Neuer Ärger für die Zollhafen Mainz GmbH: Der Binnenschiffer Otto Klinkenberg klagt jetzt gegen die stadtnahe Gesellschaft auf Erhalt der Liegeplätze vor der Nordmole des Mainzer Zollhafens. „Wir fordern die Zollhafen GmbH auf, die Plätze zu erhalten, bis die Frage der Liegeplätze an der Südmole geklärt ist“, sagte Ehefrau Iris Klinkenberg am Montag der Internetzeitung Mainz&. Der Hintergrund: Die Zollhafen GmbH will in Kürze mit der Umgestaltung der Nordmole beginnen, hier soll ein Freizeitgelände entstehen, die derzeitige Kaimauer dafür stark abgesenkt werden. Genau aus diesem Grund sollten die Liegeplätze für die Binnenschiffer vor die Südmole verlagert werden.
Gegen die drei bis vier Schiffsliegeplätze vor der Mainzer Südmole samt angrenzendem Autoabsetzplatz gibt es erheblichen Widerstand der Anwohner des neuen Wohngebiets Mainzer Zollhafen, aber auch von alteingesessenen Neustadtbewohnern. Kommenden Freitag trifft sich erstmals ein Runder Tisch auf Einladung der CDU-Bundestagsabgeordneten Ursula Groden-Kranich. An dem Tisch sollen sich nach Mainz&-Informationen Vertreter der planenden Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) Bingen, des Bundesverkehrsministeriums, der Stadt Mainz sowie der Bürgerinitiative Neustadtufer treffen.
„Vertreter der Binnenschifffahrt wurden nicht eingeladen“, kritisierte Klinkenberg, die auch 1. Vorsitzende des Berufsverbands Europäische Vereinigung der Binnenschiffer ist. Der Wegfall der Liegeplätze vor dem Mainzer Zollhäfen wäre ein großes Problem, betonte Klinkenberg im Gespräch mit Mainz&: „Von Bingen bis Mannheim gibt es dann keine Möglichkeit mehr zum Landgang.“ Die Liegeplätze für Binnenschiffer vor der Südmole des Mainzer Zollhafens haben eine lange Tradition. Mit dem Neubau der Wohngebäude auf der Mole wurden die Liegeplätze erst einmal geschlossen, als Ersatz dafür dient seither die Nordmole des ehemaligen Hafenareals.
Vor der alten Kaimauer der Nordmole sind derzeit etwa zehn Dalben ins Wasser eingelassen, an diesen Pfählen können Binnenschiffer festmachen, um zu schlafen und an Land zu gehen. „Wir sind Binnenschiffer und keine Flussnomaden“, betonte Klinkenberg: „Wir wollen und müssen Besorgungen erledigen, Ärzte aufsuchen, Personal wechseln, unsere Familien und Spezialisten an Bord nehmen.“ Ein soziales Leben müsse auch für die Binnenschifffahrt möglich sein, das gehe nur mit Liegeplätzen. An der Nordmole können die Binnenschiffer sogar ihre Autos mit dem bordeigenen Kran an Land heben, solche Möglichkeiten seien sehr wichtig, um Besorgungen machen zu können.
Tatsache ist: Genau solche Liegeplätze sind in den vergangenen Jahren immer mehr weggefallen. In Ludwigshafen, Speyer und Köln wurden Anlegeplätze gestrichen, oft weil die Städte schicke Wohngebiete ans Wasser setzten. In Bingen fielen die Liegeplätze vor zehn Jahren der Umgestaltung des Rheinufers für die Landesgartenschau zum Opfer, seit 2018 gibt es dort nun wieder feste Liegeplätze samt einer Autoabsetzanlage. Die WSV Bingen plant deshalb verstärkt neue Liegeplätze entlang der Rheinschiene, das Ziel: Im Abstand von etwa 35 Kilometern Liegeplätze für Binnenschiffer anzubieten. Geplant sind dabei auch Liegeplätze entlang der Außenmauer des Schiersteiner Hafens sowie unter der Schiersteiner Brücke – letztere können erst nach Abschluss der Bauarbeiten für die neue Brücke realisiert werden.
„Wir Binnenschiffer haben ein Nutzungsrecht der Liegestellen“, betonte Klinkenberg: „Werden diese ersatzlos entfernt oder unbrauchbar gemacht, kommt dies einem Berufsverbot durchaus nah.“ Rund zehn Stunden betrage die Fahrt rheinaufwärts von Bingen nach Mannheim, die Rheinschifffahrtspersonalverordnung erlaube aber eine maximale Fahrzeit pro Tag von 14 Stunden. Trotzdem sollten schon jetzt die Liegeplätze an der Nordmole zurückgebaut, „ohne Ersatz ist dies ein Unding“, betonte Klinkenberg. Zwar sei mit der Südmole Ersatz zugesichert –, doch bis die Plätze dort realisiert werden könnten, „können Jahre ins Land gehen.“ Im Planfeststellungsverfahren zu den Liegeplätzen lägen bereits mehrere hundert Widersprüche einer Bürgerinitiative vor, bis die abgearbeitet seien, könnten keine Plätze neu gebaut werden. „Dennoch will die Zollhafen Mainz GmbH die bewährten Liegeplätze schon einmal demontieren“, kritisierte Klinkenberg.
Genau dagegen habe nun ihr Mann, der Schifffahrtsunternehmer Otto Klinkenberg, Klage beim Landgericht Mainz eingereicht mit der Forderung, „die Binnenschifffahrt nicht zu behindern.“ Unterstützt wird Klinkenberg auch durch die die niederländische Binnenschiffervereinigung „Koninklijke BLN Schuttevaer“, deren Vorsitzender Erik Schultz sagte: „Der Ausgang dieses Verfahrens wird richtungsweise sein für ähnliche Verfahren und hat Auswirkungen für die gesamte Europäische Binnenschifffahrt.“
Man habe übrigens erst einmal versucht, mit der Zollhafen GmbH zu einer gemeinsamen Einigung zu kommen, sagte Iris Klinkenberg noch: „Das ist jetzt unser zweiter Versuch, wir haben bereits im November 2018 die Zollhafen GmbH aufgefordert, die Plätze zu erhalten.“ Genützt habe es nichts, deshalb reiche man nun Klage ein. „Zur Not“, sagte Klinkenberg noch“, „müsste die Stadt Mainz da eingreifen.“
Info& auf Mainz&: Mehr zur Not der Binnenschiffer in Sachen feste Liegeplätze lest Ihr hier auf Mainz&, was die WSV an Liegeplätzen vor dem Mainzer Zollhafen plant, haben wir hier genau erklärt. Mehr zum Runden Tisch Zollhafen lest Ihr hier bei Mainz&.