Die Preise für Miete oder Eigentum in Mainz sind in den vergangenen Jahren ja regelrecht explodiert, Steigerungsraten von bis zu 20 Prozent hoben die Preise in geradezu astronomische Höhen. Nun ist zumindest mal der Anstieg gebremst: Nach Angaben des Immobilienverbands Deutschland (IVD) stiegen die Mieten in Mainz in den vergangenen zwölf Monaten um zwei bis vier Prozent. Eine wirkliche Hilfe ist das nicht: Die Wohnungsnot sei geradezu drückend, hieß es beim IVD, es werde viel zu wenig gebaut. Auch das Heilig-Kreuz-Areal werde da nicht wirklich Abhilfe schaffen – es fehle vor allem auch an Bauland und Häuser für junge Familien. Was würde helfen, haben wir gefragt? Richtig viel Bauland, lautete die Antwort – wie etwa ein ganzer Stadtteil.

Mieten und Eigentum werden in Mainz weiter teurer, wenn auch nur noch leicht – es gibt einfach zu wenig Wohnraum. – Foto: gik

„Wir befinden uns in einer Phase der Konsolidierung“, sagte der Landesvize des Immobilienverbands Deutschland (IVD), Jürgen Vogt, am Freitag in Mainz. Dort stellte der IVD seinen neuen Bericht über die Entwicklung der Immobilien- und Mietpreise vor, zugrunde gelegt wurden dabei Immobilienabschlüsse der vergangenen zwölf Monate. Und dabei stellten die Makler eine vergleichsweise moderate Preisentwicklung fest: Landesweit stiegen die Mieten um moderate drei Prozent, Einfamilienhäuser wurden im Schnitt um 4 Prozent teurer, Eigentumswohnungen schon um 5,8 Prozent.

Der „dramatische Anstieg“ der Nettokaltmieten der vergangenen Jahre scheint gestoppt, vor allem in der Landeshauptstadt Mainz seien inzwischen Spitzenwerte erreicht, die offenbar „kaum weiteres Steigerungspotenzial zulassen“, sagte Vogt weiter. Will sagen: Die Preise sind bereits so hoch, dass mehr praktisch nicht mehr geht. So werden selbst für einfache Mietwohnungen 10 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig, bei gehobenem Neubau im Erstbezug laut IVD schon 13 Euro pro Quadratmeter. In der Realität liegen die Mietpreise allerdings oft noch deutlich drüber.

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So flüchten sich immer mehr Rheinland-Pfälzer in den Kauf einer Immobilie, denn gerade angesichts der niedrigen Zinsen ist Kauf oft sogar günstiger als Miete. „Die Rheinland-Pfälzer verlassen sich weiter auf das Betongold“, sagte Vogt, die Landflucht halte unvermindert an. So muss man für ein einfaches Eigenheim in der Landeshauptstadt inzwischen mindestens 350.000 Euro anlegen, aber schon für ein Haus aus den 1960er Jahren würden gut und gerne 650.000 Euro gezahlt, berichtete der IVD-Bereichsleiter für Rheinhessen, Michael Walczuc.

Neubaugebiete wie hier am Südring gibt es in Mainz höchst selten, selbst Eigentumswohnungen in Hochhäusern sind inzwischen begehrt. – Foto: gik

Dazu komme ein weiterer Trend: Gerade Senioren und Ältere versuchten, ihre Häuser zu verkaufen, um sich stattdessen eine Eigentumswohnung zuzulegen. Die Preise für solche Wohnungen waren denn auch der Bereich, der am stärksten anstieg: ein Plus von 7 bis 8 Prozent im gehobenen Bereich – und ein dickes Plus von 16 Prozent im Sektor der einfachen Wohnungen. Selbst in Hochhäusern in Mainz verkaufe er inzwischen Wohnungen für 200.000 Euro und mehr, berichtete Walczuch: „Der Wohnraum ist knapp – und zwar bereits für Normalverdiener.“

Das Problem, sagt der Experte: In Mainz würden vor allem hochpreisige Wohnungen angeboten, beispielhaft dafür sei das neue Wohngebiet am Zollhafen mit seinen Luxuswohnungen. Das werde die Preise in der Landeshauptstadt weiter in die Höhe treiben, befürchtet Walczuch. Dazu komme, dass der Bestand an Sozialwohnungen viel zu niedrig sei – und die Politik viel zu wenig tue, um Wohnungen in der Sozialbindung zu halten: „Es ist lange bekannt, wie viele Wohnungen aus der Sozialbindung rausgehen“, sagte Walczuch Kopf schüttelnd, „es wird nicht genug gegen gehalten.“ Auch barrierefreier Wohnraum fehle in erheblichem Maße.

