Am heutigen Samstag geht es endlich los: Die Wahl der Deutschen Weinkönigin beginnt in der Mainzer Rheingoldhalle! Am Nachmittag stellen sich beim Vorentscheid die 13 Kandidatinnen der Jury und dem Publikum – es geht um Weinfachwissen, Auftreten, Persönlichkeit. Nur sechs können ins Finale am 30. September einziehen, dann entscheidet sich, wer 68. Deutsche Weinkönigin wird. Während es in der Rheingoldhalle ans Eingemachte geht, könnt Ihr vor der Tür eine ganz besondere Reise in die Welt des deutschen Weins erleben: Das Weinsensorium ist eine Erlebniswelt der modernen Art – spielerisch, vergnüglich und fundiert geht es hier um Weinwissen und Weingenuss.
„Einsteigen, bitte, nehmen Sie Platz!“, fordert uns der nette Steward an der Tür auf, und wir sinken in die Flugzeugsitze und fühlen uns gleich ein wenig wie im Urlaub. „Wir fliegen heute nicht nach New York, sondern in die 13 deutschen Weinanbaugebiete“, eröffnet unser Reiseguide – und serviert uns Weißwein und Rosé. Die müssen wir allerdings blind verkosten und erraten, welcher Wein was ist – das birgt einiges an Überraschungen… Ist das jetzt Rosé im Glas oder gar Rotwein? Selbst für uns Experten ist das gar nicht einfach zu erraten.
Und schon sind wir mitten drin in der wunderbaren Welt des Weins – und ganz weit weg vom Alltag vor der Tür. Mitten in der Stadt, auf dem Jockel-Fuchs-Platz, steht das Weinsensorium des Deutschen Weininstituts (DWI), auf 400 Quadratmetern gibt es hier für jeden eine ganz persönliche Entdeckungsreise. Und das ist wörtlich zu nehmen: Beim Weinsensorium schaut man selbst hinter Türen und öffnet Schleusen, probiert, riecht, fasst an. So beginnt eine vergnügliche Reise durch Elemente, Weingläser und Weingerüche.
Da trommelt hinter einer Tür im Raum der Elemente Regen, ein Kühlschrank birgt Kälte, und Wärmeleuchten bringen die Kraft der Sonne dem Besucher auf die Haut. Der Einfluss der Elemente im Weinberg, hier wird er spürbar gemacht. Daneben warten drei Vitrinen mit Gesteinen: Muschelkalk, Schiefer und Vulkangestein. Eine Sprühflasche mit Wasser steht bereit, „erst sprühen, dann riechen“, steht daneben – und tatsächlich: Mit Wasser benetzt, entfalten die Gesteinsbrocken einen ganz charakteristischen Geruch, der sich tatsächlich im Wein wiederfinden lässt.
„Wir wollen irritieren, aber auch inspirieren“, sagt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Ziel sei, das Thema Wein einfach mal in einem interaktiven, spielerischen Umfeld zu präsentieren. Wein sei ein spannendes und gefragtes Thema, doch die Leute „wollen ja nicht belehrt werden, sondern unterhalten“, sagt Reule.
Seine Premiere hatte das Weinsensorium 2008 in Berlin, konzipiert wurde es für Menschen außerhalb der Weinanbaugebiete. „Die sind oft ganz weit weg von deutschem Wein“, sagt Reule, „also haben wir gesagt, wir bringen die Region zu ihnen.“ Hamburg, Leipzig und Erfurt, dort überall stand das Weinsensorium schon, in Mainz trage man damit natürlich „Eulen nach Athen“, räumt Reule ein. Aber hier findet nun einmal in diesem Jahr die Wahl der Deutschen Weinkönigin statt – zu Ehren des Jubiläums 200 Jahre Rheinhessen.
13 junge Damen stellen sich zur Wahl, alle 13 haben ein Jahr lang als Gebietsweinkönigin eines der 13 deutschen Anbaugebiete vertreten. Besonders viel Routine brachte das einer ein: Sabrina Becker, der rheinhessischen Weinkönigin im Jubiläumsjahr, die Winzerin aus Spiesheim dürfte eine der Favoritinnen bei der Wahl heute sein. Die 25-jährige absolvierte ihre Winzerlehre im Weingut Karl May in Osthofen und im Ingelheimer Weingut Mett und ist außerdem gelernte Bürokauffrau – Weinköniginnen sind heute fähige, gut ausgebildete Fachfrauen.
