Wie feiert man den Geburtstag der kreativsten Gesangstruppe der Mainzer Fastnacht? Da kann es nur eine Antwort geben: mit Fastnachtsrock und Fastnachtshits, dem Who is Who der närrischen Sangesszene – und mit jede Menge illustren (Staats-)Gästen. Niemand Geringere als Donald Trump und Barack Obama gaben sich am Samstagabend in der Halle 45 die Ehre, dazu Silvio Berlusconi und Angela Merkel, und nicht zu vergessen Woody Feldmann, Oliver Mager und Tobias Mann. Und wenn sich die Mainzer Hofsänger höchstselbst zum Sängerwettstreit die Ehre geben, dann, ja dann, ist wahrlich die Verbeugung vor dem Gastgeber gelungen: die Schnorreswackler feierten 5×11 Jahre Geburtstag – und zelebrierten gleich eine zweifache Ehrengarde.

Führten höchst närrisch durch den Abend: Schnorreswackler-Chef Thomas Becker und GCV-Präsident Martin Krawietz. – Foto: gik

„Es ist uns eine EHREngarde“ lautete das Motto des Abends, und siehe: Das war wörtlich zu nehmen. Der fidele Mops rockte nämlich erneut die Halle – die Schnorreswackler gaben sich als Ehrengarde selbst die Ehre. 2012 erfand die Gonsenheimer Gesangstruppe um Chef Thomas Becker die herrliche Persiflage auf die Meenzer Garden, die zugleich eine Verbeugung vor den Sturmtruppen der Mainzer Fastnacht ist. Und nun, im närrischen Jubiläumsjahr 5×11 Jahre, war klar, die Ehrengarde musste noch einmal ran. „Wir sinn‘ die schönste Gard‘ von Meenz“, singen die Schnorreswackler, und behaupten dann auch gleich noch kühn, man sei auch die älteste Garde: Das beweisten jüngst in einem Weinkeller ganz neu gefundene Unterlagen, nach denen die Ehrengarde nicht etwa 1836, nein schon 1832 gegründet wurde… Damit wären die ja älter als die Mutter aller Garden, die Meenzer Ranzengarde – uiuiui!

Die Schnorreswackler wurden tatsächlich und wirklich 1964 von zwölf ehrbaren Gonsenheimer Fastnachtern um Hubert Ecker gegründet, seit sieben, acht Jahren rockt eine Besetzung „Junger“ regelmäßig mit rasanten Parodien, Choreographien und tollen Gesangnummern die Säle der Mainzer Fastnacht. Da gab es Fastnachtsgeister und eine G(Sp)ötterdämmerung, Römer und Mafia-Parten, eine genialistische Heile Gänsjer-Oper und natürlich im vergangenen Jahr den sensationellen Närrischen Bundestag samt Cup Song-Nummer. Kein Wunder, dass die Schnorreswackler inzwischen seit gut fünf Jahren Stammgäste bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ sind, denn wie sagte schon 2014 Lars Reichow: „Die Schnorreswackler sind die Hofsänger von morgen.“

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Tolles Bühnenbild, riesige Bühne, grandioses Format: die Schnorreswackler in der Halle 45. – Foto: gik

2014 feierten die Schnorreswackler 50-jähriges Jubiläum, damals mit einer Zeitreise durch die Geschichte der Gesangstruppe. In diesem Jahr hingegen feierte die Truppe eine große Geburtstagsparty, es wurde mehr ein Reigen musikalischer Gratulanten denn eine klassische Sitzung. Da kamen die drei Maledos mal eben zum Gratulieren vorbei, feierten die Mombacher Bohnebeitel doch nur wenige Hundert Meter weiter in der Mombacher Hauptstraße. Die Schnorreswackler nämlich unterzogen die Halle 45 als erste dem Fastnachts-Tauglichkeitstest – die in Renovierung befindliche Rheingoldhalle ist „Schuld“. Halb Gunsenum sitze ja jetzt hier in der Halle rum, lästerten denn auch die Maledos: „Zum Verdruss, man zum Feiern jetzt nach Mumbach fahre muss.“

Wie gut das gemeinsam klappt, zeigten sie dann gemeinsam mit dem Backestrio beim Sanges-Wettstreit rund um Wutz und Woi. Mehr als 1.530 Zuschauer fasste die riesige Industriehalle an locker gestellten Tischen und Bänken, so weit reichte die Reihe der Sitzenden in die Tiefe, dass die Organisatoren einen zusätzlichen Bildschirm an die Decke hängten, damit auch die hinten Sitzenden die Gesichter auf der Bühne erkennen konnten. Akustisch erwiesen sich Halle und Tontechnik noch als verbesserungsfähig: manchmal klang es blechern, dann wieder dumpf, auch die Mikrofone wollten nicht immer gleich so wie die Akteure, und die Lüftung klang gerne mal so, als stünde ein Trommlerchor vor der Tür.

