Die Erfolgsgeschichte des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech geht offenbar ungebrochen weiter: Auch für das Jahr 2022 meldet Biontech nun einen Gewinn in Milliardenhöhe – und positive Erwartungen für dieses Jahr gleich oben drauf. Allein mit Covid-19-Impfstoffen rechnet das Unternehmen für 2023 mit einem Umsatz von rund fünf  Milliarden Euro, rund zwei Milliarden Dosen hat das Mainzer Unternehmen allein 2022 von dem Impfstoff verkauft. Das sind gute Nachrichten auch für die Stadt Mainz.

Die beiden die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci. - Fotos: Biontech
Die beiden die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci. – Fotos: Biontech

Schon im Januar 2020 hatten die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci die Weichen für einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 gestellt, es erwies sich nicht nur als vorausschauende, sondern auch als bahnbrechende Entscheidung: Von Ende 2022 an impfte das Mainzer Unternehmen gemeinsam mit seinem US-Partner Pfizer die halbe Welt – heute hält Biontech mit seinem Corona-Impfstopf Comirnaty® einen Marktanteil von 60 Prozent, wie das Mainzer Unternehmen am Montag stolz mitteilte.

Der Erfolg des Corona-Impfstoffs bescherte Biontech einen geradezu märchenhaften finanziellen Erfolg: 2021 fuhr das Mainzer Pharma-Startup einen Umsatz von knapp 19 Milliarden Euro ein, und einen Nettogewinn von 10,3 Milliarden Euro. Allein im ersten Jahr 2021 wurden rund 2,6 Milliarden Dosen Comirnaty® ausgeliefert, davon übrigens rund 40 Prozent an die Initiative LMIC für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

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Biontech-Milliarde für Mainz: Steuereinnahmen sprudeln weiter

Der Landeshauptstadt Mainz bescherte das Ende 2021 ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art: Am 8. November 2022 war man noch mit rund 1,3 Milliarden Euro verschuldet, davon Kassenkredite von rund 634 Millionen Euro – am Mittag stand ein Jahresüberschuss von 1,09 Milliarde Euro auf der Habenseite. Der Grund, den niemand offiziell nennen durfte, hieß Biontech und Gewerbesteuer, nun sieht es so aus, als sollte der warme Geldsegen so schnell nicht versiegen.

Firmenzentrale von Biontech in Mainz, in der Straße "An der Goldgrube". - Foto: gik
Firmenzentrale von Biontech in Mainz, in der Straße „An der Goldgrube“. – Foto: gik

Für 2022 habe Biontech erneut einen Umsatz von 17,3 Milliarden Euro erzielt, teilte das Unternehmen am Montag mit – man rechne mit einem Nettogewinn von 9,4 Milliarden Euro für das vergangene Jahr. Damit würden sich die Gewebesteuereinnahmen für Mainzer erneut in mehrstelliger Millionenhöhe bewegen. Ganz so üppig wie 2021 werden die Mainzer Stadtkassen allerdings nicht klingeln: Mainz hatte flugs die Gewerbesteuer gesenkt, was auch als Entgegenkommen für Biontech gedeutet wurde. Trotzdem macht der Firmensitz „An der Goldgrube“ seinem Namen weiter alle Ehre.

Biontech meldete nun für das vierte Quartal 2022 Ertragsteuern in Höhe von 893,9 Millionen Euro – deutlich weniger als ein Jahr zuvor, als Biontech Ertragssteuern von rund 1,54 Milliarden Euro meldete. „Für das am 31. Dezember 2022 endende Geschäftsjahr belief sich der Steueraufwand auf 3.519,7 Millionen Euro, verglichen mit 4.753,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum“, heißt es nun. Der abgeleitete effektive jährliche Ertragssteuersatz für das Geschäftsjahr bis zum 31. Dezember 2022 betrug 27,2  Prozent.

Erfolgssträhne Corona-Impfstoff geht weiter: zwei Milliarden Dosen

Dessen Erfolgssträhne geht bislang ungebremst weiter: In 2022 habe man erneut rund zwei Milliarden COVID-19-Impfstoffdosen ausgeliefert und in Rechnung gestellt, so die Bilanz weiter, das schließ auch rund 550 Millionen Dosen der an Omikron-angepassten bivalenten COVID-19-Impfstoffe ein. Damit schüttet das börsennotierte Mainzer Unternehmen pro Aktie einen Gewinn von 37,77 Euro für 2022 aus. Für dieses Jahr rechnet Biontech zudem erneut mit einem geschätzten Umsatz von rund fünf Milliarden Euro allein durch COVID-19-Impfstoffe.

Der Covid-19-Impfstoff wurde zum großen Umsatzbringer bei Biontech. - Foto: Biontech
Der Covid-19-Impfstoff wurde zum großen Umsatzbringer bei Biontech. – Foto: Biontech

„Wir haben signifikante Fortschritte im Jahr 2022 gemacht“, sagte Firmengründer und CEO Ugur Sahin. Man habe eine Pipeline für Onkologie-Produkte in der Tumorbekämpfung weiterentwickelt, und den weltweit ersten an die Omikron-Variante BA.4/BA.5 angepassten bivalenten COVID-19-Impfstoff auf den Markt gebracht. Mehrere neue Produktentwicklungen hätten zudem „ermutigende klinische Daten erzielt, und wir haben neun neue Programme in die klinische Erprobung gebracht“, betonte Sahin zudem.

