Die schockierende Nachricht kam am Freitagabend: Irmi Jungels, Kommunalpolitikerin aus Mainz-Kastel und 1. Vorsitzende des Cyperus Naturparks, ist tot. Die 68-Jährige starb am Freitag völlig überraschend auf dem Weg zu einer Familienfeier in Dänemark – auf einer Raststätte. Das bestätigte die Familie auf Mainz&-Anfrage. Jungels war seit 2014 Mitglied im Ortsbeirat Mainz-Kastel, als Grüne Teil der AUF-Fraktion und kämpfte gegen den geplanten Stadtteil Ostfeld. Ihr Herzensprojekt aber war der Cyperus Naturpark. Der Wiesbadener Grünen-Politiker Ronny Maritzen würdigt nun ihre Verdienste in einem Nachruf für Mainz&.

Irmi Jungels im Frühjahr 2016 im Cyperus Naturpark. - Foto: gik
Irmi Jungels im Frühjahr 2016 im Cyperus Naturpark. – Foto: gik

„Irmtraud Jungels, unsere Irmi, ist tot“, schrieb Maritzen auf Mainz&-Anfrage am Samstag: „Sie starb plötzlich und unerwartet am 28. April 2023 im Alter von 68 Jahren auf dem Weg zu einer Familienfeier in Dänemark. Während einer Rast auf der Autobahn.“ Jungels sei mit einer ihrer Töchter und deren beiden kleinen Kindern unterwegs zur Konfirmation einer weiteren Enkeltochter gewesen, doch dort kam sie nie an: Auf einer Autobahn Raststätte verstarb sie plötzlich, vollkommen unerwartet.

„Irmi war Vollblut-Mutter, Vollblut-Großmutter und Vollblut-Tochter“, schreibt Maritzen weiter: „Nichts war ihr zu viel, kein Weg zu weit, nichts zu anstrengend. Eigentlich hätte Irmi schon längst in Dänemark bei ihrer älteren Tochter sein wollen und sollen, die dort mit ihrer Familie lebt. Doch der über 90-jährige Vater war krank geworden. Seine Pflege hatte Vorrang. Natürlich.“

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Ortsbeiratsmitglied in Mainz-Kastel, Kämpferin gegen das Ostfeld

Tatsächlich war Helfen und Anpacken das Lebensmotto von Jungels, die alle nur „Irmi“ nannten. „Ich weiß, ich schreibe in vieler Namen: Irmi war auch eine Vollblut-Freundin.“, sagt Maritzen weiter: „Sie war die sprichwörtliche Helferin in der Not. Wenn man nachts um 3.00 Uhr ein Problem hatte, nur einen Anruf frei und die eigene Familie nicht erreichbar ist: Irmi kommt. Und hilft! „Irgendwie kriegen wir das hin, geht nicht gibt‘s nicht“ war ihr Lebensmotto.“

Irmi Jungels auf einem Wahlplakat der AUF, des Arbeitskreis Umwelt und Frieden, Jungels ist die zweite von Links. - Foto: AUF
Irmi Jungels auf einem Wahlplakat der AUF, des Arbeitskreis Umwelt und Frieden, Jungels ist die zweite von Links. – Foto: AUF

Jungels war engagierte Kommunalpolitikerin in ihrem Heimatort Mainz-Kastel, seit 2014 war die Grüne im Mitglied im Ortsbeirat. „Als Teil der AUF-Fraktion brachte sie oft genug die nötige Würze in die Diskussion und zwang ihre Kollegen dazu, Sachverhalte auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten“, schreibt Maritzen weiter: „Dabei war sie stets kompromissbereit und auf der Suche nach pragmatischen Lösungen.“ Doch Jungels war auch eine ausgesprochene Kämpferin, die sich intensiv gegen den neu geplanten Wiesbadener Stadtteil Ostfeld engagierte, der direkt neben dem Fort Biehler entstehen soll. Jungels wohnte in Fort Biehler.

Ihr Herzensprojekt aber war der Cyperus-Park, jener verwunschene Naturpark hinter dem Gewerbegebiet Petersweg, der seit 1924 in einem stillgelegten Steinbruch entstand. Ab den 1970er Jahren dümpelte der Naturpark lange vor sich hin, es war Irmi Jungels, die ihn ab Anfang der 2010er Jahre wieder wachküsste und zu einem Naturparadies mit Teichen, Wegen und zahllosen seltenen Pflanzen machte – eine Reportage darüber lest Ihr hier auf Mainz&.

Irmi Jungels mit Mitstreiter Claus Heinacker im Juni 2016 im Cyperus Naturpark. - Foto: gik
Irmi Jungels mit Mitstreiter Claus Heinacker im Juni 2016 im Cyperus Naturpark. – Foto: gik

„Wie ein versunkener Dornröschengarten wirkt dieses Kleinod am Rande von Kastel mit seinen kühlen Quellen, die eine üppige Vegetation ermöglichen“, schriebt auch Maritzen: „Hier konnte sie als Vereinsvorsitzende nach Herzenslust wirbeln: organisieren, motivieren, gestalten, Pläne schmieden, Menschen zusammenbringen. Und auch Politik machen.“

In ihrem Umfeld ist der Schock nun groß, dass „Irmi“ nun einfach nicht mehr da ist, erschüttert viele Freunde und Wegbegleiter. „Irmi war so viel mehr“, schriebt Maritzen: „Naturschützerin, Kommunalpolitikerin – Kämpferin. Und Freundin. Für viele. Sie wird fehlen. Sie fehlt jetzt schon. Man kann nicht einmal mehr mit ihr schimpfen über diesen überflüssigen und unpassenden Vorhang, der mitten im Stück gefallen ist. Und sie würde schimpfen! Ich höre sie. Irmi, mach’s gut! Danke. Du Vollblut-Mensch.“

Info& auf Mainz&: Auch wir bei Mainz& kannten Irmi Jungels als unglaublich liebenswerten und engagierten Menschen – Unser Herz ist heute schwer. Ruhe in Frieden, Irmi – die Quellen im Cyperus werden Dein Lied raunen, die Büsche und Bäume Deinen Namen in ihren Zweigen flüstern. Unsere Mainz&-Reportage über den Cyperus Naturpark aus dem Jahr 2016 lest Ihr hier bei Mainz&.

Edit& auf Mainz&: Wir hatten versehentlich den Cyperus gleich mal zum „Nationalpark“ befördert – verdient hätte er es 😉 aber natürlich ist der Caperus „nur“ ein Naturpark – wir haben die Stellen korrigiert.