Die Impfkampagne in Rheinland-Pfalz soll ab dem 1. März wieder richtig an Fahrt aufnehmen: Bis zum 1. März werde man keine wesentlich höheren Impfstoffmengen bekommen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch in Mainz, dann aber soll das Impfen endlich wieder durchstarten: Ab dem 17. Februar will das Land mit den verschobenen 30.000 Erstimpfungen fortfahren, bis Ende Februar sollen 200.000 Erstimpfungen erfolgt sein. Parallel dazu liefen die Zweitimpfungen unverändert weiter, sagte Dreyer. Hilfe naht auch durch den dritten neuen Impfstoff von AstraZeneca: Mit ihm sollen noch im Februar rund 22.000 Menschen unter 65 Jahren geimpft werden, ab März dann Hausärzte und Zahnärzte. Größere Impfstoffmengen wird es aber erst ab April geben.

Hoffnungsträger und Vorreiter: Das Mainzer Unternehmen BionTech. - Foto: gik
Hoffnungsträger und Vorreiter: Das Mainzer Unternehmen BionTech. – Foto: gik

Am Montag mussten Bund und Länder nach dem Impfgipfel einräumen: Der Impfstart in Deutschland ist schlecht gelaufen. Weil die Europäische Union zu spät und zu zögerlich bei den Impfstoffherstellern bestellte, steht zu wenig Impfstoff zur Verfügung. Während in also etwa in den USA bereits zehn Prozent der Einwohner eine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten hat, in Großbritannien 15 Prozent und in Israel sogar bereits 56 Prozent, hinkt Deutschland mit gerade 2,45 Prozent weit hinterher. Das sorgt weiter für Ärger und Frust: Obwohl mit der Mainzer Firma BionTech der Hersteller des weltweit führenden und auch ersten zugelassenen Impfstoffs mitten in Deutschland sitzt, müssen sich die Deutschen in Sachen Corona-Impfung auf eine lange Durststrecke einstellen.

Erst im zweiten und dann vor allem im dritten Quartal des Jahres 2021 wird es deutlich mehr Impfstoff geben, räumte auch  Ministerpräsidentin Dreyer am Mittwoch in Mainz erneut ein: „Mit den größeren Impfstoffmengen werden wir ab April deutlich mehr Impfberechtigten eine Corona-Schutzimpfung anbieten können.“ Trotzdem betonte Dreyer: „Der Impfzug in Rheinland-Pfalz rollt.“ Rheinland-Pfalz rangiere „ganz vorne“ bei der Zahl der Erstimpfungen, tatsächlich liegt das Land mit einer Impfquote von aktuell 3,5 Prozent der Bevölkerung im bundesweiten Vergleich aktuell auf Platz zwei, nach Mecklenburg-Vorpommern. Grund ist die Strategie des Landes, die nötigen Dosen für die Zweitimpfung nicht zurückzuhalten, sondern die eintreffenden Dosen direkt zu verimpfen.

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Die Impfzentren, hier das in Mainz, stehen weiter leer, Deutschland fehlt der Impfstoff. - Foto: Stadt Mainz
Die Impfzentren, hier das in Mainz, stehen weiter leer, Deutschland fehlt der Impfstoff. – Foto: Stadt Mainz

Der Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen CDU, Christian Baldauf, hatte das am Mittwoch angesichts der stockenden Nachschublieferungen als „extrem gefährliche Strategie“ kritisiert und der Landesregierung vorgeworfen, das rollierende System anzuwenden, um wegen der anstehenden Landtagswahlen in der Statistik möglichst weit vorne zu liegen. Tatsächlich hatte es zu Beginn der Impfkampagne massive Kritik gegeben, weil Rheinland-Pfalz weit bei den verimpften Mengen hinterher hinkte. Das Land hatte dann seine Strategie geändert und setzt nun auf das rollierende System, eintreffende Impfdosen gleich zu verimpfen – im Gegensatz zu Ländern wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen, die den Impfstoff für die notwendige zweite Impfung zurückhalten.

Ministerpräsidentin Dreyer wies die Kritik zurück: „Impfstoff im Kühlschrank war nie unsere Strategie“, sagte Dreyer: „Ich habe die Verpflichtung, möglichst viele Bürger an dem Impfstoff partizipieren zu lassen, der da ist.“ Und das tue Rheinland-Pfalz: Stand Mittwoch haben im Land 143.559 Menschen die erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten, mehr als 77.000 in den Impfzentren des Landes. Inzwischen seien auch 90 Prozent aller Bewohner von Alteneinrichtung zum ersten Mal geimpft worden, sagte Dreyer, die Erstimpfungen in den Heimen sollen noch in dieser Woche abgeschlossen werden.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Pressekonferenz zur Impfstrategie Rheinland-Pfalz, flankiert von einer Gebärdendolmetscherin. - Foto: gik
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Pressekonferenz zur Impfstrategie Rheinland-Pfalz, flankiert von einer Gebärdendolmetscherin. – Foto: gik

Dazu haben den Angaben zufolge bereits rund 30.000 Zweitimpfungen stattgefunden, davon fast 10.000 in Alten- und Pflegeheimen. Dreyer betonte erneut, das Land habe genug Impfstoff für alle Zweitimpfungen, ab dem 17. Februar soll es dann auch mit den Erstimpfungen weitergehen. Das Land hatte im Januar 30.000 Termine für Erstimpfungen verschieben müssen, angeblich wegen Lieferschwierigkeiten der Hersteller: Man bekomme nicht so viel Impfstoff geliefert, wie angekündigt, hatte Dreyer geklagt. Die CDU-Opposition widerspricht: Rheinland-Pfalz bekomme im 1. Quartal insgesamt sogar mehr Impfdosen als ursprünglich angekündigt, die Verschiebung der Impftermine sei wohl eher der Sicherung der zweiten Impfungen geschuldet.

