Anfang Dezember wurde die Polizeiinspektion 3 der Mainzer Polizei auf dem Lerchenberg überraschend geschlossen, wegen massiver Schimmelschäden in dem Gebäude. Nun teilte der für Bauen zuständige Landesbetrieb LBB mit: Zu Wasserschäden wegen eines undichten Daches kam es schon seit 2014, und zwar insgesamt sechs Mal. Wegen Schimmelschäden war bereits seit Ende September ein Raum gesperrt – trotzdem arbeiteten die Polizeibeamten erst einmal in dem Gebäude weiter. Die Mainzer CDU fordert nun gründliche Aufklärung und schnelle Sanierung.
Am 4. Dezember schloss die Leitungsebene der Mainzer Polizei überraschend und mit sofortiger Wirkung die Polizeiinspektion 3 auf dem Lerchenberg, der Grund: Nach mehreren Wasserschäden hatte sich in dem Gebäude aus den 1970er-Jahren Schimmel gebildet, und zwar gleich in mehreren Geschossen. Die Schäden befänden sich sowohl im Keller, als auch im Erdgeschoss und im Obergeschoss, berichtete die Gewerkschaft der Polizei (GdP), mehrere Kollegen seien bereits erkrankt – womöglich wegen der Schimmelexposition.
Die GdP kritisierte daraufhin, der Staat vernachlässige die Gebäude seiner Polizei, und damit auch den Arbeitsschutz – nun wehrt sich der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB): Der LBB habe „vor allem am Hauptgebäude in enger Absprache mit der Polizeiverwaltung immer wieder Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten durchgeführt“, teilte der LBB nun auf Mainz&-Anfrage mit.
Sechs Wasserschäden seit 2014 wegen undichtem Dach
Nach Angaben des LBB stammt das zweigeschossige Hauptgebäude der PI 3 aus den frühen 1970er-Jahren und wurde 2007 durch einen Anbau erweitert. Beim Altbau traten allerdings immer wieder Wasserschäden durch das undichte Flachdach auf – und zwar seit 2014: „Von Anfang 2014 bis einschließlich des aktuellen Falls im September 2022 kam es in insgesamt sechsmal Mal zu Wasserschäden, weil Undichtigkeiten am Flachdach des älteren Gebäudeteils auftraten“, so der LBB in seiner Antwort.
Im September 2022 sei dann „Regenwasser außerdem im Bereich der Gebäudefuge zwischen dem älteren und dem jüngeren Gebäudeteil ein“, berichtete der Landesbetrieb, und betont zugleich: „In allen Fällen ließ der Landesbetrieb LBB die Undichtigkeiten umgehend beseitigen.“ Beim Dach des Anbaus habe es zudem bisher keine Dach-Undichtigkeiten gegeben.
„Nach der ersten Meldung eines Wasserschadens am 7. September 2022 hat ein Dachdeckerbetrieb im Auftrag des Landesbetriebs LBB die Undichtigkeit im Dach am nächsten Tag beseitigt“, betont man beim Landesbetrieb zudem. Einen weiteren Wasserschaden habe die Polizei dann am 14. September gemeldet, vorausgegangen sei ein besonders starker Regen. „Das Wasser war an der Gebäudefuge zwischen Hauptgebäude und jüngerem Anbau eingedrungen, diese Undichtigkeit wurde wiederum am Folgetag beseitigt.“
Erste Schimmelmessung erst Ende September 2022
Doch warum unternahm man nicht früher etwas gegen die Schimmelbildung? „Die einmal in die Gebäudefuge eingedrungene Feuchtigkeit machte sich bis Mitte November nach und nach in insgesamt sechs Räumen der PI bemerkbar, zuletzt im Keller“, behauptet man beim Landesbetrieb – bei der GdP hatte es hingegen geheißen, die Schäden am Bauwerk seien schon seit Jahren bekannt gewesen.
