Will die Stadt Mainz die Fastnachtstage nutzen, um klammheimlich an der Peter-Härtling-Grundschule in Mainz-Finthen Fakten in Sachen Baumfällung zu schaffen? Das befürchtet die Bürgerinitiative „Bessere Schule in Finthen“ – und erhebt schwere Vorwürfe: Am Fastnachtsfreitag sei bereits mit den Rodungsarbeiten begonnen worden, am Rosenmontag könnten bis zu 60 Jahre alten Bäume auf dem Gelände der Grundschule gefällt werden. Der Streit schwelt bereits seit Herbst 2023, die Bäume sollen einem Neubau der Grundschule weichen. Es ist nicht das erste Mal: Auch an der Lemmchenschule in Mainz-Mombach wurden 2023 insgesamt 38 Bäume für einen Neubau gefällt.
Die Peter-Härtling-Grundschule im Stadtteil Mainz-Finthen ist zum einen in die Jahre gekommen und zum anderen zu klein, die Stadt Mainz plant deshalb einen Neubau für die Schule. Die Pläne stammen indes schon aus dem Jahr 2016, und was für Empörung sorgt: Für den Neubau soll mehr als 30 stattliche Bäume fallen, die 50 bis 60 Jahre alt sind. Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative sowie eine Rieh von Umweltverbänden, darunter der „Arbeitskreis Mombach“ sowie die Klimainitiative Mainz Zero.
„Noch immer ignoriert die Stadt Mainz, dass sich über 750 Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt dieser Bäume einsetzen, noch immer gibt es auf viele Fragen der Bürgerinitiative keine Antworten“, klagt Daniel Brusch, Sprecher der Bürgerinitiative „Bessere Schule Finthen“. Die BI hat der Stadt bereits eine Petition übergeben sowie Kooperation bei einer alternativen Planung angeboten, ihre Forderung: Die Jahrzehnte alten Bäume müssten erhalten werden, gerade angesichts des Klimawandels und der enorm steigenden Hitzewellen in den Städten. Sie kritisiert zudem, die Planung entspreche nicht den neuesten Schulbaurichtlinien, und müsse auch deshalb überarbeitet werden.
Will die Stadt Mainz an Rosenmontag mit Fällung Fakten schaffen?
Doch ausgerechnet am Fastnachtswochenende wolle die Stadt jetzt offenbar Fakten schaffen, berichtet die Bürgerinitiative: „Auf dem Gelände der Peter-Härtling-Schule in Finthen haben am Fastnachts-Freitag, den 9. Februar 2024, Kettensägen, Bagger und Traktoren begonnen, das Gelände von Bäumen und Sträuchern zu befreien“, berichtet Brusch empört. Dabei gehe das Unternehmen aus Steinbach im Taunus „brachial vor, Nachbarn berichten, es sehe ‚wie ein Massaker‘ aus“, so Brusch weiter: „Die Arbeiter hauen alles Grüne weg, was sich ihnen in den Weg stellt – die Anwohner sind geschockt.“
Die BI habe deshalb am Samstagvormittag kurzfristig eine spontane Kundgebung organisiert, an der trotz Fastnacht rund 30 Menschen teilgenommen hätten, berichtet Brusch weiter. Darunter seien auch Vertreter der BI- Mombach, von MainzZero und anderen Umweltverbänden gewesen. Sie alle teilten den Standpunkt, „dass in der Stadtverwaltung ein Umdenken stattfinden muss.“ – „Wir wollen das nicht einfach so hinnehmen, im Interesse der Zukunft unserer Kinder und der Mainzerinnen und Mainzer“, betonte der BI-Sprecher.
Man sei vor allem „sehr verärgert, weil es – mal wieder – keine konkreten Informationen von der Stadt Mainz für die Anwohnerinnen und Anwohner gab, etwa wann es losgeht“, betonte Brusch. Die Stadt hat versichert, als Ausgleich junge Bäume zu pflanzen – doch das ist für die Anwohner kein adäquater Ersatz. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) habe am 29. Januar den Anwohnern in einem Schreiben mitgeteilt, dass noch im Februar die ersten 14 Bäume gefällt und 10 Bäume umgepflanzt werden sollten, berichtet die Umweltinitiative „Wald statt Asphalt“ auf ihrer Homepage, und klagt: „Die Mainzer Baudezernentin will schnellstmöglich Fakten schaffen.“
Und offenbar soll genau das nun passieren: „Einer der Holzfäller hat angedeutet, dass es am Montag weiter geht“, berichtet Brusch, und schimpft: „Ausgerechnet an Rosenmontag, an einem Tag, an dem alle Mainzer sich auf eine glückselige Fastnacht freuen. Da sollen große Bäume gefällt werden?“ Sei das „Instinktlosigkeit oder Kalkül?“, fragt die BI – und tippt eher auf Letzteres: „Viele Menschen haben Urlaub, sind unterwegs und es ist mit keinen größeren Protesten zu rechnen. Am Aschermittwoch ist es vorbei. Dann stehen die Bürgerinnen und Bürger vor vollendeten Tatsachen.“
Info& auf Mainz&: Die ganze Petition zur Neuplanung der Peter-Härtling-Grundschule in Mainz-Finthen findet ihr hier im Internet.
