten Wochen bis Monate nach Ihrer Geburt stationär behandelt werden und seien während dieser Zeit oft von Eltern und Familie getrennt. In ihrer Entwicklung benötigen sie langfristige medizinische und psychosoziale Unterstützung. Die gravierendsten Folgen der Frühgeburtlichkeit sind eine erhöhte Sterblichkeit und neurologische Entwicklungsstörungen.

Zur emotionalen Belastung komme für die Eltern eines frühgeborenen Kindes die soziale und finanzielle Belastung hinzu, weiß Professorin Eva Mildenberger. Das fange etwa bei Fahrten zur Klinik und unzähligen Arztbesuchen an und gehe weiter über die anspruchsvolle Förderung der Frühgeborenen im Kindesalter bis hin zu Arbeits- und Verdienstausfällen. Auch blieben oft die Geschwister der Frühgeborenen auf der Strecke, weil für sie nur wenig Zeit übrig bleibe. „Auf diese spezifischen Probleme von Frühgeburt wollen wir die Öffentlichkeit aufmerksam machen“, erklärt Mildenberger und fügt hinzu: „Frühgeburt ist eine Bürde und ein signifikantes Gesundheitsproblem. Auch diese Kinder sind unsere Zukunft, sie sollten bestmöglich behandelt und so gesund wie nur möglich entlassen werden.“

Info& auf Mainz&: Wer „Frühgeborene“ auf der Seite der Uniklinik eingibt, erhält leider keine Ergebnisse der Suchmaschine – ausgesprochen  irritierend. Der Fachbegriff für die Versorgung frühgeborener Kinder heißt Neonatologie, den dafür zuständigen „Schwerpunktbereich Neonatologie und perinatologische Intensivmedizin“ findet Ihr hier im Internet. Liebe Leute, wenn Ihr Menschen helfen wollt – wie wär’s dann mal mit einem verständlichen Namen, über den man Euch auch als Laie findet? 😉

 

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2015 Mainz&-Adventskalender Türchen 17: Gans to Go in Mainzer Restaurants

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ACHTUNG!!! Dies ist ein Artikel aus 2015, die Informationen sind möglicherweise und zum Teil veraltet!! Für aktuelle Informationen zu Gans to Go bitte hier entlang: Gans to Go bei Gaul’s

Es ist wieder Gänsezeit, ganz klar – und Ihr sucht fleißig auf Mainz& nach dem tollen Service „Gans to Go“ – da helfen wir gerne! Nur haben wir da ein Problem: Wir schaffen es gerade nicht, unsere bisherigen Artikel dazu zu aktualisieren, denn leider sind die Homepages der entsprechenden Restaurants wenig hilfreich dabei…. Gibt es den Service noch? Gibt es ihn so wie 2015? Wir haben es noch nicht in allen Fällen rausgefunden. Aber damit Ihr nicht weiter sucht – hier noch mal unser Artikel vom Dezember 2015. Beachtet also bitte: Die eine oder andere Info könnte veraltet sein… Die meisten Angebote sind aber offenbar noch so oder so ähnlich vorhanden. Also: Guten Appetit!

Weihnachten steht vor der Tür, Ihr hättet sooo gerne einen Gänsebraten, aber keine Zeit, Lust oder Möglichkeit? Nun, Euch kann geholfen werden: Gleich mehrere Mainzer Restaurants bieten da nämlich einen tollen Service. „Gans to Go“ heißt der Trend, den es schon seit ein paar Jahren gibt. Und weil das gestresste Menschen entlastet, finden wir das eine gute Sache – und öffnen dafür unser Mainz&-Adventskalendertürchen Nummer 17. Damit Ihr rechtzeitig vor den Feiertagen noch anrufen könnt. 😉 Billig ist der Spaß allerdings nicht.

Gänse in Bardou
Nix für Vegetarier, aber Gaumenschmaus zu Weihnachten – der Gänsebraten – Foto: gik

Übrigens gibt es den Gänsebraten von Frank Buchholz nicht mehr, dafür gab’s den 2015 neu bei Poller’s Häusje in Gonsenheim.

