Es war spannend bis zum Schluss, die Entscheidung fiel mit Verspätung – aber um 22.26 Uhr war es so weit: Die Krone der 75. Deutschen Weinkönigin geht überraschend nach Franken. Die 24 Jahre alte Winzerin Eva Brockmann wird nun ein Jahr lang die höchste Repräsentantin des deutschen Weins sein. Beinahe wäre die Weinkrone zu ihrem Jubiläum sogar zu ihrem Ursprung zurückgekehrt: die erste Deutsche Weinkönigin war im Jahr 1949 eine Pfälzerin. Doch auch die Pfalz darf sich über eine Krone freuen: Lea Baßler sowie Jessica Himmelsbach aus Baden wurden zu Deutschen Weinprinzessinnen gewählt.

Diese fünf Kandidatinnen traten im Finale zur Wahl der 75. Deutschen Weinkönigin an. - Foto: gik
Diese fünf Kandidatinnen traten im Finale zur Wahl der 75. Deutschen Weinkönigin an. – Foto: gik

Fünf Kandidatinnen hatten sich vergangenen Samstag in der Vorentscheidung aus dem Feld der 12 Gebietsweinköniginnen für das Finale qualifiziert, am Freitagabend mussten sie live vor einem Millionenpublikum Auftreten und Spontanität, Eloquenz und fundiertes Weinwissen beweisen. Der SWR machte es ihnen dabei leicht: Die fünf Kandidatinnen mussten dabei weniger Spiele absolvieren als in Vorjahren. Eine Blindverkostung, die sich als schwierig für die Kandidatinnen erwies, eine Rede mit Hindernissen und ein Fachduell – das w<r es schon.

Dafür gab es mehr Musik – und eine Gala aus fünf ehemaligen Deutschen Weinköniginnen früherer Jahre, die sogar alle live auf der Bühne standen. Die erste Deutsche Weinkönigin wurde noch schlicht ernannt, 1949 war das, und die Pfälzerin Elisabeth Kuhn hielt ein wenig schüchtern ein Szepter in die Kameras, das mehr an Fastnacht als an Wein erinnert. Ab 1950 wurde die Deutsche Weinkönigin gewählt, doch die Ausrichtung blieb: Dirndl, Krone, Szepter, später ein dickwandiges Römer-Weinglas. Die Prüfungen bestanden damals unter anderem darin, einen Walzer zu tanzen und eine Rede zu halten.

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Royale Weinbotschafterin: Die Krone öffnet Türen

Das ist lange her: Aus den braven Dirndl-Mädels sind längst gestandene Weinfachfrauen geworden, die fließend Englisch parlieren, fundiertes Weinwissen beweisen und nebenher auch noch mal schnell Weinzubereitungen oder Weinbaupolitik charmant erklären können müssen. „Sie haben Maßstäbe gesetzt, die Kommunikation über Social Media vorangetrieben und mit großer Selbstständigkeit und Kreativität eigene Ideen und Formate entwickelt“, lobte Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI) das scheidende Trio der Weinmajestätinnen.

Scheidende Weinmajestätinnen mit Sekt "Augenhöhe". - Foto; gik
Scheidende Weinmajestätinnen mit Sekt „Augenhöhe“. – Foto; gik

Da gab es den gemeinsam geführten Blog der Weinmajestätinnen, wurde mit „Back to Wines“ Einblicke in Keller und Weinberge gegeben oder mit „Zipp Zipp Hurray“ zum Besuch in den Weinregionen geworben. „Social Media wurde zum Tagebuch, zum Fotoalbum voller Erlebnisse“, berichtete die scheidende Weinkönigin Katrin Lang. Doch aus der einstigen Solistin Weinkönigin ist längst ein Trio geworden, das im Teamwork aus Königin und Weinprinzessinnen ein professionelles Weinmarketing betreibt. 13 Weinanbaugebiete und rund 1000 Winzer vertreten – das geht einfach nicht alleine“, betonte Lang.

