Museums des Monats, Highlight der Mainzer Museumskultur, Bewahrer des antiken römischen Erbes: Das antike Isis-Heiligtum unter der Römerpassage in Mainz hat in diesem Jahr hohe Aufmerksamkeit und Lob erfahren. Doch die 20 Jahre alte Präsentation ist in die Jahre gekommen, die Initiative Römisches Mainz schickt nun einen Hilferuf an den Mainzer Stadtrat: „Wir bräuchten 20.000 Euro, um den Isis-Tempel in die Moderne zu heben“, sagt IRM-Vorsitzender Christian Vahl. Ein Weihnachtsbasar mit antiken Repliken und historischen Weingläsern soll nun Spenden sammeln helfen – und ein Appell an die Stadt.

Der Isis-Tempel im Untergeschoss der Römerpassage in Mainz. - Foto: gik
Der Isis-Tempel im Untergeschoss der Römerpassage in Mainz. – Foto: gik

Am 1. September beging das Isis- und Magna Mater-Heiligtum in der Römerpassage in Mainz seinen 20. Geburtstag, beim feierlichen Festakt sparten die Politiker nicht mit Lob und Ehre: Das Heiligtum sei „ein Meilenstein für die Geschichte von Mainz“ und „eine der Hauptattraktionen des römischen Mainz“, schwärmte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) – man habe „in Bezug auf das römische Mainz noch viel vor.“

Doch eine Anfrage der ÖDP Mainz Ende November ergab ein anderes Bild: Eine Konzeption und bessere Förderung der Präsentation der antiken römischen Erbes im Stadtgebiet Mainz kommt weiter nicht voran. Dabei hatte der Stadtrat Mai einen Beschluss gefasst, die Stadtverwaltung solle „Konzepte zur besseren Darstellung und Erhaltung des römischen Erbes in Mainz erarbeiten und auch finanziell umfassender fördern.“ Auf Nachfrage der ÖDP musste Grosse nun einräumen: Wegen Krankheitsausfällen und personellen Engpässen sei die Erarbeitung des Konzeptes bisher nicht möglich gewesen.

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Isistempel: IRM appelliert an Stadtrat, Zusagen einzuhalten

Konkret hatte die ÖDP zudem nach einem Zuschuss gefragt, den die Initiative Römisches Mainz (IRM) für die Sanierung des Isis- und Magna Mater-Heiligtums im Rahmen seines 20-jährigen Jubiläums erhalten sollte – das sei von Seiten der Stadt so beschlossen worden. Die IRM habe 2023 wie in den Vorjahren auch eine Fördersumme der Stadt in Höhe von 4.000,- Euro erhalten, antwortete Grosse – zusätzliche Mittel aber nicht. Eine Förderung sei abhängig vom Förderantrag sowie einem Kosten- und Finanzierungsplan, man befinde sich „derzeit noch in Abstimmungsgesprächen“ mit der IRM.

IRM-Vorsitzender Christian Vahl (rechts) beim Festakt 20 Jahre Isis-Heiligtum mit Ex-Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). - Foto: gik
IRM-Vorsitzender Christian Vahl (rechts) beim Festakt 20 Jahre Isis-Heiligtum mit Ex-Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). – Foto: gik

IRM-Chef Christian Vahl appelliert nun an die Mitglieder des Stadtrats, die zugesagte Förderung auch einzuhalten – das 20 Jahre alte Heiligtum gerät zunehmend in Gefahr. „Wir bräuchten ungefähr 20.000 Euro um den Isistempel in die Moderne zu heben“, sagte Vahl nun im Gespräch mit Mainz& – das habe er auch vor einigen Wochen Vertretern der Mainzer Stadtratsfraktionen bei einer Besichtigung des Heiligtums erläutert.

Denn die Präsentation des 2.000 Jahre alten Tempel-Heiligtums aus der Römerzeit sei in die Jahre gekommen, berichtet Vahl: Der Sternenhimmel mit der Darstellung antiker Sternenkonstellationen falle immer wieder aus, die Nebelmaschine sei defekt, und der Touchscreen des Monitors mit den Ausgrabungsbildern funktioniere nur noch teilweise. Auch die Treppenbeleuchtung sei anfällig, eine komplette Umrüstung der bestehenden Beleuchtung auf LED-Lampen zur Reduzierung der Energiekosten ebenso erforderlich wie die Erneuerung der Lautsprechertechnik.