„Gänseschmaus auch für zu Haus“ bei Poller’s Häusje

„Gänseschmaus auch für zu Haus“ heißt es in dem urigen kleinen Restaurant mit der großartigen Küche. Hier kann man einfach den Gänsebraten zum Mitnehmen bestellen, mindestens 48 Stunden im vorau. Die „Gans to go“ gibt es ab vier Personen, pro Person gibt es eine Keule und eine halbe Brust, Maronen, Rotkraut, Beifussjus und Thüringer Klöße. Die Gans steht dann zum Wunschtermin heiß und servierfertig zur Abholung in Pollers Häusje bereit. Kosten: 19,90 Euro pro Person – macht mindestens 79,60 Euro. Infos dazu hier.

„Gans to Go“ bei Gaul’s Catering

„Gans to Go“ – der geniale Slogan stammt von Gaul’s Catering, was wir gerne honorieren. 😉 „Wir kochen – Sie servieren zu Hause!“ heißt das Motto beim renommierten Laubenheimer Cateringbetrieb. Der Gänsebraten wird laut Eigenwerbung „nach allen Regeln der kulinarischen Gänse-Kunst“ zubereitet – dazu gehören natürlich selbst gemachter Rotkohl, Kartoffelklöße und duftende, gefüllte Marzipanäpfel. Ihr müsste die angelieferte Gans dann nur noch erwärmen und es Euch schmecken lassen, die Portion gibt es für 4 bis 6 Personen. Dazu gibt’s einen passend ausgewählten Rotwein – als Weihnachtsgeschenk! Das nennen wir Service. 😉

Dazu gibt’s die Gans hier in zwei Variationen: einmal in Burgundersauce mit hausgemachtem Apfelrotkohl, Kartoffelklößen und gefüllten Marzipanäpfeln, das kostet dann 65,- Euro. Für 98,- Euro gibt es eine ganze Oldenburger Freilandgans mit Rosmarinhonig glasiert, mit hausgemachtem Feigenrotkohl, Kartoffelklößen, Marzipanäpfeln und Preiselbeersauce nach Geheimrezept. Hmmmm…. Allerdings müsst Ihr die Gans selbst abholen. Infos dazu hier, unten aufs Bestellformular klicken!

Gaul's Gans to Go
Das Original: Gans to Go von Gaul’s

„Gans genial!!“ im Proviantamt

„Gans genial!!“ heißt es im Proviantamt, das Euch die Gans nach Hause liefert. Hier gibt es eine Gans für 4 bis 6 Personen mit acht Kartoffelklößen (nanu?), Rotkraut, Maronen und Gänsesoße für 95,- Euro pro Gans – inklusive Lieferung im Umkreis von 10 Kilometern um Mainz. Ein bisschen Hand anlegen müsst Ihr dann aber noch: „Mit unserem Fertigstellungsrezept zaubern Sie Ihren Freunden in 30 Minuten eine knusprige Gans auf den Teller“, heißt es auf der Homepage. Bestellungen oder Fragen könnt Ihr an die Reservierungs-Hotline 06131 und dann 9061600 richten. Bestellungen für das Wochenende müssen freitags bis 12.00 Uhr eingegangen sein. Alle Infos noch mal hier.

Gans und Truthahn im Bellpepper im Hyatt

Gänsebraten auf Bestellung gibt’s auch im Hyatt-Restaurant Bellpepper. Vom 11. November bis 26. Dezember gibt’s eine Gänsekeule für 21,- Euro und eine komplette Gans für stolze 139,- Euro, Beilagen inklusive. Dafür gibt’s hier aber auch eine Ente für 59,- Euro oder einen Truthahn für 119,- Euro – mal was anderes! Alle Infos dazu findet Ihr hier.

