Die sinkenden Corona-Zahlen machen nun erste Öffnungsschritte möglich, allen voran: der Landkreis Mainz-Bingen. Hier sackte die Sieben-Tages-Inzidenz so deutlich unter die Marke von 100, dass am Wochenende gar die Corona-Bundes-Notbremse außer Kraft gesetzt werden konnte. Keine Ausgangssperre mehr, geöffnete Außengastronomie und Museen und möglicher Präsenzunterricht – die Rückkehr des normalen Lebens machte hier einen großen Schritt nach vorne. Anders aber in der Landeshauptstadt Mainz: Hier verharrt die Inzidenz weiter auf einem hohen Niveau von um die 140, die Bundes-Notbremse gilt weiter. Immerhin ist in Mainz seit Montag wieder Terminshopping erlaubt. Am Dienstag will das Land Rheinland-Pfalz weitere Öffnungsschritte verkünden – ab einer Inzidenz von 100 sollen auch wieder Camping und Ferienwohnungen öffnen dürfen.
Bei dem plötzlichen Sommerwetter am Sonntag im Biergarten sitzen – das war plötzlich im Landkreis Mainz-Bingen möglich. Schon eine Woche lang hatte die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis Mainz-Bingen stabil unter der Marke von 100 gelegen – am Samstag lag man mit 69,5 gar unter 70. Die Bundes-Notbremse zeigte im Landkreis ausgesprochen starke Wirkung, entsprechend erfreut zeigte sich Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) – und konnte zum Sonntag die Bundes-Notbremse außer Kraft setzen. Seit Sonntag, 0.00 Uhr, gibt es deshalb nun im Landkreis Mainz-Bingen keine nächtliche Ausgangssperre mehr, im öffentlichen Raum dürfen sich nun wieder fünf Personen aus zwei Haushalten treffen – und die Außengastronomie öffnete wieder, pünktlich zum Muttertag.
„Die in der vergangenen Woche kontinuierlich nach unten gegangenen Neuinfektionen haben uns geholfen, ab Sonntagnacht endlich etwas Erleichterung zu erreichen“, sagte der für das Gesundheitsamt zuständige Beigeordnete Erwin Malkmus am Montag, und mahnte zugleich: „Jetzt wünsche und hoffe ich, dass es so weitergeht, und dass wir trotz Erleichterungen vorsichtig bleiben.“ Am Montag stieg die Inzidenz im Landkreis wieder leicht auf 71 an, das Ziel müsse jetzt sein, unter die Marke von 50 zu kommen, um weitere Lockerungen möglich zu machen, betonte Malkmus. Dann könnten auch alle Geschäfte und Restaurants unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen, stellte er in Aussicht, und bat: „Helfen Sie alle mit und bleiben Sie gesund.“
Denn die Infektionslage ist noch keineswegs vollkommen stabil. Zwar gehen die Experten davon aus, dass die Dritte Corona-Welle tatsächlich gebrochen ist, doch nicht überall sinken die Zahlen so deutlich: In Mainz hat sich der Trend der stark sinkenden Zahlen nicht fortgesetzt, das Gesundheitsamt Mainz-Bingen meldete am Montag erneut 90 neue Fälle über das Wochenende – und errechnete damit eine Sieben-Tages-Inzidenz von 143. Das Landesuntersuchungsamt meldete hingegen am Montag für Mainz eine Inzidenz von 136,3, das liege an der unterschiedlichen Uhrzeit, zu der die Zahlen abgerufen würden, heißt es zur Erklärung aus dem Gesundheitsamt.
Tatsache ist aber: In Mainz ist die Sieben-Tages-Inzidenz in der vergangenen Woche nur sehr wenig gesunken, warum die Infektionen im Stadtgebiet weiter auf so hohem Niveaus verharren, dafür gab es bislang keine Erklärung. Infektionen passierten derzeit vor allem in Großfamilien oder in Familien mit engen Wohnverhältnissen, sagte der Chef der Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann, auf Mainz&-Anfrage. Auch gebe es noch immer Folgen des erheblichen Infektionsgeschehens in den Kitas der vergangenen Wochen, dazu sehe man immer wieder kleinere Ausbrüche in Betrieben – etwa in Autowerkstätten.
