Das Wochenende hat der Feuerwehr Mainz Einsätze in Serie und eine ungewöhnliche Bandbreite von Arbeit beschert: Von Sturmschäden über die dramatische Rettung eines abgestürzten Bauarbeiters bis hin zur Rettung der Beatmung von Senioren war alles dabei. Sogar einen Mysteryfall mussten die Retter lösen – am Sonntagnachmittag brannte dann auch noch ein “Geisterhaus”, das alte Bahnwärterhaus bei Bretzenheim. Zu rund einem Dutzend teils ungewöhnlicher Einsätze wurden die Retter gerufen – nur einer davon war ein “echter” Brand.
Bereits am frühen Samstagnachmittag sprach man bei der Feuerwehr Mainz von einem
arbeitsreichen Tag mit elf teils aufwändigen und ungewöhnlichen Einsätzen: Von Notstromversorgung für Beatmungspatienten, Rettung eines abgestürzten Bauarbeiters, Sicherung eines abgehobenen Baugerüsts, Unterstützungen des Rettungsdienstes und eine vermeintlich absturzgefährdete Person beschäftigten die Einsatzkräfte neben Bagatelleinsätzen pausenlos und teils zeitgleich. Die Einsätze in chronologischer Reihenfolge:
Feuerwehr muss Altenheimbewohner mit Notstrom retten
Los ging es schon um Mitternacht, da mussten in der Adam-Karillon-Straße sechs Personen aus einem Aufzug eines Wohnhauses befreit werden. Der Aufzug war aus unbekannter Ursache stecken geblieben und ein Notdienst war zeitnah nicht verfügbar. Die Feuerwehr
befreite die unverletzten Personen in rund einer halben Stunde Arbeit. Wer weiß, vielleicht hatte der Aufzug ja einen kurzzeitigen Stromausfall – zu einem genau solchen wurde die Feuerwehr nämlich kurz darauf gerufen: Um 1.30 Uhr fiel in einem Altersheim im Raupelsweg aufgrund eines technischen Defekts der Strom aus.
“Für fünf Bewohner stellte dies perspektivisch ein Problem dar, da sie von einem Sauerstoffgerät unterstützt werden”, heißt es im Bericht der Feuerwehr. Auch für die rund 85 weiteren Bewohner sei die ausbleibende Beleuchtung und Infrastruktur langfristig nicht unproblematisch gewesen. Die Feuerwehr versorgte die Sauerstoffgeräte mit eigenen Notstromaggregaten, was nur möglich war, da sich der Stromausfall auf ein einzelnes Gebäude beschränkte. Zur Versorgung, Betreuung und etwaigen Evakuierung wurden Kräfte des medizinischen Katastrophenschutzes alarmiert, ein Notarzt sowie Ehrenamtliche von ASB und Johanniter kümmerten sich um die Bewohner.
Mehr als zwei Stunden dauerte es jedoch, bis die Ursache gefunden wurde, trotz Zusammenarbeit von Feuerwehr, Haustechniker sowie den Mainzer Netzen. Erst um 4.30
Uhr war der Einsatz beendet, für die Bewohner des Altenheimes sicher eine denkwürdige Nacht. Immerhin vier Fahrzeuge und 10 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren hier im Einsatz, dazu die Abschnittsleitung Gesundheit und SEG-Sanität des Katastrophenschutzes.
Drama an der Fuststraße: Bauarbeiter vier Meter in Tiefe gestürzt
Lange ausruhen konnten sich die Retter nicht: Um 7.30 Uhr wurden sie zur Rettung eines abgestürzten Bauarbeiters angefordert. Ort des Dramas: Die Großbaustelle in der Fuststraße an der LU. “Kurz nach Schichtwechsel musste eine Tiefenrettung durchgeführt werden, ein Bauarbeiter war aus noch ungeklärter Ursache etwa vier Meter tief auf die
Bodenplatte der Baustelle gefallen und hatte sich schwer an der Wirbelsäule verletzt”, so der Feuerwehrbericht. Der Notarzt sah es daher als notwendig an, den Verletzten waagerecht und schonend aus der Baugrube zu retten.
Hierfür musste die Drehleiter der Feuerwehr millimetergenau in einer Engstelle zwischen Baustelle und Gebäude positioniert werden. Mit einem Seilsystem, das an der Leiter entlang installiert wurde, konnte der Verletzte schonend förmlich aus der Baustelle schweben und dem Rettungsdienst nach etwa 45 Minuten für den Transport in ein Krankenhaus übergeben werden.
