Fastnachtssitzungen müssen sieben Stunden dauern, zähe Beiträge haben und so richtig endlos sein? Falsch: Schnell, jung, laut, so lautete die Devise bei einer jungen Sitzungsform, die die Mainzer Prinzengarde vor vier Jahren ins Leben rief. „Fastnight“ heißt die andere Fastnachtssitzung, kommenden Donnerstag ist es wieder so weit. Zum fünften Mal tobt die schnellste Fastnachtssitzung der Mainzer Fastnacht über die Bühne, ganze drei Stunden und elf Minuten dauert das Geschehen. Die Sitzung ist längst ausverkauft, doch in diesem Jahr könnt Ihr trotzdem dabei sein: Erstmals überträgt die Prinzengarde das Geschehen live im Internet – und das auch noch mit 360 Grad-Blick.
„Wir wollten eine schnelle, junge, knackige Sitzung“, erzählte Mitinitiator Christoph Munck im Gespräch mit Mainz&, eine Sitzung für junge Leute sollte es werden. „Wenn man in die traditionellen Sitzungssäle schaut, ist der Altersdurchschnitt doch recht hoch“, sagt Munck – auch die Prinzengarde selbst mit ihren rund 350 Mitgliedern ist eine der ältesten Garden von Mainz. „Wir haben Interesse daran, die Tradition der Mainzer Fastnacht aufrecht zu erhalten“, sagt Munck, und deshalb wolle man die Fastnacht auch in die jungen Generationen tragen.
Also setzten sich ein paar junge Gardisten der ehrwürdigen Prinzengarde zusammen und entwarfen ein Konzept. „Zwei Grundregeln kamen dabei heraus“, erzählt Munck: „Erstens: bloß keine sieben Stunden Sitzung.“ 3.11 Stunden sollte das Maximum sein, viel Wert wird auf die Nachsitzung gelegt – da legt nämlich ein DJ mit viel Technik auf. Die Sitzung geht zudem ohne Pause über die Bühne, und damit der Schwung auch erhalten bleibt, galt es Regel Nummer zwei zu entwerfen: Es gebe da ja auch immer „die langwierigen, vielleicht schwerer verdaulichen Elemente“ einer Sitzung, sagt Munck, ganz rausstreichen habe man die nicht wollen.
Die Vorgabe Nummer zwei lautet deshalb: Länger als elf Minuten darf kein Beitrag sein. „Deswegen schaffen wir es, mehr Bühnenaktive auf der Bühne zu haben, aber trotzdem schneller fertig zu sein“, sagt Munck. Überhaupt gehe bei der Fastnight die Tendenz mehr zu Musik als zum Vortrag, stehe eher Kokolores als Politik im Vordergrund. „Wir wollen es aber auch nicht übertreiben und nicht das Alte ganz ablösen“, sagt Munck, „wir mögen und schätzen unsere großen Gardesitzungen sehr.“ Aber Ziel sei schon, für Fastnachts-Neulinge und Jüngere „das große Gap von Null auf Klassik“ zu überbrücken.
Dazu setzt die Fastnight seit 2017 auch zunehmend auf hochmoderne Technik: „Wir wollen das komplette Schloss bespielen und schön machen und das Beste aus der Location ‚rausholen“, erklärt Munck. Inzwischen sei die Fastnight technisch gesehen die zweit-anspruchsvollste Sitzung nach der Fernsehsitzung. Vergangenes Jahr setzte die junge Prinzengarde so zum ersten Mal Videotechnik im großen Stil ein, auf der großen Leinwand über dem Elferrat leitete ein Video den Start der Sitzung ein. „Wir nehmen auch das Thema Digitalisierung auf und wollen es mit dem alten Format der Sitzungsfastnacht kombinieren“, sagt Munck.
Nun trägt die Prinzengarde das Thema noch ein ganzes Stück weiter: In diesem Jahr gibt’s die Fastnight erstmals live und in voller Länge im Internet zu sehen: Auf einem Livestream auf der Facebook-Seite der Mainzer Prinzengarde. Möglich macht es eine Kooperation mit ZDF digital, die Fernsehunterfirma des ZDF stellt das nötige Equipment zur Verfügung. „Man wird die Fastnight live und in 360-Grad-Perspektive sehen können“, sagt Munck stolz. Möglich mache es ein Stab mit vier Kameras auf der Spitze, so könne der Zuschauer mit seinem mobilen Gerät in alle Richtungen schauen, auch nach hinten in den Saal.
Inhaltlich seien bei der Prinzengarde durchaus viele Gardisten selbst auf der Bühne aktiv, erklärt der Gardemann weiter, viele Promis sind aber auch mit dabei: Sitzungspräsident Florian Sitte wird unter anderem Frank Brunswig und Julian Seitz begrüßen können, Sänger von den Schnorreswacklern oder Fastnachts-Rückkehrer Oliver Mager. Die Sitzungskappelle wird übrigens von niemand geringerem als den Humbas gestellt – damit ist natürlich Thomas Neger auch mit dabei. Und Ihr könnt Euch auf das erste Prinzengarde-Männerballett auf der großen Bühne freuen…
Info& auf Mainz&: 5. Fastnight der Mainzer Prinzengarde am Donnerstag, 11. Januar 2018, um 19.33 Uhr im Mainzer Schloss. Den Livestream im Internet zur Fastnight findet Ihr hier auf der Facebook-Seite der Mainzer Prinzengarde – viel Spaß! Mehr zur Mainzer Prinzengarde selbst findet Ihr auf ihrer Internetseite.