Das Hauptproblem von Mainz sei aber der fehlende Bauraum: „Es müsste viel mehr gebaut werden und die Kommune mehr Bauland zur Verfügung stellen“, betonte Walczuch. Doch Baugebiete gebe es in Mainz praktisch gar keine, obwohl Bauträger händeringend Grundstücke suchten. „Ich kenne einen Fonds, der würde gerne in Mainz 1.000 Wohnungen bauen, aber es findet sich kein Grundstück, man konnte sich da nicht einigen“, berichtete Walczuch.

Auf den weiten Feldern zwischen Hechtsheim und Bodenheim könnte ein neuer Stadtteil für Mainz entstehen, hatte die CDU vorgeschlagen. – Foto: gik

Besonders eine Klientel werde in der Landeshauptstadt stark vernachlässigt: „Es gibt auch Leute in Mainz, die gerne ein freistehendes Haus hätten“, sagte Walczuch, „die werden aber seit Jahrzehnten nicht bedient, das ist ein Trauerspiel.“ So zögen gerade junge Familien massenhaft ins Umland: „Nieder-Olm ist der Gewinner, dort gibt es jetzt diverse Neubaugebiete im Weinberg“, sagte Walczuch. Das gelte auch für Lörzweiler, dort habe es in zehn Jahren vier Neubaugebiete gegeben, alle seien in Windeseile ausverkauft gewesen.

Auch in Oppenheim und Nierstein stiegen die Immobilienpreise, in Ingelheim kletterten die Preise für Einfamilienhäuser gar um 10 bis 17 Prozent auf ein Niveau von 430.000 Euro für gute und bis zu 700.000 Euro für sehr gute Lagen. Sogar in Bingen kletterten die Preise um bis zu 16 Prozent auf 290.000 Euro, Orte vor den Toren von Mainz wie etwa Budenheim sind fast schon genau so teuer wie Mainz selbst. Der Effekt sei klar, sagte Walczuch: Weil es in Mainz schlicht nichts mehr gebe, werde ins Umland ausgewichen – und das reicht inzwischen bis nach Alzey.

Bei der Stadt Mainz verwies man just vergangene Woche erneut auf das neue Baugebiet auf dem Heilig-Kreuz-Areal: Hier sollen in den kommenden Jahren rund 2.000 Wohneinheiten für 3.500 bis 4.000 Menschen entstehen, davon 25 Prozent mit Sozialbindung, der Stadtrat gab vergangene Woche grünes Licht für das Projekt. Aus Sicht der Immobilienexperten reicht das aber keineswegs aus: „Das reicht nicht, die Preise zu bewegen, zumal die Umsetzung ja auch in vielen Bauabschnitten stattfindet“, sagte Walczuch auf Mainz&-Frage: „Es dauert ja auch einige Jahre, bis die auf dem Markt sind.“

Eine echte Entlastung könne es nur durch eine wirklich große Menge Bauland auf einen Schlag geben, glaubt Walczuch: „Ein neuer Stadtteil, etwa auf dem Layenhof, das wäre wunderbar“, sagte er: „Warum soll das, was 1969 auf dem Lerchenberg passiert ist, nicht noch mal funktionieren?“ Der Lerchenberg war der letzte Stadtteil, den die Stadt Mainz entwickelt hat, erst vor wenigen Wochen lehnte die Stadtspitze den Vorschlag der oppositionellen CDU, einen neuen Stadtteil für Mainz auf den Weg zu bringen, kategorisch ab – mehr zur CDU-Idee eines neuen Stadtteils Rheinhöhe lest Ihr hier bei Mainz&. Die SPD sprach gar von einer „Schnapsidee“ – die Immobilienexperten sahen das komplett anders: „Es braucht Fläche“, sagte Walczuch, „eine große Anzahl von Wohnungen, um die Preise nach unten zu bewegen.“

Info& auf Mainz&: Den IVD West findet Ihr hier im Internet, wir vermuten mal, dass man dort demnächst auch den kompletten Bericht einsehen kann – bislang liegt er uns leider nur als Druckerzeugnis vor, so dass wir ihn nicht verlinken können.

 

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