Die Sonne brennt, Mainz erlebt gerade eine Hitzewelle mit Temperaturen von 35 Grad, da suchen viele nach Abkühlung am Rhein oder wenigstens nach einem schattigen Strandplätzchen. Der Mombacher Rheinstrand scheint sich da geradezu anzubieten: Wunderschöne Sandstrände, lauschige Buchten und Schattenplätze locken derzeit Scharen von Besuchern an das Rheinufer hinter dem Mainzer Stadtteil Mombach, von vielen liebevoll „Mombeach“ genannt. Aber nix da: Grillen oder gar Zelten, ja sogar das Lagern ist hier streng verboten, denn der Strand ist ein Naturschutzgebiet. Das Mainzer Ordnungsamt ließ nun am Donnerstag gleich zweimal den Mombacher Rheinstrand räumen.

Idylle am Mombacher Rheinstrand - das Problem: Lagern und Picknicken ist hier verboten, doch der Strand wird überrannt. - Foto: gik
Idylle am Mombacher Rheinstrand – das Problem: Lagern und Picknicken ist hier verboten, doch der Strand wird überrannt. – Foto: gik

Das Thema ist alles andere als neu: Schon 2015 machte die Stadt Mainz mit einer groß angelegten Aktion auf die Probleme im Mombacher Unterfeld aufmerksam. Zu viele Menschen, zu viele Autos und vor allem viel zu viel Müll sorgten schon damals für Ärger und den dringenden Appell der Stadt, das Gebiet entlang des Mombacher Rheinufers eben nicht als normalen Rheinstrand zu behandeln.

Das Mombacher Unterfeld ist nämlich ein Auengebiet, in dem viele Vögel und seltene Pflanzen ihre Heimat haben. Im flachen Ufergewässer des Rheins laichen Fische, wachsen seltene Arten und findet der Storch seine Nahrung, informierte Jan Jahns, Leiter des Umweltamtes der Stadt Mainz im Juli 2015 – den ganzen Text dazu könnt Ihr hier nachlesen. Deshalb ist das Mombacher Rheinufer mit seiner Weichholz- und Hartholzaue ein Naturschutzgebiet, etwa zwei Kilometer lang, vom Baumarkt am Mombacher Kreisel bis zum Kreutzerhof, dem alten Bauernhof am Rheinufer Richtung Heidenfahrt.

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Schon 2015 klagte die Stadt Mainz über Müllberge am Mombacher Rheinstrand, 2020 ist das noch schlimmer geworden. - Foto: gik
Schon 2015 klagte die Stadt Mainz über Müllberge am Mombacher Rheinstrand, 2020 ist das noch schlimmer geworden. – Foto: gik

In dem Naturschutzgebiet aber ist das meiste, was Erholungssuchende sonst an einem Strand suchen, jedoch verboten: Grillen und Picknicken ist hier nicht erlaubt, Feuer machen schon gar nicht, selbst das „Lagern“ ist untersagt – das Problem dabei: Niemand weiß so genau, wo „Lagern“ anfängt und einfaches „Hinsetzen“ aufhört. Laut Stadt Mainz darf man sich zwar in dem Naturschutzgebiet hinsetzen – auf einer Decke am Strand liegen, darf man hingegen nicht. Streng genommen dürfen die Besucher nicht einmal die Wege verlassen.

Die Stadt Mainz stellte schon 2015 Hinweisschilder mit den Regeln auf, viel nützte das nichts: jedes Jahr wieder klagte die Stadt über Probleme mit Besuchern des Rheinstrandes. Vor allem hinterlassene Müllberge sorgten immer wieder für Ärger, dazu aber auch Besucher, die mit ihren Autos die Feldwege zum Strand zuparkten – in das Gebiet darf man nicht einmal hineinfahren. Im Corona-Sommer 2020 eskaliert das Problem nun: Weil viele Schwimmbäder Besucherbeschränkungen haben und zudem auch derzeit stolze Eintrittspreise nehmen, suchen viele Mainzer nach Abkühlung entlang des Rheins – und stürmen die Mombacher Strände.

