Im „Heringsbrunnen“ in der Mainzer Altstadt feierten am 18. Mai wohl tatsächlich mehr Polizeibeamte als Gäste in der Kneipe zugelassen waren: Wie die Mainzer Polizei am Montag selbst mitteilte, hielten sich an dem Abend insgesamt 36 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in der Kneipe auf. Davon seien 23 bereits „unmittelbar an diesem Abend schon namentlich bekannt“ gewesen, 13 weitere hätten sich mittlerweile über ihre Dienststellen gemeldet. Erstaunlich dabei: Nachdem sich die ersten Anwohner bei der Polizei beschwert hatten, riefen die Beamten ihre Kollegen in der Kneipe an – bevor sie einen Streifenwagen schickten.

Wie viele Gäste waren in der Kneipe "Heringsbrunnen" am 18. Mai erlaubt - und wie viele gleichzeitig vor Ort? - Screenshot von Facebook, öffentliches Profil Heringsbrunnen
Wie viele Gäste waren in der Kneipe „Heringsbrunnen“ am 18. Mai erlaubt – und wie viele gleichzeitig vor Ort? – Screenshot von Facebook, öffentliches Profil Heringsbrunnen

Am 18. Mai hatte eine Gruppe Polizeibeamter im „Heringsbrunnen“ ohne Einhaltung der Corona-Schutzregeln und bis weit nach der erlaubten Sperrstunde um 22.00 Uhr gefeiert, Augenzeugen berichteten den Internetzeitungen Mainz& und Boostyourcity von bis zu 40 Personen, die ohne jeden Abstand feierten und Handyfotos machten, mehrfach auch vor der Kneipe. Dem Heringsbrunnen sind derzeit nach der neuen Corona-Verordnung nach Angaben des Wirtes aber nur 30 Personen in der Gaststätte erlaubt.

Die Mainzer Polizei teilte nun am Montag mit, man habe inzwischen erste Ermittlungsergebnisse an die Stadt Mainz überwiesen. Demnach habe man der Stadt bisher insgesamt 36 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten benannt, „die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Gaststätte aufgehalten haben“, so die Mitteilung der Polizei. Davon seien „23 unmittelbar an diesem Abend schon namentlich bekannt“ gewesen, 13 weitere hätten sich mittlerweile über ihre Dienststellen gemeldet. Gegen die Polizeibeamten sei ein disziplinarrechtliches Prüfverfahren eingeleitet worden, dieses müsse aber aus formellen Gründen bis zum Abschluss der Ermittlungen im bereits laufenden Bußgeldverfahren der Stadt Mainz ausgesetzt werden.

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Polizeipräsident Reiner Hamm, der sich erstmals zu dem Vorgang äußerte, betonte, es sei nicht akzeptabel, dass offensichtlich eine kleine Gruppe Polizeibeamter das gute Ansehen der Mainzer Polizei mit diesem nicht zu tolerierenden Verhalten schädige. Die Untersuchungen würden durch das Polizeipräsidium Mainz, sowie das Rechts- und Ordnungsamt der Stadt Mainz „weiter unter Hochdruck fortgeführt“, an diesem Montag seien weitere Gespräche mit den Beteiligten geführt worden.

Die Streife der Mainzer Polizei traf spät am Heringsbrunnen ein - die feiernden Kollegen wurden vorher kontaktiert. - Foto: Polizei Mainz
Die Streife der Mainzer Polizei traf spät am Heringsbrunnen ein – die feiernden Kollegen wurden vorher kontaktiert. – Foto: Polizei Mainz

Zugleich teilte die Polizei weitere Details zum Verlauf des Abends mit: Danach gingen – wie schon berichtet – am Abend des 18.05.2020 insgesamt drei Anrufe bei der Polizei wegen der Party in der Gaststätte ein, der erste um 22.10 Uhr. Die Anrufer hätten berichtet, dass sich in der Gaststätte mehr Personen als erlaubt aufhielten und die Schließzeit von 22.00 Uhr werde nicht eingehalten.

Doch was dann folgte, wirft Fragen auf: „Bereits nach dem ersten Anruf durch Zeugen hat die Polizeidienststelle einen Verantwortlichen unter den Gästen kontaktiert und telefonisch auf die geltenden Bestimmungen hingewiesen“, teilte das Mainzer Polizeipräsidium weiter mit: „Dieser Verantwortliche“ habe „das unmittelbare Ende des Zusammentreffens zugesichert“, deshalb sei zunächst kein Streifenwagen entsandt worden. Bis etwa 23.00 Uhr hätten „daraufhin mehrere Personen die Gaststätte verlassen.“

Damit bestätigt die Mainzer Polizei in vollem Umfang die Recherchen und Augenzeugenberichte, die Mainz& und Boostyourcity vorliegen: Dass der Streifenwagen erst 50 Minuten nach dem ersten Anruf eintraf, und dass zuvor noch eine größere Gruppe von Personen die Gaststätte verließ. Gleich drei Augenzeugen hatten Mainz& und Boostyourcity berichtet, dass ein Streifenwagen erst um kurz nach 23.00 Uhr an der Kneipe eintraf – und dass die Streifenwagenbeamten selbst sich noch eine ganze Weile in der Kneipe aufhielten. Zu diesem Punkt sagte die Mainzer Polizei allerdings bisher nichts. In der Pressemitteilung hieß es lediglich, man ermittele noch, welche Personen die Kneipe früher verlassen hätten.

Unterschiedliche Angaben gibt es auch weiter zum Ende der Feier: Während Anwohner berichten, die Feier sei bis weit nach Mitternacht gegangen, teilte die Polizei nun mit, die Polizeistreife habe „dem Wirt das Ende der Öffnungszeit erklärt“ und die notwendigen Feststellungen zu den anwesenden Personen getroffen, während diese ihre Rechnungen bezahlt hätten. Die noch Anwesenden hätten dann „bis ca. 23.30 Uhr sukzessive die Gaststätte“ verlassen.

Info& auf Mainz&: Den ganzen Artikel zu der Feier der Polizeibeamten könnt Ihr hier auf Mainz& nachlesen. Die Artikel der Kollegen von Boostyourcity zu dem Thema findet Ihr hier im Netz. Auch die SWR Fernsehnachrichten haben inzwischen über unsere Recherchen berichtet, den Film dazu könnt Ihr hier ansehen.

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