Gehandelt werden aber auch Daniela Undeutsch aus Sachsen, Bankkauffrau mit eigenem Weinberg, oder aber Clarissa Peitz von der Nahe – die 21-Jährige ist schon gelernte Industriekauffrau, kommt aus einem Weingut in Wallhausen und absolviert gerade ein ausbildungsintegriertes Duales Studium für Marketing bei Boehringer Ingelheim. Hoffnungen machen sich auch die Rheingauerin Louisa Follrich aus Hattenheim oder die Mittelrhein-Weinkönigin Sarah Hulten: Die gebürtige Koblenzerin studiert zwar Medien und Kulturwissenschaften in Düsseldorf, im Job aber zieht es sie in die Weinwirtschaft.
Sie alle müssen heute in der Rheingoldhalle fundiertestes Weinwissen beweisen: Fragen über Maischegärung, Roséherstellung, Barriques, Orange Wine oder Steillagenarbeit – wer heute Deutsche Weinkönigin werden will, muss fundiertestes Weinwissen vorweisen können. Aber auch Auftreten, Repräsentieren, sehr gutes Englisch und gewisse Entertainment-Qualitäten sind gefragt, schließlich muss die Deutsche Weinkönigin rund 200 Termine im In- und Ausland im Dienste deutscher Weine absolvieren.
Dabei steht sie mal vor Botschaftern und mal vor Touristen, muss Chinesen und Japaner ebenso für deutsche Weine begeistern können wie Seeleute, Bierbrauer, Politiker oder Messebesucher in den USA. Sie muss von den Weinregionen berichten und die richtigen Weine zu verschiedenen Essen empfehlen können – Weinkönigin sein, das ist heute ein Top-Marketingjob. Rund um die Welt jettet die Weinmajestät dabei, „es ist eine Crashausbildung, die man tragen kann, wie eine Bachelor-Ausbildung“, sagt die scheidende 67. Deutsche Weinkönigin Josefine Schlumberger.
Als Chance wird das Amt heute begriffen – und genauso hat sich auch die Weinvermittlung verändert: Im Weinsensorium fordert uns inzwischen eine Torwand auf, statt Fußbällen unsere Köpfe in verschiedene Öffnungen zu stecken. Darin: Gerüche verschiedener Rebsorten. Riesling riecht natürlich nach Apfel und Zitrone, Silvaner nach Kräutern, Dornfelder intensiv nach Kirsche. Treffer! Im Raum nebenan kann man sich am Bildschirm durch einen Comic zu den verschiedenen Stationen der Weinherstellung klicken.
Auf dem Weg dahin macht eine Galerie des Lachens gute Laune, am Ende hängt ein Spiegel – der Besucher wird Teil der Installation und kann sein eigenes Weingesicht im Rahmen fotografieren. Aus den Kopfhörern daneben strömen Weingedichte, Johann Gottfried von Herder etwa, der „den köstlichen Wein, der vom Boden seinen Geschmack nimmt“ preist: „Saft und Farbe, so sind wir die Gewächse der Zeit.“ Die Reise in die Welt der deutschen Weine – sie kommt spielerisch-leicht daher, aber zugleich tiefgründig. Die Tüte für den „Stein für Daheim“ hängt schon bereit. Ein Glas Wein gibt’s in der Weinlounge kostenlos dazu – wer will, kann sich hier durch alle 13 Weinanbaugebiete probieren.
Info& auf Mainz&: Die Wahl der Deutschen Weinkönigin startet am Samstag ab 16.00 Uhr, auf SWR.de könnt Ihr die Vorbefragung in einem Livestream miterleben. Auf @mainzund twittern wir zudem live aus der Befragung – Mainz& sitzt nämlich in der Jury. Die Entscheidung, wer 68. Deutsche Weinkönigin wird, fällt dann am Freitag, den 30. September, in der live vom SWR-Fernsehen übertragenen Wahlgala. Mehr zur Wahl der Deutschen Weinkönigin und zu den Kandidatinnen findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel und auf www.deutscheweinkoenigin.de. Das Weinsensorium ist noch bis zum 3. Oktober in Mainz täglich von 12.00 Uhr bis 21.00 Uhr auf dem Rathausplateau zu erleben, der Eintritt ist frei. Mehr dazu hier im Internet.
Dann mal los, Mädels!