Mainz hat noch immer Nachholbedarf in Sachen Grünanlagen, besonders in der Corona-Pandemie wurde das Defizit an Naherholung und vor allem auch an Schwimmmöglichkeiten überdeutlich sichtbar. Nun fordern auch die Freien Wähler Mainz im Kommunalwahlkampf: Mainz brauche endlich mehr Grünflächen und neue Naherholungsgebiete – und wärmen eine alte Forderung wieder auf: Einen Badesee im alten Portlandgelände und ein Naherholungsgebiet im alten Steinbruch zwischen Weisenau und Laubenheim.

Das Mainzer Rheinufer hat in Sachen Grün noch viel Nachholbedarf. - Foto: gik
Das Mainzer Rheinufer hat in Sachen Grün noch viel Nachholbedarf. – Foto: gik

Noch immer dominiere in Mainz „ein tristes Grau das Erscheinungsbild vieler Plätze, Straßen, Dächer und Fassaden in Mainz“, klagte jetzt Mario Müller, Kandidat auf Listenplatz 2 der Freien Wähler bei der Stadtratswahl am 9. Juni 2024. Dabei seien Bäume, Wiesen und Grünflächen „wichtig für die Luft- und Lebensqualität der Mainzer“, betonte Müller – Mainz brauche endlich mehr Grünflächen und müsse neue Naherholungsgebiete erschließen.

Tatsächlich gehört das zu den Hauptforderungen der Mainzer in den vergangenen Jahren: Ein grüneres Rheinufer, mehr Grün in der Innenstadt zur Senkung der Temperatur an heißen Sommertagen und eben auch mehr Möglichkeiten, sich am Wasser abzukühlen – diese Wünsche stehen bei den Mainzern seit Jahren ganz oben auf der Tagesordnung. Getan hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht viel: „Mainz verfügt mit Zoll- und Winterhafen über zwei exklusive Yachthäfen, die kürzlich mit Millionenaufwand der Stadt saniert und ausgebaggert wurden“, kritisierte die Vizechefin des Kreisverbandes der Freien Wähler, Victoria Wruuck.

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Freie Wähler: Mehr Naherholung und Badesee in Alter Portland

Wichtig wäre es aber doch für die Steigerung der Lebensqualität aller, „ein attraktives und stadtnahes Badeangebot in Mainz zu schaffen“, betonte Wruuck. Die Freien Wähler wärmen deshalb eine alte Idee wieder auf: „Was bereits 1964 und 2020 von Mainzer Bürgern vehement gefordert wurde, soll – wenn es nach den Freien Wählern geht – nach der Kommunalwahl endlich umgesetzt werden“, sagte FW-Kreischef Christian Weiskopf: „Ein Naherholungsgebiet und Badeerlebnis am „Alten Steinbruch“ im Portlandgelände zwischen Weisenau und Laubenheim.

Titelfoto der Petition für einen Baggersee im Alten Steinbruch 2020. - Screenshot: gik
Titelfoto der Petition für einen Baggersee im Alten Steinbruch 2020. – Screenshot: gik

Die Debatte um einen Baggersee im alten Steinbruch wird besonders heiß seit der Corona-Pandemie geführt: Im heißen Sommer 2020 riefen Anwohner in Weisenau eine Petition für einen Baggersee im alten Steinbruch ins Leben, die umgehend auf breiten Zuspruch stieß. Der Klimawandel zeige deutlich, „dass die Temperaturen in den nächsten Jahren weiter ansteigen werden und gerade für die Sommermonate eine Abkühlung für jeden Bürger vorhanden sein muss“, betonten die Initiatoren damals ihren Vorstoß.

Tatsächlich hatte die Corona.-Pandemie mit ihren Beschränkungen und Lockdowns den Mainzer deutlich vor Augen geführt, wie wenig Abkühlungsmöglichkeiten es in der Stadt gibt: Der Rhein wegen zu hoher Gefahr und mangels Strandbad tabu, das Naturschutzgebiet Mombach zum Aufenthalt verboten – und weit und breit kein Badesee. „Was wär’s so schee, am Baggersee“, dichtete prompt die Mainzer CDU – und forderte die Mainzer Stadtverwaltung auf, die Idee eines Baggersees im alten Portland-Steinbruch ernsthaft zu prüfen.

Stadtverwaltung Mainz lehnt Baggersee ab: Grundwasserschutz

Doch die winkte ab: Trotz mehr als 3.000 Unterschriften für ein solches Projekt, blieb die Stadt Mainz strikt bei ihrem Nein – so wie all die Jahre davor auch. Die Stadt habe eine Verpflichtung zur Verfüllung des alten Steinbruchs, das sei zum Schutz des Grundwassers nötig. Dabei sind in dem ehemaligen Steinbruchgelände sogar längst eigene Seen entstanden, die seit Jahren offenliegen – und wieso anderswo Baggerseen in ehemaligen Kiesgruben oder Steinbrüchen keine Gefahr fürs Grundwasser darstellen, diese Fragen beantwortete die Stadtverwaltung bisher nicht.

Der alte Steinbruch zwischen Weisenau und Laubenheim. In der Ferne das Portland-Werk. - Foto: gik
Der alte Steinbruch zwischen Weisenau und Laubenheim. In der Ferne das Portland-Werk. – Foto: gik

Nach CDU und ÖDP, und vor allem nach dem Aus für die Mülldeponie im alten Steinbruch im Jahr 2022 stellen die Freien Wähler die Frage nun neu: „Auch in diesem Jahr werden uns, wahrscheinlich wie im letzten Jahr, Hitzewellen heimsuchen, die ein leicht erreichbares Erholungsgebiet und Abkühlung für die Bürger notwendig machen“, sagte FW-Stadtrat Erwin Stufler: „Der Steinbruch und das Alte Portlandgelände mit seinen vielfältigen Flächen
bieten ideale Voraussetzungen.“

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Der See ermögliche Abkühlung für die von Hitze geplagten Mainzer und schaffe Naturerlebnisse im Grünen. „Ein genügend großer Badesee würde auch zusätzliche Verdunstungsflächen bedeuten und zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen“, argumentierte Stufler weiter. Die Anlage würde zudem „ohne große Kosten ein niederschwelliges Angebot für alle Menschen darstellen, und wäre unter Umständen auch perfekt geeignet für eine ergänzende Gastronomie bis in die Abendstunden.“

„Wichtig ist, die bestehenden Potenziale der brachliegenden Flächen zu identifizieren und
bürgerfreundliche Konzepte zu entwickeln“, unterstrich Wruuck. Entlang der großen Flüsse entstünden in vielen Städten Naherholungsgebiete zur Abkühlung und Erholung, dies müsse auch in Mainz möglich sein. Schon heute seien Volkspark, Hartenbergpark oder Goetheplatz an heißen Tagen überfüllt. „Wichtig wäre es für die Steigerung der Lebensqualität aller Bürger, ein attraktives und stadtnahes Badeangebot in Mainz zu schaffen“, forderte Wruuck – „sei es durch den Baggersee in Weisenau oder vielleicht doch ein Hafenschwimmbad im Zollhafen.“

Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht zum Thema Baggersee im alten Steinbruch lest Ihr hier bei Mainz&. Eine Bilanz „Wie Grün ist Mainz?“ könnt Ihr hier auf Mainz& nachlesen.