Eine dritte Booster-Impfung stellt nicht nur den alten Schutz vor dem Coronavirus wieder her, sie tut es auch auf einem sehr hohen Niveau – das zeigen nun neue Daten des Mainzer  Impfstoffherstellers Biontech. Das Mainzer Unternehmen hatte gemeinsam mit seinem US-Partner Pfizer die Auffrischungsimpfung an mehr als 10.000 Personen untersucht, das Ergebnis: eine Impfstoffwirksamkeit von 95,6 Prozent, und das in einem Zeitraum, in dem die aggressive Delta-Variante bereits vorherrschend war. Die neuen Daten kommen just zum Zeitpunkt rasant steigender Corona-Zahlen und einem nachlassenden Impfschutz bei Senioren – Zeit für die dritte Auffrischungsimpfung. Mainz& erklärt, für wen es sie jetzt schon gibt. UPDATE: Jetzt mit erweiterter Liste und Zahlen.

RKI-Präsident Lothar Wieler wirbt inzwischen für die dritte Auffrischungsimpfung. - Screenshot: gik
RKI-Präsident Lothar Wieler wirbt inzwischen für die dritte Auffrischungsimpfung. – Screenshot: gik

Die Nachricht kommt just in einer Phase der Pandemie, in der Impfdurchbrüche zunehmend häufiger werden: Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete vergangenen Freitag mehr als 19.500 neue Corona-Infektionsfälle, die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg inzwischen auf über 110, und just am Montag meldete das Mainzer Gesundheitsamt neue Corona-Ausbrüche in gleich drei Mainzer Senioreneinrichtungen. „Dass im Laufe der Zeit mehr Impfdurchbrüche verzeichnet werden, ist erwartbar, da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich SARS-CoV-2 derzeit wieder vermehrt ausbreitet“, heißt es dazu im Wochenbericht des RKI. Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen, nur ein Bruchteil der geimpft Infizierten erkranke aber schwer.

Trotzdem korrigierte das RKI aufgrund der Impfdurchbrüche nun die aktuelle Wirksamkeit der Corona-Impfung nach unten: sie habe in den vergangenen vier Wochen für die Altersgruppe von 18 bis 59 Jahre noch bei rund 76 Prozent, und für die Altersgruppe über 60 Jahre bei rund 75 Prozent gelegen.

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Die dritte Impfung stellt eine hohe Wirksamkeit gegen das Coronavirus wieder her, sagt Biontech. - Foto: Biontech
Die dritte Impfung stellt eine hohe Wirksamkeit gegen das Coronavirus wieder her, sagt Biontech. – Foto: Biontech

Eine dritte Auffrischungsimpfung könne den hohen Impfschutz gegen COVID-19, der nach der zweiten Dosis erreicht wurde, wiederherstellen, meldeten nun Biontech und Pfizer unter Berufung auf eine groß angelegte Phase 3-Studie mit mehr als 10.000 Personen ab 16 Jahren. Dabei wurden den Personen entweder eine Booster-Impfdosis oder ein Placebo verabreicht, und das im Schnitt elf Monate nach der zweiten Impfung der Person. In der Gruppe der erneut Geimpften traten danach fünf Covid-19 Fälle auf, in der Placebo-Gruppe hingegen 109 Fälle – das ergibt eine Wirksamkeit von 95,6 Prozent.

Diese wichtigen Daten zeigten, „dass Auffrischungsimpfungen dabei helfen können, große Teile der Bevölkerung vor diesem Virus und seinen Varianten zu schützen“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Neben einem breitflächigen globalen Zugang zu Impfstoffen könnten Auffrischungsimpfungen deshalb „eine wichtige Rolle bei der Eindämmung der Pandemie und bei der Rückkehr zum normalen Leben spielen.“ Biontech und Pfizer hatten Anfang Oktober das Okay der Europäischen Union für die dritte Impfung erhalten: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gab demnach „eine positive Beurteilung zur Verabreichung des COVID-19 Impfstoffs als Auffrischungsdosis mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis für alle Personen ab 18 Jahren ab“, wie Biontech am 4. Oktober mitteilte.

