Die zweite Coronawelle bringt erneut das öffentliche Geschehen ins Wanken, am Mittwoch wollen Bund und Länder vorzeitig über neue Corona-Maßnahmen beraten, denn die Fallzahlen steigen ungebremst weiter – selbst ein zweiter Lockdown wird nicht mehr völlig ausgeschlossen. Angesichts der neuen Appelle zu kontaktarmem Verhalten, sagt die Stadt Mainz nun einen Verkaufsoffenen Sonntag am 1. Advent ab – Handel und Gastronomie drohen ein harter Winter, einzelne Geschäfte mussten bereits aufgeben. Auch hinter dem Mainzer Weihnachtsmarkt steht wieder ein Fragezeichen – absagen will die Stadt ihn aber noch nicht.

Shoppen am 1. Advent wird es in Mainz nun doch nicht geben - die Corona-Pandemie macht erneut einen Strich durch die Pläne. - Foto: gik
Shoppen am 1. Advent wird es in Mainz nun doch nicht geben – die Corona-Pandemie macht erneut einen Strich durch die Pläne. – Foto: gik

Mitte September hatte der Einzelhandelsverband Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz die Idee aufgebracht, einen Verkaufsoffenen Sonntag am 1. Advent durchzuführen – der liegt in diesem Jahr nämlich noch im November und wäre somit vom Verbot des Landes zu Verkaufsoffenen Sonntagen im Dezember unberührt geblieben. Gleichzeitig aber böte der dann schon gestartete Mainzer Weihnachtsmarkt genau den Sonderanlass, den das rheinland-pfälzische Landesgesetz zwingend vorschreibt, sagte Einzelhandelsverbandschef Jan Sebastian gegenüber Mainz&. Die Einzelhändler bräuchten einen solchen Eventtag dringend als Ausgleich für den Shutdown im Frühjahr, aber auch gegenüber der Konkurrenz Online-Handel.

Doch daraus wird nun nichts: „Wir haben diesen Impuls nach einer internen Abstimmung rasch wieder verworfen“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) am Montag. Die Grundidee, dem Einzelhandel und größeren Geschäften durch einen verkaufsoffenen Sonntag „nach sehr tristen Monaten höhere Umsätze zu ermöglichen, bleibt wichtig und richtig“, betonte die Dezernentin zugleich. Durch die seit März geltenden Einschränkungen sei es in vielen Geschäftszweigen der Mainzer Wirtschaft „zu essentiellen Einschnitten“ gekommen, die Erholung hingegen komme „langsam, für vereinzelte Geschäfte sogar leider zu spät“, bedauerte Matz.

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Mit kleineren Weihnachtsdörfern wie hier am Mainzer Hauptbahnhof sammelte Mainz in den vergangenen Jahren schon Erfahrung. - Foto: gikin
Mit kleineren Weihnachtsdörfern wie hier am Mainzer Hauptbahnhof sammelte Mainz in den vergangenen Jahren schon Erfahrung. – Foto: gik

Die Idee, einen unter Corona-Bedingungen in der Innenstadt stattfindenden Weihnachtsmarkt mit einem Verkaufsoffenen Sonntag am 29. November zu koppeln sei deshalb zwar „die richtige Idee“ gewesen, derzeit sei es „aber der leider definitiv falsche Moment für die Umsetzung“, sagte Matz nach einem Treffen mit Branchenvertretern weiter: „Wir waren uns alle aber sehr schnell darin einig, dass eine konkrete Umsetzung aufgrund des aktuellen Pandemie-Geschehens in absehbarer Zeit nicht zielführend wäre.“

Leider zeige sich die Corona-Situation in Mainz derzeit „auf einem solch kritischen Level, dass auch wir uns dagegen aussprechen, in diesem Jahr noch einen verkaufsoffenen Sonntag durchzuführen“, sagte Anja Obermann, Vorsitzende des Mainzer City Management. Aufgeschoben sei aber „nicht aufgehoben – wir planen einen neuen Anlauf im Frühjahr in der Hoffnung, dass das Pandemiegeschehen hoffentlich abebbt“, betonte sie. Das Mainzer Gesundheitsamt meldete am Montag einen neuen Infektionsrekord mit 151 neuen Fällen im Landkreis und der Stadt, davon kamen allein 90 Neuinfektionen aus Mainz. Im Landkreis Mainz Bingen liegt die Sieben-Tages-Inzidenz inzwischen bei 72, in Mainz bleibt sie mit 103 auf Rekordniveau.

