Mit der aktuellen Hitzewelle steigt auch die Schadstoffbelastung in der Luft: Am Dienstag gab es erstmals seit langer Zeit wieder eine Ozonwarnung für Mainz. Bereits ab den Morgenstunden kletterten die Ozonwerte in Mainz rapide an, um 14.00 Uhr wurde dann die Meldeschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten. Ozon ist ein Reizgas, das beim Menschen Reizungen von Augen und Schleimhäuten, aber auch Husten, Kopfschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Lungenproblemen auslösen kann. Auf Sport oder intensive Betätigungen im Freien sollte nun unbedingt verzichtet werden.
„In Rheinland-Pfalz werden großräumig Ozonwerte über der Informationsschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen“, teilte das Landesamt für Umwelt am Dienstag mit – es war bereits die zweite Meldung dieser Art binnen zwei Tagen. Seit Beginn der massiven Hitzewelle am Montag bewegten sich die Ozonwerte ständig nach oben, die ersten Ozonwarnungen wurden am Dienstag für den Raum Westerwald-Koblenz ausgesprochen.
Am Mittwoch war es dann auch in Mainz so weit: Bereits um 11.00 Uhr am Morgen lag der Ozonwert in der Messstation Mainz-Mombach bei 105 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, eine Stunde später bereits bei 128. Um 13.00 Uhr erreichte der Ozonwert hier 161 Mikrogramm – und um 14.00 Uhr wurde die Schwelle von 180 Mikrogramm mit einem Wert von 188 Mikrogramm überschritten. Mombach ist die einzige Messstation in Mainz, and er Ozonwerte gemessen werden, weder in der Rheinallee noch in der Parcusstraße wird das Reizgas von den Messgeräten erfasst.
Die höchsten Werte würden derzeit im Pfälzerwald, in der Region Pirmasens und in Mainz gemessen, hieß es beim Landesamt für Umwelt weiter – mehr Erklärung war dort auch auf Rückfrage nicht zu erfahren. Das Landesamt „empfiehlt ozonempfindlichen Personen, ungewohnte körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden, von besonderen sportlichen Ausdauerleistungen in den Nachmittagsstunden wird abgeraten“, teilte das Amt lediglich mit.
Deutlicher wird man beim Umweltbundesamt (UBA): „Erhöhte Ozonkonzentrationen können beim Menschen Reizung der Atemwege, Husten, Kopfschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Einschränkungen der Lungenfunktion und Lungenkrankheiten hervorrufen“, heißt es dort explizit. Tatsächlich merken viele Menschen derzeit, dass ihre Augen jucken oder tränen, Schleimhäute gereizt sind oder sie sogar Probleme beim Atmen bekommen. Grund ist das Reizgas Ozon in Verbindung mit sogenanntem „Sommersmog“ – einer erhöhten Konzentration von Schadstoffen in der Luft.
„Ozon wird nicht direkt freigesetzt, sondern bei intensiver Sonneneinstrahlung durch komplexe photochemische Prozesse aus Vorläuferschadstoffen – überwiegend Stickstoffoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen – gebildet“, heißt es beim UBA weiter. Ozon wird deshalb als sekundärer Schadstoff bezeichnet. „Hohe Lufttemperaturen und starke Sonneneinstrahlung begünstigen die Entstehung von bodennahem Ozon in der Atmosphäre“, so die Erklärung weiter. Dies sei typisch für die meteorologischen Bedingungen während sommerlicher Hochdruckwetterlagen.
Etwa zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung, schätzt man beim UBA, reagieren besonders empfindlich auf Ozon. „Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind umso eher zu erwarten, je höher die Ozonkonzentration der Atemluft ist, je länger man dem Ozon ausgesetzt ist und je höher das Atemvolumen ist“, so die Umweltbehörde. Von Ozon besonders betroffen seien deshalb alle diejenigen Menschen, „die während hoher Ozonwerte bei Spiel, Sport oder Arbeit häufig längere, anstrengende körperliche Tätigkeiten im Freien ausüben“ – genau davor wird nun explizit abgeraten. Gefährdet sind zudem grundsätzlich Säuglinge und Kleinkinder, da sie bezogen auf ihre Körpergröße ein relativ erhöhtes Atemvolumen haben.
Trotzdem kommen Ozonwarnungen heutzutage so gut wie gar nicht mehr vor – im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten, als solche Warnungen regelmäßig in Rundfunk und Zeitungen veröffentlicht wurden. Als ein Grund heißt es dazu beim UBA, die hohen Ozonwerte hätten „seit 1990 in Deutschland deutlich abgenommen.“ Gründe dafür seien sauberere Diesel-Pkws, der schrittweise begonnene Kohleausstieg und die Reduzierung von Emissionen aus der Anwendung von Lösemitteln in Industrieprozessen und in Haushalten. Durch die Verringerung dieser Lösemittel-Emissionen hätten die Werte seit dem ersten nationalen Programm zur Ozonminderung (2002) deutlich gesenkt werden können.
Doch das gilt hauptsächlich für die Ozon-Spitzenwerte: „Im Gegensatz zu der erfreulichen Entwicklung der Spitzenwerte nimmt die mittlere Ozonbelastung, etwa im Jahresmittel betrachtet, im gleichen Zeitraum zu“, warnt das UBA – geredet wird darüber bislang nirgends. Dazu kommt: Ozonwarnungen werden erst ab einem Wert von 180 Mikrogramm herausgegeben, den „Zielwert für den Schutz der Gesundheit“ gibt das UBA aber schon bei 120 Mikrogramm im 8-Stunden-Mittelwert an.
Dieser Zielwert dürfe an höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr überschritten werden, das werde aber „vielerorts in Deutschland nicht eingehalten“, so die Umweltexperten weiter – das war allerdings schon im Jahr 2011. Neuere Informationen zu dem Thema gibt es auf der Internetseite des UBA nicht. „Das langfristige Ziel – 120 µg/m³ als 8-Stunden-Mittelwert – wird aktuell flächendeckend in Deutschland verfehlt“, sie würden „praktisch überall überschritten“, heißt es beim UBA. Aktualisiert wurde diese Seite seit elf Jahren nicht mehr.
In einem aktuellen Artikel auf der Startseite teilt das UBA derweil mit: Bereits am Montag, den 18.07.2022, hätten die Ozonkonzentrationen bereits an 15 Stationen die Informationsschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft während insgesamt 33 Stunden überschritten. Die Die Prognoserechnungen sagten derzeit für Dienstag und Mittwoch vor allem für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg Ozonwerte über der Informationsschwelle vorher.
Info& auf Mainz&: Alle Links zum Thema Ozon beim Umweltbundesamt findet Ihr hier im Internet, einen aktuellen Artikel zum Thema Ozonwerte gibt es hier beim UBA. Die Messwerte von Mainz könnt Ihr selbst hier beim Landes-Netzwerk Ziemen nachlesen, allerdings nur für den aktuellen Tag. Interessante Messwerte finden sich zudem in der Luft-App des Umweltbundesamtes, die aktuelle Messwerte und Warnungen direkt aufs Handy liefert – mehr zur App findet Ihr hier – oder auf der Internetseite des UBA zum Thema Luftqualität. Vergleichbare Seiten gibt es in Rheinland-Pfalz leider nicht.