–Update– Schock am frühen Morgen: Ein Großbrand in der Mainzer Rheingoldhalle erschüttert die Landeshauptstadt, am frühen Morgen war ein Brand im Dachbereich der großen Veranstaltungshalle am Rhein ausgebrochen. Der Brand fand vorwiegend zwischen den Lagen der Deckenkonstruktion des Flachdaches statt, die nach Angaben der Stadt Mainz zu 50 Prozent beschädigt wurde. Zeitweise drang dichter Rauch aus dem Gebäude und breitete sich in der Innenstadt aus. Die Rheinallee war den ganzen Tag für die Rettungskräfte gesperrt, das verursachte ein enormes Verkehrschaos. Die gute Nachricht: Verletzt wurden nach bisherigen Erkenntnissen niemand. Die schlechte: Wann die Rheingoldhalle wieder benutzbar ist, kann zurzeit niemand sagen – die kommende Fastnachtskampagne dürfte aber im großen Saal erneut nicht stattfinden.

Rheinallee gesperrt, Großaufgebot der Feuerwehr: Ein Brand im Dach der Mainzer Rheingoldhalle schockierte am Donnerstag ganz Mainz. – Foto: gik

Um 6.20 Uhr am Morgen gingen die ersten Anrufe bei der Mainzer Feuerwehr ein, Anwohner meldeten Brandgeruch und Rauch im Bereich des Mainzer Hiltons. „Zunächst war auch die Rede von einem Brand der Tiefgarage“, sagte ein Polizeisprecher Mainz&, schnell wurde aber klar: Der Brand befand sich im Dachbereich der Rheingoldhalle an der Grenze zum Hilton. In der Dachkonstruktion entwickelte sich den Angaben zufolge ein Schwelbrand, zeitweise schlugen die Flammen auch lichterloh hoch.

Die Feuerwehr rückte sofort an, im Laufe des Vormittags waren zweitweise bis zu 80 Einsatzkräfte vor Ort. Hilfe kam von allen Seiten: Die Werksfeuerwehr von Schott eilte zu Hilfe, die Wiesbadener Kollegen, das Technische Hilfswerk, insgesamt waren in Mainz rund 150 Einsatzkräfte bei dem Brand im Einsatz. Ab 7.00 Uhr morgens musste die Polizei die Mainzer Rheinallee sperren, das führte zu einem gigantischen Verkehrschaos in der Innenstadt, aber auch drum herum. „Es hat heute morgen echt dramatische Züge angenommen“, sagte ein Polizeisprecher, denn auch die Auffahrt auf die Theodor-Heuss-Brücke war von der Sperrung betroffen.

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Mit Löschschaum ging die Feuerwehr am Mittag gegen den Brand im Dach der Rheingoldhalle vor. – Foto: gik

Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, die Feuerwehr musste sich durch die Dachkonstruktion vorarbeiten und diese öffnen, um an den Brand zu gelangen. „Man wusste nicht, ob man auf das Dach konnte, wie die Statik war“, sagte ein Polizeisprecher. Erst nach sechs Stunden war der Brand vollständig unter Kontrolle, gegen 15.00 Uhr meldete die Stadt: das Feuer ist aus. In dem Dach brannten Dämmwolle und Dämmmaterialien, die Polizei rief deshalb die Anwohner auf, Türen und Fenster geschlossen zu haben. Messwagen seien im Einsatz gewesen, hätten aber keine Gefahrenwerte gemessen, hieß es weiter. Doch noch am Mittag drang immer wieder beißender Gestank aus dem Gebäude – zeitweise stank es stark nach verfaulten Eiern.

Roland Roessler bekam in aller Frühe einen Anruf: „Die Rheingoldhalle brennt! Da habe ich gedacht: Mein Gott, was ist da los!“ Der Chef des Mainzer Hiltons machte sich sofort auf den Weg nach Mainz, und stand dann erst einmal im Stau. Das Mainzer Hilton grenzt unmittelbar an die Mainzer Rheingoldhalle und ist durch Gänge und Kongressräume mit ihm verbunden. „Unser Gebäude war zum Glück gar nicht betroffen“, berichtete Roessler am Mittag erleichtert, „an der Seite sind nur Meetingräume, die Zimmer waren weit weg.“ Sein Team habe „einen tollen Job gemacht“, lobt der Hotelmanager, es habe keine Panik gegeben, obwohl die Straße vor der Tür zeitweise stark verraucht gewesen sei. „Wir sind gut belegt“, sagte Roessler.

Der Brand fand vor allem an der Seite der Rheingoldhalle in Richtung Hilton statt, und im Inneren des Gebäudes. Erst nach sechs Stunden war das Feuer unter Kontrolle, nach rund neun Stunden gelöscht. – Foto: gik

Die Mainzer Rheingoldhalle wurde von 1965 bis 1968 errichtet, als Nachfolger der großen Stadthalle. Bis heute ist sie die größte und wichtigste Veranstaltungshalle der Stadt Mainz, ihr Markenzeichen: ein vergoldetes Dach, das an das Rheingold aus der Legende erinnert. Seit Ende 2018 finden Bauarbeiten in der Rheingoldhalle statt, der große Saal wird grundlegend saniert und modernsten Brandschutzbestimmungen angepasst. Ob das Feuer im Zusammenhang mit den Bauarbeiten steht, war am Mittag noch unklar, der Verdacht geht in diese Richtung. Und natürlich weckte der Dachbrand sofort Erinnerungen an den großen Brand von Paris.

