Das ändert sich zum 1. Januar – hier noch einmal unser Artikel dazu vom 18. Juni 2023: Preis-Schock für alle Pendler im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV): Die Tickets für Busse und Bahnen werden zum 1. Januar 2024 um satte 8,2 Prozent teurer. Das beschloss der RMV-Aufsichtsrat am Donnerstag. Als Begründung nennt der RMV explodierte Energiepreise und die galoppierende Inflation, aber auch das 49-Euro-Ticket hat einen Effekt: Dem Verkehrsverbund droht durch das verbilligte Nahverkehrsticket eine Unterfinanzierung. Die Änderung betrifft Einzelfahrten und Zeitkarten, damit steigen auch die Tickets in Mainz und Wiesbaden deutlich. In Hessen gibt es hingegen künftig einen „Hessenpass mobil“ für Geringverdiener.

Der RMV hebt die Ticketpreise zum 1. Januar 2024 um satte 8,2 Prozent an. - Foto: RMV
Der RMV hebt die Ticketpreise zum 1. Januar 2024 um satte 8,2 Prozent an. – Foto: RMV

RMV-Geschäftsführer Knut Ringat hatte die erhebliche Preissteigerung bereits seit Mai über verschiedene Medien angekündigt, nun machte der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes sie wahr: Die Preise in Rhein-Main sollen zum 1. Januar 2024 um 8,2 Prozent steigen – eine wahre Preisexplosion. Beim RMV verteidigt man sich mit massiv gestiegenen Kosten: Allein die Kosten für Energie seien um mehr als 25 Prozent gestiegen, dazu kommen Inflation und „erheblich gestiegene Aufwände.“

„Bei Preissteigerungen von über 25 Prozent alleine für Energie gehen die Aufwände und die zur Verfügung stehenden Finanzmittel immer weiter auseinander“, betonte Ringat, und verteidigte die Anhebung: „Auch wenn eine Preiserhöhung um mehr als acht Prozent nicht schön ist, wird damit – wie auch andernorts in Deutschland – wenigstens das bestehende Fahrtenangebot gesichert.“ Gleichzeitig schickte die RMV-Presseabteilung eine Liste von Preissprüngen bei anderen Verkehrsverbünden mit, die bereits 2023 ihre Tarife zwischen 6 und 11 Prozent angehoben hatten.

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Vier Preissprünge in zwei Jahren: mehr als 15 Prozent Steigerung

Doch das ist nur die eine Seite: Tatsächlich hatte der RMV bereits 2022 seine Preise einmal um 1,5 Prozent und dann noch einmal um 3,9 Prozent zum 1. Juli 2022 angehoben – schon damals protestierten die Städte Mainz und Wiesbaden gegen den Preissprung. Zum 1. Januar 2023 wurden die Tickets im RMV dann noch einmal um 1m5 Prozent teurer. Der neue Preissprung ist damit also schon die vierte Preissteigerung binnen zweier Jahre – die RMV-Tickets verteuerten sich damit seit 2022 schon rein rechnerisch insgesamt um mehr als 15 Prozent.

Wer mit einem Einzelticket im Gebiet des RMV reist, muss künftig tief in die Tasche greifen. - Foto: RMV
Wer mit einem Einzelticket im Gebiet des RMV reist, muss künftig tief in die Tasche greifen. – Foto: RMV

Die Änderung betrifft Einzel- und Zeitkarten, nicht betroffen sind das Deutschland-Ticket für 49 Euro sowie 365-Euro-Angebote wie das Seniorenticket Hessen und das Schülerticket Hessen. Damit werde eine Einzelkarte in Frankfurt wohl von 3,40 Euro auf fast 3,70 Euro steigen, rechnet die Hessenschau vor. Der Fahrgastverband Pro Bahn Hessen kritisierte denn auch die Preissteigerung scharf: „Diese immense Kostensteigerung ist vollkommen inakzeptabel, da der RMV schon jetzt eines der teuersten Tarifsysteme deutschlandweit hat.“

In Mainz würde sich mit der Preissteigerung von 8,2 Prozent ein Einzelticket wohl von derzeit 3,30 Euro auf 3,57 Euro verteuern, eine Monatskarte im Tarifgebiet Mainz theoretisch von 90,40 Euro auf 97,80 Euro – falls die denn überhaupt noch jemand nutzt: Sämtliche Monatskarten dürften inzwischen vom erheblich günstigeren 49-Euro-Deutschlandticket abgelöst worden sein. Das Flatratre-Ticket dürfte denn auch einer der Gründe für die Preissprünge bei den Ticketpreisen im Nahverkehr sein: Den Verbünden drohen erhebliche Einkommensausfälle, die von der Politik wahrscheinlich nicht komplett ausgeglichen werden.

