Der Eisregen am Montagmorgen hat zu dem befürchteten Chaos geführt: Im Stadtgebiet Mainz kam es auf spiegelglatten Fahrbahnen allein zu mehr als 70 Unfällen, im Raum Wiesbaden waren es sogar knapp 150. Pkws rutschten in parkende Autos, Straßenschilder oder Zäune, Busse blieben liegen, die Müllabfuhr fiel in Mainz sowie dem Kreis Mainz-Bingen gleich ganz aus. In Wiesbaden musste gar die Feuerwehr mit Löschfahrzeugen aushelfen – und fuhr gar eine verletzte Person ins Krankenhaus. Rätselraten herrschte bei den Schulen: Ob der Unterricht stattfand oder nicht – dazu gab es landesweit keine klare Ansage.

Spiegelglatt war es in den frühen Morgenstunden des Montag in Mainz auf Straßen und Gehwegen. - Foto: gik
Spiegelglatt war es in den frühen Morgenstunden des Montag in Mainz auf Straßen und Gehwegen. – Foto: gik

Bereits ab 2.00 Uhr in der Nacht zum Montag hatte einsetzender Regen begonnen, Straßen und Gehwege in spiegelglatte Flächen zu verwandeln. Ab etwa 04.30 Uhr sei es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen durch spiegelglatte und damit nicht befahrbare Straßen gekommen, berichtete die Polizei Mainz: „Insbesondere das Stadtgebiet Mainz war davon stark betroffen.“

Bereits bis 08.30 Uhr kam es im Stadtgebiet Mainz zu 63 Unfällen, anderthalb Stunden später waren es schon 70. In vielen Fällen hätten Autofahrer die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren, und seien gleich in mehrere geparkte Fahrzeuge gerutscht, berichtete die Polizei weiter. Andere Pkws schlidderten in Schilder und Pfosten, in zwei Fällen erlitten Personen leichte Verletzungen.

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Knapp 150 Unfälle in Wiesbaden, Busverkehr eingestellt

Im gesamten Dienstgebiet der PP Mainz wurden bis zum Mittag insgesamt 118 Verkehrsunfälle gemeldet, im Kreis Mainz-Bingen kam es also zu wesentlich weniger Crashs. In Wiesbaden meldete das Polizeipräsidium gleich 150 Unfälle, allerdings im gesamten Gebiet aller alle fünf Polizeidirektionen des Polizeipräsidiums Westhessens. Auch der Busverkehr musste vorübergehend eingestellt werden: Zwischen 3.00 Uhr und 6.30 Uhr konnten keine ESWE-Busse ausrücken – erst danach konnten die Fahrzeuge ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Die Wiesbadener ESWE Verkehr musste in den Morgenstunden ihren Busverkehr vorübergehend ganz einstellen.- - Foto: ESWER Verkehr
Die Wiesbadener ESWE Verkehr musste in den Morgenstunden ihren Busverkehr vorübergehend ganz einstellen.- – Foto: ESWER Verkehr

Das gesamte Wochenende über hatten die Wetterdienste bereits gewarnt und Unwetterwarnungen Herausgegeben – und so kam es dann auch: In der Nacht zum Montag zog ein Regengebiet von Westen herein, das feuchte Nass traf auf einen seit Tagen tiefgefrorenen Boden. Die Folge: Es bildete sich eine massive und spiegelglatte Eisschicht. Gerade im frühmorgendlichen Berufs- und Schulverkehr führte das zu chaotischen Verhältnissen.

Auf den glatten Bahnen kamen aber nicht nur Fahrzeuge ins Rutschen: Auch Fußgänger stürzten in Serie. In Wiesbaden meldeten die Rettungsdienstes allein bis zum Mittag etwa 200 Einsätze, davon mehr als 170 „mit Bezug zur Wetterlage“. Auf den glatten Wegen kam es zu Stürzen mit Verstauchungen, Knochenbrüchen oder Platzwunden. In Mainz meldeten Rettungsdienste oder Stadt Mainz keine Einsatzzahlen.

Verletzte mit Löschfahrzeug ins Krankenhaus gebracht

Auch die Rettungsdienste selbst hatten Schwierigkeiten: „Einige Fahrzeuge konnten nicht rechtzeitig in Dienst gehen“, hieß es in Wiesbaden: Die Besatzungen hätten ihre Arbeitsstelle wegen der Straßenverhältnisse nicht rechtzeitig erreichen können. In Wiesbaden wurden deshalb sogar Löschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr als „First Responder“ bei medizinischen Notfällen eingesetzt. In einem Fall wurde gar eine verletzte Person mit dem Löschfahrzeug direkt ins Krankenhaus transportiert, da ein freier Rettungswagen absehbar nicht zur Verfügung stand.

