Dass Rheinland-Pfalz das Land der Reben und in der Tat das größte Weinanbauland in Deutschland ist, ist sicher ein Stück rheinland-pfälzische Identität. Doch ein Slogan der neuen Werbekampagne „Rheinland-Pfalz GOLD“ führt nun zu Irritationen und Heiterkeit: Mit „Schoppen statt Shoppen“ wollte man für Rheinland-Pfalz werben, die Freien Wähler kommentieren das nun mit: „Setzen, sechs, Frau Ministerin!“ Denn Weinkonsum statt Einkaufs-Shoppen – das widerspreche nun wirklich allen Werbemaßnahmen für lebendige Innenstädte.
Mitte April hatte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) die neue Werbekampagne für den Standort Rheinland-Pfalz vorgestellt, Kosten: rund 14 Millionen Euro. Die neue Kampagne entwickele die im Jahr 2020 ins Leben gerufene Standortmarke „Rheinland-Pfalz Gold“ weiter und solle „den Wirtschafts- und Industriestandort Rheinland-Pfalz stärken“, betonte Schmitt – man wolle dafür werben, dass sich in Rheinland-Pfalz gut leben und arbeiten lasse.
Die Stärkung scheint man aber im Mainzer Wirtschafts- und Weinbauministerium vor allem beim holden Rebensaft zu sehen: „Schoppen statt Shoppen“ lautete nämlich einer der Slogans, die inzwischen bundesweit aufgehängt werden sollten – verbrieft ist zumindest ein Plakat in Berlin. Das wiederum sorget für Irritationen: Weingenuss anstatt von Einkaufskonsum – wie solle das denn die Wirtschaft speziell in den Städten stärken?
Freie Wähler: Innenstadt-Förderung geschwänzt?
„Setzen, sechs, Frau Ministerin Schmitt“, schimpfte nun der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Stephan Wefelscheid: „Wer mit dem Slogan ‚Schoppen statt shoppen‘ wirbt zeigt, dass er ganz offensichtlich die Expertenanhörung zum Thema Innenstadt-Förderung im Wirtschaftsausschuss geschwänzt hat.“ Mehrere Fachleute hätten dort explizit ausgeführt, dass gerade in der Verbindung von Gastronomie, Events und Einkaufen die Anziehungskraft und Zukunft der Innenstädte liegt.
„Wein und Einkaufen sind gerade im Weinland Rheinland-Pfalz kein Widerspruch, sondern identitätsbildend, gerade das macht unser Land ja aus“, unterstrich Wefelscheid. Ob Mainzer Marktfrühstück mit Weck, Worscht und Wein, oder die Blaue Stunde in Koblenz mit Wein, Sounds und Winzer Brotzeit – „solche Veranstaltungen zögen Menschen in die Städte zu ‚Schoppen und shoppen‘ – damit werden Innenstädte zu lebendigen Einkaufsorten.“
Der Slogan spielt mit dem rheinland-pfälzischen Wort „Schoppen“, das für Weingenuss steht – der „Schoppe“ wird 2024 auch Star des neuen Mainzer FastnachtsmottosStar des neuen Mainzer Fastnachtsmottos: In Mainz lädt man 2024 explizit zum Schoppen ein – zum Shoppen aber auch. Und gerade das Wirtschaftsministerium hatte in der Vergangenheit eigene Kampagnen zur Wieder-Belebung der Innenstädte gestartet, dass man nun ausgerechnet das „Shoppen“ durchfallen lässt, ist mindestens eratunlich.
Bei der Vorstellung der neuen Dachmarke „Rheinland-Pfalz GOLD“ hatte es 2020 geheißen, man nehme Bezug auf die alte Saga vom Rheingold, auf das flüssige Gold, das an den Weinreben wachse und die vielen „goldenen Möglichkeiten“ des Landes zum Wirtschaften und zum Leben. „Alles so schön golden hier“, heißt es bis heute auf der Homepage – bei den Freien Wählern findet man das wenig überzeugend.
„Dachmarke ist nichtssagende Pleite“
Das sei doch völlig nichtssagend und weit weg von der Realität, kritisierte Wefelscheid: „Wer weiß denn, was „Rheinland-Pfalz GOLD“ ist? Wer tippt ,Gold‘ im Zusammenhang mit Rheinland-Pfalz in seine Internet-Suchmaske ein? Touristen, die wir nach RLP holen möchten? Sicherlich nicht“, schimpfte Wefelscheid bereits im Januar und im März in zwei Landtagsdebatten zum Thema Tourismus im Landtags Rheinland-Pfalz.
Die Dachmarke sei „eine Pleite und eine missverständliche Kampagne“ und zeige, „wie weit entfernt die Kreativen der Agenturen, aber auch das FDP geführte Ministerium vom Produkt ‚Rheinland-Pfalz‘ sind.“ Wie schon bei anderen „Marken“ verpenne das FDP-Ministerium den Trend: „‚Rolph‘ holpert unbekannt als ÖPNV-Marke durch das Land, ‚Gold‘ glänzt nicht“, kritisierte Wefelscheid – „obwohl die Menschen im Land jeden Tag alles dafür geben.“
Wie der SWR am Freitagabend berichtete, soll der Slogan nun geändert werden – in „Schoppen UND Shoppen“. Die Änderung werde keine neuen Kosten verursachen, betonte das Wirtschaftsministerium zudem. Das Plakatmotiv verschwand am Freitagnachmittag von der Internetseite der Kampagne – im Internet ist es aber weiter zu finden.
Info& auf Mainz&: Mehr zu der Kampagne „Rheinland-Pfalz GOLD“ findet Ihr hier im Internet.