Sprachlos machte die Einsatzkräfte dabei ein Autofahrer, der während des Einsatzes nicht nur direkt zwischen den Feuerwehrfahrzeugen, sondern auch direkt vor einem Halteverbotsschild parkte – und zwar so, dass die Drehleiter nicht mehr von der Einsatzstelle weg kam. Die Polizei machte ihn schließlich ausfindig, wies ihn deutlich auf die ungewöhnlich “kreative” Parkplatzwahl hin und schrieb eine Anzeige.
Baugerüst drohte abzustürzen – samt Bauarbeiter
Um die schonende Rettung einer Frau ging es auch beim nächsten Einsatz: Um 11.30 Uhr wurden die Feuerwehrleute in die Fritz-Erler-Straße zu einer Frau gerufen, die nach einem medizinischen Notfall schonend ins Krankenhaus gebracht werden musste. Da der Weg durch das Treppenhaus dies nicht wie gewünscht ermöglichte, brachte die Feuerwehr die Frau mittels Drehleiter schnell und sicher zu Boden.
Inzwischen hatte der aufkommende Sturm Äste von den Bäumen gezerrt, um 11.30 Uhrmeldeten deshalb Anrufer aus der Langenbeckstraße via Notruf, es würden große Äste von mehreren Bäumen in gefährlicher Art und Weise auf Straße und Gehweg fallen. Vor Ort stellte die Besatzung des Drehleiter-Fahrzeuges jedoch fest, dass mehrere kleine Äste auf der Straße lagen und der Wind bereits nachgelassen hatte. Dagegen drohte in de5r Bürgermeister-Alexander-Straße ein Gerüst abzustürzen – und zwar inklusive eines Bauarbeiters.
Bei Ankunft der Feuerwehr stand das Gerüst zum Glück noch. Für Sanierungsarbeiten an einem Wohnblock der Rektor-Forestier-Straße war ein einer Stelle eine Plane zwischen Dach und Gerüst gespannt worden. Durch starke Windböen wirkte dieses wie ein Segel und hob den oberen Teil des Gerüsts aus der Verankerung. Ein Teil des Daches wurde dabei
beschädigt. Eine drei Meter lange Eigenstange sowie ein Brett stürzten auf den Gehweg, wo sich zum Glück niemand aufhielt.
Das Gerüst war von anwesenden Bauarbeitern sofort provisorisch gesichert worden, wurde von der Feuerwehr geräumt und die Plane von der Drehleiter aus zerstört, sodass der Wind hier keinen Angriffspunkt mehr hatte. Einzelne weitere absturzgefährdete Teile wurden von Feuerwehrleuten vom Gerüst geholt. Nach rund 90 Minuten konnte der eingetroffene Gerüstbauer das Gerüst wieder professionell sichern und das weitere Vorgehen mit den zuständigen Behörden besprechen.
Mysteriöser Fahrzeugbrand in Mombach, Verunglückter gerettet
Einen wahren Mysteryfall mussten die Feuerwehrleute am Mittag in Mombach lösen: Um 12.45 Uhr wurde ein Fahrzeugbrand in der Hauptstraße in Mombach gemeldet: Ein Fahrzeug war aus einer Parklücke gegen eine Laterne gefahren und qualmte aus dem Motorraum – vom Fahrer fehlte jedoch jede Spur, das Auto war abgeschlossen. Der verwunderte Fahrer wurde schließlich in Offenbach ausfindig gemacht und öffnete nach Ankunft in Mombach das Fahrzeug. Die Feuerwehr stellte einen Kleinbrand im Bereich der
Fahrzeugbatterie fest.
Nach Auskunft des Besitzers gibt es keinen weiteren Fahrzeugschlüssel, so schloss die Feuerwehr am Ende: Das Fahrzeug wurde womöglich bei eingelegtem Gang und nicht angezogener Handbremse durch einen Kurzschluss gestartet. Nach nur wenigen Metern endete die ungewöhnliche und sehr selten anzutreffende Form des autonomen Fahrens an der Laterne, die leicht beschädigt wurde.
13.00 Uhr: Zur Unterstützung des Rettungsdienstes bei einem medizinischen Notfall auf der Straße rückte die Feuerwehr nach Laubenheim aus. Die ersten Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr unterstützten bei der Reanimation des Mannes und schirmten die Einsatzstelle von der Öffentlichkeit ab. Nach erfolgreicher Wiederbelebung konnte der Mann nach rund 45 Minuten in ein Krankenhaus gebracht werden. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Ehefrau.