Gans Lieferdienst auf der Kupferbergterrasse
Gans Lieferdienst auf der Kupferbergterrasse

Weihnachtsgans von der Favorite, auch in Teilen

Bei der Favorite gibt’s nicht nur eine ganze Gans auf Bestellung, sondern auch eine halbe – das finden wir super! Gibt schließlich auch Singlehaushalte oder einfach nur Paare. „Wir liefern Ihnen am 24. Dezember bis 12.00 Uhr Ihre Weihnachtsgans mit Maronen, Klößen, Rotkraut und Soße fertig portioniert nach Hause“, heißt es auf der Homepage. Eine Anleitung, wie Ihr die Gans dann knusprig auf den Tisch zaubert, ist dabei. Eine halbe Gans mit 3 Portionen gibt es schon für 43,- Euro, die ganze Gans mit 6 Portionen kostet 85,- Euro. Lieferkosten im Stadtbereich: 10,- Euro. Die Gänse-Reservierungs-Hotline erreicht Ihr unter Telefon 06131 und dann 8015-48 oder per Email an svenja.fels@favorite-mainz.de. Seltsam, wir fanden dazu auch eine Flyer im Internet – die Internetseite der Favorite hingegen konnten wir nicht aufrufen. Versucht mal Euer Glück hiermit.

Gans Lieferdienst von der Kupferbergterrasse

Und last but beileibe nicht least ist da noch der Ganslieferdienst von der Kupferbergterrasse. Eure „schmackhafte Weihnachtsgans inklusive aller Beilagen“ könnt Ihr Euch an Heiligabend liefern lassen. Inklusive aller Beilagen und laut Eigenwerbung „schnell, unkompliziert & verführerisch lecker!“ Dabei sind  glasierte Maronen, frischer Rotkohl sowie herzhafte Kartoffelknödel und Soße. Auch hier gibt’s eine halbe Gans und das schon ab 39,- Euro, die ganze Gans kostet 79,- Euro – und auch hier ist eine Flasche Rotwein inklusive! Die Anzahl ist allerdings begrenzt, ob’s noch Gans gibt, müsst Ihr erfragen. Vorbestellen könnt Ihr per Telefon unter 06134 und dann 570 667, per Email unter info@procardis.de oder mit dem Online-Bestellformular hier.

Also, bei der großen Auswahl – nix wie ran an die Gans! Guten Appetit!

 

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Mainzer CraftBeerMesse zieht um in die Halle 45, die alte Phoenix-Halle

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Nach dem erfolgreichen Start 2015 zieht die Mainzer CraftBeerMesse gleich mal in eine größere Location: Am 25. und 26. November findet die 2. Mainzer CraftBeerMesse in der Halle 45, der ehemaligen Phoenix-Halle in Mombach statt. „Der Industriecharme der neuen Halle 45 passt hervorragend zu der Mainzer CraftBeerMesse“, heißt es beim Veranstalter, der Messegesellschaft RamRegio. Dazu habe der große Besucherandrang der ersten Messe die Veranstalter für kreative Brauer aus ganz Deutschland interessant gemacht – man brauche schlicht mehr Platz.

Mainzer CraftBeerMesse Einschenken - Foto RAM Regio
Probieren, Probieren, Probieren bei der 1. Mainzer CraftBeerMesse – Foto: RAM Regio

Rund 50 Brauereien werden sich deshalb im November in der Halle 45 präsentieren und dabei mehr als 300 Bierkreationen anbieten – das ist praktisch eine Verdoppelung zur Premiere, bei der 30 Brauereien und 150 Biere vertreten waren. Damit ist der Craftbeer-Boom endgültig in Mainz angekommen, die handwerklich gebrauten, kreativen Biere jenseits der großen Massenproduktion haben ja auch bei uns mit dem Eulchen Bier oder Kuehn Kunz Rosen ihre Vorreiter.

