Die Corona-Infektionszahlen explodieren weiter, das Gesundheitsamt meldete am Freitag 46 Neuinfektionen allein in Mainz und noch einmal 28 im Landkreis Mainz-Bingen. Damit befindet sich Mainz nun im tiefroten Bereich und überschritt die Schwelle von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und liegt jetzt bei 106 Fällen bei der 7-Tages-Inzidenz. Auch der Landkreis Mainz-Bingen rutschte nun in den roten Alarmbereich. Angesichts dessen führt die Landespolizei am Samstag einen Kontrolltag in Sachen Maskenpflicht durch, Schwerpunkt ist unter anderem Mainz. Bei Kontrollen am Donnerstag wurden in der Gastronomie bereits erhebliche Verstöße festgestellt. Und die Mainzer Uniklinik führt erneut ein strenges Besuchsverbot ein – schon ab dem heutigen Samstag.

Die Polizei führt am Samstag in Mainz einen Kontrolltag in Sachen Maskengebot durch, hier bei einer Corona-Leugner-Demo. - Foto: gik
Die Polizei führt am Samstag in Mainz einen Kontrolltag in Sachen Maskengebot durch, hier bei einer Corona-Leugner-Demo. – Foto: gik

Die zweite Welle der Corona-Pandemie rollt mit Macht, doch offenbar haben noch immer nicht alle den Ernst der Lage verstanden: Bei einem Kontrollabend in Mainz Gaststätten am Donnerstagabend schloss die Mainzer Polizei eine Gaststätte wegen erheblicher Verstöße mit sofortiger Wirkung für den laufenden Abend gleich ganz. In einer Gaststätte war von von insgesamt 14 anwesenden Gästen lediglich ein Gast mit Kontaktdaten erfasst worden, in einer anderen Gaststätte überhaupt keiner der anwesenden Gäste. Die Polizei hatte in der Zeit von 20.00 Uhr bis 00.00 Uhr insgesamt 12 Gaststätten, Shisha-Bars und Kioske in Mainz kontrolliert.

„Der Großteil der Bürger hält sich an die gültigen Vorschriften, aber es ist noch nicht bei allen angekommen, dass wir den aktuell stark ansteigenden Zahlen nur gesamtgesellschaftlich wirksam begegnen können“, mahnte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag noch einmal. Die Polizei werde nun vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung Verstöße konsequent sanktionieren, kündigte der Innenminister an. Man wolle aber auch die Bevölkerung noch stärker sensibilisieren, deshalb sind für den heutigen Samstag umfangreiche Kontrollmaßnahmen geplant dabei werden auch die Bundespolizei sowie die Bereitschafts- und Wasserschutzpolizei unterstützen.

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Auch die Mainzer Gaststätten werden in Sachen Maskenpflicht und Kontaktdatenerfassung verstärkt kontrolliert, hier eine Pizzeria beim Besuch von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). - Foto: gik
Auch die Mainzer Gaststätten werden in Sachen Maskenpflicht und Kontaktdatenerfassung verstärkt kontrolliert, hier eine Pizzeria beim Besuch von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). – Foto: gik

Schwerpunkte sind die Corona-Hotspots Mainz, Trier, Kaiserslautern und Prüm, örtliche Schwerpunkte werden neben öffentlichen Plätzen auch Spielhallen und gastronomische Betriebe sein, kündigte das Innenministerium an. Erst am 30. September hatte die Stadt Mainz einen eigenen Kontrolltag durchgeführt und dabei an einem einzigen Tag 31 Verwarnungsgelder in Höhe von 50,- Euro wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht erhoben und 14 Bußgeldverfahren gegen Gastronomiebetriebe eingeleitet, weil die Kontaktdatenerfassung fehlerhaft war oder sogar ganz fehlte.

Derweil weisen die Wiesbadener ESWE-Verkehrsbetriebe darauf hin, dass mit der neuen Landesverordnung nun eine Maskenpflicht generell nicht nur in Bussen und Bahnen gilt, sondern auch auf Bahnhöfen und flächendeckend an Bushaltestellen. Übrigens gilt das auch in Mainz: Ein Sprecher der Mainzer Mobilität bestätigte auf Mainz&-Anfrage, auch in Mainz gelte Maskenpflicht an Bushaltestellen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag den zweiten Tag in Folge Neuinfektionen über 11.000 Fälle an einem einzigen Tag. Die Zahl der Verstorben in Folge einer Covid-19-Erkrankung stieg inzwischen auf 9.978 Menschen – damit sind nahezu 10.000 Menschen in Deutschland an der Pandemie verstorben.