Tatsache ist: Eine Entspannung an der Impffront wird es erst im Sommer geben. Im 2. Quartal kann Deutschland mit einem deutlichen Schub von 40,2 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer sowie mit 6,4 Millionen Dosen des US-Herstellers Moderna rechnen. Im dritten Quartal stehen dann 34,7 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und 26,7 Millionen Impfdosen von Moderna auf dem Lieferplan. Dazu kommt nun noch der frisch zugelassene dritte Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns AstraZeneca, entgegen der ersten Ankündigungen von Lieferschwierigkeiten soll Deutschland im 2. Quartal 16,9 Millionen Dosen von Astrazeneca erhalten und bereits 33,8 Millionen Dosen im 3. Quartal.

Der neue Impfstoff von AstraZeneca soll Entspannung an der Impffront bringen - zumindest ein bisschen. - Foto: AstraZeneca
Der neue Impfstoff von AstraZeneca soll Entspannung an der Impffront bringen – zumindest ein bisschen. – Foto: AstraZeneca

Noch bis Ende März erwartet Deutschland 5,6 Millionen Impfdosen von AstraZeneca, Rheinland-Pfalz solle am 7. Februar 28.800 Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs erhalten, zehn Tage später dann noch einmal 45.600 Dosen, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Deutschland hat diesen Impfstoff allerdings wegen fehlender Erprobung an älteren Menschen nur für Personen unter 65 Jahren zugelassen, nun sollen damit Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, geimpft werden.

22.000 Personen unter 65 Jahren, die bereits im Terminpool des Landes für eine Coronaimpfung registriert sind, würden nun aus diesem Pool herausgefiltert und erhielten bereits in den kommenden Tagen einen Impftermin zugeschickt, kündigte Dreyer an – sie sollten noch im Februar geimpft werden. Das gelte für Personen der Prioritätengruppe 1, also für Beschäftigte in Notfallambulanzen und auf Intensivstationen, bei ambulanten Pflegediensten und in den Rettungsdiensten. Ab dem 1. März werde man dann auch niedergelassenen Ärzten sowie Zahnärzten ein Impfangebot machen können, sagte Dreyer – wer sich noch nicht für einen Impftermin registriert habe, solle dies umgehend tun.

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bei der Pressekonferenz zur Impfstrategie. - Foto: gik
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bei der Pressekonferenz zur Impfstrategie. – Foto: gik

Ab dem 1. März sollen dann auch nach und nach Hausärzte mit Impfstoff versorgt werden, um bettlägerige Menschen über 80 Jahren, die zuhause gepflegt werden, in ihren eigenen vier Wänden impfen zu können, kündigte Bätzing-Lichtenthäler zudem an. Das machten neue Daten der Firma BionTech möglich, nach denen der Impfstoff unter gewissen Bedingungen nun doch transportiert werden könne. „Wir beginnen dann ein Pilotprojekt“, sagte die Ministerin, damit wolle man 20.000 bettlägerige Menschen, die nicht in die  Impfzentren kommen könnten, versorgen.

Dreyer kündigte zudem an, Landräte, Bürgermeister, das Deutsche Rote Kreuz sowie niedergelassene Ärzte zu einer „Impfkonferenz Rheinland-Pfalz“ einzuladen, um die „extrem herausfordernde Logistik ab dem 2. Quartal miteinander zu besprechen.“ CDU-Spitzenkandidat Baldauf hatte am Montagabend nach dem Impfgipfel in Berlin genau einen solchen Runden Tisch gefordert: Er wünsche sich einen Impfgipfel auch für Rheinland-Pfalz, sagte Baldauf: „Die Impflogistik wird vor Ort gestemmt, in Zusammenarbeit von Kommunen und unterschiedlichsten Verbänden und Einrichtungen. Hier wäre es wichtig, dass die Landesregierung alle Beteiligten an einen Tisch holt, um Reibungsverluste zu vermeiden.“ Gerade auch die Hausärzte, Vertreter der Senioren- und Pflegeheime und der Krankenhäuser müssten dabei einbezogen werden.

Info& auf Mainz&: Einen Überblick über den Stand der Impfungen in Deutschland gibt es hier bei ZDF Heute.de, einen Vergleich der weltweiten Impfmengen haben wir hier bei statista.de gefunden. Mehr zu den Ergebnisse des nationalen Impfgipfels vom Montag lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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