Die neue Woche beginnt mit einer neuen Wetterlage – und die hat es in sich: Der Deutsche Wetterdienst gab am Montag eine Hitzewarnung für weite Teile von Deutschland heraus – darunter auch die Regionen von Mainz und Wiesbaden. Nach der Hitzewarnung werde am Dienstag, dem 20. Juni, zwischen 11.00 und 19.00 Uhr vor allem in Tiefenlagen eine starke Wärmebelastung erwartet, teilte die Stadt Wiesbaden mit. Konkret heißt das: Temperaturen von über 30 Grad belasten enorm Herz, Kreislauf und Atemwege – auch bei Jüngeren und Gesunden. Dazu drohen Gewitter mit Unwetter-Charakter am Dienstag und Donnerstag. In Wiesbaden gibt es nun einen „Hitzeknigge“, in Rheinland-Pfalz Forderungen nach einem Hitzeschutzplan für Schulen.

Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) schlug am Montag Alarm – zumindest ein bisschen: Der Wetterdienst warnte vor „starker Hitze für den Südwesten“ und vor „verbreitet starker Wärmebelastung“ – verbreitet wurde die Warnmeldung bislang über Warn-Apps nicht. Die Fernsehnachrichten warnten vor starker Hitze, Meldungen schriftlicher Art aber gingen nicht an die Medien – weder vom Deutschen Wetterdienst, noch von der Stadt Mainz oder dem Land Rheinland-Pfalz kamen bei uns Hitzewarnungen an.
Gewarnt wurde hingegen von Seiten der Stadt Wiesbaden: Mit dem Hitzewarnsystem werde vor Hitzewellen gewarnt, die „eine ernstzunehmende Belastung und Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen können“, hieß es in einer ausführlichen Meldung der Stadt Wiesbaden. „Ich lege allen Bürgern nahe, nach Möglichkeit die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes als Newsletter zu abonnieren, oder sich auf deren Webseite regelmäßig zu informieren, sodass sie sich auf bevorstehende Hitzewellen rechtzeitig einstellen können“, betonte der Wiesbadener Gesundheitsdezernent Oliver Franz (CDU).
Immer mehr Menschen wegen Hitzekollaps im Krankenhaus
Wie notwendig das ist, zeigen aktuelle Warnungen: „Hitzewellen in Folge des Klimawandels werden künftig immer stärker zur Gesundheitsbedrohung“, warnte gerade erst Jörg Loth, Vorstand der Krankenkasse IKK Südwest. Eine Analyse der IKK Südwest unter ihren Versicherten in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland hatte nämlich gerade ergeben: Immer mehr Menschen mussten in den vergangenen Jahren im Krankenhaus behandelt werden – weil sie zu wenig getrunken hatten. Allein von 2017 bis 2022 stieg die Zahl dehydrierter Personen im Krankenhaus in den Sommermonaten Mai bis September um 25 Prozent an, teilte die IKK Mitte Juni mit.

Und der Flüssigkeitsmangel sei nur ein Beispiel für die wachsenden Belastungen durch die zunehmende Hitze, gerade in Städten: „Die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit der Bevölkerung werden in der öffentlichen Diskussion vernachlässigt“, kritisierte Loth. An den Zahlen werde deutlich, wie viele Menschen bereits gesundheitlich an den Folgen der hohen Temperaturen litten. „Der Hitzestress stellt immer stärker eine Herausforderung für den gesamten Körper dar“, warnte Loth.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte genau deshalb zum Hitzeaktionstag Mitte Juni angekündigt, einen nationalen Hitzeschutzplan voranzubringen – bislang nämlich existieren Hitzeaktionspläne und standardisierte Warnverfahren in Deutschland allenfalls auf regionaler Ebene. Das Land Hessen etwa verfügt über ein reguläres Hitzewarnsystem bereits seit 2002, in Rheinland-Pfalz ist so etwas bislang noch immer unbekannt. Die Stadt Mainz verfügt bis heute über keinen Hitzeaktionsplan und das, obwohl der Stadtrat im September 2022 eigens genau einen solchen beschlossen hatte.
Hitzewellen, schlechte Luft – Gefahr für Allergiker, Asthmatiker
Dabei warnen Experten schon lange: Mit dem Klimawandel stünden Deutschland immer mehr Hitzewellen mit Hochsommer-Tagen bevor. Gerade die Innenstädte werden dabei zu wahren Glutöfen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesundheit: Nicht nur Dehydrierung, sondern auch Auswirkungen auf Kreislauf, Herz und andere Belastungskrankheiten drohen.