Pro Bahn: Kostensprung „vollkommen inakzeptabel“

Im RMV-Verbund wurden nach Angaben des Unternehmens im ersten Monat bereits mehr als 290.000 Deutschlandtickets verkauft. Das sei „ein starkes Zwischenergebnis vier Wochen nach der größten Tarifrevolution im öffentlichen Nahverkehr“, freute sich Ende Mai Ringat. Mit dem neuen Deutschlandticket-Abonnement habe man zudem rund 150.000 Neukunden gewinnen können. Doch wer Busse und Bahnen nur gelegentlich nutzt – etwa zu Veranstaltungen und Festen -, für den wird der Nahverkehr nun deutlich teurer, und damit unattraktiver.

Busse und Bahnen in Mainz: Einzelticket künftig bei 3,60 Euro? - Foto: gik
Busse und Bahnen in Mainz: Einzelticket künftig bei 3,60 Euro? – Foto: gik

Bei Pro Bahn kritisieren sie denn auch, mit dem Preissprung dürfte „ein Einzelfahrschein für viele Gelegenheitsfahrgäste unattraktiv“ werden – wer wenig Bahn fahre, werde dann noch mehr das eigene Auto nutzen. „In logischer Konsequenz zur Einführung des Deutschlandtickets müssten die Einzelfahrscheine und Tageskarten beim RMV eigentlich günstiger werden“, sagte der Landesvorsitzende Thomas Kraft. Denn auch die nur gelegentliche Nutzung des ÖPNV stelle „einen wichtigen Faktor da.“

Beim RMV beeilte man sich dagegen, in der Pressemitteilung gleichzeitig auf Neuerungen zu verweisen: Zum 1. August führt Hessen den „Hessenpass mobil“ und ein Schülerausflugsticket ein. Mit dem neuen Hessenpass mobil können können Menschen, die Bürgergeld, Sozialhilfe oder Wohngeld Plus beziehen sowie Asylbewerbende das Deutschland-Ticket für vergünstigte 31 Euro erhalten. Der Verkaufsstart ist für Ende Juni vorgesehen, die Bescheinigung wird von den für die Sozialleistungen zuständigen Behörden automatisch ausgestellt und den Berechtigten postalisch zugesandt.

Neuer „Hessenpass mobil“, kein Sozialticket in RLP

Das verbilligte Nahverkehrsticket gilt aber natürlich nur für Menschen mit Wohnsitz in Hessen, in Rheinland-Pfalz gibt es bislang keinerlei Vergünstigungen, weder für Geringverdiener, noch für Schüler und Studierende. Soziale Ausgleichstickets würden „geprüft“ heißt es bislang lediglich aus der Landesregierung in Mainz – Vorstöße in diese Richtung wurden bislang wegen „zu hoher Kosten“ strikt abgelehnt.

Zumindest in Mainz gibt es seit September 2022 ein 365-Euro-Schülerticket. - Foto: Mainzer Mobilität:
Zumindest in Mainz gibt es seit September 2022 ein 365-Euro-Schülerticket. – Foto: Mainzer Mobilität

Erst Mitte Mai war ein Antrag der CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag, ein kostenloses Schülerticket für alle an den Stimmen der Ampel-Koalition gescheitert. Auch die Landesschülervertretung, der Verband VDK sowie die Arbeitsgemeinschaft der Schulelternbeiräte an weiterführenden Schulen in Mainz hatten zuvor eine solche Regelung gefordert, der Grund: Manche Schüler erhalten jetzt schon über die Kostenübernahme in der Schülerbeförderung ein kostenloses Deutschlandticket, andere aber nicht.

Die derzeitige Umsetzung benachteilige „den Teil der Schüler, die keinen schulrechtlichen Anspruch auf Kostenübernahme haben“, kritisierte ARGE-Sprecher Markus Sänger. Die Elternbeiräte forderten deshalb, dass alle Schüler und Auszubildenden unabhängig von ihrem Wohnort Anspruch auf ein kostenfreies Deutschlandticket haben. „Neben der Benachteiligung aufgrund des Wohnortes hätten auch Schüler an Gymnasien das Nachsehen, kritisierte Sänger.

So bleibt den Rheinland-Pfälzern weiter nur der neidische Blick nach Hessen: Dort gibt es inzwischen ein Schülerticket, ein Seniorenticket und nun eben auch noch den Hessenpass. Allein in Mainz gab es 2022 einen Fortschritt: Hier gibt es seit September 2022 ebenfalls ein 365-Euro-Schülerticket. Eine Grund für die Einführung: Der Druck der hessischen Nachbarschaft Wiesbaden, die sich mit Mainz ein Tarifgebiet teilt.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Preissprüngen im RMV könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.