Brachte zur Geburtstagsparty ein Hallelujah und eine Tupperdos‘ mit: Woody Feldmann. – Foto: gik

Doch der große Raum füllte sich mühelos mit Stimmung, die hinten oft sogar besser war als im vorderen Bereich – ja, die Halle 45 ist fastnachtstauglich. „Ich würd‘ so gerne runter!“, klagte da nur eine: Comedian Woody Feldmann war zum Gratulieren gekommen, hatte zur Geburtstagsparty natürlich ihre „Tupperdos'“ mitgebracht und rockte mühelos den riesigen Saal – auch ohne Ausflug ins Publikum. Vorher hatte schon Oliver Mager ein Feuerwerk guter Stimmung in den Saal geworfen: „Moguntia“, „Verliebt in eine Stadt“ und auch der neue Song „Gardist“ durfte nicht fehlen.

Zwischendurch warfen auch immer mal die Schnorreswackler selbst eine Gesangseinlage auf die Bühne, und frönten ansonsten als Komitee hinter Weinfässern dem eigenen Geburtstagsfest. Jubiläums-Laudator Michael Emrich hatte ja gleich zu Beginn die Ährengarde mit Bier gedüngt und empfohlen, „am besten immer ein bis zwei Kisten Stuppis bereit zu halten“ – eine wahrhaftig närrische Verbeugung vom Altmeister. Und apropos Altmeister: An diesem Abend standen sogar Fraa Bappisch und Fraa Struwwelich wieder auf, allerdings entpuppten sich die legendären Putzfrauen der Mainzer Fastnacht als Polit-Duo aus dem Rathaus.

Zwei Putzfrauen aus dem Rathaus: Günter Beck (Bürgermeister, Grüne, links) und Michael Ebling (Oberbürgermeister, SPD) wirbelten den Staub der Kommunalpolitik auf. – Foto: gik

„Du machst die Schulden, und ich soll sie bezahlen!“, beschwert sich da eine Fraa Bappisch, die verteufelte Ähnlichkeit mit einem gewissen Bürgermeister Günter Beck (Grüne) hatte. „Die Baustellen werden auch nicht weniger“, seufzte Fraa Struwwlich, die irgendwie einem gewissen Michael Ebling (SPD), seines Zeichens Oberbürgermeister, ähnlich sah, „und das mit dem Bibelturm war aach nix, hätt auch nach nix ausgesehe.“ Und so frotzelten sich die zwei Herren aus dem Rathaus durch die Stadtpolitik („Sitte sinn‘ das heute“ – „Habbe mir noch Sitte? Ich dachte, das wären wir los?“) und bilanzierten am Ende: „Vor uns liegt eine riesige Karriere, und den Grundstein dafür haben wir heute ja gelegt.“

Ja, die Schnorreswackler stellen gerne Politik und Fastnacht auf den Kopf – großartig gelingt ihnen das mit der Redner-App: Da setzt Hansi Greb als Hobbes in gewohnter Manier zur großen Rede an – und wird schon nach wenigen Sätzen gestoppt. Ehrengarde-Präsident Thomas Becker lässt die Redner App mal schnell vorwärts laufen, mal zum nächsten Part springen, und sogar rückwärts laufen – und der Hobbes spielt mit, beschleunigt sich selbst und redet rückwärts, sensationell gespielt von Greb. Ein Klick in der App, und schon redet der Hobbes wie der Nachtwächter… große Narretei in Reinkultur.

Die Kölner Ehrengarde gab sich höchstselbst die Ehre in der Halle 45 in Mainz. – Foto: gik

Apropos Gäste: Aus dem „größten Mainzer Vorort“ ist gleich eine ganze Garde angereist. Niemand Geringeres als die Ehrengarde der Stadt Köln 1902 gab sich in der Halle 45 in voller Regimentsstärke die Ehre, zog stilecht durch den Saal ein und rockte die Menge mit Regimentsstochter-Tanz und „Alaaf“-Rufen. Und die Mainzer Zuschauer feierten die Kölner Truppe frenetisch. „So eine Stimmung kennen wir in Köln gar nicht“, staunte da der Chef der Truppe: „Die setzen sich ja gar nicht wieder!“ Vor einem Dreivierteljahr habe die Kölner Ehrengarde einen Anruf bekommen, ob man nicht nach Mainz kommen wolle, verrieten die Kölner, und staunten nicht schlecht: eine imaginäre Ehrengarde, wo gebe es denn so was?

