Zum Abschluss des Jubiläumsjahres 500 Jahre Reformation will die Evangelische Kirche in Mainz noch einmal so richtig feiern: Am Reformationstag, dem 31. Oktober, lädt die Kirche zur großen Luthertafel auf den Mainzer Gutenbergplatz. Von 11.30 bis 14.30 Uhr soll an Luthers großer Tafel geschmaust, getrunken und gelacht werden, es gibt Fleischwurst und Kürbissuppe für alle, dazu Luther-Bier und Wein. Posaunen werden aufspielen, Schauspieler Luthers berühmte Tischreden zum Besten geben und eine Thesentür zum Nachdenken einladen. Und auch der Luther-Motivwagen aus dem Rosenmontagszug wird noch einmal dabei sein – hier könnt Ihr Selfies mit dem Meister machen. Zum Ende des Reformationsjahres zieht die Evangelische Kirche zudem eine zufriedene Bilanz.
„Gemeinsam haben wir in diesem Jahr in der Landeshauptstadt gezeigt, dass die Reformation nicht ein einmalig historisches Ereignis vor 500 Jahren war, sondern auch heute noch unsere Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln bestimmt“, sagte der Mainzer Dekan Andreas Klodt am Donnerstag in Mainz. Die Reformation sei mehr als eine Kirchenreform gewesen: „Sie macht nicht an den Kirchentüren halt und steht gerade in Mainz auch für Freiheit, Toleranz und bürgerschaftliches Engagement“, betonte Klodt. Das Jubiläum habe hohe Aufmerksamkeit für die Reformationsgeschichte erzeugt und so dazu beigetragen, den Einfluss der Reformation für die Entwicklung hin zur heutigen modernen Gesellschaft besser zu verstehen.
Genau vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, schlug der Mönch Martin Luther seine berühmt gewordenen 95 Thesen für eine Kirchenreform an die Kirchentür in Wittenberg – und löste damit einen Revolution aus, an deren Ende die Spaltung der christlichen Kirche und die Gründung der evangelischen Kirche stand. Die hatte das Jubiläumsjahr in Mainz bewusst unter das Motiv „Raus auf die Plätze, ab unters Volk“ gestellt. Mit mehr als 150 Veranstaltungen wurde das Wirken Luthers und seine Folgen beleuchtet, es gab Ausstellungen, Konzerte, Diskussionen und Bibelwochen, ein Luther-Musical und einen Poetry Slam mit Luthertexten.
„Die Schriften und auch die Person Luther wurden kritisch hinterfragt, ihre Bedeutung für das Hier und Jetzt herausgestellt und mal satirisch, mal liebevoll in Szene gesetzt“, bilanziert das Dekanat. Zeitgleich war ein riesiger Bibeltruck zu Gast. Ein Höhepunkt sei die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Mainz gewesen, sagte Klodt, insbesondere die Tanzproduktion „SHIFT“ von tanzmainz in der Mainzer Christuskirche. 2.500 Besucher erlebten in fünf Vorstellungen die moderne Performance zur Reformation. „Die Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater hat neue Blickwinkel eröffnet“, sagte Klodt, deshalb wolle man sie unbedingt fortsetzen: Das Evangelische Stadtjugendpfarramt entwickle bereits eine gemeinsame Performance mit dem Jugendtheater zum Thema „Was wir glauben“.
Weiteres Highlight war der Luther-Motivwagen im Mainzer Rosenmontagszug: Am höchsten Feiertag von Mainz rollte die Evangelische Kirche mit einem Motivwagen zu dem Reformator samt „Weck, Worscht und Woi“ im Rosenmontagszug mit, das habe Aufmerksamkeit für das Reformationsjubiläum gebracht wie sonst kaum eine Aktion. „Die Fahrt mit dem Motivwagen, das war Kirche mitten unter den Menschen“, schwärmte Klodt. Den Luther-Wagen könnt Ihr nun am Reformationstag noch einmal bestaunen: Mister Reformation ist natürlich beim großen Höhepunkt des Jubiläumsjahres am 31. Oktober auf dem Gutenbergplatz mit dabei. Auf dem Motivwagen können Selfies mit Luther geschossen werden.
