Ein schweres Gewitter ist am frühen Freitagabend über Mainz mit Blitz und Hagel hinweggezogen – über Mainz-Ebersheim wurde es zur „Superzelle“: 30 Häuser wurden teils schwer beschädigt, das Unwetter riss Dächer von Scheunen und deckte Häuser teilweise ab. „Wir haben hier in Ebersheim ein Bild der Verwüstung“, sagte am späten Abend ein Sprecher der Mainzer Feuerwehr gegenüber Mainz&. Als Ursache vermute man eine „Fallböe“, Wetterdienste sprachen von einer gefährlichen „Superzelle“.

Umgestürzter Baum im September 2018 bei einem Unwetter in Mainz-Ebersheim. - Foto: Heiner Rozowksi
Umgestürzter Baum im September 2018 bei einem Unwetter in Mainz-Ebersheim. – Foto: Heiner Rozowksi

Erstmals seit Wochen war der Freitag in Mainz wieder eine Art Frühlingstag mit Temperaturen von um die 15 Grad gewesen, doch das schlug am frühen Abend schlagartig um: Tiefschwarze Wolken zogen von Westen heran, gegen kurz vor sieben Uhr am Abend entlud sich auf einmal ein heftiges Gewitter über dem Stadtgebiet von Mainz. Im Süden der Stadt brachte das auch Hagel mit Körner zwischen zwei und drei Zentimetern – doch viel schlimmer traf es den südlichen Mainzer Vorort Ebersheim.

„Um 18.45 Uhr wurden wir zuerst zu einem umgerissenen Baum gerufen, der auf ein Haus gestürzt sei“, berichtete Michael Ehresmann von der Mainzer Feuerwehr am späten Abend gegenüber Mainz&. Während die ersten Einsatzkräfte ausrückten, seien dann in der Leitstelle massenhaft Notrufe eingegangen: Anrufer berichteten von Dächern, bei denen Dachpfannen und Abdeckungen weggeflogen, dicke Bäume wurden entwurzelt, Autos beschädigt.

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30 Häuser beschädigt, Dächer abgedeckt, Gartenhaus fliegt in Dach

Auch Sturmtief "Fabienne" beschädigte schon im September 2018 mehrere Dächer in Mainz-Ebersheim. - Foto: Arno Leber
Auch Sturmtief „Fabienne“ beschädigte schon im September 2018 mehrere Dächer in Mainz-Ebersheim. – Foto: Arno Leber

Binnen kürzester Zeit sei es dann richtig losgegangen, berichtete Ehresmann: „Es sind teilweise ganze Dächer von Scheunen weggeflogen, auch von Häusern wurden Dächer teilweise abgedeckt.“ 30 beschädigte Häuser habe die Feuerwehr bisher gezählt, berichtete der Feuerwehrmann gegen Mitternacht: „Wir haben in Ebersheim ein Bild der Verwüstung.“ In einem Fall sei sogar ein ganzes Gartenhaus weggeflogen, und im Dach eines anderen Hauses eingeschlagen. „Es hat dort massive Schäden angerichtet“, berichtete Ehresmann.

Menschen kamen offenbar wie durch ein Wunder nicht zu Schaden: „Uns ist niemand bekannt, der verletzt wurde“, sagte Ehresmann. Das Unwetter sei „enorm“ gewesen, „wir vermuten eine Fallböe, können es aber noch nicht mit Sicherheit sagen“, betonte der Sprecher. Ein Tornado sei das Wetterereignis aber nicht gewesen, ein Fallböe gehe aber auch mit massivsten Windgeschwindigkeiten einher.

Gefährliche Superzelle über Mainz-Ebersheim

Auf Twitter sprach der Wetterdienst Kachelmannwettr von einer gefährlichen „Superzelle“, Stormtracker warnten vor drohenden Sturmwirbeln. „Superzellen sind in ihrer mächtigsten Ausprägung die räumlich und zeitlich größten und gefährlichsten Gewittergebilde“, heißt es beim Deutschen Wetterdienst im Glossar: Charakteristisch sei „eine hochreichende Windscherung und ein starker, unverzweigter, im Wolkeninneren zyklonal rotierender Aufwindstrom (Updraft).“

Bericht eines Twitter-Users über die Superzelle bei Mainz. - Screenshot: gik
Bericht eines Twitter-Users über die Superzelle bei Mainz. – Screenshot: gik

Bei Kachelmannwettr heißt es zudem, diese Gewitter mit einer kilometerweiten Ausdehnung hinterließen oft große Schäden durch Überschwemmungen und Großhagel sowie durch enorm starke Windböen: „Außerdem treten Sturmschäden durch Gewitterfallböen („Downburst“) auf“, so das Glossar: Solche Böen entstehen, wenn mit dem fallenden Regen und Hagel Luft im Gewitter hinabstürzt und sich am Boden vor allem in Zugrichtung des Gewitters ausbreitet. In einem solchen Downburst können im Extremfall Windgeschwindigkeiten bis weit über 200 km/h auftreten. Auf den ersten Blick kann es danach schon mal aussehen, als ob ein Tornado durchgezogen wäre.“

Es ist nicht das erste Mal, das gerade der Süden von Mainz von schweren Unwettern heimgesucht wird: Im September 2018 wütete etwa Sturmtief „Fabienne“ in Mainz-Ebersheim und Teilen Rheinhessens – und deckte auch damals schon Hausdächer ab. Dieses Mal waren die Auswirkungen noch weitaus schlimmer. 90 bis 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, Rettungsdiensten und Polizei waren im Einsatz. Aktuelle seien immer noch 50 Kräfte im Einsatz, hauptsächlich zur Absicherung von Dächern, sagte Ehresmann um Mitternacht.

Info& auf Mainz&: Aktuelle Fotos zu der Superzelle in Mainz-Ebersheim liegen uns leider nicht vor. Wenn Ihr welche habt, und uns zur Verfügung stellen wollt, schickt sie gerne an info(at)mainzund.de !