In den vergangenen Tagen dröhnte es wieder am Himmel über Mainz in erheblichem Ausmaß – der Fluglärm ist zurück, stark niedrig fliegenden Maschinen inklusive. Doch die Mainzer können sich wenigstens in Teilen auf eine Atempause freuen: Die Nordwestlandebahn in Frankfurt wird ab dem 16. Mai für zwei Wochen gesperrt. Grund seien Reparaturarbeiten, teilte Flughafen-Betreiber Fraport mit. Derweil erholen sich die Fluggastzahlen in Frankfurt deutlich, liegen aber weiter unter dem Vor-Pandemie-Niveau.
Es war der Bau der neuen Nordwestlandebahn, der ab Oktober 2011 gerade die Landeshauptstadt Mainz mit einem Lärmteppich überzog, wie nie zuvor gekannt – auf einmal wurden auch weite Teile der Mainzer Oberstadt und sogar die Uniklinik selbst mit dem Lärm von Flugzeugen im Landeanflug auf Frankfurt überzogen. 68 Dezibel bei Tag und sogar noch 55 Dezibel bei Nacht wurden auf dem Dach der Mainzer Universitätsmedizin etwa im Jahr 2019 gemessen – das entspricht dem Lärm einer ungedämmten Baumaschine.
Die Corona-Pandemie sorgte dann ab März 2020 für eine schlagartige Entspannung: Auf einmal strahlte der Himmel in tiefem Blau, das Konzert der Vogelstimmen war laut zu vernehmen wie nie – und die Menschen in Mainz spürten erstmals seit langer Zeit wieder, was eigentlich klare Luft und Ruhe am Himmel bedeuten. Damit ist es gerade in diesem Frühjahr wieder schlagartig vorbei: Es dröhnt in einem Ausmaß, wie zuletzt vor der Pandemie.
Starke Erholung des Fluggeschäfts: 56 % mehr Passagiere
Der Flughafenbetreiber Fraport meldet aktuell eine starke Erholung des Fluggeschäfts: Ein Plus von 56 Prozent bei den Fluggastzahlen habe man in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres im Vergleich zu Vorjahresperiode festgestellt – ohne die Sondereffekte der Streiktage im Februar und März wäre es sogar ein Anstieg von rund 60 Prozent gewesen. „Die Nachfrage war insbesondere im Interkontinentalverkehr sowie zu Warmwasserzielen wie den Kanarischen Inseln hoch“, meldete die Fraport.
Für das Jahr 2023 insgesamt rechne man mit einem Fluggastaufkommen von über 80 bis etwa 90 Prozent des Vorkrisenniveaus, meldete die Fraport weiter – 2019 hatte der Flughafen Frankfurt ein Rekordvolumen von rund 70,6 Millionen Fluggästen abgefertigt. Fluglärm-Kritiker vom Bündnis der BVürgerin9itiativen weisen derweil darauf hin, dass Fluggastzahlen und Flugbewegungen im März immer noch rund 23 Prozent niedriger lagen als 2019, man sei „noch ein gutes Stück von den Werten der Vorkrisenzeit entfernt“, berichtete Wolfgang Heubner, der jeden Monat die Zahlen in Frankfurt im Detail analysiert.
Für die Menschen im Rhein-Main-Gebiet bedeutet das: Der Fluglärm wird im Laufe des Jahres noch weiter deutlich steigen. Doch nun gibt es erst einmal zumindest auf Mainzer Seite eine Atempause: Vom 16. bis 31. Mai wird die Landebahn Nordwest für den Flugbetrieb voll gesperrt. Man müsse in dieser Zeit „notwendige Instandhaltungsmaßnahmen durchführen“, teilte die Fraport nun mit.
Landebahn Nordwest für zwei Wochen dicht: Neuer Anti-Skid-Belag
So müsse zunächst der Gummiabrief entfernt werden, der durch das Bremsen der Flugzeuge entstehe, danach werde ein „Anti-Skid-Belag“ auf die 2.800 Meter lange Bahnoberfläche aufgebracht. „Diese rutschfeste Beschichtung versiegelt den Beton und verbessert die Bahngriffigkeit“, sagte Axel Konrad, Bauprojektmanagement der Fraport AG. „Wir nutzen den Anti-Skid-Belag zum ersten Mal in unserem Bahnsystem“, betonte Konrad weiter. Mit dieser Beschichtungsart könne man künftige Wartungsintervalle reduzieren und vor allem in den kalten Wintermonaten bis zu 25 Prozent Enteisungsmittel einsparen.
Die Reparaturmaßnahmen sollen nach Betriebsende am Montag, den 15. Mai 2023, um 23.00 Uhr starten und bis zum Donnerstag, den 1. Juni 2023 um 5.00 Uhr beendet sein. Mit Beginn des Flugbetriebs am 1. Juni sollen die Flugzeuge dann wieder planmäßig auf der Landebahn Nordwest landen. Man habe gemeinsam mit den Airlines, den zuständigen Behörden und der Deutschen Flugsicherung den Flugplan, die verfügbaren Kapazitäten und die operativen Abläufe für diese Phase angepasst, heißt es weiter.
Kleiner Haken dabei: Die Fraport AG hat für die Dauer der Arbeiten eine Aussetzung des Probebetriebs für Lärmpausen beim zuständigen Hessischen Wirtschaftsministerium beantragt. „Für die Umsetzung der Lärmpausen müssen demnach alle vorhandenen Pisten verfügbar sein“, betont man bei der Fraport. Das aber ist eher für die Anwohner im Osten des Flughafens, also in Hessen, von Bedeutung: Die „Lärmpausen“ gelten nur für die Gebiete östlich des Flughafens in Frankfurt, Offenbach und Neu-Isenburg. Und auch dort gaben ein Jahr nach der Einführung rund 90 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Umfrage an: Von Entlastung merkten sie nichts.
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