„Die Auslieferung unserer an Omikron angepassten bivalenten Impfstoffe war entscheidend für unsere COVID-19-Impfstoffumsätze, die 2022 zu einem Geschäftsjahr mit einem weiteren starken Finanzergebnis gemacht haben“, freute sich denn auch Jens Holstein, CFO von BioNTech: „Wir glauben, dass uns der finanzielle Erfolg des Unternehmens im Geschäftsjahr 2022 eine optimale Ausgangsposition bietet, um die Weiterentwicklung unserer diversifizierten klinischen Pipeline zu beschleunigen und darauf aufbauend unsere Forschung und Entwicklung in den kommenden Jahren zu intensivieren.“

Neuer Corona-Impfstoff der nächsten Generation in Arbeit

Auch für die Zukunft setzt man Biontech darauf, dass die COVID-19-Impfstoffe weiter die Finanzkraft des Unternehmens stärken wird. Im November 2022 hatten Biontech und Pfizer eine Phase-1-Studie zur Untersuchung der Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität  für einen neuen Corona-Impfstoffkandidaten der nächsten Generation, BNT162b4, begonnen. „Dieser hat zum Ziel, die T-Zell-Antworten gegen SARS-CoV-2 zu verstärken, den Schutz gegen aufkommende Varianten auszuweiten sowie die Dauer des Schutzes zu verlängern“, heißt es nun.

Es war spezielle die Anwendung der neuen mRNA-Technologie, die für den Erfolg des Biontech-Impfstoffs ausschlaggebend war. - Foto: Biontech
Es war spezielle die Anwendung der neuen mRNA-Technologie, die für den Erfolg des Biontech-Impfstoffs ausschlaggebend war. – Foto: Biontech

Auch ein mRNA-Kombinationsimpfstoffprogramm gegen COVID-19 und Grippe wurde im Oktober 2022 auf den Weg gebracht, ein Datenupdate werde 2023 erwartet. Das gleiche gilt für die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffs, die im Dezember 2022 gestartet wurde.

2023 will Biontech nun weiter in Richtung Krebsbekämpfungsprodukte investieren und auf neue Zulassungsstudien hinarbeiten: „Unser mittelfristiges Ziel ist es, die Zulassung mehrerer Onkologieprodukte in Krebsindikationen mit hohem medizinischen Bedarf anzustreben“, kündigte Sahin an. Biontech kommt ursprünglich aus der Krebsforschung, das Ziel von Sahin und Türeci war immer schon, ein individueller Impfstoff gegen Tumorerkrankungen – die durch den Corona-Impfstoff eingenommenen Milliarden finanzieren diese Forschung nun.

Neue Studien im Bereich Krebsbekämpfung und bei Malaria

2022 hat Biontech so allein fünf neue Studien in der Onkologie sowie vier neue Studien im Bereich Infektionskrankheiten initiiert. Im Bereich Krebsforschung sind derzeit 20 Programme in 24 laufenden klinischen Studien aktiv, dazu gehören auch fünf randomisierte Phase-2-Studien. Im Bereich Infektionskrankheiten laufen den Angaben zufolge sechs  Programme in zehn laufenden klinischen Studien – inklusive einer Phase-3-Studie für einen mRNA-basierten Grippeimpfstoffkandidaten, der an Pfizer auslizenziert wurde.

Auch 2023 will Biontech erneut Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren. - Foto: Biontech
Auch 2023 will Biontech erneut Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren. – Foto: Biontech

Allein im vierten Quartal 2022 investierte Biontech rund 509,8 Millionen Euro an Forschungs- und Entwicklungskosten im ganzen Jahr 2022 waren es rund 1,5 Milliarden Euro – noch einmal mehr als 2021. Dem stehen gerade einmal 484.7 Millionen Euro an allgemeinen Verwaltungskosten gegenüber. Im Januar 2023 hatte Biontech zudem den Kauf der Firma InstaDeep bekanntgegeben: Diese soll „den Aufbau vollständig integrierter, unternehmensweiter Kapazitäten zur Nutzung von Technologien wie künstlicher Intelligenz („KI“) und maschinellem Lernen (machine learning, „ML“) über alle Plattformen und Geschäftsbereiche von BioNTech hinweg ermöglichen.“

Im Februar wurde zudem die erste unternehmenseigene Herstellungsstätte für Plasmid-DNA in Marburg fertiggestellt – weitere Übernahmen und Fusionen sind keineswegs nicht ausgeschlossen. Biontech plant weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung in Höhe von 2,4 Milliarden Euro bis 2,6 Milliarden Euro und will ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 0,5 Milliarden US-Dollar bis Ende des Jahres 2023 starten.

Info& auf Mainz&: Mehr über den warmen Geldregen von Mainz könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Ein Porträt der Biontech-Gründer und der Entwicklung ihres Unternehmens findet Ihr hier bei Mainz& – anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde im März 2022findet Ihr hier bei Mainz& – anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde im März 2022.