Flugscham ist ja eines der Wörter des Jahres 2019, im Zuge der Klimakrise gerät auch das Fliegen als klimaschädlichste Reiseform stark in die Kritik. Nun rufen Fluglärmgegner im Rhein-Main-Gebiet zu einer großen bundesweiten Aktionswoche auf, die sich vor allem gegen Kurzstreckenflüge im Inland richtet: „Deutschland fliegt nicht“ heißt die Initiative, die am 11.11.2019 im Rahmen der 300. Montagsdemo im Frankfurter Flughafen gestartet wird. Das Ziel: Bei einer Aktionswoche im Februar 2020 sollen möglichst viele Menschen am Boden bleiben und auf Kurzstreckenflüge verzichten – prominente Unterstützer gibt es bereits.
Seit der Eröffnung der Nordwestlandebahn im Herbst 2011 protestieren Fluglärmgegner rund um den Frankfurter Flughafen gegen den massiv gestiegenen Lärm aus der Luft – und nehmen zunehmend auch Gesundheitsgefahren und Klimafolgen in den Fokus. Seit acht Jahren wehren sich jeden Montag Dutzende von Anti-Fluglärm-Aktivisten am Frankfurter Flughafen gegen Lärm, Dreck und Klimagefahren aus der Luft – eine Protestaktion von deutschlandweit einmaliger Ausdauer. Zur 300. Montagsdemo am 11. November im Terminal 1 haben sich die protestierenden Bürgerinitiativen denn auch etwas ganz besonderes einfallen lassen: An diesem Tag wird die bundesweite Kampagne „Deutschland fliegt nicht“ gestartet.
Initiiert wird die Kampagne von den gemeinnützigen Vereinen Gegenwind 2011 Rhein-Main, Stop-Fluglaerm.de und der Mainzer Fluglärm-Initiative Klima-, Umwelt- und Lärmschutz im Luftverkehr. Gemeinsam rufen die Vereine zur Teilnahme an der ersten bundesweiten Mitmach-Kampagne gegen Inlands-/Kurzstreckenflüge auf. „Unser Appell richtet sich an die menschliche Vernunft, er soll zum Nachdenken anregen und helfen, Gewohnheiten zu ändern“, heißt es in dem Aufruf. Der Frankfurter Flughafen sei dafür genau der richtige Ort, wickele doch Frankfurt als Deutschlands größtes Drehkreuz rund 35 Prozent aller Inlandsflüge ab.
Ziel der Kampagne: In der Aktionswoche von Montag, den 10. Februar 2020, bis Sonntag, den 16. Februar 2020 sollen möglichst viele Menschen „gemeinsam am Boden bleiben und auf ihre privaten und geschäftlichen Inlands-/Kurzstreckenflüge verzichten“. Der Aufruf, für sieben Tage Flugabstinenz zu üben, geht auch an Unternehmen, Verbände, Institutionen und die Politik. Man habe bereits Prominente wie die TV-Moderatoren Joko Winterscheidt und Britta Steffen gewinnen können, die sich dazu bekannt haben, innerhalb Deutschlands nicht mehr fliegen zu wollen, heißt es weiter.
„Wir werden auf dem Frankfurter Flughafen darüber hinaus vorstellen, wann, wo und wie die Aktion bis zum Februar 2020 Deutschlands Flughäfen und Städte erreicht sowie zahlreiche Prominente und Meinungsbildner gewinnt“, sagte Mit-Initiator Rolf Fritsch von Gegenwind 2011. In dem viele Menschen mitmachten und nicht flögen, könne effektiv mehr erreicht werden, als auf Verbote, Verordnungen und Gesetze zu warten. „Nachhaltig fliegen, heißt nicht fliegen“, betonte der Philosoph und Autor Hans-Peter Huppert: Schon seit Konfuzius sei „Gemeinsam-Nix-Tun ein starkes, überparteiliches und erprobtes Instrument.“
Die Initiatoren wollen deshalb auch am 11.11. auf der Montagsdemo das „Gemeinsam-Nix-Tun“-Sofa enthüllen, auf dem bereits im Frankfurter Flughafen die ersten Nichtflieger ins Bild gesetzt werden sollen. Danach werde das Sofa für regionale Mitmach-Aktionen den Unterstützern zur Verfügung stehen und etwa im Januar 2020 vor dem Berliner Flughafen BER, am Brandenburger Tor und dem Kanzleramt in Berlin in Szene gesetzt. Bis zur 1. Aktionswoche 2020 sollen dann bunte „Deutschland fliegt nicht“-Fanschals“ in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit sorgen.
Und auch international haben die Fluglärm-Gegner bereits Akzente gesetzt: Die internationale Ankündigung der Kampagne „Deutschland fliegt nicht“ fand bereits am 31. Oktober am Times Square in New York statt. Auf einem der legendären großen Displays prangte die Anzeige: „Germany grounded.“
Info& auf Mainz&: Mehr zur ersten Aktionswoche gegen Inlands- und Kurzstreckenflüge in Deutschland findet Ihr auf dieser Internetseite der Aktion „Deutschland fliegt nicht“. Offizieller Kampagnenstart ist am Montag, den 11.11.2019 auf der Montagsdemo im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. Die Demonstration startet traditionsgemäß um 18.00 Uhr, um 18.30 Uhr tritt der Kabarettist Lars Reichow auf, um 18.40 Uhr erfolgt die Vorstellung der Kampagne „Deutschland fliegt nicht“. Über die Montagsdemonstrationen am Frankfurter Flughafen haben wir zigfach hier auf Mainz& berichtet – einen Bericht zur 250. Montagsdemo im Juni 2018 findet Ihr hier auf Mainz&.