Freut sich über eine hohe Wirksamkeit der dritten Booster-Impfung: Biontech-Chef Ugur Sahin. - Screenshot: gik
Freut sich über eine hohe Wirksamkeit der dritten Booster-Impfung: Biontech-Chef Ugur Sahin. – Screenshot: gik

Die Häufigkeit und Schwere der Impfreaktionen nach der dritten Impfung seien „vergleichbar oder geringfügiger als nach der zweiten Dosis“ gewesen, so Biontech weiter. Das Nebenwirkungsprofil habe „im Allgemeinen den bisherigen klinischen Sicherheitsdaten von Comirnaty“, dem Biontech-Impfstoff, entsprochen. „Wie bei jedem Impfstoff schützt die Impfung möglicherweise nicht alle Empfänger des Impfstoffs“, betont Biontech zudem. Insgesamt haben Pfizer und BioNTech eigenen Angaben zufolge weltweit bereits mehr als 1,5 Milliarden COVID-19-Impfstoffdosen ausgeliefert, zusammen haben sich die Unternehmen zudem verpflichtet, in den Jahren 2021 und 2022 zwei Milliarden Dosen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitzustellen – mindestens eine Milliarde pro Jahr und zu „einem, gemeinnützigen Preis“.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun seit Mitte Oktober eine Auffrischungsimpfung bereits ab 70 Jahre sowie für Bewohner und Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen und medizinischen Berufen. Die Impfung sei dann sinnvoll, wenn die zweite Impfung bereits mehr als sechs Monate zurückliege, heißt es weiter – das gilt auch für Menschen, die mit AstraZeneca zweimal geimpft wurden: Auch sie sollten sich bald eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff besorgen, weil dieser deutlich wirksamer gegen die derzeit vorherrschende aggressive Delta-Variante schützt.

Wer doppelt mit AstraZeneca geimpft wurde, sollte sich nach einer Auffrischungsimpfung umsehen. - Foto: AstraZeneca
Wer doppelt mit AstraZeneca geimpft wurde, sollte sich nach einer Auffrischungsimpfung umsehen. – Foto: AstraZeneca

Besonders dringend ist eine erneute Impfung für Menschen, die zuerst mit Johnson & Johnson geimpft wurden: Unter dieser Gruppe gibt es derzeit die meisten Corona-Infektionen trotz Impfung, der Impfstoff von Johnson & Johnson wirkt offenbar gegen die deutlich aggressivere Delta-Variante deutlich schlechter als mRNA-Impfstoffe – in Laborstudien sank die Schutzwirkung bei Janssen gar nur auf 30 Prozent. Wer also mit dem Impfstoff Janssen erstgeimpft wurde, sollte sich möglichst schnell eine erneute Impfung mit einem mRNA-Impfstoff geben lassen, empfiehlt die StiKo. Insgesamt wird die Booster-Impfung ohnehin für Menschen empfohlen, die schlechte Immunwerte haben, etwa wegen einer Vorerkrankung. Eine Auffrischungsimpfung könne nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung auch von Personen ab 60 Jahren wahrgenommen werden, betont man zuudem im Mainzer Gesundheitsministerium.

Nach Angaben des RKI gibt es derzeit in Deutschland bereits rund 95.000 Corona-Infektionen bei Personen, die gegen das Coronavirus geimpft waren – Experten nennen das Phänomen „Impfdurchbrüche“. Bei gleichzeitig rund 55 Millionen vollständig geimpften Personen in Deutschland ist die Zahl der Infizierten trotz Impfung immer noch gering. Gründe für die sogenannten „Impfdurchbrüche“ können eine eigene körperliche Veranlagung sein, durch die weniger Antikörper gebildet wurden, ein durch andere Krankheiten geschwächtes Immunsystem, aber auch eine ohnehin schwächere Immunabwehr vor allem bei älteren Menschen und hochbetagten Senioren.