Nun, in Mainz natürlich, und so feierten am Samstagabend renommiert-echte und verrückt-närrische Ehrengarde aus zwei Karnevalshochburgen fröhlich und ausgelassen gemeinsam, und am Ende wurden gar Bürgermeister Beck zum Oberstleutnant und die Schnorreswackler-Herren Martin Krawietz und Thomas Becker gar zu Rittmeistern der Kölner Ehrengarde ernannt. Wenn das man nicht Folgen hat…

Großes Gehweg-Gipfel-Treffen bei den Schnorreswacklern: Angela Merkel und Silvio Berlusconi, Donald Trump und Barack Obama. – Foto: gik

Als wäre das noch nicht Ehre genug, ging es dann mit der Schar hochgradiger Gratulanten erst richtig los: Kein Geringerer als Barack Obama betrat die Bühne, der schmerzlich vermisste Ex-US-Präsident wurde gleich aus mehreren Gründen mit Standing Ovations gefeiert – der zweite Grund war der Urheber: „Bohnebeitel“ Helmut Schlösser ließ eigens für die Schnorreswackler sein legendäres Obama-Double wiederaufleben, und das war genauso gealtert wie das Original…

Dann kam noch der Italiener Berlusconi samt Rollator, perfekt gedoubelt von Werner Renkes, und sogar Angie schaute vorbei: Die Kanzlerin war eigens über AKK angereist und gratulierte den Schnorreswacklern zu ihrem Lied „Sassa“… Prinzengardist Florian Sitte hatte sich noch einmal in den Kanzlerinnen-Blazer gestürzt und brachte seine Sensationsnummer von 2018 zum Jubiläum mit.

Wirbelwind in Aktion: Tobias Mann fegte über die Bühne und rockte den Saal. – Foto: gik

Da musste sich einer natürlich ins Rampenlicht rüpeln: Donald Trump schubste Obama vom Pult und sang: „Ich bin ein bisschen ein Langeweiler, wenn ich eine Witz erzähle, habt Ihr ihn bestimmt schon gehört.“ – „Danke fürs Regieren, mach’s gut, ciao, ciao goodbye“, singt da der Rest der Welt. Frank Brunswick komplettierte mit seiner genialen Trump-Parodie die Riege der legendären Polit-Parodeure, orchestriert von Christian Schier, Martin Heininger und Andreas Bockius. Und so ganz nebenbei zeigten die Schnorreswackler den Fernsehmachern, welch grandiose neuen politischen Redner es in Mainz inzwischen gibt.

Apropos Fernsehsitzung: Zum Gratulieren kommen sogar die Mainzer Hofsänger höchstselbst vorbei und schmettern stimmgewaltig Sassa, Samba und Olé Fiesta in den Saal. „Ihr seid der Spiegel, in dem wir uns sehen“, singen die Hofsänger – wie wahr. Bei jeder normalen (Fernseh-)Sitzung wäre jetzt Schluss, doch die Ehrengarde hat ja noch einen ganz besonderen Mann im Köcher. Tobias Mann rockt im Handumdrehen den Saal mit „Komm doch einfach nach Mainz“, und lässt dann schnell noch eine Kostprobe seiner neuesten Klasse als Polit-Kabarettist aufblitzen – was für ein Gratulantenreigen.

Zum Schluss wird noch mit Thomas Neger und den Humbas abgerockt, bevor das große Finale steigt. Am Ende stellt sich Präsident Becker doch noch ganz kurz auf den Sockel, auf den Sockel des Guddi Gutenberg nämlich – der selbst durch Abwesenheit glänzt –  und sagt: „Es war uns eine Ehre.“ Uns auch!

Info& auf Mainz&: Unseren Bericht von dem 50. Geburtstag der Schnorreswackler findet Ihr übrigens hier bei Mainz&. Bei so einer Sitzung muss man natürlich Videos drehen, unsere findet Ihr auf dem Mainz&-Youtube-Kanal genau hier. Und hier kommt unsere Fotogalerie vom 5×11. Schnorreswackler-Jubiläum:

 

 

 

 

 

 

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