Überhaupt seien alle Veranstaltungen in Mainz gut besucht gewesen: „Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen kamen zusammen, es wurde diskutiert, interpretiert und es wurden neue Zugänge zu den Fragen und Anliegen der Reformation gefunden“, betonte Dekan Klodt. Das Finale am Reformationstag solle deshalb auch keineswegs ein Schlusspunkt sein: Der Schwung, den das Reformationsjubiläumsjahr mit sich gebracht habe, solle in die kommenden Jahre mitgenommen werden, betonte Klodt: „Kirche ist nie fertig, Kirche ist – wie das Leben – eine Baustelle: Sie ist nicht einfach, sie wird erst noch.“ Es gehe um die Haltung, fröhlich und zuversichtlich zu leben, „zur Ehre Gottes und zum Besten der Menschen“, betonte Klodt: „Das Beste kommt erst noch.“
Nun wird zum Abschluss noch einmal kräftig gefeiert: Die Mainzer sind eingeladen, am Reformationstag an Luthers großer Tafel in der Mainzer Innenstadt Platz zu nehmen. „Mit der Luthertafel möchten wir alle einladen, gemeinsam zu feiern“, sagte Klodt: „Martin Luther war kein Kostverächter, nicht beim Essen und auch nicht beim Trinken.“ Daher werde es Kürbissuppe und Fleischwurst kostenlos für alle Besucher geben, die Fleischwurst wurde eigens von der Mainzer Metzgerei Riechardt gespendet. Auch Luther-Bier und Katharina-von-Bora-Wein wird es geben, ebenfalls kostenlos.
„Die Stimmung zu Tisch im Hause Luther war gelöst, und so soll es auch nach guter Mainzer Art bei der Luthertafel zugehen“, sagte Klodt. Deshalb werden sich bei der Luthertafel Schauspieler unter die Gäste mischen und Luthers mitunter deftige und kontroverse, vor allem aber berühmte Tischreden zitieren – frei nach dem Motto: „Iss, was gar ist, sprich, was wahr ist.“ Für die Unterhaltung der kleinen Gäste sorgt ein Stationenparcours mit Tintenfasswurf sowie verschiedene Kreativangebote. Auch ein Abstecher zum Alten Dom St. Johannis werde sich lohnen, verraten die Kirchenleute: Dort gibt es während der Luthertafel Einblicke in die Baugeschichte und den Stand der spannenden Forschungen.
Um 15.00 Uhr wird dann zum Public Viewing in die Evangelische Altmünsterkirche in der Walpodenstraße geladen, dort wird dann nämlich der offizielle Festgottesdienst der Evangelischen Kirche Deutschlands zum Reformationsjubiläum aus der Wittenberger Schlosskirche live auf Leinwand übertragen. Die Predigt hält der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, die Musik kommt vom weltberühmten Leipziger Thomanerchor.
Um 18.00 Uhr findet dann in der Lutherkirche die Aufführung des Familien-Musicals „Mönsch Martin“ statt – mit Ablass-Blues und Thesen-Rap, Bibelübersetzer-Samba und gregorianischen Gesängen. Texte zeigen den Mönsch Martin als Mensch, und die Choreographie werde großen und kleinen Zuschauern in die Beine gehen, heißt es. „Zur Recreation des Gemueths“ bietet schließlich der Bachchor um 19.30 Uhr in der Christuskirche einen Abend mit großer Chormusik mit den Werken europäischer Komponisten.
Und wer sich jetzt fragt, wie er all das besuchen soll: Der 31. Oktober ist aus Anlass des 500. Jubiläums der Reformation in diesem Jahr einmalig ein bundesweiter Feiertag.
Info& auf Mainz&: Luthertafel zum Reformationsjubiläum am Dienstag, 31. Oktober 2017 auf dem Gutenbergplatz in Mainz mit Kürbissuppe, Fleischwurst, Luther-Bier, Wein und allerlei Aktionen. Uhrzeit: 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr, bei schlechtem Wetter findet die Luthertafel im Foyer des Mainzer Staatstheaters statt. Mehr zum Lutherjubiläum findet Ihr hier bei Mainz&, das Dekanat der Evangelischen Kirche in Mainz hier im Internet. s Musical „Mönsch Martin“ gibt es übrigens auch am Wochenende danach noch einmal zu sehen: Am Samstag, den 4. November 2017, in der Evangelischen Kirche Mainz-Finthen um 18.00 Uhr.