Vor fast genau einem Jahr ging Deutschland das erste Mal in den Lockdown, das erste Mal schlossen die Schulen – und Deutschland stellte fest, wie schlecht die Schulen in Sachen digitale Bildung aufgestellt waren. Ein Jahr danach stellte nun der Mainzer Schuldezernent Eckard Lensch (SPD) seine Bilanz in Sachen Internetanschlüsse und digitale Endgeräte vor, das Fazit: Rund 2000 iPads oder Laptops wurden seither für Mainzer Schüler beschafft, 6.900 weitere solle4n bis zum Herbst kommen – bei rund 15.200 Mainzer Schülern. Bis zum nächsten Schuljahr sollen zudem alle Schulen ans Breitbandnetz angeschlossen werden und Wlan-Anschlüsse bekommen – die CDU-Opposition hatte das schon im Februar-Stadtrat als viel zu spät kritisiert.

Der Mainzer Schuldezernent Eckard Lensch (SPD, rechts) im Sommer 2020 mit neuen iPads für Mainzer Schüler. - Foto: Stadt Mainz
Der Mainzer Schuldezernent Eckard Lensch (SPD, rechts) im Sommer 2020 mit neuen iPads für Mainzer Schüler. – Foto: Stadt Mainz

Gut 2.100 digitale Endgeräte wurden seit dem Sommer 2020 für Mainzer Schüler beschafft und ausgeliefert, sagte Schuldezernent Lensch am Dienstag auf einer Pressekonferenz kurz vor einer Sitzung des Schulträgerausschusses, 722 Geräte seien zuletzt gerade ausgegeben worden, Tablets der Marke iPads. Es gebe weiter „Engpässe bei der Lieferung, das überrascht uns nicht“, sagte Lensch, im neuen Schuljahr 2021/2022 wolle die Stadt aber rund 6.900 Endgeräte verteilt und ausgeliefert haben.

Basis der digitalen Offensive sind die verschiedenen Digitalpakts der Bundesregierung, der Stadt Mainz stehen für ihre 40 Schulen aus den verschiedenen Programmen insgesamt rund elf Millionen Euro zur Verfügung, davon zehn Millionen Euro an Fördermitteln, eine Million Euro muss die Stadt selbst beisteuern. Rund 1,2 Millionen Euro stehen dabei für digitale Endgeräte zur Verfügung, das meiste kommt vom Bund. Mainz selbst hatte ab dem 3. Quartal 2020 mit Mitteln aus dem eigenen Hilfsprogramm „Mainz hilft“ rund 600 iPads für Kinder aus benachteiligten Familien angeschafft und rund weitere 600 Geräte aus dem Nachtragshaushalt finanziert.

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230 Laptops hat die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) bereits mit ihrer eignen Initiative Schülern zukommen lassen. - Foto: Rößner
230 Laptops hat die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) bereits mit ihrer eignen Initiative Schülern zukommen lassen. – Foto: Rößner

Doch der tatsächliche Bedarf ist weiter viel höher: 230 digitale Endgeräte, zumeist Laptops aus Spenden von Firmen oder Privatpersonen, hat die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) seit März 2020 bereits vermittelt. „Der Bedarf reißt nicht ab“, sagte Rößner nun gegenüber Mainz&. Rößner hatte ihre Initiative „Gleiche Chancen beim Homeschooling“ aufgrund der Erfahrungen im ersten Corona-Lockdown gegründet, weil viele Jugendliche gar nicht über die nötige Ausstattung mit Laptops verfügten, um den digitalen Unterricht folgen zu können.

Aktuell lägen schon wieder Anfragen für gut 180 weitere Geräte vor, sagte Rößner nun, immer wieder kämen Hilfsgesuche von einzelnen Familien, aber auch von ganzen Gruppen: „Wir haben aktuell von den Maltesern eine Anfrage über 130 Laptops für Flüchtlingskinder und junge Erwachsene aus dem Raum Mainz–Ingelheim“, berichtete Rößner weiter – in den Flüchtlingsunterkünften ist der Bedarf besonders hoch.

Dazu kommt ein weiteres Problem: „Der Bedarf ist da, und er ist nicht langfristig gedeckt“, kritisierte Rößner. Ein großes Problem sei nämlich, dass die Stadt und das Land die Geräte nur leihweise herausgäben. Das Ergebnis: Aktuell suche eine Integrierte Gesamtschule in Mainz händeringend 50 Geräte für ihre Abschlussklassen. Der Grund: Die Schüler müssten ihre iPads jetzt wieder abgeben, doch damit stünden die Schüler wieder ohne alles da – „Bewerbungsschreiben verfassen ist dann nicht mehr“, sagte Rößner.