Vergangenes Jahr gab es historische Rezepturen, Craftbiere mit Koriander, Winterbier, Porter, Rauchbier oder auch Kreationen aus Rügen, Landau, Berlin und Hamburg. Und Brauer zeigten den Besuchern, wie man selbst zum Hobbybrauer werden kann. Die Kreativen experimentieren auch schon mal mit Zutaten jenseits von Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Auch die Craft-Beer-Szene zeichnet sich aber durch natürliche Zutaten und traditionelle Braukunst aus – auch mit Reinheitsgebot kann man deutlich individuellere Stile kreieren, als die großen Brauereien das so tun…

Das Verkostungskonzept der CraftBeerMesse geht so: Besucher leihen sich für 5,- Euro ein spezielles Verkostungsglas und kaufen für je 50 Cent Bier-Coins. Damit bezahlen sie dann die 0,1-Liter-Probiereinheiten Craftbeer. Die Preise für die Kostproben der einzelnen Biersorten legen die Brauer selbst fest. Da diese meist selbst hinter ihrem Tresen stehen, kann jeder Besucher Fragen zu den probierten Bieren stellen.

1. Mainzer CraftBeerMesse Überblick - Foto RAM Regio
Volles Haus bei der 1. Mainzer CraftBeerMesse in der Alten Lokhalle – Foto RAM Regio

Zur Orientierung gibt’s den im Vorjahr bewährten Messe-Guide wieder mit Platz für Verkostungsnotizen sowie einer Liste aller Brauereien und Biere. Sein Lieblingsbier kann der Besucher anschließend am Messeshop kaufen und direkt mit nach Hause nehmen. Neu ist zudem das Craftbeer-Abhollager: Hier könnt Ihr das gekaufte Bier deponieren und auch noch am Folgetag abholen.

Info& auf Mainz&: 2. Mainzer CraftBeerMesse am Freitag, dem 25. und Samstag, dem 26. November 2016, jeweils von 14.00 bis 22.00 Uhr, in der Halle 45 in Mainz-Mombach. Der Kartenvorverkauf hat begonnen, Tickets gibt es online unter www.ramregio-shop.de. Ein Tagesticket kostet 10,-  Euro, zwei Tage auf einen Schlag gibt es für 17,- Euro.

Im Ticketpreis enthalten ist bereits die Hin- und Rückfahrt mit Bus und Bahn im Stadtgebiet Mainz/Wiesbaden sowie im kompletten Tarifgebiet des Rhein-Nahe Nahverkehrsbundes (RNN). Damit können in diesem Jahr auch Besucher aus ganz Rheinhessen und dem Naheland den ÖPNV kostenfrei nutzen. Weitere Infos unter www.craftbeermesse.de oder hier auf Facebook. Unseren Bericht von der 1. Mainzer CraftBeerMesse findet Ihr hier. 

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„Lasst uns der Freiheit würdig werden!“ – Offenes Wohnzimmer gedenkt des Revolutionärs Adam Lux

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Er war leidenschaftlicher Demokrat und damit zu seiner Zeit ein Visionär und Revolutionär: Adam Lux, Sohn eines einfachen Bäckers aus Mainz-Kostheim, starb am 4. November 1793 in Paris unter der berühmten Guillotine für seine Ideale der Freiheit,  Gleichheit und Brüderlichkeit. An diesen ersten großen Freiheitskämpfer aus Mainzer Gefilden erinnert nun die Initiative Offenes Wohnzimmer in Mainz Kastel mit einem ganzen Monat voller Veranstaltungen. Den Auftakt macht an diesem Freitag eine ganz besondere Lesung: Niemand geringeres als der Schriftsteller Stefan Zweig widmete ein ganzes Drama dem Leben und Sterben des Adam Lux. Aus den „Zehn Bildern aus dem Leben eines deutschen Revolutionärs“ wird am 4. November um 19.30 Uhr gelesen.

