Es war eine Idee, die Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) in seinem OB-Wahlkampf propagiert hatte – nun wird sie wahr: Mainz bekommt einen 0-Euro-Samstag im ÖPNV. An jedem ersten Samstag im Monat können die Mainzer und ihre Besucher künftig kostenlos alle Busse und Bahnen im Stadtgebiet nutzen. Die Aktion soll am 6. Juli starten und zunächst für zwölf Monate gelten – das Projekt soll zudem wissenschaftlich begleitet werden. Die Aktion soll die Mainzer Innenstadt beleben helfen und den Einzelhandel stärken.

Mit dem Bus zum Shoppen in die City - das geht in Mainz ab Juli an jedem ersten Samstag im Monat kostenlos. - Foto: gik
Mit dem Bus zum Shoppen in die City – das geht in Mainz ab Juli an jedem ersten Samstag im Monat kostenlos. – Foto: gik

Das Thema kostenlose Busse und Bahnen wird bereits seit Längerem diskutiert, an manchen Adventssamstagen in Wiesbaden und auch Mainz wurde es schon einmal erprobt. Die Nachbarstadt Ingelheim macht es schon seit März 2022 möglich: Mit einem E-Ticket kann man dort an Wochenenden und in der Nacht den Nahverkehr umsonst nutzen. In Mainz hieß es bislang immer: zu teuer – doch im Oberbürgermeister-Wahlkampf 2023 sprach sich der parteilose Nino Haase genau dafür aus: Kostenloser ÖPNV an Samstagen könne einen Besuch in der Innenstadt attraktiver machen, sagte Haase.

Bis zur Umsetzung brauchte es gut ein Jahr, nun aber kommt die versprochene Aktion: Am Freitag, zwei Tage vor der Stadtratswahl am 9. Juni, kündigten Haase, Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) und die Mainzer Mobilität den 0-Euro-Samstag für Mainz an. “Kostenlos, flexibel und ohne Fahrschein, das geht künftig an jedem ersten Samstag im Monat: Mainz ruft den 0-Euro-Samstag aus, und ermöglicht an diesen Tagen die kostenlose Nutzung aller Linienbusse und Straßenbahnen im Mainzer Stadtgebiet”, teilte die Mainzer Mobilität mit.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Zwölf Monate lang 0-Euro-Samstag: Kein Ticket, keine Kosten

Los geht’s am Samstag, den 6. Juli, für zwölf Monate soll dann das Angebot immer am ersten Samstag im Monat gelten. “Einfach einsteigen und mitfahren – von der ersten Fahrt am Morgen bis zum Betriebsschluss in der Nacht”, heißt es bei der MVG. Das kostenfreie ÖPNV-Angebot gilt im Stadtgebiet Mainz, sowie in Wackernheim und Zornheim – am Rhein endet die Freiheit jedoch: Weder Wiesbaden, noch die rechtsrheinischen AKK-Gemeinden sind bei der Aktion dabei. Für die Nutzung der Busse und Bahnen im Stadtgebiet Mainz ist an den Aktionstagen hingegen noch nicht einmal mehr ein Fahrschein nötig.

Internet-Reel der Stadt Mainz mit OB Nino Haase (parteilos) zum 0-Euro-Samstag in Mainz. - Video: Stadt Mainz, Screenshot: gik
Internet-Reel der Stadt Mainz mit OB Nino Haase (parteilos) zum 0-Euro-Samstag in Mainz. – Video: Stadt Mainz, Screenshot: gik

“Die Landeshauptstadt Mainz möchte wichtige Akzente bei der Verkehrswende setzen – der zentrale Schalthebel ist dabei neben dem Radverkehr ein attraktiver Öffentlicher Nahverkehr”, betonte Haase am Freitag. Viele Mainzer seien schon regelmäßig an Bord der MVG unterwegs, “jetzt bieten wir den kostenfreien 0-Euro-Samstag an, um mehr Menschen auf den Geschmack zu bringen, dieses umweltfreundliche und emissionsfreie Fortbewegungsmittel zu entdecken und zu nutzen”, sagte der OB.

Tatsächlich haben sich die Fahrgastzahlen bei der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVCG) seit der Corona-Pandemie spürbar erholt: Die Fahrgastnachfrage im ersten Quartal 2024 lagen gut 20 Prozent über dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Dazu trug maßgeblich auch das 2023 eingeführt 49-Euro-Ticket bei: Fast 70.000 aktive Deutschlandtickets seien allein über die Vertriebswege der MVG im Umlauf, hieß es am Freitag. Damit verfügt statistisch gesehen rund jeder dritte Einwohner in Mainz über ein solches Ticket.

