Das gab es noch nie: Schon am 6. August starten die Winzer in Deutschland ganz offiziell in die Weinlese des Jahres 2018. Den Beginn machen wie immer die ersten Trauben für den Federweißen, der junge Wein eilt der regulären Weinlese immer etwa drei Wochen voraus. In den vergangenen Jahren schon rückte der Start in die Weinernte immer weiter nach vorne, doch so früh war es noch nie. „Es ist tatsächlich die früheste Weinlese aller Zeiten“, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Bodenheim gegenüber Mainz&. Und während die Landwirte über die viel zu hohe Trockenheit klagen, gibt es bei den Winzern bisher zufriedene Gesichter: „Den Reben geht es gut“, sagt Büscher, die Voraussetzungen für einen Spitzenjahrgang seien durchaus vorhanden.

Die Weinlese 2018 startet so früh wie nie. – Foto: DWI

Im rheinhessischen Lörzweiler werden am kommenden Montag ganz offiziell die ersten Federweißer-Trauben gelesen – das ist der 6. August. Die Weinlese 2018 setzt damit schon jetzt einen Rekord, und zwar den der frühesten Weinernte aller Zeiten. 2017 starteten die Winzer Mitte August in die Lese, das galt schon als früh – am Ende wurde es nach einem turbulenten Wetterjahr die kleinste Ernte aller Zeiten. Doch Anfang August? 2014, 2011 und 2007 seien die Winzer zuletzt so früh in die Weinlese gestartet, sagt Büscher, das früheste Datum bisher war aber der 8. August. Dass die Lese so früh beginnt, sei dem sonnigen und hochsommerlichen Wetter geschuldet, sagt Büscher: Alle 13 Weinanbauregionen von Saale-Unstrut bis Baden meldeten einen enorm frühen Reifestand der Trauben.

Eingeleitet wurde die Entwicklung bereits durch den wärmsten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, schon da hatte das warme Wetter zu einer sehr frühen Rebblüte geführt. „Hohe Temperaturen und eine lange Sonnenscheindauer im Sommer haben die weitere Reife zusätzlich beschleunigt“, sagt Büscher, der Entwicklungsstand der Reben liefe zum Teil drei Wochen vor dem langjährigen Mittel.

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Schon die Rebblüte war so früh dran wie nie zuvor, hier Rebblüten im Weingut Braunewell Ende Mai 2018. – Foto: gik

Und das beste daran: den Reben und ihren Trauben geht es gut. „Der Ertrag sieht gut aus, der Behang ist gut“, sagt Büscher, und den älteren Reben mache die anhaltende Trockenheit ohnehin nicht zu schaffen: Mit ihren bis zu zwölf Meter tiefen Wurzeln erreichen sie meist noch Wasserreserven im Boden. Jüngere Pflanzen müssten allerdings inzwischen bewässert werden. „Ein bisschen Regen wäre jetzt gut, um die Wasserspeicher aufzufüllen“, sagt der Weinexperte, das wäre auch gut, damit die Trauben selbst noch Flüssigkeit aufnehmen können – sonst droht eine geringe Saftausbeute bei der Ernte.

Denn Mostgewichte und Zuckergehalt in den Trauben sind bereits sehr hoch, nur die Größe der Trauben hält sich ein bisschen in Grenzen. Zu nass darf es jetzt allerdings auch nicht werden – sonst drohen die Trauben zu platzen, die Ernte müsste im Eilverfahren eingeholt werden. Ob 2018 ein Spitzenjahrgang oder ein Jahrhundertjahrgang wird, da will sich Büscher deshalb nicht festlegen. „Bis zum Ende der Lese kann noch viel passieren“, betont er. Die Hauptlese beginnt nämlich erst in etwa drei Wochen, der Riesling wird frühestens Mitte September gelesen – die gesamte Lese wird wohl erst Ende September rum sein, auch das ein Früherekord. „Wir hatten schon sehr verregnete Augustmonate“, bremst Büscher die Erwartungen, „bei einer Woche Dauerregen kann sich die Situation sehr schnell ändern.“

Montag geht’s los: Freut Euch auf den ersten Federweißen! – Foto: DWI

Bislang soll es aber heiß und trocken bleiben, die Herausforderung für die Winzer lautet deshalb zurzeit eher, die Alkoholgehalte niedrig zu halten und die Frische vor allem bei den Weißweinen zu bewahren. Im Jahrhundertsommer 2003 mit seiner großen Hitze erwies sich das als das Hauptproblem: aus dem anvisierten Jahrhundertjahrgang wurde am Ende nur ein mittelguter, weil den Weinen mit der Säure auch die Stabilität fehlte. „Damals gab es Kabinettsweine mit 15 Prozent Alkoholgehalt, da waren die Winzer selbst von überrascht“, sagt Büscher – doch die Weinmacher hätten daraus auch gelernt. „Gewinner dürften in diesem Jahr die Rotweine sein, weil die die Hitze besser vertragen“, sagt Büscher. Die roten Trauben seien schon jetzt stark durchgefärbt und teilweise sehr farbintensiv.

Einen Vorteil erhoffen sich die Winzer auch beim Federweißer: Erstmals haben die deutschen Winzer die Chance, zeitgleich mit der Konkurrenz aus dem Süden auf den Markt zu kommen. Von den rund 10 bis 11 Millionen Litern Federweißer, die jedes Jahr über den Handel vertrieben würden, stammten in der Vergangenheit nämlich nur rund die Hälfte aus Deutschland. Den Start in die Saison machten italienische Federweißerproduzenten unter sich aus, weil es schlicht so früh noch keinen deutschen Federweißer gab. Das ist in diesem Jahr anders, „da können wir jetzt vielleicht ein paar Marktanteile gewinnen“, sagt Büscher.

Hauptgrund für die frühe Lese aber ist der Reifestand der Trauben: Die Mostgewichte seien jetzt schon so hoch, dass die Lese einfach anstehe. „Man will beim Federweißen ja keine 80, 90 Grad Oechsle haben, das gäbe viel zu viel Alkohol“, sagt Büscher: „Dass so früh gelesen wird, das ist keine Show – sondern schlicht notwendig.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu dem Minijahrgang 2017 und den Hoffnungen der Winzer für den Jahrgang 2018 lest Ihr hier auf Mainz&.

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