Vor einer Woche erschütterte der Brand auf dem Dach der Mainzer Rheingoldhalle die Stadt Mainz, nun wird so langsam das Ausmaß der Schäden klar: Große schwarze Löcher gähnen im Flachdach der Rheingoldhalle rund um die goldenen Spitzen, der Schaden liegt vor allem in Richtung Rheinstraße. Auf der Rheinseite ist das Flachdach noch intakt, auch der Große Saal innen sieht aus, als wäre er vom Feuer kaum berührt worden. Das Ausmaß der Schäden müssen nun Gutachter klären – Mainz& durfte gemeinsam mit anderen Journalisten das Dach erklimmen und die Schäden besichtigen.

Das aufgerissene Dach der Mainzer Rheingoldhalle eine Woche nach dem verheerenden Brand. - Foto: gik
Das aufgerissene Dach der Mainzer Rheingoldhalle eine Woche nach dem verheerenden Brand. – Foto: gik

„Wir müssen ein neues Dach bauen“, seufzt Frank Intra, Prokurist der Rheingoldhallen GmbH, „das muss neu durchkonstruiert werden.“ Wir stehen auf dem Dach der Rheingoldhalle in Mainz, vor uns gähnen schwarze Löcher in der Deckenkonstruktion. Vor genau einer Woche brannte es hier lichterloh, ein Schwelbrand war im Dach der großen Mainzer Veranstaltungshalle ausgebrochen. Nun laufen die Untersuchungen zur Schadensursache und zum Ausmaß des Desasters – und dabei findet sich auch manche Überraschung.

Am 16. Mai gegen 6.20 Uhr war der Alarm eingegangen: Rauchentwicklung im Bereich der Rheingoldhalle – dann: Feuer! Sechs Stunden kämpfte die Mainzer Feuerwehr, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen, auf dem Dach der Rheingoldhalle wird klar, warum: oberhalb der Betondecke der Halle zieht sich eine flache Deckenkonstruktion rund um die Rheingoldhalle. Unter der dichten Deckschicht zieht sich eine Holzkonstruktion lang, zwischen 20 und 80 Zentimeter hoch – sie deckt die Künstlerräume und den sogenannten Kellergang rund um den Großen Saal der Halle ab.

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An dieser Ecke des Daches brach vor einer Woche das verheerende Feuer aus und breitete sich von hier aus entlang des Flachdaches Richtung Rheinstraße aus. - Foto: gik
An dieser Ecke des Daches brach vor einer Woche das verheerende Feuer aus und breitete sich von hier aus entlang des Flachdaches Richtung Rheinstraße aus. – Foto: gik

In der Mitte des Flachdachs erheben sich die dreieckigen, markanten Spitzen der Rheingoldhalle, bedeckt mit einem goldüberzogenen Glasmosaik. Eine Stahlkonstruktion schützte diesen Teil des Daches vor dem Feuer, dich an einigen Stellen sind ein paar Glassplitter abgeplatzt, das Goldmosaik ist beschädigt, wenn auch die Flächen klein sind. „Wir müssen jetzt erst einmal Urheberrechtsfragen klären“, sagt Intra – irgendjemand habe ja schließlich das künstlerische Urheberrecht an dieser Gestaltung.

Unterhalb der goldenen Spitzen fanden die Bauherren eine echte Überraschung: Eine Fensterfront aus Glasbausteinen, die sich entlang der gesamten Breite des Hallendaches zieht – und zwar auf beiden Seiten. Die Glasbausteine seien stets mit einem schwarzen Stoff abgedeckt gewesen, „die hat gar keiner gekannt“, berichtet Bürgermeister Günter Beck (Grüne).

Die goldenen Spitzen der Rheingoldhalle, Markenzeichen der Konstruktion, sind weitgehend unversehrt, darunter entdeckte man nun eine durchgehende Linie von Fenstern aus Glasbausteinen. - Foto: gik
Die goldenen Spitzen der Rheingoldhalle, Markenzeichen der Konstruktion, sind weitgehend unversehrt, darunter entdeckte man nun eine durchgehende Linie von Fenstern aus Glasbausteinen. – Foto: gik

Geschehen ist den Glasbausteinen beim Feuer nichts, auch das Innere des Großen Saals sieht auf den ersten Blick weitgehend unversehrt aus. In den Kellnergängen stand Löschwasser, nun muss geprüft werden, inwieweit das in die Mauern zog. Auch der Löschschaum ist ein Problem: 7.000 Tonnen verspritzte die Feuerwehr auf dem Dach, um den Brand zu ersticken, was auch gelang. Nun aber muss geprüft werden, welche Chemikalienrückstände Mauern und Decken kontaminiert haben – viele Fragen sind noch offen. Der Große Saal besteht derzeit aus einem riesigen Gerüst, wie der Boden darunter aussieht, konnte auch noch nicht geklärt werden.

Bauherr Frank Intra, Prokurist der Rheingoldhallen GmbH auf der unversehrten Seite des Daches der Mainzer Rheingoldhalle, im Hintergrund das Hilton Hotel. - Foto: gik
Da kann er schon wieder lachen: Bauherr Frank Intra, Prokurist der Rheingoldhallen GmbH auf der unversehrten Seite des Daches der Mainzer Rheingoldhalle, im Hintergrund das Hilton Hotel. – Foto: gik

Das Feuer brach an der nordöstlichen Ecke des Flachdachs aus, das Hilton-Hotel ist hier ganz nah, ein Treppenaufgang ist völlig ausgebrannt. Die Polizei vermutet bislang Bauarbeiten als Brandursache, eine Mauerfuge spielte dabei eine Rolle – der genau Ablauf ist noch unklar. Das wichtigste sei nun erst einmal, das Dach abzudichten, „damit wir das Wetter draußen halten“, sagt Bauherr Intra. Das Dach müsse jetzt komplett neu geplant werden, eine neue Konstruktion ausgeschrieben und in Auftrag gegeben werden – wie lange das dauern wird, kann Intra nicht sagen. Mit den Gutachten rechne er nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli.

Auch der Denkmalschutz muss berücksichtigt werden, die Rheingoldhalle steht gemeinsam mit dem Rathaus und dem Hilton unter Ensembleschutz. „Die goldenen Dachspitzen müsste man eigentlich viel besser heraus streichen“, sinniert Intra, „das ist ja ein Zeitzeugnis, das kommt derzeit viel zu wenig zur Geltung.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Brand der Rheingoldhalle könnt Ihr hier bei Mainz& noch einmal nachlesen. Mehr zur Brandursache haben wir hier berichtet.

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