Die Hilfe für Obdachlose und Menschen mit sehr geringem Einkommen in Mainz und Umgebung läuft immer besser an: Die Food Fighters starteten am Donnerstag eine  Essensausgabe in der Alten Markthalle in Ingelheim, die Mainzer Tafel wird Mitte April erstmals wieder öffnen und dabei Warengutscheine ausgeben. Der Verein Wohnsitzlos in Mainz hat derweil eine Aktion gestartet, die lokalen Gastronomen genauso hilft wie Obdachlosen: TakeCare-Gutscheine verhelfen dem Obdachlosen zu einer warmen Mahlzeit in einem Imbiss seiner Wahl – und dem Restaurant zu Einnahmen während des Shutdowns.

Essenspakete für Obdachlose in Coronazeiten. - Foto: Verein für Wohnsitzlose
Essenspakete für Obdachlose in Coronazeiten. – Foto: Verein für Wohnsitzlose

Die Coronakrise trifft all jene besonders hart, die besonders wenig haben: Obdachlose können schwerlich „Zuhause“ bleiben, gleichzeitig haben Essensausgaben und Tafeln zu Beginn der Krise quasi über Nacht geschlossen – Spenden oder Betteln aber fallen ebenfalls weg, weil sehr viel weniger Menschen auf den Straßen unterwegs sind. Die Tafeln werden vielfach von älteren Ehrenamtlichen Betreut, genau sie aber gehören zur Hochrisikogruppe, die vom Coronavirus besonders bedroht ist. In manchen Städten wurden die Essenausgeber durch junge Ehrenamtliche ersetzt, die weniger gefährdet sind – in Mainz scheint das nicht geklappt zu haben.

Inzwischen aber haben eine ganze Reihe von Initiativen neue Wege gefunden, Obdachlosen zu helfen. Im Mainzer Inndependence Hotel, einem Integrationsbetrieb, wurden Zimmer für Obdachlose zur Verfügung gestellt, die Stadt Mainz ließ die Wintercontainer stehen und für zusätzliche drei Monate offen. Und gerade kündigte die Mainzer Tafel an, an vier Tagen im April wieder zu öffnen und statt Lebensmitteln Warengutscheine auszugeben. Mit den Gutscheinen kann dann in verschiedenen Lebensmittelmärkten eingekauft werden, berechtigt sind Kunden, die einen Tafel-Ausweis haben – die Details dazu stehen hier im Internet.

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Essensverteilung des Vereins für Wohnsitzlose vor der Coronapandemie. - Foto: Verein für Wohnsitzlose
Essensverteilung des Vereins für Wohnsitzlose vor der Coronapandemie. – Foto: Verein für Wohnsitzlose

Auf das Instrument der Gutscheine setzt auch eine andere Mainzer Initiative mit einer innovativen Idee: Der Mainzer Verein Wohnsitzlos in Mainz hat am 1. April die Aktion der „TakeCare-Gutscheine“ gestartet. „Der Name ist eine Verbindung von ‚Take-away‘ fürs Mitnehmen und ‚Care-Paketen‘, denn es geht ja darum, denjenigen, die nichts haben, in diesen schweren Zeiten etwas in die Hand zu geben“, erklärt Theresa Lotichius, Initiatorin der Aktion und zweite Vorsitzende des Vereins Wohnsitzlos in Mainz. Das Projekt versorge Wohnsitzlose mit einer warmen Mahlzeit und nütze gleichzeitig lokalen Restaurants, die sich durch Essen zum Mitnehmen wenigstens ein wenig Einkommen zu verschaffen suchen.

Dafür kauft der Verein Mithilfe von Spendengeldern bei den lokalen Partnern wie Pizzeria, Asia-Imbiss oder Dönerladen Gutscheine für eine warme Mahlzeit zum Mitnehmen. „Durch die Menge an Gutscheinen und die garantierte Abnahmemenge können die Gastro-Betriebe die Gutscheine etwas günstiger anbieten“, sagt Lotichius. Die TakeCare-Gutscheine werden vom Verein „Wohnsitzlos in Mainz“ bei der Ausgabe der Lunchpakete im Tagesaufenthalt der „Mission Leben“ in der Wallstraße mit ausgegeben.

Aktion TakeCare-Gutscheine für ein warmes Essen für Obdachlose. - Foto: Verein für Wohnsitzlose
Aktion TakeCare-Gutscheine für ein warmes Essen für Obdachlose. – Foto: Verein für Wohnsitzlose

„Für viele Menschen ohne festen Wohnsitz ist neben der warmen Mahlzeit auch die Option, selbstbestimmt zwischen zwei oder drei verschiedenen Gerichten auszuwählen, ein essentieller Bestandteil der Lebensqualität“, sagt Nathalie Böhm von „Wohnsitzlos in Mainz“. Die Hilfsbereitschaft für die lokale Gastronomie, aber auch für die Wohnsitzlosen sei derzeit „enorm hoch – wir wollen beides zusammenbringen und einen Mehrwert für beide Seiten schaffen.“ Der Verein hält zudem seinen Betrieb im Tagesaufenthalt aufrecht, ein wichtiger Anlaufpunkt für viele Obdachlose – Mainz& hat hier im Sommer 2019 auch die Initiative „Hundetraum“ getroffen, bei der ehemalige Langzeitarbeitslose einen Job als Gassigeher gefunden haben.

Und auch im Raum Mainz-Bingen bewegt sich viel: Am Donnerstag startete „Food Fighter“ Michael Schieferstein mit vielen Helfern eine Essensausgabe in der Markthalle Ingelheim. Schieferstein kämpft sonst gegen Lebensmittelverschwendung und Wegwerf-Wahn, Ende März startete er einen Aufruf an Gastronome und Lebensmittelmärkte. Binnen weniger Tage stellte Schieferstein so eine Lebensmittelausgabe für Bedürftige auf die Beine, die Stadt Ingelheim stellte die Alte Markthalle zur Verfügung.

Doch daran gibt es auch Kritik: Hier sei eine unnötige Konkurrenzsituation zu dem sehr aktiven und gemeinnützigen Ingelheimer Verein „Lebensmittelpunkt“ entstanden, kommentierten Kritiker in den sozialen Netzwerken. Der Lebensmittelpunkt sprang eigenen Angaben auf seiner Facebookseite zufolge Mitte März in die Bresche, als das Caritas Zentrum Ingelheim plötzlich Café und Brotkorbausgabe einstellte. Seither verteilt der Lebensmittelpunkt täglich an verschiedenen Stellen in Ingelheim Lebensmittel, die zuvor in Märkten vor dem Wegwerfen gerettet werden – mehr dazu lest ihr hier bei Facebook.

Info& auf Mainz&: Die Informationen zu Warengutscheinausgaben bei der Mainzer Tafel findet Ihr hier im Internet, die Aktion des Food Fighters Michael Schieferstein könnt Ihr hier auf seiner Facebookseite nachverfolgen. Die Aktion der TakeCare-Gutscheine und die Aktivitäten des Vereins „Wohnsitzlos in Mainz“ findet Ihr hier im Internet, dort gibt es auch Informationen, wie Ihr Obdachlosen mit Spenden helfen könnt. Mehr zur Situation in Obdachlosen in der Coronakrise haben wir hier auf Mainz& berichtet. Alle Informationen, Meldungen und Hintergründe zur Coronavirus Epidemie findet Ihr auf unserer Sonderseite „Alles zum Coronavirus“ genau hier bei Mainz&.

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