Wein ist in Rheinland-Pfalz fraglos ein Stück der allgemeinen Lebenskultur, für Mainz, immerhin deutsche Weinhauptstadt gilt das ganz besonders – nun wird das sogar ganz offiziell gewürdigt: Die Deutsche Weinkultur gehört jetzt zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco. Damit wird der Vielfalt, die vielen Bräuche, die Feste, ja die gesamte kulturelle Prägung, die durch den Weinbau über Jahrhunderte hinweg entstanden ist, gewürdigt. Weinfeste, Weinführungen und auch die Kultur der besonderen Weinlagen in Deutschland gehören nun zum schützenswerten Welterbe der Menschheit.
Vergangenen Freitag nahm die Kulturministerkonferenz auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission die “Weinkultur in Deutschland” offiziell in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes auf. Damit werde die Weinkultur in Deutschland “als offene, lebendige und wandlungsfähige Traditionspflege gewürdigt, die gesellschaftlich stark verankert ist”, hieß es nun bei der Deutschen Weinakademie (DWA) in Bodenheim, die den Antrag auf Anerkennung im Oktober 2019 beim zuständigen Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz eingereicht hatte.
“Wir sind überglücklich und freuen uns gemeinsam mit allen Trägern der Weinkultur in Deutschland riesig über diese Entscheidung”, sagte DWA-Geschäftsführerin Monika Reule. Damit werde “die Leistung der Menschen, die die Weinkultur mit Leben erfüllen und weiterentwickeln, gewürdigt”, mit der Anerkennung werde die deutsche Weinkultur noch mehr “die Wertschätzung erfahren, die sie verdient.” Auch beim Land Rheinland-Pfalz freute man sich: In Rheinland-Pfalz werde seit über 2000 Jahren Weinbau betrieben, die Weinkultur stifte Identität und präge in den Weinanbauregionen einen wesentlichen Teil des kulturellen Lebens.
In der Begründung wird besonders hervorgehoben, dass die Weinkultur in Deutschland soziale, handwerkliche, kulturlandschaftliche und sprachliche Aspekte sowie zahlreiche Feste und Bräuche beinhaltet. Insbesondere in den Weinanbauregionen selbst präge die Weinkultur den Lebensrhythmus vieler Menschen – auch “Zusammenkunft und Geselligkeit wie bei Weinfesten prägen die Weinkultur”, heißt es bei der Deutschen Unesco-Kommission. Strauß- und Besenwirtschaften, die nur selbst produzierten Wein ausschenken, seien eine weitere Besonderheit, dazu kämen vielfältige Angebote wie Weinbergsführungen zur Vermittlung der Weinkultur.
Besonders gewürdigt wird von der Unesco zudem die lange Tradition der Lagenkultur: “Jede Lage bringt Weine mit anderen Geschmacksnuancen hervor, über Jahrhunderte hinweg hat sich herausgestellt, welcher Wein in welcher Lage gedeiht”, heißt es weiter – der Anbau habe in der Folge ganze Landschaften gestaltet, deren Pflege wesentlich zur Weinkultur gehöre. “Heute fördert der regionale Anbau im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung das Zusammenspiel zwischen Klima, Boden und Mensch”, heißt es auf der Internetseite der Unesco.
Das Immaterielle Kulturerbe der Unesco soll dazu dienen, neben tatsächlichen Denkmälern auch Formen des kulturellen Erbes zu erhalten, zu pflegen und zu fördern, weltweit sind mehr als 500 Formen des Immateriellen Kulturerbes auf internationalen UNESCO-Listen verzeichnet, in Deutschland sind es mehr als einhundert. Zu dem schützenswerten deutschen Kulturerbe gehören unter anderem die deutsche Bierkultur, der rheinische Karneval, das Kneipen, das Hebammenwesen und die Deutsche Brotkultur – und seit vergangenen Freitag nun auch die “Hüttenkultur im Pfälzerwald”, ein Netzwerk von mehr als 80 Wanderheimen, Raststätten und Schutzhütten.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco in Deutschland findet Ihr hier im Internet, mehr zum Antrag der Deutschen Weinkultur lest Ihr hier bei Mainz&.