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Adam Lux in einem Portrait von François Bonneville 1767 – Foto: Bildarchiv Austria

Die Uraufführung des Stückes fand am 21. Januar 1989 im Mainzer Staatstheater statt und entriss damit – wie der Mainzer Germanist Erwin Rotermund schrieb – „einen Besiegten dem Vergessen.“ Denn vergessen ist Adam Lux im Bewusstsein der Mainzer wohl leider, befürchtet Marion Mück-Raab, Vorsitzende des Kultur- und Nachbarschaftsladens „Offenes Wohnzimmer“ in Mainz-Kostheim: Weder in Mainz noch in Kostheim erinnern Straßennamen, Schilder oder Gedenksteine an den „Freiheitsmärtyrer“, bedauert Mück-Raab. Das Offene Wohnzimmer will das ändern und widmet Lux im November gleich drei Veranstaltungen – ganz im Sinne des deutschen Dichters Jean Paul, der einmal über Lux schrieb: „Er starb rein und groß zugleich. Kein Deutscher vergesse ihn!“

Demokrat, Jakobiner, Idealist der Freiheit und Gleichheit

„Lux war ein außergewöhnlicher Mann, einer der ersten deutschen Demokraten und Mainzer Jakobiner“, erklärt Mück-Raab: „Er hat wirklich daran geglaubt, an Freiheit, an Recht, an die Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit.“ Der Sohn eines Bäckers gehörte zu jenen Mainzern, die 1792, von den Franzosen inspiriert, zu leidenschaftlichen Verfechtern der Republik wurde. Lux trat der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ bei, dem Mainzer Jakobinerclub also, und gehörte zu jenen, die 1793 die Mainzer Republik ausriefen, er pflanzte den Freiheitsbaum mit, organisierte die Abstimmung zur neuen Republik.

Ein Bericht aus dem Jahr 1792 beschreibt sein Wirken so: „Unser Freund Lux versammelte drei Tage hintereinander die Gemeinde aufm Rathaus (zu Kostheim), den ersten Tag zeigte er ihnen die Vortrefflichkeit der fränkischen Konstitution und lud sie ein, den andern Tag ihre Zweifel vorzubringen (…) sagte er den dritten Tag zur versammelten Gemeinde: also wollen wir nun morgen auch den Baum der Freiheit pflanzen, welches sie alle einstimmig annahmen. (…)

Den folgenden Tag, nämlich vorigen Sonntag, bekam nun jeder Bürger aus der Gemeindekasse 1 Bouteille Wein und 14 Kreuzer mit einem Zettel: dies Geschenk macht dir das Vaterland als ein Andenken des Tags der Freiheit. Als der Baum eingepflanzt wurde, hielt Lux eine zweckmäßige Rede, legte dann auch ein rotes und schwarzes Buch aufm Rathause, wo sich dann die ganze Gemeinde beinah im roten Buch unterschrieb; dieses Buch wird, da sich die meisten unterschrieben haben, von Lux im Namen der Gemeinde ans provisorische Departement übergeben.“

Doktor der Philosophie, Besitzer der Donnermühle, philosophischer Bauer

Landtag RLP bei Nacht beim RLP Open Air
Das Deutschhaus in Mainz, heute der Mainzer Landtag. Von hier aus wurde 1793 die Mainzer Republik ausgerufen – Foto: gik

Lux, der am 27. Dezember 1765 in Obernburg am Main geboren wurde, war 1786 nach Kostheim gekommen. Obwohl aus einfachen Verhältnissen und kinderreicher Familie schaffte es der junge Adam ein Studium zu beginnen. Mit siebzehn Jahren schrieb er sich an der Mainzer Universität ein, dort studierte er Medizin und Philosophie. Mit neunzehn promovierte er dann zum Doktor der Philosophie, sein Thema passenderweise „Enthusiasmus“. Danach arbeitete Lux als Hauslehrer bei der einflussreichen Mainzer Familie Dumont und lernte dort die Schwester der Hausherrin kennen und lieben: Sabine Reuter.

