Das ging fix: Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) will die möglichen Erschütterungen der neuen Mainzelbahn in Mainz-Bretzenheim mit Gutachtern untersuchen lassen. Man werde „in mehreren Häusern das Thema Erschütterungen gutachterlich untersuchen lassen“, teilte die MVG am Donnerstagabend mit. Die Kosten dieser Untersuchung zahle die MVG, die Häuser werde der Experte auswählen. Erst danach könne man sagen, ob ein Überschreiten der zulässigen Anhaltswerte beim Thema Erschütterungen tatsächlich vorliege oder nicht. Derzeit laufe zudem die Qualitätsprüfung der neuen Strecke in Bretzenheim, bis zu deren Abschluss soll für die Bahnen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit gelten.
Damit reagiert die MVG in umfangreichem Maße auf die Beschwerden von mehr als 20 Anwohnern der Neubaustrecke im Bretzenheimer Ortskern. Mainz& hatte ja diese Woche ausführlich berichtet, was die Anwohner insbesondere von Ostergraben und Marienborner Straße seit dem Start der neuen Mainzelbahn am 11. Dezember erleben: Wackelnde Betten, vibrierende Bodenplatten, klirrende Gläser – sogar von Rissen in Wänden berichteten die Anwohner. Und sie forderten von der MVG Nachbesserungen, gutachterliche Untersuchungen – und Tempo 30 für die Bahnen.
Bei der MVG berieten am Donnerstag die Geschäftsführung nach Angaben des Unternehmens mit einem externen Gutachter sowie internen Fachleuten über die Beschwerden und das weitere Vorgehen. „Die MVG nimmt diese Sorgen ernst“, betont das Unternehmen. Bei dem Treffen sei man sich „einig gewesen, dass die MVG sich an die Zusage an die Anwohner halten wird und in mehreren Häusern das Thema Erschütterungen gutachterlich untersuchen lässt.“ Der Fachgutachter werde zunächst festlegen, welche Häuser dafür infrage kämen. Der Anwalt der Anwohner hatte hingegen bei einem Treffen vergangene Woche gefordert, der Gutachter müsse unbedingt von außerhalb von Mainz kommen und neutral sein.
Die MVG betont, erst nach Vorlagen der Untersuchungsergebnisse lasse sich sagen, ob die zulässigen Werte tatsächlich überschritten würden und welche Maßnahmen in diesem Fall getroffen werden könnten, um Verbesserungen zu erreichen. „Die MVG wird darüber die betroffenen Anwohner informieren“, hieß es weiter. Zugleich wies die MVG in der Mitteilung – wie schon in der Reaktion Mainz& gegenüber – noch einmal darauf hin, dass es bei Neubaustrecken immer einer gewissen Zeit bedürfe, „bis sich Räder und Schienen optimal fügen und ‚ineinander‘ laufen, nicht umsonst spricht man vom „Rad-Schiene-System“.“ Auch könnten einige technische Anlagen wie etwa Schmieranlagen erst im Laufe der kommenden Wochen und Monate in Betrieb genommen werden oder voll zur Wirkung kommen – dabei handele es sich um Anlagen, „die die Fahrgeräusche deutlich reduzieren oder vollständig verhindern.“
Im Rahmen der Qualitätssicherung würden zudem in den kommenden Wochen weitere Streckenabschnitte überprüft, das gelte auch für den Bereich Bretzenheim, heißt es weiter. Bis diese Prüfungen abgeschlossen seien, sollen die Bahnen in der Ortsdurchfahrt in Bretzenheim nur noch Tempo 30 fahren dürfen – und zwar zwischen den Haltestellen Ludwig-Nauth-Straße und Hans-Böckler-Straße. Das sei eine vorübergehende Maßnahme, sagt die MVG.
Was die Rasengleise angeht, konkretisierte das Unternehmen noch einmal das, was Sprecher Michael Theurer schon Mainz& gesagt hatte: Bevor der Rasen im Gleis realisiert werden könne, müsse im Frühjahr das Schotterbett noch einmal mit einer Spezialmaschine aufbereitet werden. Dies könne aber immer erst einige Wochen oder Monate nach der Erstbefahrung einer Neubaustrecke geschehen. Durch den Betrieb verschiebe sich der Schotter nämlich zunächst immer etwas , diese Verschiebungen würden dann durch die Spezialmaschine wieder korrigiert, so werde auch das Schiene-Rad-System auf der Neubaustrecke besser aufeinander abgestimmt. Der Rasen im Gleis entstehe anschließend oberhalb des Schotters. Wann dieser Rasen genau eingebaut werden kann, hänge letztlich auch von der Witterung ab.
Info& auf Mainz&: Den ganzen Mainz&-Bericht über die Probleme der Anwohner mit der Mainzelbahn lest Ihr hier, die erste Reaktion der MVG genau hier. Wir bleiben an dem Thema natürlich dran, zumal wir zahlreiche Reaktionen unserer Leser bekommen.