Für die Mainzer Uniklinik gilt nun wieder ein strenges Besuchsverbot. - Foto: Universitätsmedizin
Für die Mainzer Uniklinik gilt nun wieder ein strenges Besuchsverbot. – Foto: Universitätsmedizin

Angesichts dieser Entwicklung erneuern die Kliniken in Mainz die Versuchsverbote vom Frühjahr: Bereits ab diesem Samstag, den 24. Oktober gilt deshalb erneut ein strenges Besuchsverbot in der Mainzer Uniklinik, Ausnahmen gibt es nur in drei Fällen: Eltern dürfen ihre minderjährigen Kinder besuchen, Partner bei der Geburt anwesend sein und Mutter und Kind nach der Geburt besuchen. Außerdem ist eine Sterbebegleitung und der Besuch von Palliativpatienten erlaubt.

Für alle Fälle sei eine schriftliche Einwilligung der behandelnden Ärzte erforderlich, sie würden entscheiden, ob gemäß der Corona-Verordnung des Landes Rheinland-Pfalz eine medizinische Notwendigkeit bestehe oder sonstige unabdingbare Gründe vorlägen, die einen Besuch rechtfertigen könnten, teilte die Uniklinik weiter mit. Ambulante und stationäre Patienten, notwendige Begleitpersonen sowie alle weiteren Besucher müssen einen ausgefüllten Fragebogen mit Angaben zur Person und zum Gesundheitszustand vorzeigen, um das Gelände betreten zu können. Das Formular könne über die Internetseite der Universitätsmedizin Mainz ausgefüllt und ausgedruckt werden.

Berichten zufolge hatte das zuletzt eher mäßig geklappt: Mainz& liegen gleich mehrere Augenzeugenberichte vor, nach denen Besucher noch in den vergangenen Tagen ungehindert in Kliniken auf dem Gelände hineinspazieren konnten – Kontrollen fanden nicht statt, Besucherdaten wurden ebenfalls nicht erfasst. Die Uniklinik zeigte sich auf Nachfrage erstaunt: Davon wisse man nichts, die Kontrollen würden nun aber verstärkt.

Die Kliniken rüsten sich nun wieder für eine steigende Zahl von Covid-19-Patienten. - Foto: Universitätsmedizin
Die Kliniken rüsten sich nun wieder für eine steigende Zahl von Covid-19-Patienten. – Foto: Universitätsmedizin

Die Mainzer Uniklinik strich parallel zum Besuchsverbot sämtliche Dienstreisen für seine Mitarbeiter und erließ ein Dienstreiseverbot für die Beschäftigten der Universitätsmedizin – das Klinikum rüstet sich für eine neue Welle von Corona-Patienten auf seiner Intensivstation. Wie viele Covid-19-Patienten man dort derzeit versorgen muss, teilte die Klinik leider nicht mit. Im Übrigen sei das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken auf dem gesamten Gelände zwingend erforderlich, heiß es weiter, Ausnahmen gebe es nicht. Das Tragen von Gesichtsschirmen, wie es bisweilen in Cafés praktiziert werde, ersetze nicht das Tragen einer Maske und sei nicht erlaubt. Die Gesichtsvisiere lassen einen großen Abstand zwischen Schutzschirm und Nase und Mund, ausgestoßene Aerosole werden so in keiner Weise zurückgehalten.

Der Universitätsmedizin Mainz sei bewusst, dass gerade die strengen Besuchsregelungen „allen Beteiligten einiges abverlangt“, sagte Uniklinikchef Norbert Pfeiffer. Die Maßnahmen seien aber zur Eindämmung der Pandemie zwingend notwendig: „Wir stellen uns damit unserer medizinischen und gesellschaftlichen Verantwortung.“ Die Maßnahmen hätten sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich für den Infektionsschutz von Patienten und Mitarbeitenden erwiesen.

Die zweite Welle der Corona-Pandemie scheint derweil viele zu überraschen – dabei hatten Virologen bereits im April gewarnt, es drohe im Herbst eine zweite Infektionswelle – und die werde deutlich schlimmer ausfallen. „Ich befürchte, dass viele das Virus jetzt nicht mehr so ernst nehmen und wieder mehr Kontakte treffen“, sagte die Virologin  Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Institut im April in einem Spiegel-Interview. Werde das Coronavirus und seine Ansteckungsgefahr auf die „leichte Schulter“ genommen, drohe eine zweite Infektionswelle – und die werde dann nicht mehr nur lokal begrenzt sein, weil nun viel mehr Menschen in Deutschland infiziert seien. Die Warnungen vom April (!!) könnt Ihr hier auf Mainz& noch einmal nachlesen.

Info& auf Mainz&: Informationen zum Besuchsverbot in der Mainzer Uniklinik sowie den Datenerfassungsbogen findet Ihr hier im Internet. Offenbar verhängten auch weitere Mainzer Kliniken Besuchsverbote, das müsst Ihr aber bitte selbst nachsehen – uns wurden diese Informationen bisher nicht mitgeteilt.

 

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