Die Landwirte in Rheinland-Pfalz klagen über massiv Schäden durch Krähen auf den Feldern, der Bauern- und Winzerverband kritisiert: Die Behörden ließen die Betriebe im Stich. Alle bisherigen Methoden wie Schussapparate oder Vogelscheuchen würden nicht genug bringen – der Verband fordert mehr Jagd und Abschuss der Vögel. Experten wissen. Krähen sind außerordentlich intelligente Tiere, die sich auf Abwehrmaßnahmen schnell einstellen. In der Schweiz setzen sie auf bemalte Gasballons, die eine Raubvogelangriff vortäuschen.
„Die Schäden durch Saat- und Rabenkrähen haben in den letzten Jahren stark zugenommen“, sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV), Eberhard Hartelt, am Montag in Mainz. Betroffen sei nicht nur der Ackerbau, sondern auch der Gemüse- und Obstbau, die Schäden singen oftmals in die Zehntausende. Die Politik lasse aber die Betriebe mit den Schäden allein, sie müssten „die Verluste durch die in Schwärmen auftretenden Krähen ohne jeglichen Schadensausgleich hinnehmen“, klagte Hartelt.
Tatsächlich mehren sich seit etwa einem Jahr Berichte aus der Landwirtschaft über Krähenschwärme, die ganze Felder regelrecht kahlfressen. Alle bisher umgesetzten Gegenmaßnahmen, wie eine Vergrämung durch Schussapparate, Vogelscheuchen und Vogelattrappen, „haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt“, klagte Hartelt nun. Wirksame Gegenmaßnahmen scheiterten zudem oftmals an fehlenden Genehmigungen der Behörden. Der Verband fordert nun: die jagdlichen Möglichkeiten müssten ausgeweitet werden.
„Bei den Rabenkrähen sind die Unteren Jagdbehörden daher aufgefordert, Genehmigungen für gezielte Abschüsse der Rabenkrähe auch außerhalb der eigentlichen Jagdzeit zu erlauben“, forderte der Bauernpräsident weiter. Noch effektiver wäre eine Aufhebung der sogenannten Schonzeit durch die Obere Jagdbehörde, also die Möglichkeit einer ganzjährigen Bejagung. Überhaupt fordert der Verbandspräsident die Aufnahme der Saatkrähe ins Jagdrecht.
Die Saatkrähe sei zwar aktuell noch durch europäisches und nationales Recht geschützt und dürfe grundsätzlich nicht bejagt werden. Trotzdem könne die Obere Naturschutzbehörde Genehmigungen zum Abschuss einzelner Tiere zur Abwendung ernster landwirtschaftlicher Schäden erteilen. „Davon wurde aber bisher nicht ausreichend Gebrauch gemacht“, kritisierte Hartelt. Die Politik verschließe vor dem Problem die Augen: Mehrmals habe er sich an das rheinland-pfälzische Umweltministerium als Oberste Jagdbehörde des Landes gewandt und um Unterstützung gebeten – ohne Erfolg.
Der Schutzstatus der Saatkrähe sei „mittlerweile sowieso überholt“, betonte der BWV-Präsidenten – die Population der Krähen habe sich in den vergangenen Jahren mehr als stabilisiert. Zeitgleich würden immer mehr Lebensräume der Tiere durch Versiegelung zerstört, und die Saatkrähen aus städtischen Gebieten vergrämt, weil sie auch dort große Probleme verursachten. „Die Schäden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sind parallel hierzu angestiegen“, mahnte Hartelt.
„Sollten die zuständigen Behörden die möglichen Ausnahmen im Hinblick auf die Bejagung der Krähen weiterhin so restriktiv handhaben und auch das Ministerium untätig bleiben, ist eine Entschädigung der betroffenen Betriebe unerlässlich“, forderte Hartelt. Es könne nicht tatenlos zugeschaut werden, wie die Krähen in einigen Regionen einen Großteil der Ernte zerstören.
Das Problem dabei auch: „Rabenvögel sind sehr intelligente und anpassungsfähige Tiere“, die sich rasch an neue Umstände anpassen können, weiß man beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz: Fernhalten könne man die Krähen von seinen Feldern nur, „wenn man schlauer ist als die Vögel.“ Das aber ist gar nicht so einfach: Den Experten zufolge passen sich Krähen schon nach wenigen Tagen an neue Abwehrmaßnahmen an, diese sollten deshalb „nur bei gefährdeten Feldern eingesetzt und alle drei bis vier Tage gewechselt werden“, raten die Experten in einem Ratgeber.
Die Forscher raten den Landwirten deshalb zur Nutzung von Vogelabwehrgeräten, bei denen Knallapparate einen Scheucheffekt erzeugen. Keinen oder nur geringen Erfolg hätten dagegen das Aufhängen von Vogelscheuchen oder Bändern, heißt es im Ratgeber weiter. Häufiges Umparken von Fahrzeugen, Maschinen und Geräten habe „einen gewissen Effekt“, das Aufhängen von CDs bei Sonnenschein, Flugdrachen, Habicht Augen Drehflügler und Vogelschreck Turbine nützten ebenfalls nur beschränkt für ein bis zwei Tage.
Als Alternative schlagen die Forscher zudem Gasballons zur Abschreckung vor, das empfehle auch die Vogelwarte Sempach: „Diese täuschen in 20 Metern Höhe einen Raubvogel vor“, heißt es im Ratgeber. Je grösser die Ballons seien, desto weniger würden benötigt, bewährt hätten sich alubeschichtete Ballone mit einem Durchmesser von 75 Zentimetern – pro Hektar genügten dann drei bis vier Ballons. Befestigt werden sie an dünnen Nylonfäden und gefüllt mit Helium – als Spiegel oder grimmig bemalt sollen sie die Krähen abschrecken.
Info& auf Mainz&: Das Merkblatt „Krähen abwehren im Biofeld“ könnt Ihr Euch hier im Internet als pdf herunterladen, mehr zu dem Thema findet man auch bei der Vogelwarte Sempach hier im Internet.