Besonders belastend sei solches Wetter zudem für Allergien sowie weitere Atemwegserkrankungen, warnte die IKK – in den Tallagen sammelt sich gerade ungemein dreckige und stickige Luft mit hohen Stickoxid- und Feinstaubwerten. So würden auch Hauterkrankungen sowie Borreliose-Erkrankungen durch eine höhere Belastung mit Schadstoffen und steigende Ozonwerte begünstigt. Und wer die Luft-App des Bundesumweltamtes besitzt, kann selbst nachsehen: Seit Tagen schlägt die App Alarm wegen schlechter Luft in Mainz – übrigens vor allem in den Nachtstunden.
Gerade forderte denn auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, laut ZDF, solche Hitzeaktionspläne gesetzlich zu verankern: Allein 2022 seien 4.500 Menschen wegen großer Hitze gestorben. Besonders wichtig sei während der Hitzewellen denn auch der Schutz der Gesundheit für vulnerable Gruppen – und dazu zählen neben älteren oder kranken Menschen eben auch Kinder. Auch auf Haustiere solle bitte besonders gut geachtet werden in diesen Tagen, betonte Franz.
Hunde bloß nicht im Auto lassen: Hitzeschlag schon nach Minuten
Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) warnte denn auch wieder einmal eindringlich davor, Hunde im Sommer im Auto zu lassen – und sei es auch nur ganz kurz. Das Innere eines Fahrzeugs könne sich bereits nach kurzer Zeit extrem aufheizen, warnt der Verband: Bei moderaten 26 Grad Celsius draußen, steigt die Temperatur bereits nach 30 Minuten im Auto auf 44 Grad. Bei 36 Grad im Freien seien im Auto hingegen nach einer halben Stunde 52 Grad erreicht.

„Nehmen Sie Ihren Hund auch bei kurzen Erledigungen mit oder lassen Sie ihn zu Hause“, appelliert deshalb ZZF-Präsident Norbert Holthenrich: „Selbst bei relativ milden Temperaturen oder bewölktem Wetter droht dem Tier im Fahrzeug ein Hitzschlag.“ Im Schatten zu parken und das Fenster einen Spalt zu öffnen, reichten bei Weitem nicht aus, machte Holthenrich deutlich. Die meisten Hunde hielten Temperaturen ab 40 Grad höchstens 15 Minuten lang aus – es drohe Hitzschlag mit Kreislaufversagen.
Wer einen Hund allein in einem geschlossenen Aute entdecke, solle deshalb als erstes versuchen, den Halter ausfindig zu machen – etwa mit Durchsagen. Klappe das nicht, solle man aber auch nicht zögern, Polizei oder Feuerwehr zu alarmieren, rät der ZZF – mehr zu dem Thema findet Ihr hier im Internet.
„Hitzeknigge“ von der Stadt Wiesbaden zum Download
Auch die Stadt Wiesbaden steht mit Hiltzetipps parat und stellt auf ihrer Homepage Informationen zu Verfügung, die den Umgang mit Hitze erleichtern können: Es gibt Tipps zur Ernährung und zur richtigen Kleidung bei Hitze, zu Trink-Nudging, besserem Raumklima oder eben zu Wasser & Wellness. In der kostenlosen Online-Broschüre „Hitzeknigge“ gibt das Wiesbadener Gesundheitsamt allgemeine Gesundheitshinweise, aber auch Tipps für Orte, die Schatten und Abkühlung bieten, oder wo man Wasserspielplätze für Kinder findet. Auch enthalten sind wichtige Tipps zur Medikamentenlagerung und zur Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen in Notfällen.

In Rheinland-Pfalz fordert derweil der Philologenverband einen Hitzeschutzplan für Schulen: „Die Landesregierung hat es leider in den letzten Jahren versäumt, auf die immer heißeren und trockeneren Sommer mit einer geeigneten Strategie zu reagieren“, kritisierte die Vorsitzende Cornelia Schwartz am Montag. Die Schüler, ebenso aber auch die Lehrkräfte und anderes Schulpersonal arbeiteten häufig in viel zu heißen Räumen, die teilweise nur unzureichend beschattet und gelüftet werden könnten.
Die Landesregierung müsse deshalb gemeinsam mit den Schulträgern „tragfähige Konzepte zum Gesundheits- und Arbeitsschutz zu entwickeln, und dazu auch notwendige bauliche Maßnahmen zügig umsetzen“, forderte Schwarz, und warnte: „Die momentane Hitzewelle darf nicht zur Gefahr für die am Schullleben Beteiligten werden.“
Dazu drohen am Dienstag sowie am Donnerstag Unwetter mit Starkregen, Hagel und erhöhten Wassermassen – bitte beobachtet die Wetterdienste!
Info& auf Mainz&: Den „Hitzeknigge“ der Stadt Wiesbaden samt vieler guter Tipps findet Ihr hier im Internet. Mehr zum Thema (immer noch fehlende) Hitzeaktionspläne und den Plänen von Karl Lauterbach lest Ihr hier bei Mainz&. Das Hitzewarnsystem des DWD findet Ihr hier im Internet.