Seit April 2024 wird in der Mainzer Oberstadt die antike römische Lagervorstadt des ehemaligen Kästrich ausgegraben, im August präsentierte die Landesarchäologie sensationelle Funde. Bei der Präsentation hieß es auch: Die Grabungen sollten bis Jahresende 2024 abgeschlossen werden. Doch nun teilte die Landesarchäologie auf Mainz&-Anfrage mit: Die Grabungen auf dem TRON-Baufeld gehen noch weiter. Dafür wird ab Mittwoch sogar die wichtige Einfallsstraße Am Römerlager für zwei Wochen auf einer Seite gesperrt.
Auf dem Baufeld an der Oberen Zahlbacher Straße, Ecke „Am Römerlager“, entsteht derzeit das neue Forschungszentrum TRON, in der hochrangige Krebsforschung vorangetrieben werden soll – gegründet von den Biontech-Gründern und unter Beteiligung von Land Rheinland-Pfalz, Mainzer Universitätsmedizin und der Johannes-Gutenberg-Universität. Im April 2024 war Spatenstich, im August 2024 dann präsentierte die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) mehrere Sensationen: Auf dem TRON-Baufeld wird nämlich derzeit nichts weniger als die Lagervorstadt des antiken römischen legionslager auf dem Kästrich ausgegraben.
Diese Canabae war eine eigene Siedlung, die sich rund um das Legionslager erstreckte. Hier wohnten Handwerker und Familienangehörige der Legionäre, standen Lagerhäuser und Kneipen – 500 Jahre lang sei dieses Areal besiedelt gewesen, sagte der stellvertretende Landesarchäologe Ulrich Himmelmann bei der Vorstellung der Funde. Aus dem Erdreich holten die Ausgräber eine große Menge von Funden, dazu Steinmauern und Reste von Fußbodenheizungen sowie einige Sensationen – darunter die Statue eines Genius sowie ein überraschendes Grab samt Stele direkt vor dem Tor des Legionslagers.
Grabungen auf TRON-Baustelle gehen auch im Januar 2025 weiter
Klar wurde bei der Vorstellung der Funde aber auch: Die Archäologen mussten unter erheblichem Zeitdruck arbeiten, eine Sicherung von Mauern und Fundamenten war von vorneherein nicht eingeplant. Das führte zu Forderungen, den Archäologen für die Ausgrabungen mehr Zeit zu geben, immerhin wird der Fund der Canabae in Fachkreisen als Sensation und als enorm wichtige Quelle für die Geschichte des römischen Mogontiacum eingeschätzt. Bei der Präsentation der Funde hieß es indes: Man wolle bis Jahresende 2024 fertig sein.
Daraus aber wurde offenbar nichts, wie die Internetzeitung Mainz& jetzt erfuhr: Auch im Januar 2025 wird weiter gegraben – und dafür ab Mittwoch sogar die wichtige Einfallsstraße „Am Römerlager“ halbseitig gesperrt: Vom 15. bis zum 31. Januar „wird es in der Straße Am Römerlager / Ecke Obere Zahlbacher Straße zur Sperrung der rechten Fahrspur kommen“, teilte die Stadt Mainz nun mit: „Der Verkehr wird auf die linke Fahrspur sowie auf die Fahrspur im Bypass verschwenkt und so zweispurig am Baufeld vorbeigeführt.“ Grund für die Maßnahme seien Grabungsarbeiten der Landesarchäologie.
Dort nachgefragt, teilte Archäologin Stephanie Metz mit: „Die Arbeiten im Bereich des TRON-Baufeldes werden im Verlauf des Januar 2025 abgeschlossen. Wir planen dann anschließend, über alle Erkenntnisse zu berichten.“ Die Funde und Befundlage in dem Bereich sei „beeindruckend“, sagte Metz weiter, zu den bereits bekannten „Highlights“ gebe es aber „keine außergewöhnlichen weiteren Entdeckungen zu vermelden.“ Spannend dürfte indes sein, wie die Archäologen inzwischen den Fund der Grabkammer einschätzen, und wie sie dieses ungewöhnliche Grabmal erklären.
Viele Fragen zu römischen Funden in der Canabae weiter offen
Auch zu welchen Gebäuden die gefundenen Mauerreste gehören, und wo genau der gefundene Torso einer Genius-Gottheit stand, diese Fragen werden von den vielen römisch-interessierten Mainzern mit Spannung erwartet. Auch dürften weitere Funde und Erkenntnisse bevorstehen: Nach der Beendigung der Arbeiten am TRON-Baufeld werde die Landesarchäologie Mainz „dann die Arbeit an dem sogenannten Medienkanal im Frühjahr begleiten“, teilte Metz weiter mit.
Der „Medienkanal“ ist der Streifen entlang der Wallgrünanlage, in dem zukünftig die Medienleitungen für das TRON-Gebäude sowie für die Unimedizin liegen werden. Diese werden derzeit mit Hilfe einer Brückenkonstruktion über die Straße geführt, die nach dem Bau des Medienkanals zurückgebaut werden soll.
Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht über die römischen Funde in der antiken Lagervorstadt lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zu der Kritik an dem engen Zeitfenster für die Archäologen findet Ihr hier.