Im Vergleich zu Mainz sank die Sieben-Tages-Inzidenz im Land deutlich stärker, die landesweite Inzidenz in Rheinland-Pfalz sank am Montag sogar mit 98 unter die 100er-Marke, ab der die Bundes-Notbremse wieder außer Kraft gesetzt werden kann, wenn die 100 an fünf Werktagen in Folge unterschritten wird. Maßgeblich ist allerdings dafür die Inzidenz der Stadt oder des Kreises – Mainz ist davon also noch weit entfernt.
Da die Fallzahlen immerhin stabil unter 150 liegen, ist seit Montag in Mainz nun wieder Terminshopping erlaubt: Ladengeschäfte können damit für einzelne Kunden nach vorheriger Terminbuchung für einen fest begrenzten Zeitraum öffnen, die Zahl der Kunden pro Quadratmeter ist begrenzt, ein aktueller, negativer Coronatest ist Voraussetzung – oder eine zweimalige Impfung oder eine nachgewiesene überstandene Coronainfektion. Seit dem Wochenende gilt diese Lockerung für Geimpfte oder Genesene, Geimpfte dürfen danach zwei Wochen nach der zweiten Impfung mit Vorlage ihres Impfausweises wieder einkaufen, Genesene benötigen den Nachweis für einen positiven PCR-Test, der mindestens 28 Tage und maximal sechs Monate zurückliegt.
Für Geimpfte und Genesene gelten seit Sonntag nun auch die Regeln der Bundes-Notbremse nicht mehr, sie müssen sich nicht mehr an nächtliche Ausgangsbeschränkungen halten und zählen bei den Kontaktbeschränkungen nicht mit. „Geimpfte und genesene Personen tragen nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr zur Ausbreitung des Corona-Virus bei“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Es sei daher „folgerichtig, dass für sie die Grundrechtseinschränkungen zurückgenommen werden.“ Diese Personengruppe könne deshalb nun ohne vorherigen Coronatest Geschäfte ebenso besuchen wie die Außengastronomie, die Außenanlagen von Zoos und botanischen Gärten oder Dienstleistungen von Friseuren in Anspruch nehmen.
Rheinland-Pfalz will dazu noch diese Woche weitere Lockerungen, insbesondere im Bereich Reise verkünden. So sollen in Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die Marke von 100 unterschritten und die Bundesnotbremse ausgesetzt wird, schon ab Mittwoch, den 12. Mai, Geschäfte wieder mit Teststrategie öffnen sowie die Vermietung von Ferienwohnungen und die Übernachtung in Wohnmobilen mit eigenen sanitären Anlagen möglich sein. Man wolle pünktlich zu Christi Himmelfahrt ein abgestuftes Konzept von Öffnungsstrategien auf den Weg bringen, kündigte Dreyer an, der dreistufige „Perspektivplan Rheinland-Pfalz“ soll am Dienstag im Kabinett verabschiedet und anschließend in einer Pressekonferenz (14.00 Uhr) vorgestellt werden.
Wichtiges Ziel bleibe, „das Infektionsgeschehen weiterhin abzusenken und mit einer klugen Öffnungsstrategie zu begleiten“, betonte Dreyer. Der Stufe 1 soll aber zum Pfingstwochenende – also ab Freitag dem 21. Mai – eine zweite Stufe von Öffnungsschritten folgen, zu Fronleichnam am 2. Juni eine dritte Öffnungsstufe folgen. Experten warnen derweil eindringlich vor zu schnellen Öffnungen: Deutschland öffne bei höheren Inzidenzen und niedrigerer Impfquote als andere Länder. „Wir bleiben vorsichtig, denn die Gefahr durch das Virus ist noch nicht abgewendet“, betonte Dreyer: „Das Licht am Ende des Tunnels wird jeden Tag heller, wir gehen mit vorsichtigen Schritten einem guten Sommer entgegen.“
Info& auf Mainz&: Alle aktuell geltenden Corona-Bestimmungen findet ihr hier auf der Internetseite des Landes Rheinland-Pfalz und hier bei der Stadt Mainz. Was jetzt genau im Landkreis Mainz-Bingen gilt, könnt Ihr hier im Internet nachlesen.