Die gesperrte Rampe an der A643 bei Mainz-Mombach sorgt für erheblichen Ärger – nun wen den sich der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und der Mainz-Binger Landrat Thomas Barth gemeinsam an Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP). Die Sperrung sei eine erhebliche Belastung, die Vollsperrung nicht nachvollziehbar – die Ministerin müsse eingreifen. Hintergrund der Sperrung: Die völlig marode Vorlandbrücke. Einen Neubau hatte indes bisher erfolgreich Umweltschutzverbände und das Bündnis „Nix in den Mainzer Sand setzen“ verhindert.

Anfang Oktober hatte die Autobahn West GmbH des Bundes die Abfahrtsrampe an der A643 bei Mainz-Mombach für den Verkehr komplett gesperrt, nachdem Lkws das Befahrungsverbot wiederholt missachtet hatten. Bei einer Bauwerkprüfung war offenbar noch einmal aufgefallen wie beschädigt die Brückenkonstruktion ist, auf der die Abfahrtsrampe aus Richtung Wiesbaden liegt – die Rampe wurde ab dem 8. Oktober 2025 „bis auf Weiteres zum Schutze der Bestandsbrücke und zur Gefahrenabwehr für den gesamten Verkehr gesperrt“, wie die Autobahn GmbH mitteilte.
Eigentlich galt auf der Rampe bereits seit April 2025 eine Lastbeschränkung für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen, doch daran hielten sich offenbar viele nicht: Nach einer Vielzahl von Verstößen sperrte die Autobahn GmbH die Rampe komplett. Seither ist das Entsetzen groß, für Pendler haben sich die Fahrtzeiten erheblich verlängert, weil sie nun einen Umweg über die Ausfahrt Gonsenheim nehmen müssen, um dort zu wenden und dann wieder Richtung Mombach zu fahren. Bei Wirtschaftsunternehmen wiederum sorgen die längeren Fahrzeiten der Lkws aus dem Gewerbegebiet bei Mombach und aus dem Mainzer Binnenhafen für Ärger.
Appell von Haase und Barth: teilweise Nutzung wiederherstellen
Nun schalten sich der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und der neue Landrat des Kreises Mainz-Bingen, Thomas Barth (CDU) in die Debatte ein: Gemeinsam appellieren die beiden Politiker nun an die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) in Sachen Rampe einzugreifen. Die Verkehrssituation auf der A643 sei „untragbar“, die Einschränkungen für Pendler „erheblich“, die Umleitungsstrecken hochgradig belastet, schreiben die beiden Politiker in einem gemeinsamen Brief an Schmitt.

Zwar seien die Hintergründe einer eingeschränkten Nutzung des Bauwerkes völlig klar und auch nachvollziehbar, meinen Haase und Barth. Das gelte jedoch nicht für die Vollsperrung „in dieser Form als letztes Mittel“, schimpfen sie: „Es kann nicht sein, dass alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer unter der Missachtung einiger LKW-Fahrerinnen und LKW-Fahrer leiden müssen, die sich nicht an die Verkehrsregeln gehalten haben.“ Die Möglichkeiten von Fahrzeugdifferenzierungen im laufenden Verkehr und die Umlenkung des Schwerlastverkehrs müsse unbedingt erneut untersucht und überprüft werden.
„Wir bitten Sie daher eindringlich, gemeinsam mit den beteiligten Akteuren auf Bundesebene möglichst schnell eine teilweise Nutzung der Brücke und ihrer Anschlussstellen wieder sicherzustellen“, schreiben Haase und Barth. Eine Vollsperrung bis zur Fertigstellung einer neu gebauten Abfahrtsrampe sei „nicht vermittelbar.“ Doch genau hier liegt das Problem: Der Neubau der Vorlandbrücke der A643 in Verlängerung der neuen Schiersteiner Brücke wird seit Jahren von der Mainzer Politik blockiert.
Vorlandbrücke marode, Neubau von Mainzer Bündnis blockiert
Spätestens seit dem „Brückengau“ von 2015, als ein Teil der Vorlandbrücke bei Bauarbeiten an einem Brückenpfeiler absackte und ein wochenlanges Stauchaos im ganzen westlichen Rhein-Mainz-Gebiet auslöste, war klar: Der Neubau der Vorlandbrücke ist ausgesprochen dringend. Passiert ist indes: nichts. Das Planfeststellungsverfahren hängt seit Jahren in der Schwebe, weil sich Bund und Land Rheinland-Pfalz über die Frage streiten, wie breit der Ausbau werden darf. Im Sommer dann verkündigte die EU-Kommission auch noch ein Nein zu den jetzigen Plänen eines sechsspurigen Ausbaus, seither werden bei der Autobahn GmbH die Pläne überarbeitet.

Der Grund für die jahrelange Ausbau-Verzögerung: In Mainz kämpft seit Jahren ein breites Bündnis gegen den vom Bund gewollten sechsspurigen Ausbau und für den Schutz des Naturschutzgebietes „Mainzer Sand“, erst kürzlich forderte das Bündnis erneut, auf einen Ausbau ganz zu verzichten. Zu dem Bündnis gehören nicht nur Umweltverbände, sondern auch die Mainzer Regierungsparteien SPD und Grüne, der frühere Mainzer Oberbürgermeister und Innenminister Michael Ebling (SPD) schrieb gar im Februar 2022 einen Brandbrief an den Bund mit der Bitte, den Ausbau zu überdenken. In Mainz wollte man eine 4+2-Lösung, die der Bund aber für nicht umsetzbar und sinnvoll hält.
Der Protest aus Mainz verhinderte jahrelang erfolgreich einen schnellen Ausbau der Autobahnstrecke – und damit auch den Neubau der Vorlandbrücke auf Mainzer Seite. Volker Wissing (FDP) versprach einst als Verkehrsminister in Mainz, den Ausbau schnellstmöglich voran zu bringen – auch er wurde durch die Koalitionspartner SPD und Grüne ausgebremst. Seine Nachfolgerin Daniela Schmitt (FDP) brachte das Projekt ebenso wenig voran, im Sommer beklagte sie dann öffentlichkeitswirksam „die Blockadepolitik der EU“ – doch ihr eigenes Haus hat bis heute keinen fertigen Planfeststellungsbeschluss vorgelegt.
Rampensperrung bis zum Neubau der Vorlandbrücke?
Als der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) jüngst verschiedene Verkehrsprojekte wegen unklarer Finanzierung kurzzeitig auf Eis legen musste, und Ministerin Schmitt schimpfte, Projekte wie der Ausbau der A643 seien „unverzichtbar“, hieß es aus dem Bundesverkehrsministerium lapidar: Man könne keine Gelder bereit stellen für Planungen, die nicht fertig seien – das Problem liege in Mainz. Dort kontert man, solange man nicht wisse, ob die Vorgabe sechs Spuren oder doch 4+2 laute, könne man nicht planen.
Seither war von Schmitt zu dem Thema A643 nichts mehr zu hören, ob die Ministerin in Sachen Rampenfreigabe viel bewirken kann, ist ohnehin fraglich: Die Sperrung der Abfahrtsrampe müsse sein, „um die Tragfähigkeit der Vorlandbrücke Mombach sicherzustellen“, betonte die Autobahn GmbH – und bezogen sich damit auf die gesamte Vorlandbrücke. Die Sperrung werde deshalb „bis zum geplanten Ersatzneubau der Bauwerke“ bestehen bleiben müssen.
Info& auf Mainz&: Mehr zu der Sperrung der Rampe der A643 bei Mainz-Mombach lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zu dem Nein der EU, und warum das kein Ausbaustopp ist, findet Ihr hier.