Deutschlandticket: Hohe Nachfrage, aber nur bei Bestandskunden

“Das Deutschlandticket hat der schwachen Nachfrage bei den Fahrgastzahlen im ÖPNV nach Corona einen spürbaren Schub verliehen, das ist sehr erfreulich”, sagte denn auch Verkehrsdezernentin Steinkrüger (Grüne). Zugleich musste sie einräumen: Das Deutschlandticket spreche vor allem Bestandskunden an – einen echten Umstiegsimpuls vom Auto auf den ÖPNV hat das Ticket damit bisher nicht gebracht. “Mit dem 0-Euro-Samstag wollen wir gezielt diejenigen erreichen, die unser ÖPNV-Angebot bisher nicht oder nur selten nutzen”, betonte Steinkrüger.

Präsentierten das 0-Euro-Ticket für Samstage in Mainz: Florian Wiesemann, Kaufmännischer Geschäftsführer der MVG, OB Nino Haase (parteilos), MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof, Citymanagerin Sandra Klimaund Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne). - Foto: Mainzer Mobilität
Präsentierten das 0-Euro-Ticket für Samstage in Mainz: Florian Wiesemann, Kaufmännischer Geschäftsführer der MVG, OB Nino Haase (parteilos), MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof, Citymanagerin Sandra Klimaund Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne). – Foto: Mainzer Mobilität

Tatsächlich könnte der kostenlose Nahverkehr gerade auch Menschen aus dem Umland oder den äußeren Stadtteilen zum Bummel in der City ermutigen: Eine der häufigsten Klagen in Sachen Attraktivität der Mainzer City ist die Beschwerde, die Bus- und Bahntickets seien zu teuer. “Die kostenfreien Samstage sollen niedrigschwellig die Möglichkeit schaffen, das Auto mal stehen zu lassen und unser gutes Angebot auszuprobieren”, warb denn auch MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof.

Gerade an Samstagen habe man zudem in den Bussen und Bahnen “genügend freie Kapazitäten, um zusätzliche Fahrgäste aufzunehmen – ohne Platzprobleme und Flächenkonflikte mit Pendlern oder Schülern”, betonte Erlhof zudem. Die Nutzung und der Nutzen der Aktion sollen wissenschaftliche begleitete und evaluiert werden, die erste Phase über den Sommer 2024 hinweg von Studierenden im Fachbereich Mobilitätsmanagement der Hochschule Rhein-Main.

Aktion soll Innenstadt beleben und Handel stärken

“Wir freuen uns sehr, dass dieses großartige Angebot in Mainz eingeführt wird”, sagte auch Citymanagerin Sandra Klima. Der 0-Euro-Samstag werde “die Innenstadt beleben und den Einkaufsstandort stärken, indem er die Besucherfrequenz deutlich erhöht”, zeigte sich Klima sicher. Das erleichtere den Zugang zu den städtischen Angeboten und fördere den lokalen Handel nachhaltig. “Die Aktion trägt wesentlich zur Attraktivität und wirtschaftlichen Dynamik unserer Stadt bei”, betonte Klima, das sei auch ein großartiges Angebot für die Touristen der Stadt.

In diesem Gebiet gilt ab Juli der 0-Euro-Samstag in Mainz. - Grafik: Mainzer Mobilität
In diesem Gebiet gilt ab Juli der 0-Euro-Samstag in Mainz. – Grafik: Mainzer Mobilität

Zu den Kosten schwieg sich die Pressemitteilung der Mainzer Mobilität aus, OB Haase hatte jedoch im Interview mit der Internetzeitung Mainz& im Juni 2023 verraten: Ein kostenfreier ÖPNV-Samstag koste die Stadt allein rund 30.000 Euro, auch brauche es dafür natürlich Abstimmung mit der eng verflochtenen Nachbarstadt Wiesbaden. Anlass war im Juni 2023 das Jubiläum 150 Jahre Mainzer Straßenbahn, damals hatte die Stadt den Mainzer bereits einen 0-Euro-Samstag spendiert.

Haase hatte das als “vollen Erfolg” bezeichnet und betont, er habe “Erlhof gebeten, dass wir das bitte ausweiten sollten.” Nun kommt der 0-Euro-Samstag immerhin ein Mal im Monat, und Haase betonte, Mainz wolle damit auch “einen aktivierenden Impuls für unseren Handel und unsere Innenstadt liefern, der mir als OB außerordentlich wichtig ist.”

Info& auf Mainz&: Informationen zur Aktion gibt es natürlich bei der Mainzer Mobilität, und zwar auf der eigens eingerichteten Homepage Null-Euro-Samstag.de.