Zugeparkte Feldwege am Deich des Mombacher Rheinufers - mit dem Auto hier hineinfahren ist verboten. - Foto: Stadt Mainz
Zugeparkte Feldwege am Deich des Mombacher Rheinufers – mit dem Auto hier hineinfahren ist verboten. – Foto: Stadt Mainz

Die Stadt Mainz verwies am Donnerstag bereits am frühen Nachmittag 86 Personen des Platzes, die Personen hätten schon zwischen 13.,00 Uhr und 15.00 Uhr gelagert, gegrillt und teils Zelte aufgebaut, teilte die Stadt am Freitag mit. Alle Personen seien belehrt und nachdrücklich aufgefordert worden, das Gebiet zu verlassen – alle Personen seien der Aufforderung auch nachgekommen. Im gleichen Zeitraum wurden zunächst acht Fahrzeuge, die ohne Berechtigung in das Gebiet eingefahren waren und geparkt hatten, kostenpflichtig verwarnt.

Die Aktion nützte jedoch nicht besonders viel: Bereits kurze Zeit später, trafen die Kontrolleure des Mainzer Ordnungsamtes zwischen 16.30 und 18.00 Uhr erneut rund 200 Personen am Mombacher Rheinstrand an, erneut wurde allen Personen ein Platzverweis erteilt. „Das Ordnungsamt der Stadt Mainz wird die Kontrollen an dieser sensiblen Stelle in nächster Zeit in regelmäßigen Abständen fortführen und konsequent Platzverweise erteilen“, betonte der Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes, Ulrich Helleberg. Grünamt und Ordnungsamt appellieren eindringlich an die Bürger, sich an die Regeln zu halten.

Piktogrammtafel am Mombacher Rheinufer. - Grafik: Stadt Mainz
Piktogrammtafel am Mombacher Rheinufer. – Grafik: Stadt Mainz

Die Stadt weist noch einmal nachdrücklich darauf hin, was in dem Naturschutzgebiet Mombacher Rheinstrand erlaubt und was dort verboten ist:

Erlaubt ist

  • auf den Wegen spazieren gehen
  • Tiere beobachten
  • sich über seltene Pflanzen freuen

Verboten ist

  • Wege zu verlassen
  • Hunde unangeleint laufen zu lassen
  • Zelten oder Lagern
  • Feuer anzünden oder Grillen
  • Lärmen
  • Abfall hinterlassen.
  • Autos und Motorräder müssen draußen bleiben!

Übrigens ist auch ein Bad im Rhein hier alles andere als empfehlenswert: Direkt oberhalb Anfang des Gebietes leitet die Mainzer Kläranlage ihre Abwässer in den Rhein.

Info& auf Mainz&: Alle Regeln zum Naturschutzgebiet Mombacher Rheinufer könnt Ihr hier bei der Stadt Mainz nachlesen, unseren Bericht von 2015 findet Ihr hier bei Mainz&. Alternativen zu Rheinstränden in Mainz und näherer Umgebung haben wir hier für Euch aufgeschrieben – viele sind es nicht. Wie die Stadt Mainz seit Jahren Ideen unrealisiert liegen lässt, und warum das jetzt ein Problem ist, lest Ihr hier in unserem Mainz-Kommentar: Baden verboten! Die R(h)ein-Frage unendlich ungelöst.

ACHTUNG: Vor dem Baden und Schwimmen im Rhein wird nachdrücklich gewarnt – dieses Jahr gab es bereits viele Unfälle mit ertrunkenen Personen im Rhein. Der Rhein ist alles andere harmlos, er verfügt über Untiefen, Strudel und eine starke Strömung, die selbst geübte Schwimmer mitreißt.

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