Die Zisterziensermönche brachten den Weinbau nach Kloster Eberbach – das ist bekannt. Doch die Ordensleute gründeten nicht nur Klöster und Weingüter im Rheingau, auch im Rheinhessischen waren die Mönche aktiv: In Hahnheim gründeten sie einen Wirtschaftshof samt Mühle, und der alten Mühlenhof ist heute ein Weingut, bewirtschaftet von der Familie Ruzycki. Nach der Corona-Pandemie startet man hier nun ganz neu durch, mit neuem Design, neuer Vinothek, neuem Online-Shop und neuen Veranstaltungen. Ein Porträt der „Weinversteher“ vom Klostermühlenhof.

Horst Ruzycki (links) und seine Söhne Thilo und Jan leiten das Weingut Klostermühlenhof in Hahnheim. - Foto: gik
Horst Ruzycki (links) und seine Söhne Thilo und Jan leiten das Weingut Klostermühlenhof in Hahnheim. – Foto: gik

Die alte Mühle stammt aus dem 12. Jahrhundert, hinter dem weiten Garten fließt die Selz. „Das hier ist einfach etwas Besonderes“, sagt Horst Ruzycki. Der Seniorchef steht entspannt mit einem Weinglas in der Hand unter dem großen Scheunendach, auf den Tischen wartet der Jahrgang 2021 zum Verkosten. Riesling, Sauvignon Blanc oder auch ein fruchtiger Sankt Laurent – im Klostermühlenhof in Hahnheim wird seit Jahrhunderten Wein angebaut: Es waren die Zisterzienser-Mönche von Kloster Eberbach, die einst den Weinbau zusammen mit der Landwirtschaft hierher an die Selz brachten.

„Meine Schwiegereltern hatten noch Ackerbau, Vieh und Weinbau“, erzählt Christiane Ruzycki, die Seniorchefin des Weinguts. Die Zisterzienser-Mönche aus dem weltberühmten Kloster Eberbach im Rheingau gründeten die Mühle im idyllischen Selztal – und brachten auch den Weinanbau hierher. Jahrhunderte lang liefen auf d18em Klostermühlenhof Weinbau und Landwirtschaft Seite an Seite, erst seit 1990 startete die Familie durch in Richtung reine Weinwirtschaft.

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Christiane und Horst Ruzycki bauten das heutige Weingut auf. - Foto: gik
Christiane und Horst Ruzycki bauten das heutige Weingut auf. – Foto: gik

„Mein Mann Horst hat Ende der1970er Jahre in Geisenheim studiert“, erzählt Christiane  Ruzycki stolz. Getränketechnologie lernte der heute 70-jährige Senior, gerade einmal zwei Hektar Weinberge hatten sie damals. Der Hauptberuf: das 1984 gegründete Analyselabor für die Weinwirtschaft. In dem bis heute bestehenden Labor werden die Proben für die vorgeschriebenen Weinanalysen gefertigt und die Winzer beraten, wie sie die Weine weiterentwickeln können. „Wir sind Weinversteher“, sagt Opa Horst stolz.

Einer ihrer Kunden wollte Ende der 1980er Jahre seinen Weinbau aufgeben, die Ruzyckis halfen dabei, einen Nachfolger zu finden – am Ende bat sie der Nachbar: Übernehmt mein Weingut bitte selbst! „Mit 40 hatte ich eigentlich nicht mehr vor, was Neues zu machen“, sagt Horst Ruzycki schmunzelnd. Er machte doch – heute gehören zum Klostermühlenhof 17 Hektar Weinberge.

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„Unsere Ausrichtung ist sehr klar, fruchtig, je nach Rebsorte auch mineralisch“, erzählt Simone Ruzycki, die in Wackernheim bei Mainz aufwuchs, und ins Weingut einheiratete. Ihre Weinberge finden sich von Sörgenloch bis nach Selzen an den Hängen des Selztals, die Reben wachsen meist auf Kalkmergel-Böden – das ist gut für mineralisch-feine Weine. Riesling wächst darauf natürlich, der rote Sankt Laurent aber auch viele moderne Rebsorten wie Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon und sogar Merlot, der Klimawandel macht es möglich.

Die starken Frauen der Familie Ruzycki in der neuen Vinothek: Christiane, Simone und Judith Kraus. - Foto: gik
Die starken Frauen der Familie Ruzycki in der neuen Vinothek: Christiane, Simone und Judith Kraus. – Foto: gik

„Die Sommer werden schon wärmer“, sagt Simone Ruzycki, Spezialitäten wie Eiswein gebe es kaum noch. „Wir wollen auf jeden Fall wachsen“, auch der Export soll ausgebaut werden, erzählt die Junior-Chefin, die sich im Betrieb um das Marketing kümmert. Um den Weinbau und die Kellerwirtschaft kümmern sich inzwischen Horsts Söhne Jan und Thilo, beide haben in Geisenheim Getränketechnologie und Oenologie studiert.

Die Corona-Pandemie haben sie auf dem Klostermühlenhof für viel Erneuerung genutzt: Ein neues Design wurde entwickelt, in dessen Zentrum natürlich das alte Mühlenrad steht. 2019 wurden die neuen Etiketten für die Weinflaschen entwickelt, im Januar 2020 ging der neue Online-Shop an den Start – gerade rechtzeitig, bevor die Corona-Lockdowns zuschlugen.

 

„Wir konnten unsere Kunden durch die Direktvermarktung abfangen“, sagt Simone Ruzycki. Das Weingut setzte auch auf Online-Weinproben, da versammelten sich schon mal bis zu 70 Besucher virtuell am Bildschirm. „Das ist wie ein riesengroßes Wohnzimmer, ganz Deutschland saß an einem Tisch“, staunt Simone noch immer ein wenig: „Wir konnten dadurch neue Kunden in ganz Deutschland hinzugewinnen.“

Frühjahrsverkostung im Klostermühlenhof. - Foto: Ruzycki
Frühjahrsverkostung im Klostermühlenhof. – Foto: Ruzycki

Die Online-Weinproben brachten auch einen ganz neuen, direkten Kontakt mit den Kunden, trotzdem freuen sich die Ruzyckis jetzt wieder auf Präsenzveranstaltungen: „Die Veranstaltungen haben uns gefehlt, wir freuen uns riesig darauf, wenn wir die wieder machen können“, sagt Simone. Gerade fand die große Frühjahrsverkostung auf dem Hof statt, an Fronleichnam ist ein großes Hoffest geplant, im Sommer Weinpicknicks und Krimilesungen.

Die Vinothek wurde 2021 fertig, hier sollen nun endlich auch kulinarische Weinproben stattfinden können, dabei werden sechs Weine des Hauses samt rheinhessischem Vesperteller serviert. Der Blick fällt von dort auf das alte Mühlengebäude gegenüber, Zuhause für drei Generationen Ruzyckis.

Der Name stamme übrigens aus Zentralpolen, erzählt Christiane Ruzycki noch: „Mein Schwiegervater war Kriegsgefangener und wurde dem Hof zugeteilt zum Helfen“, erzählt die 66-Jährige. Der Gefangene wurde zum Freund, heiratete in die Familie ein und erbte schließlich den Hof – wirklich eine besondere Geschichte aus Rheinhessen.

Info& auf Mainz&: Alle Infos zum Weingut Klostermühlenhof der Familie Ruzycki mit Öffnungszeiten, Online-Shop und Kontaktdaten findet Ihr hier im Internet.