Der Jahreswechsel im Coronajahr wird definitiv anders als sonst: Statt Feuerwerk und krachenden Böllern wird es ein ungewohnt ruhiges Silvester werden – selbst der Sekt mit den Nachbarn auf der Straße ist verboten. Die Corona-Pandemie hält die Republik weiter streng im Griff, die Politik hat Menschenansammlungen und Parties verboten, um keine weiteren Corona-Hotspots zu ermöglichen. Und im Gegensatz zu Weihnachten gelten nun auch an Silvester strenge Regeln – im Kreis Groß-Gerau ist mittlerweile die Ausgangssperre allerdings aufgehoben. Die Polizei kündigte unterdessen an, verstärkt die Einhaltung der Vorgaben zur Corona-Bekämpfung zu kontrollieren.
Mit viel Krach, Rauch und Lichtern das alte Jahr verscheuchen – selten hat es so viele gute Gründe dafür gegeben wie im Jahr 2020. Doch genau das ist in diesem Jahr nicht erlaubt: keine Parties, keine Essen in großer Runde, keine Menschenansammlungen zum Böllern auf der Straße – angesichts der exorbitant hohen Corona-Infektionen vor den Feiertagen hat die Politik strenge Regeln erlassen. Die große Angst: Menschenansammlungen könnten für neue Corona-Hotspots sorgen, zumal inzwischen die hochansteckende Corona-Variante aus Großbritannien auch in Deutschland angekommen ist: Die neue Virus-Mutation wurde inzwischen unter anderem in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.
Angesichts dessen gelten für die Silvesternacht strenge Regeln: In Rheinland-Pfalz dürfen sich maximal fünf Personen aus zwei Haushalten zum Feiern treffen, Kinder unter 14 Jahren sind dabei nicht mitgerechnet. Aber auch das traditionelle Anstoßen mit den Nachbarn um Mitternacht auf der Straße muss in diesem Jahr entfallen: im ganzen Bundesland gilt ein Verbot von Alkoholverkauf, aber auch von Alkoholverzehr in der Öffentlichkeit – wer dagegen verstößt, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Überhaupt kündigte die rheinland-pfälzische Polizei am Dienstag erweiterte Kontrollen in der Silvesternacht an: „Die Polizeipräsidien werden in enger Abstimmung mit den zuständigen Ordnungsbehörden durch eine verstärkte Präsenz ein frühzeitiges Eingreifen und konsequentes Verfolgen erheblicher Störungen und Straftaten sicherstellen“, kündigte Innenminister Roger Lewentz (SPD) an. Die Dienstgruppen in den Polizeipräsidien seien aufgestockt worden, dazu sollen rund 150 Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei sowie Polizeihunde die Beamten auf der Straße unterstützen.
Der Grund für all das: Erstmals gilt landesweit ein generelles Verbot, Feuerwerk oder Böller auf öffentlichen Straßen und Plätzen abzubrennen. Zuvor hatte die Politik bereits ein bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerksartikel erlassen, dennoch droht die Gefahr, dass sich Menschen in Nachbarländern mit Böllern und Feuerwerk eingedeckt haben – in Frankreich oder etwa Polen gab es weiter solche Artikel zu kaufen. Die Politik appelliert aber dringend an ihre Bürger, von einem Abbrennen jeglichen Feuerwerks abzusehen – jedes Jahr gibt es an Silvester zahlreiche Verletzungen durch Feuerwerkskörper, die nun zusätzlich zur Corona-Pandemie Krankenhäuser und Rettungsdienste belasten würden – genau das will die Politik vermeiden. Deshalb werde auch dringend davon abgeraten, Feuerwerkskörper und Böller im privaten Raum wie Garten, Einfahrt oder Hof zu zünden.
Damit ist zwar die Wunderkerze auf der Terrasse und der Jahreswechsel-Sekt im Garten erlaubt, doch eben auch nur das. In Hessen ist die Regel leider nicht so eindeutig: Das Land Hessen verbot lediglich „das Abbrennen von Feuerwerkskörpern an publikumsträchtigen öffentlichen Orten“ – damit gelten nun von Ort zu Ort zum Teil sehr unterschiedliche Regelungen. So darf in Wiesbaden etwa kein Feuerwerk an öffentlichen Orten wie dem Bowling Green, den Plätzen der Innenstadt oder dem Rheinufer von Biebrich bis Kastel abgebrannt werden – im Rest der Stadt aber schon. Eine gute Übersicht über die Regeln in Hessen in Sachen Böllerverbot haben die Kollegen von der Hessenschau zusammengetragen.
Der Kreis Groß-Gerau hingegen hat ein generelles Feuerwerksverbot im gesamten öffentlichen Raum erlassen, die gute Nachricht in dem Landkreis, zu dem auch viele Orten gleich vor den Toren von Mainz wie Bischofsheim oder Ginsheim-Gustavsburg gehören: Der Landkreis hob inzwischen die seit dem 11. Dezember geltende nächtliche Ausgangssperre wieder auf. Die Fallzahlen im Kreis Groß-Gerau sind mittlerweile stark zurückgegangen, die Sieben-Tages-Inzidenz liegt derzeit „nur“ noch bei 120 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und damit deutlich unter der 200er-Schwelle, ab der Ausgangssperren in Hessen verhängt werden müssen.
Eine Entwarnung bedeutet das aber nur bedingt: Über die Weihnachtsfeiertage werden den Gesundheitsämtern deutlich weniger Neuinfektionen gemeldet als sonst, weil weniger Tests durchgeführt werden – und auch, weil auch viele Gesundheitsämter Weihnachtsferien machten. Die derzeitigen Corona-Infektionszahlen sind also nur sehr eingeschränkt aussagekräftig. Die Stadt Mainz lag am Dienstag bei einer Sieben-Tages-Inzidenz von 127, der Landkreis Mainz-Bingen bei 110 und die Stadt Wiesbaden nur noch bei bei 91,2 – erst im neuen Jahr wird sich aber zeigen, wie realistisch diese Zahlen wirklich sind.
Die Mainzer Polizei kündigte an, in der Silvesternacht verstärkt Präsenz zu zeigen und vor allem die öffentlichen Plätze zu kontrollieren, an denen in den Vorjahren traditionell an Silvester mit großen Menschenmengen gefeiert wurde. Bei Verstößen werde man konsequent einschreiten und diese unterbinden. Die Landesregierung hatte zudem schon vor Weihnachten dazu aufgefordert, generell auf nicht notwendige private Reisen und Besuche, auch von Verwandten, zu verzichten. Innenminister Lewentz appellierte, die Zeiten seien „leider nicht für ausgelassenes Feiern.“ Mit der gebotenen Zurückhaltung könne „jeder mit dazu beitragen, dass 2021 die Pandemie zurückgedrängt wird und dann auch wieder mehr gefeiert werden darf.“
Info& auf Mainz&: Alle aktuell geltenden Regeln der Corona-Verordnung in Rheinland-Pfalz findet Ihr hier im Internet, eine gute Übersicht für Hessen findet Ihr hier bei den Kollegen von der Hessenschau.