Mitteilung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch via Twitter. - Foto: rlp.de
Mitteilung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch via Twitter. – Foto: rlp.de

Auch hatte Impfhersteller Biontech bereits sehr früh berichtet, die Immunisierung durch den Impfstoff werde wohl nach sechs Monaten nachlassen – ungewöhnlich ist das nicht: Auch der Grippe-Impfschutz muss jedes Jahr erneuert werden. Menschen, deren zweite Impfung bereits sechs Monate oder mehr her ist, sollten sich deshalb bei ihrem Hausarzt erkundigen, ob und wann eine dritte Impfung sinnvoll sein könnte.

UPDATE&: Beim Land Rheinland-Pfalz heißt es auf Mainz&-Nachfrage, hier im Bundesland gebe es bereits 85.000 Auffrischungsimpfungen – bei rund 2.9 Millionen geimpften Menschen in Rheinland-Pfalz. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) kündigte über soziale Netzwerke an, die dritte Impfung sei hochwirksam, „deshalb wollen wir allen Bewohner und Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen bald eine dritte Corona-Schutzimpfung anbieten.“ Genauere Zeitangaben zu dem „bald“ machte die Ministerpräsidentin nicht. Rheinland-Pfalz empfiehlt aber bereits über die Stiko-Empfehlung hinaus Menschen über 60 Jahren eine dritte Impfung nach Absprache mit dem Arzt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Impfdurchbrüche bei Corona, und warum das vor allem die Altenheime trifft, könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Für wen genau es jetzt schon die Auffrischungsimpfungen gibt, und wie Ihr da drankommt, das findet Ihr hier beim Land Rheinland-Pfalz.

Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Auffrischimpfung COVID-19:

Folgenden Personen soll eine Auffrischimpfung angeboten werden:
▶ Personen im Alter von ≥70 Jahren
▶ BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen. Aufgrund des erhöhten Ausbruchspotentials sind hier auch BewohnerInnen und Betreute im Alter von
<70 Jahren eingeschlossen.
▶ Pflegepersonal und andere Tätige, die direkten Kontakt mit mehreren zu pflegenden Personen haben, in Einrichtungen der Pflege für (i) alte Menschen oder (ii) für andere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID‑19‑Verläufe.
▶ Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem PatientInnenkontakt

Für die Auffrischimpfung soll ein mRNA-Impfstoff verwendet werden, unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der ersten Immunisierung verwendet wurde. Seit Anfang Oktober 2021 ist Comirnaty in Europa auch explizit für die Durchführung von Auffrischimpfungen für
immungesunde Personen ab 18 Jahren in derselben Dosierung wie für die Grundimmunisierung zugelassen, eine Entscheidung zum Moderna-Impfstoff steht noch aus.

Die Regelung in Rheinland-Pfalz: Auffrischungsimpfungen laut Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) kommen bei folgenden Personen in Betracht:

  • Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen
  • Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und anderen vulnerablen Gruppen
  • Pflegebedürftige in ihrer eigenen Häuslichkeit
  • Personen mit einer (schweren) Immunschwäche oder Immunsuppression,
  • Menschen ab 80 Jahren
  • Menschen ab 60 Jahren nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung
  • Personal, das regelmäßig in Kontakt mit infektiösen Menschen steht, zum Beispiel in medizinischen Einrichtungen oder Pflegeeinrichtungen
  • Enge Haushaltskontaktpersonen von Personen mit einer schweren Immunschwäche
  • Personen, die mit dem Impfstoff Janssen® von Johnson & Johnson geimpft wurden – sie können schon vier Wochen später erneut geimpft werden
  • Personen, die ihre vollständige Impfserie mit dem Impfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca bekommen haben
  • Personen, die nach einer Coronavirus-Infektion eine Impfdosis eines Vektor-Impfstoffs erhalten haben

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