Die SGD Süd hat die Arbeiten am Mainzer Rathaus wegen Verstößen gegen Arbeitsschutz und Sicherheit mit sofortiger Wirkung gestoppt. Der Grund seien gravierende Mängel bei der Sicherheit und dem Arbeitsschutz gewesen, bestätigte eine Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Süd der Internetzeitung Mainz&. Hintergrund ist der seit November 2019 laufende Abbau der Fassadengitter am Mainzer Rathaus, dabei haben Arbeiter ohne Absicherung an der Fassade gearbeitet. Zudem wurden die per Kran abtransportierten Gitterteile nicht gegen ein Herumschwenken gesichert.
Im November 2019 teilte die Stadt Mainz mit, die Gitterelemente an der Fassade des Mainzer Rathauses wiesen so erhebliche Mängel auf, dass sie sofort demontiert werden müssten. Bei einer Begehung der Baustelle Rathaus habe man festgestellt, dass die Gitter in ihrer Verankerung nicht mehr sicher seien und bei starkem Wind „schwankten“ – es müsse unverzüglich mit der Demontage begonnen werden, denn es sei „Gefahr im Verzug“.
Am 21. November begann eine Firma denn auch umgehend mit der Demontage der tonnenschweren Gitterelemente, doch dabei geht es offenbar alles andere als regelkonform zu: Die für den Arbeitsschutz zuständige Genehmigungsdirektion SGD Süd legte die Baustelle vergangenen Mittwoch wegen gravierender Sicherheitsmängel umgehend still. „Am 13. Mai, einem Mittwoch, haben wir die Baustelle eingestellt“, sagte SGD-Sprecherin Nora Schweikert am Montag auf Mainz&-Anfrage.
Zu dem Zeitpunkt habe nur eine Firma vor Ort gearbeitet, die mit der Demontage der letzten Gitter an der Rathausfassade beschäftigt gewesen sei. „Diese Arbeit wurden eingestellt wegen gravierender Mängel“, sagte Schweikert. Es habe Mängel bei der Absturzsicherung für die Arbeiter gegeben sowie bei der Sicherung der Gitter selbst. Die Arbeiter an der Fassade müssten entweder mit einem Gerüst gesichert werden, oder mit Sicherungsgurten vor einem möglichen Absturz gesichert werden, erläuterte die Sprecherin weiter – beides sei nicht der Fall gewesen.
Zudem habe es gravierende Mängel bei der Sicherung gegen das Anschlagen von abtransportierten Elementen gegeben, sagte Schweikert weiter. Würden die langen Gitterstangen mit einem Kran abtransportiert, müssten die Gitter beim Abtransport so am Kran gesichert sein, dass sie nirgendwo gegenschlagen und auch nicht abstürzen könnten. „Das war nicht gegeben“, sagte Schweikert: „Da war Gefahr im Verzug.“ Die Baustelle sei deshalb mit sofortiger Wirkung stillgelegt worden.
Tatsächlich belegen Fotos aus dem Dezember 2019, die Mainz& vorliegen, dass diese Unsicherheiten bei den Arbeiten bereits seit Monaten bestehen. So zeigen die Fotos etwa Arbeiter, die in einer Gondel an der Rathausfassade stehen, die aber durch keine Haltegurte abgesichert sind. Die Verantwortung für den Arbeitsschutz liege bei der Firma, sagte Schweikert weiter. Allerdings hatte die Stadt Mainz im Juli 2016 mit Ferdinand Graffé einen Bevollmächtigten für die Rathaussanierung eingesetzt, auch beschäftigte sich der Beirat zur Rathaussanierung am 20. Januar mit dem Projekt Bergung der Gitter.
Bei der Stadt Mainz hieß es am Montag hingegen, die Bergung der Gitter im Außenbereich sei abgeschlossen, von einer Stilllegung der Baustelle wisse man nichts. „Mir persönlich ist da nichts bekannt“, sagte Stadtsprecher Marc Glöckner auf Mainz&-Anfrage am Montagnachmittag. Bei der SGD Süd hieß es derweil, man habe die ausführende Firma aufgefordert, beim Arbeitsschutz nachzubessern. „Die Absturzsicherung wurde nun verbessert“, sagte Schweikert, alle notwendigen Sofortmaßnahmen würden mit Fotos dokumentiert. „Das werden wir überprüfen“, versicherte die Sprecherin – die Firma wolle kommenden Montag die Arbeiten wieder aufnehmen.
Info& auf Mainz&: Den ganzen Mainz&-Artikel zu den maroden Gittern und dem Beginn der Demontage-Arbeiten findet Ihr hier bei Mainz&.