Windböen rissen Zäune um und brachten Kran ins Trudeln
Die Windböen hatten sich indes noch nicht gelegt – und sorgten um 14.00 Uhr für den Anruf eines besorgten Anwohners der Forsterstraße: Ein Kran drehte sich so dramatisch im Wind drehte und hatte dabei noch einen Kübel am Haken, dass sich der Mann sorgte. Die
Feuerwehr erkundete die Situation und konnte schnell Entwarnung geben: Die Bewegung im Wind wurde bewusst ermöglicht, um die Standsicherheit des Krans nicht zu gefährden. Der Kübel war aufgrund laufender Arbeiten am Haken und nach wenigen Minuten sicher am Boden.
In der Sömmeringstraße wollten die Feuerwehrkräfte dann gleich noch mehrere umgestürzte Bauzäune, die den Gehweg und Teile der Straße versperrten – bei Ankunft der
Feuerwehr waren die Zäune aber bereits wieder sicher aufgestellt worden. Ob es Bauarbeiter oder fleißige Fußgänger waren, ist unbekannt. In der Rheinallee wurden sie gleich darauf zu einer vermeintlich absturzgefährdeten Person gerufen: Ein Anrufer hatte eine Person direkt an der Kante des Dachs eines Mehrfamilienhauses gesehen.
Da er nicht sicher sein konnte, ob sie dort sicher ist und was sie dort macht, wurden Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst geschickt. Nach kurzer Suche konnte die Frau auf einer Dachterrasse aufgefunden werden – sie genoss die Sonnenstrahlen und befand sich zu keiner Zeit in Gefahr. “Die Einsätze zeugen von der Vielfältigkeit der Feuerwehreinsätze, auf die unsere haupt-und ehrenamtlichen Kräfte in bestens vorbereitet sind”, hieß es am Sonntag ein wenig stolz von Seiten der Feuerwehr: ”
Für alle auch noch so ungewöhnlichen oder herausfordernden Situationen konnten
schnelle Lösungen zum Wohle der Betroffenen gefunden werden.”
Gut dabei auch: Alle Personen an den Einsatzstellen hätten sehr freundlich und verständnisvoll auf die Arbeit der Feuerwehr reagiert, Behinderungen oder Sperrungen seien anstandslos hingenommen worden – den Rettern wurde sogar Unterstützung oder auch ein Kaffee angeboten. Selbst der Falschparker sei sofort einsichtig gewesen.
Brand in altem Bahnwärterhäuschen bei Bretzenheim
Etwas Dramatischer wurde es am Sonntagnachmittag: Dieses Mal wurde die Feuerwehr Mainz zu einem echten Brand gerufen. Gegen 16.00 Uhr hatte ein Mitarbeiter eines Getreidelagers eine Rauchentwicklung aus einem Gebäude auf den Feldern bei Bretzenheim wahrgenommen und die Notrufnummer 112 gewählt. Die anrückenden Löschzüge wurden schließlich durch einen Traktorfahrer durch Handzeichen zur Einsatzstelle geführt – der Mitarbeiter des Getreidelagers hatte auf einem Feldweg an einer gut sichtbaren Stelle gewartet.
Aus einer Entfernung von mehreren hundert Metern konnte auch die Feuerwehr bereits eine starke Rauchentwicklung sehen – der Brand war in dem ehemaligen Bahnwärterhaus ausgebrochen, das seit geraumer Zeit leer steht, und auch schon als “Geisterhaus” tituliert wurde. In der Ruine war Unrat im Erdgeschoss in Brand geraten, inzwischen brannte es auch im Bereich des Daches. “Umgehend wurde die Brandbekämpfung von einem Trupp unter schwerem Atemschutz und einem C-Rohr eingeleitet”, so der Feuerwehrbericht.
Der Brand im Erdgeschoss und im Bereich des Daches waren schnell unter Kontrolle, im 1. Obergeschoss fand ein Erkundungstrupp einen weiteren Brandherd aus Unrat. Auch dieses Feuer konnte schnell gelöscht werden – gegen 17.15 Uhr war der Einsatz beendet. Weil die Rauchentwicklung insbesondere von der Autobahn 60 aus gut zu sehen war, kam es zwischenzeitlich zu einem erhöhten Notrufaufkommen in der Feuerwehrleitstelle Mainz. Auch musste die Bahnstrecke zwischen Mainz-Marienborn und Mainz-Gonsenheim kurzzeitig gesperrt werden.
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