Die Corona-Zahlen sinken weiter, doch nun macht eine neue Welle von Infektionen Sorgen: In den Altenheimen in Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen breitet sich seit gut einer Woche das Coronavirus nun wieder verstärkt aus. In der Stadt Mainz sind allein acht Altenheime betroffen, den größten Ausbruch gibt es derzeit in der Residenz Mundus in der Innenstadt: Hier sind 20 Bewohner und elf Mitarbeiter infiziert. Auch der Landkreis Mainz-Bingen meldet Infektionen in gleich sieben Altenheimen, besonderes stark betroffen sind Gensingen mit 95 Infizierten in einer Einrichtung sowie Bingen, wo vergangene Woche in zwei Seniorenheimen 54 Infektionen gemeldet wurden. Damit wächst auch hier in der Region die Sorge vor der neuen, hochansteckenden Virusvariante B 117.

Grafische Darstellung der Mutation des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 in der ZDF Heute-Story. - Grafik: ZDF Heute, Screenshot: gik
Grafische Darstellung der Mutation des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 in der ZDF Heute-Story. – Grafik: ZDF Heute, Screenshot: gik

Am Wochenende war bekannt geworden, dass eine Berliner Klinik wegen dem Auftreten der neuen Virusmutation B 117 abgeriegelt werden musste – die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutation des Coronavirus Sars-Cov-2 gilt als erheblich ansteckender als die bisher verbreitetete „Wildvariante“. Warum das hochgradig gefährlich ist und eine neue „dritte Welle“ auslösen könnte, könnt Ihr unter anderem in dieser ZDF Heute-Story nachlesen.

Unklar ist noch, ob die neue Mutation auch tödlicher ist: Am Wochenende war zunächst der Britische Premier Boris Johnson mit einer Einschätzung zitiert worden, B 117 verursache auch deutlich mehr tödliche Erkrankungen – neueste Studien haben Hinweise gefunden, dass diese Angst berechtigt ist: „Mehrere unabhängige Auswertungen ergeben das beunruhigende Bild, dass B117 zwischen 30 bis 60 Prozent  tödlicher verläuft“, schrieb nun der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach auf seinem Facebook-Profil unter Berufung auf eine Studie mit Datum vom 21. Januar 2021.

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Grafische Darstellung, was eine erhöhte Todesrate durch eine Virusmutation bedeutet. - Grafik: ZDF Heute-Story, Screenshot: gik
Grafische Darstellung, was eine erhöhte Todesrate durch eine Virusmutation bedeutet. – Grafik: ZDF Heute-Story, Screenshot: gik

Die neue Mutation ist bereits auch in Deutschland nachgewiesen worden, so etwa im Nachbarland Hessen, wie verbreitet sie bei uns aber ist, ist noch immer unklar: In Deutschland werden Blutproben bislang viel zu wenig auf die Mutation untersucht. Nun soll die sogenannte Sequenzierung auch in Deutschland deutlich ausgeweitet werden, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Ende vergangener Woche an. Im Gesundheitsamt Mainz heißt es, auf die neue Virus-Mutation werde derzeit noch nicht geprüft, weil die Strukturen in den Labors dazu noch nicht stünden – das solle sich aber ändern.

Damit ist weiter unklar, inwieweit B 117 auch bei uns Kreise zieht, erwiesen ist aber, dass die neue Mutation deutlich ansteckender ist als die bisher gängige Virus-Variante – besonders in Einrichtungen der Altenpflege und in Kliniken wächst deshalb die Angst vor Masseninfektionen wie in Großbritannien. Während nämlich die allgemeinen Corona-Infektionen sinken, kämpfen ausgerechnet Altenheime derzeit mit einer neuen Infektionswelle: Am 19. Januar meldete das Gesundheitsamt Mainz-Bingen, die Lage in den Altenheimen sei angespannt und „weiterhin kritisch.“ Mehr als 160 Infektionen gebe es in sieben Mainz-Binger Seniorenzentren, so das Gesundheitsamt vergangene Woche, in Mainz zählte man zu dem Zeitpunkt rund 100 Infizierte in sechs Seniorenheimen.

Ansicht der Homepage der Mainzer Altenheime. - Screenshot: gik
Ansicht der Homepage der Mainzer Altenheime. – Screenshot: gik

Das hat sich inzwischen noch verstärkt: Stand heute seien bereits acht Mainzer Altenheime betroffen, sagte ein Sprecher des Gesundheitsamtes auf Mainz&-Anfrage. Betroffen seien im Bereich der Stadt Mainz derzeit vor allem das Martinsstift und das Ursel-Distelhut-Haus in Mombach, so die Angaben weiter: Im Martinsstift waren vergangene Woche 34 Menschen infiziert, in Mombach 23. Auch das große Mainzer Altenheim in der Innenstadt meldete 16 Corona-Infizierte, im Caritas-Zentrum in Drais waren es vergangene Woche 14. Im Kreis Mainz-Bingen meldete das Gesundheitsamt den größten Ausbruch in Gensingen, wo es in einem Haus gleich 95 Infektionen gab, das Haus steht wie alle betroffenen Heime unter Quarantäne, es wurden Besuchsverbote und Aufnahmestopps verhängt.