Sternenhimmel und Nebelmaschine defekt, neue Technik nötig

Die Liste der notwendigen Erneuerungen ist nach 20 Jahren lang: „Das Heiligtum benötigt eine elektronische Wandtafel (Whiteboard), die Aufrüstung auf mindestens drei Touchscreens, WLAN in der Ausstellung sowie die Möglichkeit, Übersetzungen in englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache abzurufen“, zählt Vahl weiter auf. Auch die Karten des antiken Mogontiacum müssten aktualisiert, das museumspädagogische Konzept insgesamt überarbeitet und modernisiert werden.

Abstieg in die Unterwelt zur Präsentation des Isis-Heiligtums in der Römerpassage: Nicht mehr zeitgemäß. - Foto: gik
Abstieg in die Unterwelt zur Präsentation des Isis-Heiligtums in der Römerpassage: Nicht mehr zeitgemäß. – Foto: gik

„Wir brauchen Touchscreens und müssen neue Medien integrieren, um gerade die Schulklassen für das antike römische Erbe zu interessieren“, sagte Vahl weiter. Das Heiligtum funktioniere Dank des hohen ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder der IRM noch immer gut, so sei etwa erst in diesem Jahr die Bodenanlage des Heiligtums in Eigenregie saniert worden, das habe der Stadt Kosten im sechsstelligen Bereich erspart. „Die jetzt anstehenden Arbeiten, und auch die notwendigen technischen Neukonzeptionen  werden sich aber ohne qualifizierten externen Input kaum realisieren lassen“, betonte Vahl.

Denn auch der Eingangsbereich zum Abstieg in die Unterwelt sei nicht mehr zeitgemäß: „Der Camping-Bus-Charme des Eingangsbereiches zieht heute nicht mehr“, sagte Vahl, und verriet gegenüber Mainz&: „Es ist mir gelungen, das Center Management der Römerpassage für eine Neugestaltung des Eingangsbereiches zu begeistern.“ Es liege sogar bereits ein neues innenarchitektonisches Konzept vor, das bereits vom Vorstand und von den Mitarbeitern unterstützt werde, auch wolle sich das Management der Römerpassage an den Kosten der Sanierung des Eingangsbereiches beteiligen.

Zweiter Römischer Weihnachtsmarkt der IRM am 16. Dezember

Nun aber brauche es ein Signal der Stadt, denn bislang seien gemachte Versprechen nicht eingehalten worden, appelliert Vahl: „Die Zeit drängt, 20 Jahre ohne Innovationen sind eigentlich schon heute zu lang.“ Und natürlich werde auch die IRM selbst zur Umsetzung eines neuen Gesamtkonzepts ihren Beitrag leisten. Dafür veranstaltet die Intiative in diesem Jahr zum zweiten Mal einen Römischen Weihnachtsmarkt: Am Samstag, den 16. Dezember, gibt es in der Mainzer Kunst Galerie von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr Geschenke rund um die antike Römerwelt.

Geschenkangebot beim zweiten Römischen Weihnachtsmarkt der IRM am 16. Dezember 2023. - Foto: IRM
Geschenkangebot beim zweiten Römischen Weihnachtsmarkt der IRM am 16. Dezember 2023. – Foto: IRM

2022 hatte die IRM den Weihnachtsmarkt unter dem Motto „Schenken wie die Römer“ erstmals veranstaltet, das Datum wurde bewusst gewählt: Am 17. Dezember feierten die Römer die Saturnalien, zu Ehren von Gott Saturn lud man zu Festschmaus und Schabernack – und verteilte Geschenke an Götter und Mitmenschen. Das soll auch in diesem Jahr so sein: „Der Weihnachtsbasar steht in der antiken Tradition, die Götter mit Geschenken zu erfreuen und sie gewogen zu machen“, sagte Vahl – die begünstigten Gottheiten sollen in diesem Fall Isis und Magna Mater sein.

Der Erlös des Weihnachtsmarktes wird komplett in den Erhalt und die Modernisierung des Heiligtums fließen, die angebotenen Geschenke wurden selbst gefertigt oder gespendet. Die Bandbreite reicht von Schmuck in römischer Tradition über antike Repliken bis hin zu Wollmützen, Grußkarten und antiken Weingläsern. „Es sind einfache, aber tolle Geschenke“, sagt Vahl: Allein die Sammlung historischer Weingläser („Römer“) von Winzer Gerhard Blödel sei einen Besuch wert: „Der Wein schmeckt anders, wenn man ihn aus 100 Jahre alten Gläsern trinkt“, verspricht Vahl.

Info& auf Mainz&: Weihnachtsbasar der Initiative Römisches Mainz (IRM) am Samstag, dem 16. Dezember 2023 von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr in der Mainzer Kunst Galerie, im Weihergarten 11 in der Mainzer Altstadt. Mehr über 20 Jahre Isistempel könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.