Die beiden heirateten und zogen im Mai 1786 nach Kostheim. „Lux‘ Frau Sabine war oft an der Mainmündung, besaß ein Haus in Kostheim“, weiß Mück-Raab aus ihren Nachforschungen: „Die beiden kauften die Donnermühle im Käsbachtal, dort führten sie ein beschauliches Leben, zwei Töchter wurden geboren.“ Lux selbst arbeitete als Landwirt und widmete sich nebenher seinen philosophischen Studien, begeistert vor allem von den Schriften Jean Jacques Rousseaus und den Idealen der Französischen Revolution. Der Einmarsch der Franzosen in Mainz 1792 wird zum Wendepunkt für den „philosophischen Bauern“: Lux wird aktiv.

Versammlung des Mainzer Jakobinerclubs im ehemaligen kurfürstlichen Schloss. Friedrich Georg Pape trug seine Thesen zum Verhältnis der französischen Verfassung zur katholischen Kirche dort am 25. November 1792 vor. Lavierte Federzeichnung Von Johann Jacob Hoch (1750-1829) - Landesmuseum Mainz http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/mkuz-5t3hvj.de.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2999045
Versammlung des Mainzer Jakobinerclubs im ehemaligen kurfürstlichen Schloss am 25. November 1792. Federzeichnung aus dem Landesmuseum Mainz

Durch sein Werben und seine Reden stimmen 1793 beeindruckende 221 von 223 stimmberechtigten Männern in Kostheim für die Ziele der Revolution und den Anschluss an die Französische Republik. Gewaltlos passierte die Revolution, „es wurde richtig gefeiert“, berichtet Mück-Raab: Das Pflanzen des Freiheitsbaumes sei eine richtiggehende „politische Kerb“ geworden, die so großen Zuspruch fand, dass sogar die revolutionäre Verwaltung in Mainz sich über die Kosten aufregte.

Fassunglos vom Verrat der Revolution in Paris an ihren Idealen

Ein paar Monate später machte sich Adam Lux zusammen mit Georg Forster als Abgesandter der Mainzer Republik auf den Weg nach Paris. Dort wollten die Mainzer den Anschluss der Mainzer zur französischen Republik verkünden und dann zurückkehren. Was Lux nicht ahnt: Es ist ein Abschied für immer. Denn die Mainzer Republik wird nach nur vier Monaten von den Preußen gestürmt und am 23. Juli 1793 bereits wieder beendet. Und in Paris gerät der Mainzer Idealist mitten in die schwarzen Tage der Revolution, in die Hinrichtungen und Verfolgungen durch den radikalen Jakobiner Jean Paul Marat. Lux war fassungslos – und stellte sich ganz im Sinne seiner Ideale offen gegen die Herrschaft der Gewalt.

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Silhouette von Adam Lux im Schaufenster des Offenen Wohnzimmers in Mainz-Kostheim – Foto: Reinhold Schmelz

„Muss ich zusehen, wie die Freiheit, die Sicherheit, die Unverletzlichkeit mit Füßen getreten wird, soll ich, ein Schüler Rousseaus, still dabei stehen, wenn die Freiheit, die Tugend unterdrückt wird und das Verbrechen triumphiert?!  Nein! …“, schrieb er im Entwurf einer Rede, die er im Nationalkonvent halten wollte. Lux wollte sich dort vor aller Augen erstechen, als Protest gegen die Revolution, die ihre Kinder fraß – „seine Freunde konnten ihn gerade noch einmal davon abbringen“, berichtet Mück-Raab. Dann erstach am 13. Juli 1793 die Girondistin Charlotte Corday Marat in seinem Badezimmer, und Lux ergriff Partei für die junge Adlige.