Shoppen und Bummeln im Schatten des Weihnachtsmarktes, das war die Idee. - Foto: gik
Shoppen und Bummeln im Schatten des Weihnachtsmarktes, das war die Idee. – Foto: gik

„Aufgrund der angespannten Lage empfände ich das Beharren auf der Durchführung im Umfeld des Weihnachtsmarktes als wenig verantwortungsvoll“, sagte auch Martin Lepold, Sprecher der Werbegemeinschaft der Mainzer Einzelhändler, der Verzicht sei „der richtige Weg.“ Die Stadt wäre an einem solchen Tag voller Menschen, das wäre aus gesundheitlicher Sicht nun eher kontraproduktiv, ein echter „Erlebniseinkauf“ unter verschärften Corona-Bedingungen nicht zu realisieren.

Und auch der ursprüngliche Ideengeber schloss sich an: „Zum gegenwärtigen Moment kann ein verkaufsoffener Sonntag kein ernsthaftes Ziel sein – gerade vor dem Hintergrund von Menschenmengen in der Innenstadt“, sagte Sebastian: „Dies wäre angesichts des Pandemiegeschehens das absolut falsche Signal.“ Er plädiere aber dafür, für 2021 ein Event zu schaffen, „das den gesetzlichen Anforderungen genügt, jedoch im Umfang nicht überbordend ist“ – und so einen Verkaufsoffenen Sonntag möglichst zügig und mit einem stimmigen Ambiente zu realisieren. Matz sicherte zu, man greife die Anregungen gern als Arbeitsauftrag in die Wirtschaftsförderung auf und wolle ein stimmiges Konzept entwickeln für den Fall., dass die Pandemie solche Events wieder erlaube.

So soll der Mainzer Weihnachtsmarkt 2020 entzerrt in der Coronazeit stattfinden - wenn es denn geht. - Grafik: Stadt Mainz
So soll der Mainzer Weihnachtsmarkt 2020 entzerrt in der Coronazeit stattfinden – wenn es denn geht. – Grafik: Stadt Mainz

Ob der Mainzer Weihnachtsmarkt angesichts der rasant steigenden Zahlen nun überhaupt stattfinden kann – dazu wollte sich die Stadt aber noch nicht äußern. Matz hatte Ende September dem Stadtrat ein neues Konzept für einen Weihnachtsmarkt unter Corona-Bedingungen vorgelegt, danach sollen sich die traditionellen Buden von den Domplätzen die gesamte Ludwigsstraße hochziehen und sich auch auf dem Gutenbergplatz, vor der Alten Universität und auf dem Leichhof gruppieren.

Die Stadt will so die Abstände zwischen den Ständen deutlich vergrößern, aber trotzdem ein Weihnachtsmarktflair erhalten – ob das nun so umgesetzt werden kann, dahinter steht nun wieder ein Fragezeichen: Andere Städte wie Ingelheim sagten bereits ihre Weihnachtsmärkt reihenweise ab, in Mainz will man hingegen mit einer endgültigen Entscheidung noch abwarten. Einen Paukenschlag aber gab es am Montag schon: Die Stadt Nürnberg hat den traditionellen Christkindlesmarkt komplett abgesagt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Vorschlag Sebastians zur Kopplung von Weihnachtsmarkt und Verkaufssonntag – und warum das in Rheinland-Pfalz nötig ist – lest Ihr hier bei Mainz&. Einen ausführlichen Text über die Pläne für einen Weihnachtsmarkt in Coronazeiten lest Ihr hier bei Mainz&.

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