In Bingen sind derzeit den Angaben zufolge vor allem zwei Häuser betroffen: Die Residenz Römergarten, die vergangene Woche 34 Infizierte meldete, steht bis zum 22. Januar unter Quarantäne, dazu ist auch die Dorea-Familie mit 25 infizierten Personen betroffen, die Quarantäne läuft hier bis zum 20. Januar. Auch der Seniorenpark Carpe Diem in Waldalgesheim ist mit acht aktuell Infizierten von der neuen Coronawelle betroffen.

In der Mainzer Seniorenresidenz Mundus - hier ganz links im Bild - gibt es aktuell einen gravierenden Corona-Ausbruch. - Foto: gik
In der Mainzer Seniorenresidenz Mundus – hier ganz links im Bild – gibt es aktuell einen gravierenden Corona-Ausbruch. – Foto: gik

Den größten Ausbruch in Mainz gibt es derzeit in der Seniorenresidenz Mundus in der Mainzer Innenstadt, hier sind den Angaben zufolge derzeit 20 Bewohner und elf Mitarbeiter positiv getestet. Eine Bewohnerin befinde sich aktuell im Krankenhaus, eine weitere sei inzwischen verstorben, sagte der Sprecher weiter. Wie das Virus ins Haus gekommen sei, sei derzeit noch unklar, der Ausbruch sei vom Appartement-Bereich ausgegangen, in dem Bewohner eigenständig leben. Tatsächlich hatten die Altenheime in den vergangenen Wochen die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verstärkt, die Politik hatte eigens zum Schutz der älteren Bewohner eine Testpflicht angeordnet: Demnach müssen alle Bewohner vor Betreten der Heime per Schnelltest auf das Coronavirus getestet werden, auch Mitarbeiter und Bewohner werden regelmäßig kontrolliert.

Wie schnell es trotzdem zu einer Infektion kommen kann, erlebt derzeit das Karl Delorme-Haus des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Mainzer Münchfeld: Am Montag meldete das Haus ebenfalls drei neue Corona-Infektionen, nun steht auch dieses Altenheim bis zum 6. Februar unter Quarantäne. „Das ist echt bitter“, sagte Andrea Silberhorn, Leiterin der stationären Pflege bei der ASB gegenüber Mainz&: „Wir haben wirklich keine Erklärung, wie das Virus in Haus gekommen ist.“ In dem Heim seien sämtliche vorgeschriebenen Testungen durchgeführt worden, „wir haben sowohl die Bewohner als auch die Mitarbeiter und die Besucher getestet“, betonte Silberhorn. FFP2-Masken seien schon lange Vorschrift für alle, die Tests seien mit den Antigen-Schnelltests erfolgt.

FFP2-Masken sind seit dieser Woche beim Einkaufen und im ÖPNV Pflicht - in Altenheimen schon länger. - Foto: gik
FFP2-Masken sind seit dieser Woche beim Einkaufen und im ÖPNV Pflicht – in Altenheimen schon länger. – Foto: gik

„Vergangene Woche waren noch alle negativ“, sagte Silberhorn, dann sei eine Bewohnerin ins Krankenhaus gebracht worden – und dort positiv auf das Coronavirus getestet worden. „Wir testen jetzt noch weiter, um ein Bild von der Gesamtsituation zu bekommen“, sagte Silberhorn – die Sorge ist groß, dass die neue Mutation sich auch in Mainz ausbreite. Nun ist das Karl Delorme-Haus bis zum 6. Februar unter Quarantäne gestellt, Besuche sind nur in Ausnahmefällen wie Sterbesituationen erlaubt. Einen Zusammenhang mit Corona-Impfungen gebe es aber nicht, betonte Silberhorn – die Impfungen sollten erst diese Woche beginnen.

Die Bundesregierung kündigte am Montag an, dass nun auch Soldaten der Bundeswehr bei der Durchführung von Corona-Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen helfen sollten. Die Antigen-Schnelltests sollen Infektionen in den Heimen verhindern helfen und gleichzeitig Besuche ermöglichen, viele Heime kämpfen aber mit den personellen Ressourcen bei der Umsetzung. In einem ersten Schritt sollten nun für etwa drei Wochen Soldaten „die Einrichtungen im Rahmen der Amtshilfe personell unterstützen“, teilte die Bundesregierung am Montag mit. In einem zweiten Schritt sollten dafür aber auch Freiwillige eingesetzt werden, die sich bei der Bundesagentur für Arbeit melden sollten – diese Freiwilligen sollen dann vom Deutschen Roten Kreuz vor Ort geschult werden.

Info& auf Mainz&: Interessierte Freiwillige können sich bei der eigens eingerichteten bundesweiten Hotline der Bundesagentur für Arbeit melden, und zwar unter der Telefonnummer 0800 – 4555532, erreichbar von montags bis freitags von 8.00 – 18.00 Uhr. Nähere Informationen dazu gibt es auf dieser Internetseite der Bundesagentur für Arbeit, dort kann man sehen, ob in der jeweiligen Region Freiwillige zur Unterstützung gesucht werden. Landkreise und kreisfreie Städte seien bereits aufgerufen worden, ihren Bedarf an Testhelfern zu melden, dieser soll aktuell auf der Internetseite angezeigt werden. Mehr zur neuen Virusmutation lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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