So früh wie im Vorjahr ist auch 2024 die Federweißer-Lese gestartet: Am Montag wurden in der Pfalz die ersten frühreifen Trauben der Sorte Ortega gelesen. “Die geernteten Trauben der robusten Rebsorte Solaris erfreuten sich bester Gesundheit und hatten mit über 80 Grad Oechsle eine sehr gute Reife”, teilte das Deutsche Weininstitut (DWI) mit. Damit ist der Herbst eingeläutet, die Hauptlese wird nicht vor Anfang bis Mitte September starten.
Für die Winzer war es bislang ein ausgesprochen schwieriges Jahr: “Das außergewöhnlich regenreiche erste Halbjahr hat sehr hohe Ansprüche an die Gesunderhaltung der Reben gestellt”, berichtet Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Durch die vielen Regenmengen herrschte ein starker Infektionsdruck durch den sogenannten “Falschen Mehltau”, die Peronospora, auch der Echte Mehltau grassierte – für die Winzer bedeutet das einen hohen Einsatz von Pestiziden im Weinberg. Biowinzer haben es dabei besonders schwer, denn ihnen steht nur Kupfer zur Bekämpfung zur Verfügung.
Gleichzeitig sorgte der Wechsel von warm und nass für hervorragende Wachstumsbedingungen: Die Reben sprossen nur so. Das wiederum zog für die Winzer intensive Laubarbeiten nach sich – kurz: 2024 war ein sehr arbeitsintensives Jahr für die Winzer, das gleichzeitig aber bislang wenig warme Sonnentage bot. “Das Gros der Betriebe hat die Situation jedoch gut in den Griff bekommen, so dass die Weinberge überwiegend sehr gut dastehen, und zum jetzigen Zeitpunkt gute Qualitäten erwarten lassen”, beruhigt Büscher.
Ergiebiger Regen: viel Ärger mit Mehltau in den Weinbergen
Was dabei hilft ist die aktuell sehr sonnige Witterung, die die Trauben dringend benötigen um Süße zu entwickeln. Die Entwicklungsstände der Reben bewegten sich denn auch derzeit “in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre”, sagte Büscher weiter. Dass jetzt endlich der Sommer Einzug hielt, gibt der Reifeentwicklung noch einmal einen deutlichen Schub. Und so konnten die Winzer tatsächlich in diesem Jahr praktisch zum gleichen Zeitpunkt in die Lese der frühen Traubensorten starten wie 2023 – da war Lesestart am 16. August.
Für den Federweißen werden in der Regel die Trauben früh reifender Rebsorten wie etwa Solaris oder Ortega verwendet – aus ihnen machen die Winzer den begehrten jungen Wein, auch Sauser oder Bitzler genannt. Seinen Namen hat der Federweißer übrigens von den kleinen Hefeteilchen, die wie kleine Federchen im jungen Wein schwimmen. Wenn die biologisch aktiven Hefen während der Gärung den natürlichen Zucker im frisch gepressten Traubensaft in Alkohol verwandeln, entsteht auch Kohlensäure, die langsam entweicht – deshalb bitzelt der Junge Wein.
Sein Alkoholgehalt ist mit 5 Prozent eher niedrig, doch wegen der Kohlensäure hat Federweißer eine schnell berauschende Wirkung, also Achtung beim Genuss! Idealerweise trinkt man Federweißen auf halbem Weg vom Traubensaft zum Wein, wenn sich Süße, Alkohol und Fruchtsäure in guter Balance befinden. Schmeckt er noch zu süß, sollte man ihn bei Zimmertemperatur aufbewahren, schmeckt er aber genau richtig, dann nichts wie ab in den Kühlschrank damit: Kälte stoppt den Gärungsprozess und verlängert so den Genuss.
Haupt-Weinlese: Start wohl ab Anfang September
Wegen der Kohlensäure muss Federweißer auch immer aufrecht transportiert werden und wird in unverschlossenen Flaschen geliefert. Rheinland-Pfalz ist übrigens ein Hauptabsatzmarkt für den Jungen Wein: Pro Jahr werden etwa zwei Millionen Liter davon allein in unserem Bundesland verkauft. Unser Tipp: Unbedingt auf den heimischen Federweißer warten und nicht zu ausländischer Massenware greifen!
Die Hauptlese hat damit noch nicht begonnen, allerdings dürften die ersten Trauben für die Sekterzeugung schon Ende August eingebracht werden, schätzt man beim DWI. Mit dem Beginn der Hauptweinlese von Sorten wie Müller-Thurgau wird überwiegend Anfang September gerechnet, damit dürfte die Hauptweinlese so richtig Mitte September starten – “der spät reifende Riesling dürfte in diesem Jahr je nach Anbaugebiet Mitte bis Ende September lesereif sein”, sagt Büscher.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Federweißer findet Ihr hier beim DWI im Internet. Klassisch wird der Federweißer gemeinsam mit Zwiebelkuchen genossen, ein Rezept dafür findet Ihr hier.
Ertragsausfälle in Spätfrostgebieten
Weniger positiv sieht es in den vom Spätfrost geschädigten Regionen aus. In den beiden besonders stark getroffenen östlich gelegenen Gebieten Sachsen und Saale-Unstrut wird der Federweiße in diesem Jahr eine Rarität werden. Dort rechnet man mit einem Ertragsausfall von etwa 70 bis 80 Prozent über die gesamten Anbaugebiete.
Entscheidend für die Traubengesundheit und den weiteren Leseverlauf werden die nächsten Wochen sein. Wenn es sonnig und vor allem trocken bleibt, steht einem qualitativ guten Weinjahrgang 2024 nichts im Wege.