Raumluftmessungen auf Feuchtigkeit und Schimmelsporen wurden allerdings erst am 29. September 2022 vom Landesbetrieb LBB bei einem Fachingenieurbüro in Auftrag gegeben, die Messungen fanden nun „in den bis dahin vier betroffenen Räumen“ statt, heißt es weiter: Aufgrund der Ergebnisse muss nun ein Raum des Gebäudes gesperrt werden – allerdings nur ein Raum. Welcher Raum das war, teilte der LBB nicht mit.
Der Schimmel wucherte derweil im Mauerwerk weiter. Am 5. Dezember 2022 gab der LBB dann weitere 15 fachgutachterliche Raumluftmessungen und Auftrag – und zwar bewusst in nicht offensichtlich belasteten Räumen, wie man beim LBB betont. Zuvor hatte die Mainzer Polizei am 2. Dezember 2022 das Gebäude mit sofortiger Wirkung für die Nutzung gesperrt – zuvor hatten sich nach Mainz&-Informationen allein fünf Beamte in einer Woche krank gemeldet – auch mit Symptomen, die zu einer Schimmelvergiftung passen würden.
Dachsanierung geplant, aber kein Neubau
Die Auswertung der Messungen vom 5. Dezember laufen nach Angaben des LBB noch, wie stark die Räume belastet sind – unklar. Trotzdem heißt es beim LBB, ein Neubau sei „derzeit nicht in der Überlegung“ – man plane nun aber eine grundlegende Dachsanierung beim Altbau. Die betroffenen Räume sollten zudem „so schnell wie möglich wieder in einen arbeitssicheren Zustand versetzt“ werden.
„Ein spezialisiertes Unternehmen wurde mit der Sanierung der betroffenen Wandflächen beauftragt“, heißt es beim LBB weiter. In den betroffenen Bereichen seien Bautrockner eingesetzt, um die Feuchtigkeit aus Luft und Wänden zu entfernen. Die Trocknungsphase werde voraussichtlich Ende dieser Woche abgeschlossen sein. „Das vom Landesbetrieb LBB beauftragte Unternehmen kann dann – entsprechend seinen Kapazitäten – mit der Wandsanierung beginnen“, fügte der LBB hinzu.
Die Mainzer CDU spricht derweil von unhaltbaren Zuständen und fordert eine „lückenlose Aufklärung“ der Vorfälle. Offensichtlich seien dem LBB die Schäden schon seit mehreren Monaten bekannt gewesen, kritisierte CDU-Chef Thomas Gerster – das sei ein Skandal: „Solch gravierende Schäden hätten umgehend beseitigt werden müssen.“ Der Landesbetrieb habe es versäumt, sich rechtzeitig um die Folgen der Wassereinbrüche zu kümmern, es müsse nun geklärt werden, „wieso nicht früher gehandelt wurde und welche, eventuell auch personelle, Konsequenzen daraus zu ziehen sind“, forderte Gerster.
CDU kritisiert verspätete Reaktion nach Wasserschäden
Auch sei es „zwingend erforderlich, die anderen öffentlichen Dienstgebäude unter die Lupe zu nehmen“, betonte der CDU-Chef weiter: „Die Sicherheit der Angestellten muss dem Land etwas Wert sein.“ Es könne nicht sein, dass Polizeibeamte in Gebäuden mit Schimmelbefall arbeiten müssten und dadurch erkranken würden, ein solcher Vorfall dürfe sich nicht wiederholen.
Die PI3 müsse zudem schnell saniert und wieder in Betrieb genommen werden. „Die Polizeiinspektion auf dem Lerchenberg hat einen großen Zuständigkeitsbereich bis in die Verbandsgemeinde Nieder Olm hinein“, betonte Gerster. Ohne die Polizeiinspektion verdoppelten sich die Fahrzeiten zu Einsatzorten, das sei „der Sache nicht förderlich“, fügte Gerster hinzu.
Info& auf Mainz&: Mehr zu der Schließung der PI3 auf dem Mainzer Lerchenberg lest Ihr auch hier bei Mainz&. Und wie es der Polizeikatze der PI3, Dreißig, geht – das erzählen wir Euch hier bei Mainz&.