„Ich bin froh, dass es hier nicht ausschaut wie Notre Dame, wenn da nur noch ein Gerippe wäre…“, sagte Roessler am Mittag erleichtert. Die Rheingoldhalle sei eine Institution, “ die ist wichtig für ganz Mainz“, sagte er noch. Der Schaden an dem Gebäude dürfte allerdings erheblich sein, die Polizei ging in einer ersten vorsichtigen Schätzungen von mehreren Hunderttausend Euro aus – mindestens.

Bernd Gukelberger probte am Morgen noch mit seiner Agentur ABG Event nebenan im kleinen Saal der Rheingoldhalle für einen Auftritt am Samstagabend, „da kam ein Techniker und sagte: alle sofort raus hier!“, berichtete er Mainz&. Gukelberger hatte gerade einen Kongress im Gutenbergsaal der Rheingoldhalle mit 450 Gästen aus dem Bereich Sanitär, Heizung und Klima aus ganz Deutschland. „Wir sind jetzt ins Kurfürstliche Schloss umgezogen“, berichtete Gukelberger, doch in der Halle stünden noch immer die Stände von 80 Lieferanten. „Die kommen derzeit überhaupt nicht an ihr Zeug, das für die echt schlimm“, sagte Gukelberger.

Der Dachbrand der Mainzer Rheingoldhalle vom Rathaus aus fotografiert. – Foto: Stadt Mainz

Um 6.00 Uhr war der Gast aus Heidelberg schon vom ersten Feuerwehrauto geweckt worden, trotzdem durften die Kongressorganisatoren später noch im Gutenbergsaal proben. „Unser Glück war die neue Mauer zur großen Halle, die hat die neue Rheingoldhalle geschützt“, berichtete Gukelberger. Bereits im Herbst wollte die Stadt Mainz eigentlich den großen Saal der Rheingoldhalle wieder für den Kongressbetrieb zur Verfügung haben, gerade erst hatte Bürgermeister Günter Beck (Grüne) noch versichert: Der Temin steht, auch für die Fastnacht. Die Kampagne 2020 werde in der Rheingoldhalle stattfinden können.

Das dürfte nun nicht mehr zu halten sein. „Die Kampagne fällt jetzt wahrscheinlich erst mal aus, wir sehen uns bereits nach Alternativen um“, sagte der Präsident des Karnevals Club Kastel (KCK), Dirk Loomans, gegenüber Mainz&. Der Brand sei  natürlich ein Schock gewesen, sagte Loomans: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir unser eigenes Notre Dame in Mainz machen.“ Der KCK lud spontan alle Rettungskräfte ein, am Samstag zum Fastnachts-Slam des KCK in die Reduit zu kommen: Um 19.00 Uhr lädt der KCK zum Nachwuchscasting für die neue Saison, alle Einsatzkräfte lade man zu freiem Eintritt ein, sagte Loomans.

Die beschädigte Mainzer Rheingoldhalle nach dem Brand. – Foto: gik

Die Rheingoldhalle habe für die Stadt Mainz „eine enorme wirtschaftliche Bedeutung“, sei der zentrale Veranstaltungsort für Kongresse, Tagungen und Feiern“, sagte die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) Mainz&. Mit der laufenden Sanierung habe die Halle ja gerade fit für die Zukunft gemacht werden sollen. „Es ist zu befürchten, dass wir mit den Plänen von vorne beginnen müssen“, sagte Matz. Besonders bitter ist das für die Mainzer Fastnachtsvereine, für die der Große Saal der Rheingoldhalle ein wichtiger Geldbringer ist.

„Das Schicksal ist im Moment kein Gutes“, seufzte der Präsident des Mainzer Carnevals-Verein (MCV), Reinhard Urban. Vier bis fünf Fastnachtssitzungen hatte der MCV in der kommenden Kampagne in der Rheingoldhalle geplant, daraus wird nun wohl nichts werden. „Die Rheingoldhalle ist für uns ein ganz wichtiger Faktor, um Geld einzunehmen, das wir für die Straßenfastnacht benötigen“, sagte Urban. Der MCV geriet jüngst in Geldnöte und hätte dringend eine reibungslose Kampagne gebraucht. „Nein, gebrauchen können wir das gerade nicht“, sagte Urban, „das wird für manche Vereine nicht einfach, und dazu gehört der MCV.“

Den Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) riss die Nachricht vom Brand am Morgen direkt aus dem Bett. „Das tut schon weh“, sagte Ebling: „Die Rheingoldhalle ist ein Stück von Mainz und ein wichtiges Stück von Mainz.“ Genaues über die Schäden könne er derzeit nicht sagen, sagte Ebling am späten Nachmittag gegenüber Mainz&: „Ich bin sehr dankbar, dass niemand zu Schaden gekommen ist.“ Das Betondach der Halle sei „nach wie vor vorhanden, stabil und belastbar“, der Brand habe sich nicht auf die Innenräume ausgedehnt, sagte Ebling weiter. Nach Angaben der Stadt wurden durch den Brand etwa 50 Prozent des Flachdaches beschädigt, eine Fläche von 5.000 Quadratmetern.

In den Zwischenräumen könne es noch immer Schwelbrände geben, das Dach müsse nun Stück für Stück geöffnet und untersucht werden, sagte Stadtsprecher Mar-André Glöckner. Die Rheinallee blieb deshalb bis in den Abend hinein gesperrt, die Feuerwehr weiter im Einsatz. „Die Rheingoldhalle wird gebraucht“, betonte Ebling, „wir werden alles tun, damit sie wieder in neuem Glanz erstrahlt.“

Info& auf Mainz&: Wir aktualisieren den Bericht natürlich laufend, also schaut immer mal wieder vorbei! Informationen zum Fastnachtsslam des KCK findet Ihr hier auf Facebook. Ein Video von einer improvisierten Pressekonferenz der Stadt Mainz am Mittag findet Ihr hier auf unserer Facebookseite.

 

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