Das Interesse an der Aufarbeitung der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 ebbt nicht ab: Das Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ ist erneut ausverkauft. Wer schnell ist, kann sich noch einige Restexemplare bei Amazon sichern, auch einige Buchhandlungen sind noch bestückt. Die gute Nachricht: Wegen der hohen Nachfrage gibt es das Buch zum Untersuchungsausschuss jetzt auch als E-Book. Und: Die Nachdrucke sind natürlich ebenfalls auf den Wege gebracht.
Im Oktober 2021 setzte der Landtag in Mainz einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der politischen Verantwortung für die Versäumnisse in der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 im Ahrtal ein. In jener Nacht wälzte sich eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle durch das Tal im Norden von Rheinland-Pfalz, die gigantische Welle riss alles mit, was im Wege stand. 9.000 Häuser wurden beschädigt, manche gar komplett weggerissen. Brücken, Straßen, Scheunen verschwanden in den Fluten – und 136 Menschen starben.
Seit zwei Jahren geht der Untersuchungsausschuss in Mainz nun schon der Frage nach: Wer trägt die politische Verantwortung dafür, dass so viele Menschen sterben mussten? Warum wurde nicht früher und viel deutlicher gewarnt, warum erreichte die Nachricht von der Flutwelle nicht rechtzeitig die Gemeinden an der unteren Ahr? Denn die ersten Toten gab es bereits zwischen 17.00 Uhr und 19.00 Uhr auf einem Campingplatz am Oberlauf der Ahr, die letzten Menschen starben gegen 2.30 Uhr am frühen Morgen in Sinzig an der Ahrmündung.
Buch: Versagen aller staatlichen Ebenen in der Flutnacht im Ahrtal
Genug Zeit also, sollte man meinen, um die Menschen an der unteren Ahr vor der Flutwelle zu warnen, um Menschen zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen. Doch genau das geschah nicht: Die einzige Evakuierungsaufforderung an der Ahr wurde erst um 23.09 Uhr veröffentlicht, als die Kreisverwaltung Ahrweiler die höchste Warnstufe 5 ausrief, und eine Evakuierung für 50 Meter rechts und links der Ahr aussprach – viel zu spät und viel zu wenig.
Im Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags zeichneten Zeugenaussagen minutiös nach, was in der Nacht geschah – und vor allem: was nicht. Die Rekonstruktion der Flutnacht erbrachte ein Bild von völlig überforderten Katastrophenschützern im Blindflug, von Warnsystemen, die im Jahr 2021 noch immer auf Faxmeldungen basiert, von Politikern, die ins Bett gingen, anstatt sich zu kümmern und von Wachhabenden in Ämtern und Ministerien, die keine Flutwelle erkennen mochten oder die Konsequenzen nicht zogen.
Auch hochrangige Katastrophenschutzexperten bezeichneten das mit dem Wort „Staatsversagen“, das Buch „Flutkatastrophe Ahrtal“ von Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein zeichnet genau dieses Versagen aller staatlichen Ebenen in der Flutnacht nach. Es stützt sich dabei vorwiegend auf die Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss, es berichtet, wie Politiker abtauchten und oberste Katastrophenschützer nicht da waren, es berichtet aber auch, wie engagierte Feuerwehrmänner, Bundeswehrsoldaten und Hilfskräfte unter Einsatz ihres Lebens Menschenleben retten – oft buchstäblich in letzter Sekunde.
Interesse an Buch: riesig, zweiter Nachdruck ausverkauft
Und das Buch zeigt auf, was im Katastrophenschutz in Deutschland völlig schief läuft, wie es aber auch besser gehen kann. Es zeigt, wie in Österreich Konsequenzen aus Hochwasserkatastrophen gezogen und umfassende Warnsysteme entwickelt wurden, wie eine Stadt wie Wuppertal aufs engste mit Medien zusammenarbeitete, und so in der Flutnacht in NRW Menschen informieren und Leben retten konnte. Das Buch zeigt, was sich dringend in Deutschland ändern muss – und es fordert, was viele Katastrophenschützer seit Jahren sagen: eine Zeitenwende im Katastrophenschutz.
Das Interesse an dem Buch ist enorm: Erschienen am 14. August 2023, wurden bereits innerhalb der ersten vier Wochen fast 2.000 Exemplare verkauft. Inzwischen ist bereits der zweite Nachdruck der ersten Auflage vergriffen – in Buchhandlungen und beim Online-Händler Amazon sind derzeit noch Exemplare zu haben, beim FAZ Buchverlag indes schon nicht mehr. Aber keine Bange: Die Druckmaschinen laufen auf Hochtouren, Nachschub soll es kommende Woche wieder geben.
Wegen der hohen Nachfrage gibt es das Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ nun auch noch in elektronischer Form: als E-Book. Am Montag wurde die E-Fassung veröffentlicht, inzwischen sollte die Version für alle E-Book-Reader auf den üblichen Portalen zur Verfügung stehen. Die E-Book-Fassung trägt die iSBN-Nummer 978-3-96251-188-3 und ist für 16,99 Euro zu haben.
Der Untersuchungsausschuss geht derweil in die Verlängerung, auch zwei Jahre nach seinem Start ist die Aufarbeitung nicht abgeschlossen. Ende November hört der Ausschuss den Gutachter der Staatsanwaltschaft Koblenz, den Berliner Professor Dominic Gißler, der die Rolle der Einsatzleitung im Kreis Ahrweiler in der Flutnacht genau untersuchte. Gißler seziert aber auch im Detail das Versagen von zuständigen Stellen des Landes Rheinland-Pfalz bei der Aufstellung zum Katastrophenschutz: Gißler spricht von einem „Systemversagen“ und konstatiert, der Staat habe sein „Schutzversprechen staatlicher Daseinsfürsorge gebrochen“ – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ lest Ihr auch hier bei Mainz&. Das Buch ist im Verlag „Frankfurter Allgemeine Buch“ erschienen, die gedruckte Fassung kostet 24,- Euro (ISBN 978-3-96251-149-4). Das E-Book kostet 16,99 Euro, beide Versionen könnt Ihr hier beim Verlag selbst bestellen.