Tod auf der Guillotine, weil er den Tyrannenmord an Marat verteidigte

„In einer öffentlichen Flugschrift verteidigte er Corday, eine Flugschrift, die er mit seinem echten Namen unterschrieb“, berichtet Mück-Raab: „Ihm muss klar gewesen sein, dass ihn das den Kopf kosten würde.“ Noch im Juli wurde Lux verhaftet, aus der Haft heraus bat er „um die Ehre des Schafotts“, sie wurde ihm gewährt: Am 4. November 1793 stirbt Adam Lux, der Kostheimer Revolutionär, in Paris unter der Guillotine. „Er hat seinen Tod als Fanal der Freiheit gesehen“, sagt Mück-Raab, Lux‘ Geschichte werfe auch die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Tyrannenmordes auf. Bei Lux‘ Geschichte geht es auch um Zivilcourage und Rückgrat, um Unterdrückung und das Eintreten für Werte, findet Mück-Raab: „Die freie Meinungsäußerung ist auf dieser Welt noch immer keine Selbstverständlichkeit.“

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Adam Lux, Illumination – Foto Reinhold Schmelz

Und so will das Offene Wohnzimmer im November des Revolutionärs gedenken und danach fragen: „Was war das für ein Mann? Was trieb ihn an? Und: Wird es nicht Zeit in Kostheim an ihn zu erinnern?“ Vor ein paar Jahren hätten schon einmal Künstler aus dem Kostheimer Kulturverein Klärwerk gefordert einen Baum zum Gedenken an Adam Lux zu pflanzen, sagt Mück-Raab. Daraus geworden sei nie etwas.Die Aufarbeitung der Geschichte des Adam Lux könne aber „ein wunderbares Projekt für die Heimatschule Wiesbaden sein, die ja die Identität Mainzer Bürger stärken will“, findet die Journalistin, die auch für den Arbeitskreis Umwelt und Frieden (AUF) im Kostheimer Ortsbeirat sitzt.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe im Offenen Wohnzimmer erstrahlt nun seit dieser Woche ein rot beleuchteter Scherenschnitt von Adam Lux im Schaufenster, eine Lichtinstallation von dem Mainzer Kulturschaffenden CaesART. An diesem Freitag, am Todestag von Lux,  lesen Mück-Raab und der Mainzer Improschauspieler Andreas Toschka  aus Stefan Zweigs Drama, dazu singt die Kostheimer Musikerin Britta Niklaus drei Lieder aus den Zeiten der Mainzer Republik, darunter auch die „Mainzer Marseillaise“ aus dem Jahre 1792.

Info& auf Mainz&: Freitag, 4. November 2016 um 19.30 Uhr: „Adam Lux – Zehn Bilder aus dem Leben eines deutschen Revolutionärs“, Lesung aus dem Drama von Stefan Zweig. Offenes Wohnzimmer – Kostheimer Kultur- und Nachbarschaftsladen, Winterstraße 13, Mainz-Kostheim. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter freuen sich aber über Spenden, mit denen der Stadtteiltreff seine laufenden Kosten bestreitet.

Am Samstag, den 19. November, folgt dann um 18.00 Uhr „Adam Lux – Enthusiast der Freiheit“, ein Gespräch mit Michael C. Recker über das Leben von Adam Lux. Recker war Mitinitiator des damaligen Kulturklärwerks auf der Maaraue bei Kostheim. Am Donnerstag, den 24. November, wird ab 15.00 Uhr unter dem Motto „Feiernd umwindet, Menschen, das Freiheitsmal!“ ein Freiheitsbaum zur Erinnerung an Adam Lux gesetzt, es ist eine Kunst-Installation der Künstlerinnen Martina Hammel und Annette Gut. Mehr zur Mainzer Republik von 1793 lest Ihr hier auf Mainz&: „Wohlan, die Wahl ist leicht – nur Freiheit oder Tod!“

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„Gruß an Idioten und Despoten“ – 4.444 Narren feiern am 11.11. in Mainz Freiheit der Narretei

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Gute Laune, bunte Kostüme und ein Regenschirm - das waren die Zutaten für den 11.11.2016 - Foto: gik