Die Müllabfuhr in Mainz kam gar nicht, in Wiesbaden erst deutlich später. - Foto: EB Mainz
Die Müllabfuhr in Mainz kam gar nicht, in Wiesbaden erst deutlich später. – Foto: EB Mainz

Die Winterdienste waren eigentlich auf beiden Seiten des Rheins frühzeitig in den Einsatz geschickt worden, doch vor allem für die Nebenstraßen reichte das nicht. So fiel denn auch die Müllabfuhr in Mainz komplett aus: „Da in den nächsten Stunden keine Verbesserung der Glatteissituation in Mainz zu erwarten ist, wird heute keine Müllabfuhr erfolgen“, teilte die Stadtverwaltung am späten Vormittag mit. In Wiesbaden hingegen starteten die Müllwerker um 10.00 Uhr in den Einsatz und fuhren die Strecken ab, die bereits gestreut waren.

„Die Wochenleistung der Müllabfuhr wird dann von Dienstag bis Freitag nachgeholt“, hieß es in beiden Städten unisono – was die Bürger mit ihren Mülltonnen solange machen sollen, sagte die Stadt Mainz nicht. Im Kreis Mainz-Bingen hingegen, wo die Müllabfuhr ebenfalls ausfiel, hieß es hingegen: Die Mülltonnen sollten am Straßenrand stehen bleiben. Zudem seien die Recyclinghöfe geöffnet.

Weihnachtsmärkte öffneten später, Wirrwarr bei Schulen

Insgesamt wirbelte die Glätte am Morgen den Wochenstart gehörig durcheinander: Städtische Ämter in Wiesbaden öffneten später – und ebenso die Weihnachtsmärkte. Der Weihnachtsmarkt in Mainz öffnete statt um 11.00 Uhr um 13.00 Uhr, in Wiesbaden blieben der Sternschnuppenmarkt sowie der Kinder-Weihnachtsmarkt bis 15.00 Uhr zu.

Rätselraten und Wirrwarr herrschte vor allem bei den Schulen: Würde der Unterricht nun ausfallen – oder nicht? Im Gegensatz zu Nachbarländern wie Nordrhein-Westfalen gab es dazu keine allgemeine Ansage aus dem Mainzer Bildungsministerium. Dort hieß es lediglich am Samstag in einer eilig auf die Homepage gestellten Mitteilung: „Sicherheit geht grundsätzlich vor.“ Bei extremen Witterungsverhältnissen entschieden „grundsätzlich die Erziehungsberechtigten am Morgen, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist. “

Die Weihnachtsmärkte öffneten wegen der Witterung später. - Foto: Polizei Mainz
Die Weihnachtsmärkte öffneten wegen der Witterung später. – Foto: Polizei Mainz

Eltern sollten sich „ständig über die aktuellen Straßen- und Witterungsverhältnisse erkundigen und dann abwägend entscheiden“, riet das Ministerium. In Abstimmung mit den zuständigen Trägern vor Ort, könnten Schulen außerdem „eigenständig entscheiden, ob es zur Gefahrenabwehr nötig ist, den Unterricht witterungsbedingt nicht stattfinden zu lassen.“ Im Westerwald, in der Andernach und im Raum Koblenz wurde der Unterricht in vielen Fällen abgesagt – oder auf Online-Unterricht umgestellt.

Ganz vorbei ist die Gefahr übrigens noch nicht: Der Deutsche Wetterdienst warnte am Montagabend erneut vor leichter Glätte – weil die Temperaturen weiter um den Gefrierpunkt liegen, bestehe noch in dieser Nacht Rutschgefahr. Experten raten im Fall von glatten Fahrbahnen: behutsam mit dem Gaspedal umgehen, nicht stark beschleunigen oder bremsen, Gangschaltung nutzen und ruckartige Lenkbewegungen möglichst vermeiden. Am Dienstag soll es dann aber wärmer werden.

Info& auf Mainz&: Aktuelle Wettermeldungen findet Ihr immer bei den Wetterdiensten, die Wetterwarnungen vom Deutsche Wetterdienst DWD findet Ihr hier im Internet. Tipps bei gefrorenem Biomüll in der Tonne findet Ihr hier bei Mainz&. Den Entsorgungsbetrieb Mainz, zuständig für die Müllabfuhr erreicht Ihr tagsüber unter der Rufnummer 06131 – 123456 oder hier im Internet.