Und so packten die drei Weinmajestätinnen insgesamt mehr als 180 Mal ihre Koffer, um deutschen Weinen von Neustadt bis Berlin und von Hongkong bis New York ein Gesicht zu geben. Out of Date ist das mitnichten: „Die Deutsche Weinkönigin ist ein Original, das es mit der Strahlkraft in keiner anderen Branche gibt – und die Krone hebt sie heraus“, sagte Ernst Büscher vom DWI. Die Königin sei bis heute eine wichtige Botschafterin, „sie öffnet Türen, die ansonsten der Weinwirtschaft verschlossen bleiben würden.“

Das neue Trio der Weinmajestätinnen (von links): Deutsche Weinprinzessin Lea Baßler, Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann udn Deutsche Weinprinzessin Jessica Himmelsreich. - Foto: gik
Das neue Trio der Weinmajestätinnen (von links): Deutsche Weinprinzessin Lea Baßler, Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann udn Deutsche Weinprinzessin Jessica Himmelsreich. – Foto: gik

Die Reisen seien „pure Emotion“ gewesen, sagte Weinprinzessin Juliane Schäfer – das toppe wohl nur der deutsche Landwirtschaftsminister, „den wir auch gerne kennengelernt hätten.“ Offenbar hatte es zu einem Treffen mit dem Grünen Cem Özdemir irgendwie nie gereicht. Verpasst hat der Bundeslandwirtschaftsminister ein tolles Wein-Queenie-Trio, das schnell mal einen eigenen Sekt kreierte: Ein Sekt mit dem Titel „Augenhöhe“, kreiert als Cuvee aus Grundweinen der 13 Weinanbaugebiete.

In der Wahlgala am Freitagabend galt es nun zu beweisen, dass auch der Auftritt auf der großen Bühne für die jungen Damen kein Problem war. Am souveränsten meisterte das Eva Brockmann aus Franken, auch wenn die 24 Jahre alte Winzerin gelegentlich ein wenig blass und zurückhaltend wirkte. An ihrem geschliffenen Weinwissen gab es schon seit der Vorentscheidung keinen Zweifel mehr, dazu war sie die einzige, die bei der Blindverkostung ihren Wein wenigstens zu 50 Prozent erriet.

„Amt der Weinkönigin so zeitgemäß wie die Person, die sie ausfüllt“

Wie schwer die Aufgabe war, demonstrierte im Anschluss Romana Echensperger: Auch der Master of Wine gelang es nicht ihren Wein zweifelsfrei als einen Lemberger aus Württemberg zu erkennen. Lea Baßler aus der Pfalz und Jessica Himmelsreich aus Baden hatten sich bereits ebenfalls in der Vorauswahl in den Kreis der engsten Favoritinnen gespielt, nun überzeugten sie erneut mit Spontanität und Eloquenz. Um 22.26 Uhr stand dann endlich fest: Die drei sind das neue Majestätinnen-Trio – mit Eva als Königin.

 

Eva Brockmann aus Franken ist die 75. Deutsche Weinkönigin, - Foto: gik
Eva Brockmann aus Franken ist die 75. Deutsche Weinkönigin, – Foto: gik

„Diese Ämter sind genauso zeitgemäß, wie die Person, die sie ausfüllt“ sagte die frisch gebackene Weinkönigin anschließend im Interview mit Mainz&. „Wir sind drei moderne junge Frauen, die jetzt das 75. Deutsche Trio bilden – und wir werden frischen Wind in das Amt und unsere Branche bringen, weil wir dafür brennen, was wir tun“, versprach Brockmann.

Die Krone sei dabei ein wichtiges Erkennungsmerkmal: „Man betritt einen Raum als Weinkönigin, und wird sofort als solche erkannt – dafür braucht es die Krone“, betonte Eva Brockmann: „Aber mit der Krone steht und fällt nicht die Modernität dieses Amte – sondern mit der Person, die diese Ämter ausfüllt.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu 75 Jahre Deutsche Weinkönigin in den Kandidatinnen dieses Jahres und ihrem Abschneiden lest Ihr auch hier bei Mainz&.