Seit 2018 verschenkt die Stadt Mainz Bäume, und das ist keinesfalls ein Witz: Mit dem Programm soll der Bestand von Laubbäumen im Stadtgebiet auf privaten Grundstücken gestärkt werden, 32 Familien konnten sich nach Angaben der Stadtverwaltung 2023 über einen „geschenkten Baum“ im Garten freuen. Nun wird eine neue Runde für 2024 gestartet, Interessenten können sich ab sofort bewerben. Die Aktion entbehrt nicht einer gewissen Ironie, fällt die Stadtverwaltung selbst doch jedes Jahr mehr Bäume, als sie nachpflanzt – und eine Bauminitiative aus 2020 blieb ohne Effekt.

Mainz leidet unter akutem Baummangel - am Rheinufer und an anderen Orten in der Innenstadt. - Foto: gik
Mainz leidet unter akutem Baummangel – am Rheinufer und an anderen Orten in der Innenstadt. – Foto: gik

Die Idee stammt aus dem Jahr 2018 und wurde von der damaligen Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) ins Leben gerufen: Unter dem Motto „Der geschenkte Baum“ verschenkte die Stadt Mainz damals erstmals heimische Laubbäume an Mainzer für ihren privaten Garten. Im ersten Jahr waren es noch 50 Stück, inzwischen ist die Zahl der verschenkten Bäume geschrumpft: 32 Familien konnten sich 2023 in Mainz nach Angaben der Stadtverwaltung über einen neuen Laubbaum für den eigenen Garten freuen.

„Unser Ziel bleibt es, den Laubbaumbestand im Stadtgebiet zu stärken“, betonte Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) zum Auftakt der neuen Runde. Dabei seien Neupflanzungen auf privaten Grundstücken ein wichtiger Baustein. Die Aussagen entbehren nicht einer gewissen Ironie, hat doch gerade die Stadtverwaltung selbst in den vergangenen Jahren stets mehr Bäume im Stadtgebiet gefällt, als nachgepflanzt. Zur Begründung hieß es stets, es sei so schwierig, geeignete Standorte zu finden.

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Mainzer Stadtrat beschloss 2020 „Bauminitiative“

Dabei hatte der Mainzer Stadtrat im Juli 2020 auf Initiative von SPD, Grünen und FDP eine große „Bauminitiative“ beschlossen: Die Verwaltung solle „ein Konzept erarbeiten, wie mehr Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden könnten“, forderten die Ampel-Fraktionen. Es brauche „dringend einen Baumtrupp, um Bäume erhalten und zusätzlich pflanzen zu können“, hieß es damals – Bäume seien ein erheblicher Faktor gegen die Aufheizung der Innenstadt.

Baumalleen wie hier in der Hindenburgstraße in der Mainzer Neustadt werden immer seltener: Mainz verliert immer mehr Stadtbäume. - Foto: gik
Baumalleen wie hier in der Hindenburgstraße in der Mainzer Neustadt werden immer seltener: Mainz verliert immer mehr Stadtbäume. – Foto: gik

„Hier wird ein ganz, ganz großes Projekt gestartet, das dieses Stadt langfristig verändern kann“, freute sich Dezernentin Eder damals: Die Stadtverwaltung wolle nun „Straßenzug um Straßenzug durchgehen und schauen, wo wir mehr Grün schaffen können.“ Drei Jahre später sei indes von diesem Projekt nicht zu sehen, kritisierte nun CDU-Kreischef Thomas Gerster: „Passiert ist nichts.“ Es würden weiter pro Jahr in Mainz rund 450 Bäume gefällt, aber nur 150 nachgepflanzt.

„Wir haben von dem Programm nie wieder etwas gehört“, sagte Gerster auf Mainz&-Anfrage – der CDU-Stadtrat hatte bereits im Juni 2021 bei seiner eigenen Bewerbung als Umweltdezernent mehr Baumpflanzungen im Stadtgebiete zu einer seiner Hauptforderungen gemacht. „Wir fordern selbstverständlich, dass eine weitere Begrünung stattfindet“, sagte Gerster nun, die Grünbilanz zeigt „das grandiose Scheitern dieser Ampel: Wir gehen auf einen gigantischen Klimawandel zu, und holzen weiter Bäume ab.“

„Geschenkte Bäume“ für Privatgärten auch in 2024

Zumindest in Eurem Privatgarten könnt Ihr dem nun ein Stück weit entgegen steuern: Interessierte Gartenbesitzer können sich beim Grün- und Umweltamt melden. Dort werden die Baumwünsche zentral erfasst, und im Laufe der ersten Jahreshälfte die Antragsteller beraten, welcher Baum zu ihrem Garten passt. Dabei reicht die Auswahl den Angaben zufolge je nach Möglichkeit in dem jeweiligen Garten vom Obst- oder Kleinzierbaum bis hin zum großen Allee- oder Parkbaum.

Die Stadt Mainz verschenkt nun Bäume für Privatgärten, das Bild zeigt allerdings den Mainzer Volkspark. - Foto: gik
Die Stadt Mainz verschenkt nun Bäume für Privatgärten, das Bild zeigt allerdings den Mainzer Volkspark. – Foto: gik

Die Bäume werden dann mit Beginn der Pflanzzeit über ein Fachunternehmen des Garten- und Landschaftsbau den Gewinnern zugestellt – allerdings nur bis zur Gartengrenze. „Auf Grundlage einer ausführlichen Pflanzanleitung, die ebenfalls vom städtischen Fachamt erarbeitet wurde, sollte es motivierten Hobbygärtnern gelingen, ihren ‚Geschenkten Baum‘ fachgerecht zu pflanzen und dauerhaften zu erhalten“, heißt es weiter.

Bäume gelten als enorm wichtige Bausteine für den Kampf gegen die Aufheizung in Innenstädten: Sie spenden Schatten, sorgen für eine bessere Luftfeuchtigkeit und können das Klima in einer Straße um mehrere Grad senken. Schon 2019 warnte das Modellprojekt Klimprax auf der Grundlage von Berechnungen: Mainz droht in Zukunft zu einem Hitze-Hotspot zu werden. Die Forderungen schon damals: Mehr Grüninseln, mehr Bäume und mehr Brunnen in Mainz.

Info& auf Mainz&: Wer sich für die Baumaktion bewerben möchte, kann sich mit dem Betreff „Geschenkter Baum“ per E-Mail beim gruen-umweltamt@stadt.mainz.de melden. Mehr zum Thema Baumpflanzungen und dem Stadtratsbeschluss von 2020 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.