Natürlich war es pünktlich um 11.11 Uhr, Reinhard Urban hatte eigens eine atomgesteuerte Funkuhr mitgebracht. Und genau um 11.11 Uhr am 11.11. ließen die Narren mit Helau den Schillerplatz erbeben – die Fastnacht hatte für einen Tag Ausgang in Mainz. Der Beginn der Kampagne ist das nicht, wie der neue MCV-Präsident Urban noch einmal klarmachte: Am 11.11. lüpfen die Narren nur mal kurz den Vorhang und feiern die Freiheit des Narren, die Gleichheit und Brüderlichkeit und überhaupt das Leben. „Man soll, man darf nicht nur im Herzen, sondern auch ganz öffentlich Narr sein“, betonte Urban. 4.444 Narren bevölkerten zur Spitzenzeit den Schillerplatz – trotz 4 Grad und Regen. Bis in den Abend hinein wurde gefeiert.

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Los geht’s: Es ist 11.11., 11.11 Uhr! Mit OB Ebling, MCV-Präsident Urban, dem Obermessdiener und ganz vielen Medien – Foto: gik-

„Gibt’s auf der Welt auch sehr viel Trubel, heut‘ ist ganz Mainz im Freudenjubel“, rief Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) den Narren unten auf dem Schillerplatz zu. Dort hatten sich trotz strömenden Regens schon ab 10.00 Uhr die Narren versammelt, um Gott Jokus und dem bunten Treiben zu huldigen. Viele Garden schickten Vertreter mit ihren bunten Uniformen, Schwellköppe wurden gesichtet – aber es feierten auch ganz viele normale Narren in bunten Kostümen. „Da spüren wir wie eh und jeh: Ach Kinner, ist das Leben schee“, reimte Ebling.

Wie wahr. Wohl selten tat in einem Jahr das Besinnen auf die schönen, die bunten, die närrischen Seiten des Lebens so Not wie im Jahr 2016. Der Wahlsieg von Donald Trump saß den Mainzern noch in den Knochen, da verkündeten die Medien am Freitag auch noch den Tod der Musikerlegende Leonard Cohen – der Kanadier war im Alter von 82 Jahren gestorben. Unvergessen sein fantastischer Auftritt vor dem Wiesbadener Kurhaus 2010, wo Cohen mit melancholischen, kritischen, poetischen Songs, samtweicher altersrauer Stimme und gleichzeitig unglaublicher Lebensfreude faszinierte.

„Gibt’s in der Welt auch viele Schmerzen“, nahm denn auch Ebling Bezug auf die aktuellen Ereignisse, „wir sind die Stadt der off’nen Herzen.“ Und der OB gab den autokratischen Strömungen auf dem Planeten auch gleich noch einen mit: „So grüße ich heute auch die Idioten, menschenverachtende Despoten, lasst ab von Hass, von Not und Pein! Ein scheene Gruß aus Mainz am Rhein!“

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Feiernde Narren trotzen Regen und ekliger Kälte: Rund 4.444 kamen zum Feiern auf den Schillerplatz – Foto: gik

Und genau in diesem Sinne feierten die Mainzer ausgelassen und froh eine große, friedliche Open-Air-Party. Gardisten, Clowns, Frohsinns-Botschafter und sogar Gäste aus Fernost und anderen Ländern schunkelten friedlich gemeinsam im Schatten des Fastnachtsbrunnens. Erstmals galt ein Glasverbot auf dem Schillerplatz, die Kontrollen an den Eingängen waren freundlich und nett. Und sogar aus dem südlichen Neuburg waren bunte „Maharadschas“ nach Mainz zum Feiern gekommen.

Und natürlich wurde das Närrische Grundgesetz verkündet – vom Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV), der 2017 sein 125. Jubiläum feiert. GCV-Präsident Martin Krawietz und Thomas Becker haben den Text leicht modernisiert – die genaue Fassung liefern wir Euch nach. 😉

Info& auf Mainz&: Mehr zum 11.11. findet Ihr hier bei Mainz&, ebenso natürlich Informationen  zum Närrischen Grundgesetz, das traditionell am 11.11. verkündet wird.

Viel Spaß mit unserer Bildergalerie!

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