Forderte schon im Sommer 2020 ein Laptop für jeden Schüler: CDU-Generalsekretär Gerd Schreiner. - Foto: gik
Forderte schon im Sommer 2020 ein Laptop für jeden Schüler: CDU-Generalsekretär Gerd Schreiner. – Foto: gik

Auch der CDU-Opposition reichen die Aktivitäten der Stadt nicht aus, Mitte Januar hatte sie gefordert, eine Taskforce für die digitale Ausstattung der Mainzer Schulen einzurichten – vergeblich. CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig kritisierte, Lensch als Dezernent habe viel zu spät reagiert, den Schülern sei schließlich „nicht geholfen, wenn sie die digitalen Endgeräte erst nach der Corona-Krise bekommen.“ Die CDU hatte bereits im September im Stadtrat nach der aktuellen Ausstattung der Schulen sowie nach Laptops oder Tablets für Schüler gefragt, CDU-Generalsekretär und Stadtrat Gerd Schreiner fordert, jeder Schüler der mehr als 15.000 Mainzer Schüler brauche ein eigenes Gerät, alle Schulen müssten ans Breitbandnetz angeschlossen und mit Wlan ausgestattet werden.

Lensch räumte ein, es gebe da noch eine „größere Lücke“ bei der Ausstattung mit digitalen Endgeräten, die Landesregierung habe aber ja im Landtagswahlkampf angekündigt, alle Schüler mit einem digitalen Endgerät ausstatten zu wollen. Von den rund 40 Mainzer Schulen seien inzwischen 30 ans Breitband-Internet angeschlossen, zehn fehlten noch. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die zehn bis zum nächsten Schuljahr angeschlossen bekommen“, sagte Lensch weiter.

Laptop, Wlan, Breitband-Internet - die Ausstattung der Mainzer Schulen hinkt weiter hinterher. - Foto: gik
Laptop, Wlan, Breitband-Internet – die Ausstattung der Mainzer Schulen hinkt weiter hinterher. – Foto: gik

Bei der Wlan-Ausstattung sei nun in den Schulen die Bestandsaufnahme abgeschlossen, „wir wissen, welche Räume wie bestückt werden müssen“, sagte der Dezernent weiter. Die Stadt habe nun einen externen Dienstleister mit der Umsetzung beauftragt. „Wir rechnen damit, dass ein flächendeckendes Wlan bis zum kommenden Schuljahr möglich ist“, sagte Lensch. Das werde vielleicht „nicht in jedem Winkel jeder Schule“ der Fall sein, aber die wichtigsten Räume sollten dabei abgedeckt werden.

Im Stadtrat Anfang Februar hatte Lensch die schleppende Digitalisierung noch damit verteidigt, dass die Corona-Pandemie eben auf eine Lage getroffen sie, in der „die Diskussion über das Ausmaß der Digitalisierung an Schulen noch nicht abgeschlossen war.“ Damals sei noch diskutiert worden, ob die Ausstattung der Schulen komplett mit Geräten sinnvoll sei, sagte Lensch. Inzwischen sei doch viel passiert, argumentierte auch der Grünen-Koalitionspartner: „Die Stadt hat erledigt, was zu erledigt werden muss, wenn man von dem Rückstand im März ausgeht, die Schulen tun, was sie können, und die Stadt auch“, sagte Franziska Conrad im Stadtrat für die Grünen.

„Die Lage ein Jahr nach Beginn der Pandemie ist beschämend“, kritisierte Schönig hingegen in der Debatte: „Von Dringlichkeit und Eile hat die Schulverwaltung offenbar nichts mitbekommen.“ Lensch habe „erkennbar nicht die Brisanz erkannt“, notfalls hätte dann eben Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) für eine schnellere Umsetzung sorgen müssen, kritisierte Schönig. „Die Leidtragenden sind die Schüler, die Lehrer, aber auch die Eltern, die hilflos mit ansehen müssen, wie Möglichkeiten leichtfertig verspeilt werden“, fügte er hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Lage der digitalen Ausstattung an den Mainzer Schulen sowie zur Forderung der CDU für eine digitalen Taskforce lest Ihr hier bei Mainz&.

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