Der Rückzug des Bistums Mainz aus der Trägerschaft öffentlicher Einrichtungen geht weiter, am Dienstag gab der Diözesancaritasverband in Mainz bekannt: Man habe seine Anteile an den katholischen Krankenhäusern in Mainz und Bingen verkauft, alleiniger Eigentümer sei nun die katholische Marienhaus Unternehmensgruppe aus Waldbreitbach. In Mainz ist davon das Katholische Klinikum KKM mit dem St. Vinzenz und Elisabeth-Krankenhaus betroffen, in Bingen das Heilig-Geist-Hospital. Man sei schon seit 2014 nicht mehr Mehrheitseigner der Krankenhäuser, betonte der Caritasverband, der Verkauf daher „folgerichtig“. Die Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeiter blieben von dem Verkauf unberührt.

Das Bistum Mainz zieht sich zunehmend aus der Trägerschaft öffentlicher Einrichtungen zurück. - Foto: Mainz
Das Bistum Mainz zieht sich zunehmend aus der Trägerschaft öffentlicher Einrichtungen zurück. – Foto: Mainz

Damit geht der Rückzug des Bistums Mainz aus der Trägerschaft öffentlicher Einrichtungen weiter: Erst Anfang Oktober hatte Bischof Peter Kohlgraf bekannt gegeben, das Bistum werde die Trägerschaft mehrere Schulen und Tagungshäuser abgeben – die Finanzlage des Bistums machten einen strikten Sparkurs unabdingbar. Der Caritasverband ist der Wohlfahrtsverband der Katholischen Kirche, der Caritasverband für die Diözese Mainz direkt dem Mainzer Bischof unterstellt. In dem Verband sind alle Einrichtungen und Dienste der Caritas institutionell zusammengefasst.

Am Mittwoch verkündete die Caritas nun, man werde seine Anteil an dem Katholischen Klinikum Mainz (KKM) verkaufen, die Entscheidung sei eng mit dem Bistum Mainz abgestimmt und erfolge „auch angesichts der zunehmend komplexen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser.“ Das KKM entstand 2003 aus der Zusammenführung der beiden katholischen Mainzer Krankenhäuser St. Vincenz und Elisabeth Hospital sowie dem St. Hildegardis-Krankenhaus. Das KKM verfügt heute eigenen Angaben zufolge über 624 Betten und beschäftigt rund 1300 Mitarbeitende.

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Die Entscheidung von Bischof Peter Kohlgraf zum Ausstieg des Bistums bei vier Mainzer Schulen führte zu heftigen Protesten. - Foto: privat
Die Entscheidung von Bischof Peter Kohlgraf zum Ausstieg des Bistums bei vier Mainzer Schulen führte zu heftigen Protesten. – Foto: privat

Ursprünglich war der Diözesancaritasverband alleiniger Gesellschafter der KKM-Trägergesellschaft CWSM, 2012 holte man sich aber die Waldbreitbacher Marienhaus Holding GmbH mit ins Boot, eine der bundesweit größten katholischen Trägergesellschaften von Kliniken. Die Marienhaus GmbH hielt zunächst 49 Prozent der Anteile, 2014 wurde daraus ein Mehrheitsanteil von 51 Prozent, die Marienhäusler übernahmen damit die operative Führung des Klinikums.

Der komplette Verkauf der Caritas-Anteile sei nun der „folgerichtige Schritt“, betonte Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick am Mittwoch in Mainz: „Es fällt uns nicht leicht, diesen Schritt zu gehen, sind wir doch dem Katholischen Klinikum Mainz (KKM) und dem Heilig-Geist-Hospital Bingen in langer Tradition verbunden“, sagte Adick: „Wir sind überzeugt, dass dies für die Zukunft der beiden Krankenhäuser die richtige Entscheidung ist.“ Die Bündelung von Verantwortung in einer Hand bedeute „eine Stärkung.“

Die gültige Übertragung der Gesellschaftsanteile soll zum Anfang des Jahres 2021 erfolgen, der Transfer steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Man rechne aber damit, dass diese bald vorliegen werden, betonte der Caritasverband. Die Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeiter in den Krankenhäusern seien von dem Verkauf nicht berührt. Der Caritasverband für die Diözese Mainz werde sich künftig auf seine Aufgaben als Caritas-Spitzenverband in Hessen und Rheinland-Pfalz konzentrieren, man wolle sich aber auch weiter für katholische Krankenhäuser im Bistum einsetzen.

Das Katholische Klinikum Mainz ist an die Marienhaus Holding verkauft. - Foto: Marienhaus GmbH
Das Katholische Klinikum Mainz ist an die Marienhaus Holding verkauft. – Foto: Marienhaus GmbH

Die Übergabe der Minderheitsanteile bedeute „keinen Rückzug des Bistums, sondern nur ein verändertes Engagement“, betonte die zweite Diözesancaritasdirektorin Regina Freisberg. Das Bistum bleibe mit der Krankenhausseelsorge oder den „Grünen Damen“ in den Kliniken präsent. Über den Kaufpreis habe man Stillschweigen vereinbart, der Erlös solle aber „für die nachhaltige Finanzierung der Aufgaben der Caritas im Bistum Mainz verwendet“ werden. „Auf diese Weise können wir soziale Arbeit – auch in den katholischen Krankenhäusern – langfristig finanzieren“, betonte Adick.

Bei der Marienhaus GmbH hieß es am Mittwoch, angesichts einer sich immer rasanter verändernden Krankenhauslandschaft sei es für die Zukunftsentwicklung der Kliniken „sinnvoll und konsequent“, die Verantwortung in eine Hand zu legen. KKM und Heilig-Geist-Hospital in Bingen böten „sehr gute Ausgangsvoraussetzungen und viel Potenzial für eine zukunftsweisende Entwicklung als Schwerpunktversorger bzw. als Grund- und Regelversorger an ihrem jeweiligen Standort“, sagte der Vorstandschef der Marienhaus Stiftung, Heinz-Jürgen Scheid. Die Marienhaus Unternehmensgruppe als großer Krankenhausträger in Rheinland-Pfalz und im Saarland wolle beide Häuser in eine gute Zukunft führen.

Die Katholischen Krankenhäuser haben in Mainz eine lange Tradition: Das St. Vincenz und Elisabeth Hospital wurde im Jahr 1850 vom Vincenz und Elisabeth Verein unter Mitwirkung von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründet, das St. Hildegardis-Krankenhaus 1912 durch die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. 2003 wurde das Hildergardis, wie es die Mainzer nennen, in den Standort des Vinzenz-Krankenhauses integriert, das alte Hildegardis-Haus abgerissen, das Gelände für eine Wohnbebauung frei gemacht.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Abgabe von vier Mainzer Schulen durch das Bistum Mainz lest Ihr hier bei Mainz&, die Ankündigung hat vor allem bei den Martinus-Grundschulen für heftige Proteste gesorgt.

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